Cloud und As A Service sind zu den bevorzugten Wegen der Bereitstellung von IT-Services, Infrastruktur und Software geworden. Für den Kunden und die Unternehmens-IT kann das durchaus herausfordernd sein. Standard bedeutet nun Standard. Langjährige Customizing Projekte und ungepatchte Systeme sollten der Vergangenheit angehören. Hoch individuelle Unternehmensprozesse für Standardfälle aber ebenfalls. In der Vorbereitung des kommenden Confare Factsheets zu Cloud und as a Service Geschäftsmodellen in Zusammenarbeit mit DELL Technologies haben wir VERBUND CDO Manuel Stecher gefragt, welche Rolle Cloud und SaaS für die Transformation bei Österreichs größtem Stromversorger spielen und was es braucht, um eine komplexer werdende Hybride Infrastruktur zu managen.
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Welchen Beitrag leisten Cloud- und as a Service Angebote für die Innovations-Fähigkeit und Transformation von Unternehmen?
Diese Frage lässt sich heutzutage eigentlich nicht mehr trennscharf beantworten. Mittlerweile steckt in fast jeder IT-Lösung irgendwo eine Cloud-Abhängigkeit drin, die man oft überhaupt nicht mehr bewusst wahrnimmt. Eine Vielzahl von IT-Services wird nur mehr in der Cloud angeboten, woraus sich durchaus neue Innovationen und im Unternehmen ergeben können. Auf der anderen Seite bedeutet dies jedoch auch, dass immer mehr unterstützende Prozesse im Unternehmen für Cloud-Anwendungen und SaaS optimiert werden müssen, was wiederum die Transformation vorantreibt. Die einzige Ausnahme dieses Cloud-Trends ist in der Leittechnik, oder anderer kritischer Infrastruktur der sogenannten Operational Technology, erkennbar. Hier wird aus Sicherheitsgründen nämlich eine maximale Isolation der Systeme angestrebt.
Wo sind die wichtigsten Einsatzbereiche von Cloud- und as a Service Modellen im Unternehmen?
Worauf wir bei VERBUND seit längerer Zeit großes Augenmerk legen, sind cloudbasierte Basis-Services, wie Kollaborationstools aber auch SaaS-Lösungen für die Unterstützung spezifischer Geschäftsprozesse. So sind etwa die meisten Procurement- und Spesenabrechnungs-Lösungen heutzutage SaaS-basiert. Beispielsweise erkennt man sehr deutlich, dass sich die SAP-Landschaft langsam – Modul für Modul – in ein hybrides System zwischen öffentlicher und privater Cloud verwandelt.
Ein weiterer Bereich, in welchem sich eine starke Tendenz zu Cloud-Lösungen beobachten lässt, ist Datawarehousing und Datenanalyse. Hier werden mit Hilfe von künstlicher Intelligenz oft riesige Datenmengen verarbeitet, was ohne eine bedarfsabhängige dynamische Infrastruktur nicht machbar wäre. Neben der Cloud, gibt es für solche Anforderungen eigentlich keine andere zukunftsträchtige Lösung.
Welche Anforderungen gibt es an Anbieter von as a Service Leistungen? Was sind die Stärken und Schwächen der aktuellen Angebote?
Hinsichtlich Cloud-Lösungen denke ich, dass die Plattformen “aufgeschlossen” und konsolidiert werden müssen, um langfristig einen sicheren und effizienten Betrieb zu ermöglichen. Das ist auch einer der Gründe, warum wir uns bei VERBUND auf eine kleine Anzahl von generalistischen Cloud-Lösungen konzentrieren.
Die Anforderungen an die Anbieter von SaaS haben sich im Grunde nicht geändert. Hier sind vor allem die fachlichen und qualitativen Standards zu erfüllen – eine einfache Integration samt Single-Sign-On ist heute beispielsweise Voraussetzung. Für den Nutzer muss es also egal sein, wo das jeweilige IT-Service gerade läuft.
Wie verändern Cloud- und as a Service Nutzung die Aufgaben und Rolle der IT?
Die IT jedes Unternehmens entwickelt sich selbstverständlich mit den angebotenen und eingesetzten Technologien. Alles wird schnelllebiger, was auch mit der zunehmenden Automatisierung zusammenhängt. Andererseits verlangen die User immer mehr “Self-Service”-Angebote. Diese Entwicklung ist jedoch nicht als Umwälzung von Aufgaben des Betriebs auf die Kunden zu verstehen. Vielmehr verlagert sich der Fokus der IT darauf, sichere und einfach nutzbare Services bereitzustellen. Gewisse Basisaufgaben werden also von Cloudanbietern übernommen, um die entscheidenden Details muss man sich aber intern weiterhin kümmern.
Was braucht es, um eine hybride Cloud- und SaaS- Umgebung erfolgreich zu managen?
Cloud und SaaS Umgebungen benötigen definitiv klar definierte Schnittstellen zwischen den Nutzern und der bereitstellenden Seite. Es mag vielleicht trivial klingen, aber möglichst einfache und dokumentierte Abläufe sind weiterhin eine der wichtigsten Voraussetzungen. Hilfreich sind zudem Service-Roadmaps mit planbaren Zielen und machbaren Zwischenschritten. Von technischer Seite ist eine gute Integration in die Gesamtlandschaft wichtig, denn was man tunlichst vermeiden möchte sind Silo-Lösungen im Unternehmen.
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Wo sind dabei die größten Hürden?
Die Herausforderungen diesbezüglich sind nicht wirklich technischer Natur, sondern liegen in der Planung solcher Veränderungen in einer großen Organisation selbst. Die Integration neuer Lösungen ist ein kontinuierlicher Prozess, da sich mit einzelnen Großprojekten viele Probleme nicht in der notwendigen Detailtiefe adressieren lassen und anschließend meist eine Vielzahl an Folgeprojekten notwendig wird. Ein evolutionärer Ansatz mit effizientem Einsatz von Personal und Mitteln mag zwar nicht einfach zu planen sein, ist end-to-end aber oft die schnellere und nachhaltigere Lösung. Es ist nun mal Fakt, dass manche betrieblichen Aufgaben nicht mit ihrem Ressourceneinsatz skalieren und „mehr“ deshalb nicht immer gleich besser sein muss.
Was ist in Bezug auf Kosten und Budget zu beachten?
Mit dem heute geläufigen Pay-As-You-Go Modellen ermöglicht die Cloud eine wesentlich schnellere Adoption neuer IT-Services, da damit die Eintrittshürden sinken. Trotzdem und womöglich gerade deshalb, ist darauf zu achten, dass die Kosten nicht ausufern. Optimierungen sind grundsätzlich immer möglich, doch bei der Integration jeder neuen Technologie sollte darauf geachtet werden, dass diese am Ende nicht teurer als die damit gewonnenen Effizienzgewinne sind.
Interessanterweise ergeben sich bei gewissen on-premises oder SaaS-Lösungen auf den ersten Blick keine Kostenvorteile, doch die Hersteller kennen sich mit ihrer eigenen Software natürlich besser aus, wodurch die Ressourcen der eigenen Mitarbeiter effizienter eingesetzt werden können. Bei Anwendungen mit sehr dynamischem Infrastrukturbedarf ist eine solche Budgetierung jedoch etwas schwierig, weshalb Proof-Of-Concept Phasen diesbezüglich äußerst hilfreich sein können.
Welche sind die wichtigsten Markt-Trends in diesem Zusammenhang für den CDO/CIO?
Daten, Daten, Daten: diese sind weiterhin die Grundlage für Entscheidungen, Optimierungen und neue Produkte, sowie konkurrenzfähige Angebote für unsere Kunden. Digitale Produkte müssen sich „natürlich“ in Abläufe einfügen können. Anwender erwarten ein sehr hohes Maß an Usability und eine intuitive Oberfläche, wie sie es teilweise aus ihren privaten Services kennen. Die steigende Komplexität von Services, darf der User nicht mitbekommen. In Zukunft finden immer mehr KI/ML unterstützte Produkte Anwendung. Man erwartet sich in einer digitalen Umgebung einen massiven Komfort. Das gilt über alle Branchen hinweg. Weiter finden wir immer mehr Selbstgestaltung durch Anwender in Produkten. Beispielsweise war es vor Jahren noch undenkbar, dass ein Fahrer eines PKW selbstständig Antriebs-, Lenkungs- und Fahrwerkseinstellungen vornimmt. Heute ist dies bereits in einigen Fahrzeug einfach per Touchscreen möglich. Das Produkt muss aber so gestaltet sein, dass der User das Produkt nicht kaputt konfigurieren kann. Dieser Trend wird uns in den nächsten Jahren in vielen Branchen begleiten.