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VERBUND CDO Manuel Stecher: Kultur und Werte machen den Erfolg des „Masterplan Digitalisierung“ aus

by Anthony Torno

Manuel Stecher ist CDO bei Österreichs größtem Energieversorger, dem VERBUND. Es ist ein Unternehmen mit einer starken Tradition und über Jahrzehnte gewachsener Struktur und Kultur.

Manuel verbindet Technologie und Kultur, Innovation und Cybersecurity, gewachsene Strukturen und Agilität. Dass er es schafft Widersprüche zu vereinen und das in einem Umfeld, dass sich rasch verändert, macht ihn zu einem Kandidaten für den Confare #CIOAWARD und die Auszeichnung als #TopCIO des Jahres.

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Was sind die wichtigsten Trends der Energiebranche und wo sind dabei die wichtigsten Handlungsfelder für den CDO?

Der Trend geht im Energiesektor stark in die Automatisierung des Kraftwerksbetriebs, die Digitalisierung des Handels und des Vertriebs sowie auch der kulturelle Wandel.

In den letzten Jahren etablierten sich viele Anbieter zur Umsetzung des sogenannten „Digitalen Kraftwerks“. Auch eigene personelle Ressourcen wurden bei vielen Energieanbietern dafür aufgebaut. Im Grunde geht es dabei um Automatisierungen in der Datengewinnung des Kraftwerks, eine Datenaufbereitung sowie integrierte Analyse der Informationen zur Steuerung des Kraftwerks, die Abbildung eines „Digitalen Zwillings“ für Szenarien-Analysen oder Wartungsplanungen und Automatisierungen in der Wartung von Anlagen durch beispielsweise Drohnenflüge und anschließender Auswertungen in 3D-Modellen.

Im Bereich der Digitalisierung des Handels sowie des Vertriebs haben sich in der Branche viele Projekte in Richtung der Automatisierung von Handelsanalysen am Energiemarkt mittels Automatischem Machine Learning (AutoML) oder dem Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) entwickelt. Besonders im Bereich des Ausgleichsenergiemarktes sind gute Prognosen sehr hilfreich für die Bereitstellung von Ausgleichsenergie.

Der kulturelle Wandel stellt ebenfalls ein großes Trendfeld dar. Viele Energieanbieter sind traditionsreiche Unternehmen mit einer langen Geschichte sowie dem ultimativen Auftrag stabil Energie zu liefern. Der Strom muss fließen. Daraus entstehen für CDO`s oder Innovatoren einige Herausforderungen im Bereich der Transformation. Changeprojekte waren zwar schon immer relevant in Unternehmen, jedoch treten wir aktuell in ein neues Zeitalter ein. Dadurch ist der Wandel umfangreicher und essentieller für den Unternehmenserfolg. Technologien können nicht alles lösen und die Digitalisierung muss breit mitgetragen werden.

Was sind die wichtigsten Eckpunkte des Masterplans Digitalisierung im Verbund? Welche Rolle spielt dieser für die Digitale Transformation des Verbunds?

Der Masterplan Digitalisierung bildet das strategische Projektportfolio der Digitalisierung der VERBUND AG dar. Er beinhaltet Projekte wie das „Digitale Wasserkraftwerk“, „Digitales Workforcemanagement“, ModernWork@VERBUND (Kulturwandel), Machine Learning Projekte im Handel, Drohnen POCs, Plattformen und Prozesse im Handel, Beteiligungsvorhaben im Digitalbereich, Forschungskooperationen usw.

Nun klingt das doch recht steif und formell. Natürlich hat der Masterplan Digitalisierung als Programm einen gewissen Governance und Controlling Charakter. Jedoch ist der große Mehrwert und der eigentliche Sinn das Vernetzen der Projektmanager für digitale Themen über Konzerngrenzen hinweg. In den Jour Fixes wird eine vertrauliche und offene Sprache gesprochen und somit reale Erfahrungen ausgetauscht. Diese helfen den TeilnehmerInnen untereinander. Für die Digitale Transformation ist das eine wichtige Grundlage, um besonders Vertrauen zu schaffen.

Verbund ist ein Traditionsunternehmen, mit viel klassischer Hierarchie, klassischen Silos, klassischer Konzern-Organisation – Was braucht es um den notwendigen Kulturwandel voranzutreiben?

Es gibt dafür kein einfaches Rezept. Man sollte einen vollen Werkzeugkasten an Methoden mitbringen. Beispielsweise ist eine konzernweite Vernetzung der ProjektmacherInnen, damit meine ich MitarbeiterInnen, die wirklich die Projekte managen oder Schlüsselpersonen sind, sehr hilfreich. Dafür empfiehlt es sich Formate wie beispielsweise der Masterplan Digitalisierung oder Fach-Communities, wie bei uns die Drohnen-Community, hochzuziehen und ein offenes, freundliches und wertschätzendes Klima zu schaffen.

Oft kommen auch Berührungsängste mit dem Thema Digitalisierung auf. In solchen Fällen war die Begleitung eines kleinen POCs zur Lösung eines konkreten Problems optimal. Wenn die betroffenen Personen positive Erfahrungen mit der Digitalisierung gemacht haben, können größere Projekte leichter umgesetzt werden.

Natürlich kommt es zwar selten aber doch vor, dass massive Widerstände aufgebaut werden. Davon darf man sich jedoch nicht entmutigen lassen und sollte bestimmt und straight weiter an der Sache dran bleiben, denn es geht auch um die Zukunft des Unternehmens.

Kaum ist die Pandemie nicht mehr Thema Nummer 1 wird Europa von Krieg erschüttert. Wie schafft man in so einem dynamischen Umfeld den Spagat zwischen Innovation und Sicherheit? Wie innovativ darf man in Eurem Umfeld sein?

Sicherheit ist für uns eines der wichtigsten Themen überhaupt. Flächendeckende Stromausfälle oder der sogenannte Blackout hätte fatale Folgen für uns als Gesellschaft. Trotzdem müssen wir innovativ sein, um weiterhin marktfähig zu bleiben und Strom auch zu erschwinglichen Preisen anbieten zu können. Wir erleben aktuell massive Energiepreiserhöhungen, die auch volkswirtschaftlich ein Thema sein können. Somit tragen wir auch eine gesellschaftliche Verantwortung effizient zu funktionieren.

Sämtliche unserer digitalen Innovationen werden auch vom Team der Informationssicherheit begleitet. Durch die frühe Einbindung der Security können wir auch ohne wirklichen Zeitverlust neue Initiativen vorantreiben. Innovation und Sicherheit kann auch im Einklang funktionieren, denn im eigenen Interesse sollen neue digitale Services nicht von Hackern abgeschossen werden.

Wie gestaltest Du die Rolle als CDO? Was macht den Erfolg als CDO heute aus?

Auch wenn man bezüglich technologischem Know How fit sein muss ist meine Hauptaufgabe einen Rahmen für digitale Innovation zu schaffen. Seit Kurzem gibt es auch den Begriff des „Digital Evangelist“. Zum Teil ist dies auf strategischer Ebene in meiner Rolle enthalten, auch wenn ich versuche nicht zu viel zu predigen. Barrieren und alte Denkmuster aufzubrechen gehören ebenfalls dazu, wie neue Denkmuster aufzuzeigen. Probieren wir mal Dinge anders.

Ein wichtiger Teil ist auch einen positiven Zugang zur Fehlerkultur zu haben. Als einmal ein Digitalprojekt gescheitert ist habe ich zum Projektmanager gesagt: „Gratulation, du bist gescheitert. Die meisten hätten es gar nicht erst versucht“ Wenn man die richtigen Lehren daraus zieht, startet man beim nächsten Projekt mit mehr Erfahrung.

Das führt im Endeffekt auch zu Erfolg. In meiner Rolle geht es zu 80% um Menschen und diese sind vielfältig. Das macht den Job so spannend aber auch herausfordernd. Jede Situation ist anders und erfordert ein anderes „Ich“. Aber die Grundwerte „Vertrauen“, „Integrität“, „Geradlinigkeit“ und „Herz“ sollten in jedem „Ich“ vorkommen.

Daraus resultiert dann auch Erfolg, denn oft unterscheidet sich Erfolg von Misserfolg, wenn man aus Situationen lernt, nur in der Anzahl der Versuche.

15 Jahre Confare #CIOAWARD – Welche Rolle spielt die Auszeichnung für IT-Community? Was hat der CIOAWARD in dieser Zeit bewegt? Warum ist es wichtig, IT- und Digitalisierungs-Entscheider vor den Vorhang zu holen?

In den vergangenen 15 Jahren verzeichneten IT-Rollen einen rasanten Imagegewinn. KollegInnen in meinem Alter oder älter wurden sicher auch schon mal in frühen Jahren wohlwollend als „IT-Nerds“ bezeichnet. Heute sind wir Teil des Business und tragen maßgeblich zur Unternehmensentwicklung bei. Die Etablierung des CIO-Awards war damals essentiell, um etwas Scheinwerferlicht auf IT allgemein zu richten und um Außenstehenden quasi zu zeigen „Hey, ihr wisst zwar nicht genau was wir machen, aber es ist cool und bringt etwas“. Im Laufe der Jahre als die Popularität der IT gestiegen ist, entwickelte sich der CIOAWARD mehr zu einer Plattform des Austausches der Digital-Community und nach außen hin entstand mehr Augenmerk auf konkrete umgesetzte Projekte bis hin zu digitalen Innovationen. Das digitale Verständnis ist nun größer als damals wodurch es eine Veranstaltung für JederMann/Frau geworden ist.

Es ist ganz wichtig, dass Digitalisierer und ITler eine Bühne bekommen, um Leistungen auch außerhalb aufzeigen zu können. Besonders klassische IT-Rollen kennen das, dass Kunden die Funktionalität von Services grundsätzlich erwarten. Meine KollegInnen hören selten „Toll, wir hatten letztes Jahr keinen einzigen Exchange-Ausfall, du bist super“ hingegen klatschen die Passagiere, wenn ihr Urlaubsflieger landet (meist teil oder vollautomatisch). Anerkennung für gute Arbeit in der IT ist wichtig und soll deren Leistung sichtbar machen. Auch ist das „Blut“ und der „Schweiß“ von digitalen Innovationsprojekten nicht immer sichtbar, obwohl es dafür leichter Anerkennung gibt. Bei kritischen Projekten kann es viel emotionale Substanz kosten, was auch oft untergeht.

Was bedeutet der #CIOAWARD für Dich persönlich?

Einen CIOAWARD zu bekommen bedeutet, man hat das beste Team. Ein CIO oder CDO hat die Aufgabe strategisch auszurichten und einen Rahmen für Entwicklungen zu schaffen. Aber die Entwicklungen, Innovationen und auch der Basisbetrieb werden vom Team durchgeführt und umgesetzt. Awards helfen dabei Anerkennung von außen zu erlangen und sichtbar zu werden.

Ich bin auf mein Team auch ohne Award stolz und glücklich ein Teil davon zu sein, denn es gilt für mich „Nicht ohne mein Team“.

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