Katja Srajek ist Mitglied der Geschäftsführung von Dimension Data Germany und unterstützt als General Manager People & Culture, ppa. Frauen, die sich eine Karriere im Top-Management vorgenommen haben, mit Rat und Tat. Im Interview zu unserem Blogschwerpunkt Frauen in der IT spricht sie über weiblichen Einfluss im Unternehmen, unnatürliches Führungsverhalten von Frauen und übertriebenes Understatement.
Mehr dazu bei der Diskussion „Digitale Heldinnen“ beim Confare Be CIO SUMMIT am 18. Oktober 2018 in Frankfurt am Main.
In Technologieberufen, bei Startups und in den Führungsetagen erhöht sich der Anteil an Frauen Studien zu Folge sehr langsam. Woran liegt das?
Aus meiner persönlichen Sicht spielt es keine Rolle, über welche Jobs und Branchen wir uns unterhalten – die Frauen an der Spitze sind weiterhin rar. Und solange Frauen in Diskussionen ihre Köpfe weiterhin in Schräglage bringen und mit den Augen klimpern, wird es auch so bleiben. Ich glaube, dass immer noch zu viele Frauen nicht verstehen, dass die Welten in den entscheidenden Führungspositionen anders funktionieren. Das ist das eine, das andere ist, dass es natürlich immer noch Gruppierungen von Männern gibt die erfolgreich verhindern, dass Frauen vorankommen und wenn es nicht zu umgehen ist (politischer Druck), geht es um eher politisch unbedeutende Positionen maximal bis auf die Ebene des “Vorstands Kommunikation“ (wenn überhaupt). Komischer Weise werden Frauen dann oft aus dubiosen Gründen vorzeitig aus solchen Positionen wieder ‚entfernt‘ ( SAP, POST). Ich selber habe in solchen „Männergruppen“ als einzige Frau gearbeitet. Es war durchaus schwierig, subtil. Ich glaube, dass eine solche Erfahrung Frauen auch davon abhalten kann, weiterzumachen und selbstbewusst ihren Weg zu gehen.
Was macht den Unterschied weiblicher und männlicher Karrierewege aus? Wo hat man es leichter oder schwerer?
Ich glaube, dass Frauen immer noch härter arbeiten müssen als Männer um an die Spitze zu kommen. Das liegt aber auch an den Frauen selber, die emsig dabei sind ihre Wissenslücken zu beschreiben und dabei „vergessen“ ihre (sicher vorhandenen) Stärken zu kommunizieren bzw. aktiv mit Leben zu füllen. Männer gehen damit viel offensiver vor und sind dennoch oder gerade deshalb erfolgreich. Sie „blistern“. Früher hätte ich vielleicht Branchen beschrieben in denen Frauen vermeintlich besser vorankommen oder auch nicht – heute würde ich daran nicht mehr glauben.
Welche Unterschiede sehen Sie zwischen weiblicher und männlicher Führung?
Ich glaube, dass die Führung von Frauen oft unnatürlicher ist. Sie versuchen tough zu sein, sie versuchen männlich zu sein. Das geht in der Regel schief. Ich würde Frauen heute raten, „sei du selbst“ und versuche nicht jedermanns Darling zu sein (typisch Frau, glaube ich), dann klappt es auch mit der exzellenten Führung! Männer folgen mehr ihrer Intuition und liegen damit oft richtig. Das scheint sie lässiger zu machen. Das ihnen dabei auch viel entgeht, wissen wir – wie immer, die Mischung macht´s.
Alle Studien kommen zum Ergebnis, das Diversity einen wesentlichen Einfluss auf den Geschäftserfolg hat. Was macht den Erfolg von gemischten Teams aus?
Ich stimme zu, gemischte Teams sind die besseren und erfolgreicheren – immerhin sitze ich in einem solchen Team in der Geschäftsführung von Dimension Data. Die unterschiedlichen Sichtweisen und Emotionen können bei der richtigen Mischung und Zulassen unterschiedlicher Sichtweisen die Strategie eines Unternehmens maßgeblich steuern und unterstützen.
Unternehmen selber müssen den Benefit von Frauen und Männern in Zusammenarbeit erkennen und demnach auf allen Ebenen der Organisation fördern. Es reicht nicht, Frauen nur auf oberste Führungsebenen zu bringen – der „weibliche Einfluss“ muss in einer Organisation von überall kommen.
Oft sind Kinderwunsch und Karriere für Frauen nur schwer zu vereinbaren? Wo müsste man ansetzen, um eine bessere Vereinbarkeit zu gewährleisten?
Ja, das ist immer noch ein schwieriges Feld. Auf der einen Seite kenne ich genügend Frauen (Führungspositionen), die Kinder, Familie und Job unter einen Hut bringen und hervorragende Arbeit leisten. Ich kenne aber auch viele Frauen, die sich klar gegen die Karriere und für das Kind, die Kinder entschieden haben. Ich urteile über keine dieser Frauen – aber ich unterstütze jede tatkräftig, die nach Lösungen zu Vereinbarkeit von Kindern, Familie und Position sucht.