Die Zeiten, in denen IT-Infrastruktur ein sexy Thema war, scheinen vorbei zu sein. Plattformen und Technologien waren damals Gegenstand leidenschaftlicher Glaubenskriege. Im Cloud Zeitalter kommt IT aus der Steckdose. Smartphones und Tablets funktionieren überall, WLAN gibt es in jedem Kaffeehaus. Doch im Zuge der immer weitergehenden Digitalisierung ist IT-Infrastruktur nicht mehr plötzlich nur Commodity – sie rückt ins Zentrum des Kundenerlebnisses und der Innovationskraft eines Unternehmens.
Es gilt daher klug abzuwägen, was in die Hände von Cloudbetreibern abgegeben wird, wieviel Rechenzentrum man noch selbst betreiben möchte und wie man technologische Sackgassen vermeidet. Als ausgewiesenem Experten von Bacher Systems wollten wir von Thomas Grill (Leiter IT-Consulting) und Manfred Pichlbauer (IT-Consultant) wissen, welche Rolle Automatisierung und Cloud dabei spielen, und wie eine agile IT-Infrastruktur aussehen kann.
Persönlich trifft man die IT-Profis von Bacher Systems auf dem Confare CIOSUMMIT 2021, Österreichs größtem und wichtigsten IT-Management Treffpunkt.
Welche Rolle spielt IT-Infrastruktur für den Erfolg eines Unternehmens in einer Digitalen Welt?
Sämtliche Geräte oder auch Dienstleistungen werden immer mehr mit digitaler „Smartness“ aufgewertet, um einen Wettbewerbsvorteil und damit eine breitere Kundenbasis zu gewinnen.
Die Rolle der IT-Infrastruktur – egal ob im eigenen Datacenter oder in Public Clouds – wird dadurch umso wichtiger, da sowohl die Anzahl der IT-Services steigt als auch die Anforderung an ihre Verfügbarkeit. Damit steht die IT-Infrastruktur in immer stärkerem, direktem Zusammenhang mit dem Unternehmenserfolg des Kunden.
Was macht die Zukunftsfähigkeit einer Unternehmens-IT-Infrastruktur wirklich aus? Was ist entscheidend, um auch künftigen Business-Anforderungen gerecht zu werden?
Zwei nur auf den ersten Blick gegensätzliche Faktoren bestimmen die Zukunftsfähigkeit. Erstens: rasches Reagieren auf neue Anforderungen, d.h. eine skalierbare Infrastruktur hinsichtlich Performance und Kapazität zu etablieren. Zweitens: Kostenkontrolle; gekauft sollte nur das werden, was den aktuellen Bedarf abdeckt. Aufgrund unserer Erfahrung empfehlen wir, zukunftsfähige Infrastrukturen mit Hybrid Cloud Architekturen aufzubauen, die genau diese beiden Faktoren erfüllen kann: einfaches Skalieren im eigenen Datacenter und bei Bedarf zusätzlich eine einfache und rasche Nutzung von Public Cloud Ressourcen.
Was sind die Kriterien, um in Zeiten, in denen sich Technologie rasend schnell verändert, Investitionsentscheidungen zu treffen?
In unsicheren Zeiten wie den heutigen sind Unternehmen nachvollziehbar vorsichtig, wenn es darum geht zu investieren. Daher ist es zunehmend wichtig, den Überblick zu behalten. Hier unterstützen wir als Partner, um gemeinsam mit dem Kunden jene Technologie auszuwählen, die für sein Business den größten Nutzen bringt. Stabilität, Time to Market, eine verbesserte End-User Experience sowie schnelle und vor allem belegbare Returns on Invest sind dabei selbstverständliche Kriterien, an denen eine gute Entscheidung gemessen wird.
Wo sind die wichtigsten Handlungsfelder in einer IT-Infrastruktur, wenn es um Automatisierung geht?
Automatisierung soll die Mitarbeiter zum einen von Routinetätigkeiten freispielen und damit Zeit für konzeptionelle Überlegungen sowie die wichtigen und strategischen Projekte schaffen. Ein oft noch unterschätzter Aspekt ist die Qualität. Denn automatisierte Abläufe stellen auch unter großem Stress sicher, dass die Qualität nicht unter die Räder kommt.
Daher analysieren wir im ersten Schritt die vorhandenen Prozesse unserer Kunden. Damit finden wir gemeinsam heraus, wo die vielversprechendsten Anknüpfungspunkte sind. Automatisierung nur des Automatisierens Willen wäre der falsche Ansatz. Die Anforderungen wo man durch Automatisierung das meiste für die Mitarbeiter und auch für das Unternehmen rausholen kann, sind sehr individuell.
Natürlich gibt es Bereiche, in denen Automatisierung bereits zum Standard geworden ist – z.B. in einer CI/CD Pipeline oder wenn es darum geht, moderne Infrastrukturen auf Basis von Container-Architekturen zu betreiben. Ein guter Ansatz ist auch, zu überlegen welches Know-how durch Pensionierungen verloren gehen wird. Vor allem in der IT-Security mit ihrem meist enormen Umfang an Regeln, bringt Automatisierung ein hohes Maß an Nutzen.
Wie sieht der IT-Betrieb der Zukunft aus?
Die Zukunft heißt Hybrid Cloud. Aufgrund dieser Tatsache steigt die Komplexität weiter, auch wenn vieles automatisiert wird.
Netzwerke werden sich über die Grenzen des lokalen Datacenters spannen, Daten werden mobil sein und die Daten werden bestmöglich dort verarbeitet wo sie entstehen. Ein weiterer Aspekt ist, dass zukünftige IT-Architekturen fast ausschließlich in Software definiert werden. Das erlaubt schnelles Anpassen der IT-Infrastruktur an neue Anforderungen und damit kurze Prototypen-Zyklen und bringt die erforderliche Agilität. Die gut verzahnte Zusammenarbeit des IT-Betriebs mit den Entwicklern und den Fachbereichen wird ein hohes Innovationstempo ermöglichen. BizDevOps bekommt hier als Begriff für die Weiterentwicklung von DevOps immer größere Bedeutung. Wichtig ist jedoch, dieses BizDevOps-Vorgehen bereits bei der Architektur der IT-Infrastruktur vorzusehen.
Wie schafft man die Balance zwischen Wirtschaftlichkeit und Innovationsfähigkeit?
Um hier eine Balance herzustellen, ist eine Infrastruktur wichtig, die für etablierte Services die erforderliche Zuverlässigkeit sowie Wirtschaftlichkeit bringt und gleichzeitig ausreichend agil ist. Agilität ist hier in dem Sinn gemeint, dass neue Ideen mit Prototyping und einem “fail fast and cheap”-Ansatz erprobt werden können. Und bewährte Prototypen sollen danach gleich möglichst nahtlos in den „normalen“ Betrieb übergehen können. In einen Betrieb, der Wachstum erlaubt, sowie Sicherheit und Managebarkeit sicherstellt.
Für die IT Infrastruktur entstehen dadurch Anforderungen an die Skalierung. Neue Services sollen schnell verfügbar sein, sollen schnell wachsen können und das ohne mit Investitionen zu sehr in Vorleistung gehen zu müssen. Diese scheinbar widersprüchlichen Anforderungen lassen sich wirtschaftlich am besten mit hybriden IT-Konzepten erfüllen.
Damit man die Innovationskraft neuer Services schnell verproben kann, soll der Endkunde so früh wie möglich eingebunden sein.