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CONFARE CIO IMPACT CHALLENGE WINNER Carsten Priebs und der Randstad Impf-Finder

by Barbara Schweinberger

CIOs und IT-Manager machen die Welt zu einem besseren Ort. Sie leben neue Führungsprinzipien vor, schaffen die Voraussetzungen für Nachhaltigkeit und Umweltschutz oder helfen gesellschaftlichen Herausforderungen mit Digitalisierung und Technologie erfolgreich zu begegnen. Sie verändern Unternehmen oder sogar ganze Branchen, helfen Menschen, die in Not sind und leben gesellschaftliche Verantwortung vor.

Im Confare Blog stellen wir Ihnen Impact Challenge Winner Carsten Priebs vor. Bei der DACH-weiten Confare CIO IMPACT Challenge zeichnen wir sie aus, diese Weltverbesserer und Verantwortungsträger.

Confare Impact Challenge

Der Impf-Finder hilft dabei, schnell und unkompliziert alle Termine zu vergeben. Riesiger Vorteil: Sollten zu Tagesende Impfdosen frei bleiben, können schnell Termine für Nachrücker eingestellt werden. So wird ganz sicher jede Impfdosis verimpft.”


Dr. med. Jan Felix Hübner, Recklinghausen

Carsten Priebs ist Group CIO von Randstad Deutschland und CDO der DACH-Region. Gemeinsam mit seinem Team hat Carsten sich der Aufgabe gestellt, Impfwillige dabei zu unterstützen, möglichst rasch in ihrer Nähe auch eine Impfung zu bekommen. Dabei sollte die App natürlich höchsten Datenschutz-Anforderungen genauso gerecht werden, wie den hohen Ansprüchen an Usability und Qualität. Per 19.7. hat man mehr als 20.000 Impfungen vermittelt und kann auf eine beträchtliche Anzahl begeisterter Anwender-Feedbacks verweisen.

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Woher stammt die Idee für den Impf-Finder?

Carsten Priebs Blog Meme 2Seit Dezember 2020 unterstützt Randstad Baden-Württemberg in den Corona-Impfzentren durch die Überlassung von medizinischem und administrativem Personal. Anfang März 2021 nahmen wir das zum Anlass, um zu überlegen, wie wir diese Kompetenz weiter ausbauen können. “Denkt alle mal out-of-the-Box!” war die Aufforderung des CEO, Richard Jager, an sein Managementteam und sie setzte die Energie frei, nach vorn zu denken. Wir antizipierten, dass mit der erwartbaren Aufhebung der Impfpriorisierung ein Run auf die Ärzte beginnen würde. Wir vermuteten, dass Impfwillige auf der Suche nach Impfterminen viele Ärzte anrufen und die Arztpraxen durch diesen Ansturm überlastet würden – und das über viele Monate. Ebenso war zu erwarten, dass weniger beliebte Impfstoffe keine Abnehmer finden würden, wenn die Termine nicht ausreichend bekannt gemacht würden.

Der Autor pitchte am nächsten Tag die Idee, eine App zu entwickeln, mit der das Impfen beschleunigt, dessen Organisation vereinfacht und kein Impfstoff mehr verschwendet werden sollte.

Die App hat auf den ersten Blick wenig Verbindungen zum originären Geschäft von Randstad. Aber die Mission des Unternehmens, Kunden und Kandidaten dabei zu unterstützen ihr volles Potenzial auszuschöpfen, passt exakt zur Bekämpfung der Pandemie, die Firmen und Menschen gleichermaßen belastet. Daher entwickelt Randstad die Impf-Finder App als pro bono-Initiative und stellt sie der Gesellschaft vollständig kostenfrei zur Verfügung.

Was kann der Anwender erwarten?

Die Impfwilligen können erwarten, schneller zur Impfung zu kommen und das auch noch mit weniger Such- und Koordinationsaufwand: Wer hat welchen Impfstoff? Wann gibt es Termine? Werden meine Kinder unterschiedlichen Alters geimpft? (Feature ab Ende Juli verfügbar.)

Die Ärzte können erwarten, dass der enorme Kommunikationsaufwand drastisch reduziert wird: Weder muss das Praxispersonal anrufenden Patienten lange erklären, wie die Terminfindung abläuft, noch müssen Patientenlisten abtelefoniert werden. Für beide Seiten –  Impfwillige und Ärzte – ist der Prozess und die Nutzung so einfach und so datensparsam wie möglich. Für die Impfwilligen ist keinerlei Registrierung oder Angabe persönlicher Daten nötig. (Ab Ende Juli werden wir bei der Terminbuchung allerdings auf Wunsch der Ärzte als Reaktion auf nichterscheinende Patienten eine Angabe der Kontaktdaten einführen, die aber sofort nach der Nutzung wieder gelöscht wird.)

Die Gesellschaft kann schließlich erwarten, dass der Impf-Finder hilft, jede verfügbare Impfdosis auch zu verimpfen. Die Anfang Juli eingeführten Push-Benachrichtigungen führen nach Aussagen von Ärzten dazu, dass sie z. T. innerhalb einer Stunde in Großstädten auch für AstraZeneca Abnehmer finden.

Was waren denn die Herausforderungen bei der Entwicklung und Promotion des Impf-Finders?

Impf Finder Carsten PriebsDie größte Herausforderung bei der Entwicklung war es, Geschwindigkeit und Sicherheit unter einen Hut zu bekommen. Die App musste unbedingt rechtzeitig zur Aufgabe der Impfpriorisierung verfügbar sein – dafür setzten wir als Termin den 30.4. an. Auf der anderen Seite musste die App harte Tests auf Datenschutz und IT-Sicherheit bestehen können. Als Beispiel betreiben wir einen eigenen OpenStreetMaps-Server, um die Location des Smartphones zu verarbeiten, um amerikanische Anbieter zu vermeiden. Um darüber hinaus auch aus diesen Daten keinen Rückschluss auf die Anwender zu ermöglichen, versehen wir die gewonnenen Standortdaten mit einer zufälligen Abweichung von einigen hundert Metern.

Somit haben wir personenbezogene Daten ausreichend anonymisiert und gleichzeitig die Funktion der App praktisch nicht eingeschränkt, weil bei der Arztsuche einige hundert Meter nicht ins Gewicht fallen.

Eine andere Herausforderung war, Ärzte davon zu überzeugen, die Plattform zu nutzen. Wir haben mit Verbänden und Ministerien zusammengearbeitet und obwohl ein unabhängiges Ärztepanel die App als hervorragend geeignet bewertete, brauchte die Verbreitung eine Menge Zeit. Von den Ärzten, die die App dann nutzen, kommt genau das Feedback, das wir erhofft hatten: Sehr einfach zu benutzen und sehr hilfreich, um die Praxis zu entlasten.

Was braucht es, um im Unternehmen solche „unprofitablen“ Weltverbesserungsprojekte zu positionieren? Warum ist das überhaupt wichtig?

Unternehmen müssen verstehen, dass sie nicht allein auf der Welt sind, sondern eingebettet in eine Umwelt und eine Gesellschaft. Randstad als Personaldienstleister hat das in seiner DNA. Sustainability, Equality, Diversity, Inclusion entspricht genau unserem Anspruch, Kunden und Kandidaten dabei zu unterstützen, ihr wahres Potenzial zu entfalten. Und so einen Anspruch muss man dann auch regelmäßig mit Maßnahmen umsetzen – wir hatten da mit der Impf-Finder App eine gute Gelegenheit. Gleichzeitig hat dieser Versuch, etwas Gutes zu tun, gerade in der Pandemie, in der zumindest scheinbar viele Verantwortungsträger keine Entscheidungen trafen, die gesamte Belegschaft begeistert und zur Teilnahme motiviert. Über das Projektteam hinaus haben viele Kollegen aus anderen Bereichen und unseren Niederlassungen auf eigene Faust Werbung bei Freunden, Bekannten, Ärzten gemacht und sogar lokale Medien angesprochen. Die Begeisterung für das eigene Unternehmen ist durch diese gemeinsame Aktion noch gewachsen.

Zudem ist die App ein wertvoller Beitrag für Innovation bei Randstad. Zum einen als Mutmacher, dass man auch mit einer eigentlich einfachen Idee erfolgreich sein kann, wenn man sie mit Leidenschaft und einem guten Team umsetzt. Zum anderen können wir von den Erfolgsfaktoren für andere Innovationen lernen.

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Was sind Ihrer Erfahrung nach die wichtigsten Faktoren für den Erfolg digitaler Innovation?

Was wir beim Impf-Finder mit der nun bereits zweiten disruptiven App nach dem Personal Sales Buddy, der 2021 mit dem Digital Leader Award ausgezeichnet wurde, erfahren haben, hat ganz viele Aspekte, aber vor allem drei:

Idee – Eine Idee kann gar nicht verrückt genug sein, als dass sie nicht der Anstoß zu einer realisierbaren Idee sein kann. Auf ein Thema, z. B. hier das Impfen, fokussieren und dann einfach brainstormen, welche Probleme es gibt, welche Bedürfnisse nicht befriedigt werden, wie Begeisterung geschaffen werden könnte. Hier ist Mut gefragt, einfach mal gegen den Strich und die Erfahrung zu denken sowie auch mal etwas wirklich Großes, eigentlich Undenkbares, zu wagen (wie eine bundesweite Impf-App von einem Personaldienstleister); und Disziplin, nicht die ersten Ideen schlecht zu reden, sondern auf ihnen aufzubauen.

Team – Nicht nur, weil die meisten Lösungen arbeitsteilig hergestellt werden, ist das Team entscheidend, sondern vor allem aufgrund der Diversität, der Blickwinkel und Fähigkeiten. Damit das Team maximale Begeisterung, gegenseitige Unterstützung und auch maximalen Output erreicht, sollte es möglichst viel Freiheit haben und ein Höchstmaß an Entscheidungskompetenz.

Kunde – Schnelles Lernen, ob die eigenen Ideen wirklich bei den künftigen Anwendern ankommen, ist entscheidend für den künftigen Erfolg. Das lässt sich nur durch möglichst frühzeitige Einbindung der Anwender auf allen Ebenen des Projektes erreichen. Noch vor dem MVP können die ersten Konzepte mit potenziellen Kunden erprobt werden, Kunden können zur Co-Creation eingeladen werden und als Pilotanwender besonders intensiv betreut werden. Entscheidend ist die Akzeptanz des Kundenwunsches – nicht die eigenen Vorlieben zählen, sondern wie die Kunden den größten Nutzen ziehen können.

Welches Eco-System benötigt man als CIO, um die Welt zu verbessern?

Carsten Priebs Impact Nominee Blog 2Genauso wie die Idee, die eigenen Teamkollegen begeistern muss, sollte sie auch ein Netzwerk von Unterstützern und Partner begeistern. Da sind Partner, die das eigentliche Thema besser kennen als man selbst – in unserem Falle die Kassenärztliche Vereinigung Sachsen, die uns geholfen hat, wichtige Funktionen für die Ärzte zu identifizieren. Da sind Partner, die ihre Technologie einbringen – in unserem Falle insb. die Firmen Outsystems und OneSignal, die ihre Ressourcen ebenfalls pro bono in das Projekt eingebracht haben.

Die wichtigsten Teilnehmer im Eco-System sind begeisterte Kunden, die wiederum zu Botschaftern werden und weitere Kunden aufgrund ihrer Kredibilität und Authentizität anziehen. Und die durch ihr Feedback und ihre Ideen helfen, die Lösung und das Eco-System weiterzuentwickeln.

Wieviel gesellschaftliche Verantwortung trägt man als Führungskraft? Was bedeutet das für Sie in der täglichen Praxis?

Alle Menschen tragen Verantwortung, die Gesellschaft, in der sie leben und von der sie leben und die sie schützt, zu erhalten und weiterzuentwickeln. In dem Maße, in dem Menschen das Leben anderer Menschen beeinflussen, haben sie eine höhere Verantwortung hierfür. Führungskräfte zählen dazu und sollten sich dessen bewusst sein. Diese Verantwortung bezieht sich auf das Leben, Kommunizieren und Schützen der Werte, die die Gesellschaft in ihrer Umwelt erhält und weiterentwickelt.

In der täglichen Praxis heißt es meistens, nicht den (vermeintlich) einfachen Weg zu gehen. Nicht Befehl und Gehorsam, sondern Lernen, Werben und Verhandeln. Was ist meinen Mitarbeitern wichtig? Welche gemeinsamen Ziele könnten wir haben? Wie kann ich diese Ziele attraktiv kommunizieren und was ist mein Gegenüber bereit für diese Ziele einzusetzen?

Eine Herausforderung ist, abweichende Meinungen als hilfreich zu verstehen. Unterschiedliche persönliche Hintergründe und Lebensweisen als bereichernd anzusehen. Erreicht man das aber, ist man in der Lage eine gemeinsame Vision zu entwickeln, und kann seinen Mitarbeitern vertrauen, dass sie mit den richtigen Informationen ausgestattet die bestmöglichen Entscheidungen treffen werden und das Fehler zum Lernen und somit zu einem besseren Endergebnis führen.

Welche Bedeutung hat die Confare CIO Impact Challenge für Sie persönlich?

Die Confare CIO Impact Challenge ist für mich der wichtigste Award überhaupt, weil es hier um die nachhaltige gesellschaftliche Wirkung geht. Es geht nicht um Technik, nicht um Leadership – was alles wichtig ist, aber dann doch eben nur der Input-Faktor ist. Entscheidend ist immer das Ergebnis, die Wirkung und von allen Wirkungen ist die auf die Gesellschaft und die Umwelt die wichtigste. Die Impf-Finder App in die Confare CIO Impact Challenge einbringen zu dürfen, ist für mich die größte Ehre, die ich meinen Teamkollegen erweisen kann.

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