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CONFARE CIO IMPACT CHALLENGE NOMINEE Martin Seiser, ÖBB: Das klassische EVU existiert praktisch nicht mehr

by Barbara Schweinberger

CIOs und IT-Manager machen die Welt zu einem besseren Ort. Sie leben neue Führungsprinzipien vor, schaffen die Voraussetzungen für Nachhaltigkeit und Umweltschutz oder helfen gesellschaftlichen Herausforderungen mit Digitalisierung und Technologie erfolgreich zu begegnen. Sie verändern Unternehmen oder sogar ganze Branchen, helfen Menschen, die in Not sind und leben gesellschaftliche Verantwortung vor.

Im Confare Blog stellen wir Ihnen Impact Challenge Nominee Martin Seiser vor. Bei der DACH-weiten Confare CIO IMPACT Challenge zeichnen wir sie aus, diese Weltverbesserer und Verantwortungsträger. Die Gewinner werden beim Confare CIOSUMMIT Frankfurt gekürt. Wollen Sie persönlich die besten Beispiele erleben? Melden Sie sich jetzt an.

Wir stellen Ihnen die Nominierten im Confare Blog vor: Martin Seiser ist CIO der  Salzburg AG. Praktisch alle Geschäftsfelder eines klassischen Utility-Unternehmen sind im Umbruch, sei es die klassische Energieversorgung, Transportation und natürlich die Telekommunikation. Seine Aufgabe: die Transformation eines traditionsreichen und erfolgreichen Unternehmens für das Digitale Zeitalter.

Mittlerweile ist Martin Seiser CIO der ÖBB (Österreichische Bundesbahnen).

Wie verändert sich Ihre Branche? Welche Auswirkungen hat das auf Ihre Rolle als CIO?

Das klassische Energieversorgungsunternehmen existiert in seiner ursprünglichen Form nicht mehr. Dies betrifft einerseits den Umfang der angebotenen Produkte und Dienstleitungen, der sich stetig erweitert, andererseits aber auch die Mitarbeiter, die mit neuen Arbeitswelten und -weisen konfrontiert werden.

Diese Änderungen haben natürlich auch einen direkten Impact auf die Rolle des CIO. Kostenreduktion und reines „Keep alive“ gehören der Vergangenheit an, es gilt als treibende Kraft und Partner auf Augenhöhe die Digitalisierung voranzutreiben. Hier ist es auch wichtig über den Tellerrand zu blicken, um Businessmodelle zu generieren, die sich abseits der klassischen Produktlandschaft befinden.

Was kann man als CIO zur Veränderung eines Traditionsunternehmens beitragen?

Der CIO kann und muss in einem Traditionsunternehmen als Change Agent agieren und brillieren. Das fängt schon bei der Verbreitung der agilen Arbeitsweise an, welche immens wichtig ist, um neue Produkte und Dienstleistungen schneller in den Markt zu bringen.

Hier geht es aber auch um die sanfte Einführung von neuen Technologien. Cloud Services sind für viele Unternehmen immer noch ein Fremdwort und es braucht sehr viel Überzeugungs- und Umsetzungskraft, um den Mehrwert dieser Dienste nicht nur zu erklären, sondern auch zu demonstrieren.

Zu guter Letzt kann ein charismatischer und zukunftsorientierter CIO mit seiner Vision und Arbeitsweise auch neue Mitarbeiter anziehen und so für eine dynamische Neuausrichtung der Workforce sorgen. Dieser notwendige Wandel ist auch bei einem Traditionsunternehmen nicht mehr wegzudiskutieren. Wer jetzt noch nicht auf den digitalen Schnellzug aufgesprungen ist (und entsprechend viele motivierte Zugführer an Bord hat), wird schlussendlich den Kürzeren ziehen.

Was braucht es, um die Menschen bei dieser Transformation mitzunehmen?

Im Endeffekt geht es darum das nötige Feingefühl aufzubringen. Digitale Transformation findet nicht über Nacht statt und muss von den Mitarbeitern getragen werden. Das heißt vor allem das „Warum“ zu erklären. Und dafür reicht es nicht Hochglanzfolien für den Vorstand zu basteln, sondern es gilt alle Personen mitzureißen.

Für viele, vor allem langediente Mitarbeiter, ist es ein starker Richtungswechsel. Wände werden nicht nur bildlich eingerissen und Tätigkeiten, die bis heute ihre Berechtigung hatten, gibt es teils nicht mehr (oder werden von externen Partnern ausgeführt). Das heißt aber nicht, dass es nichts mehr zu tun gibt, ganz im Gegenteil. Aber es muss viel in Weiterbildung investiert werden, um den neu entstandenen Bedarf mit den bestehenden Ressourcen decken zu können.

Es ist vor allem wichtig, dass das was war nicht verurteilt wird und gewisse Grauzonen erlaubt werden. Zum Beispiel ist „Agile“ nicht überall umsetzbar, auch Wasserfall hat manchmal seine Existenzberechtigung.

Wo sind dabei die wichtigen Handlungsfelder?

Die Basis für diese Änderung ist eine optimierte aber flexible Organisation. Hier gilt es allerdings spezielle Arbeitsweisen möglichst nicht nach dem Gießkannenprinzip auszuschütten (Stichwort: Agilität). Es wird nach wie vor Bereiche geben, wo klassische Arbeitsweisen sinnvoll und sinnstiftend sind. Und hier darf auch keine Wertung stattfinden. Wichtig ist, dass jede Rolle und der Mitarbeiter dahinter Mehrwert für das Unternehmen generieren.

Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Evaluierung und Neuausrichtung der Systemlandschaft. Monolithische Systeme, die keinerlei Schnittstellen anbieten, werden die digitale Transformation nicht überleben. SOA und Micro Service Architektur sind mittlerweile State-Of-The-Art und zwingend notwendig, um möglichst viel Flexibilität für die Entwicklung neuer Produkte zu garantieren.

Schlussendlich darf das Thema Sicherheit nicht außer Acht gelassen werden. Das Bewusstsein hierfür fehlt noch immer in vielen Unternehmen und es wird so lange gespart bis etwas passiert. Security verursacht nur Kosten, hat jedoch keinen sichtbaren Mehrwert. Es gilt diese Themen so aufzubereiten, dass auch auf oberster Ebene die Kritikalität und der Bedarf nach entsprechenden Maßnahmen erkannt wird.

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Welche Bedeutung hat die Formulierung und Kommunikation einer IT-Vision? Was soll sie vermitteln?

Es ist nicht abzustreiten, dass eine Vision nach wie vor essentiell ist. Nur viel wichtiger ist die Definition der Maßnahmen, die daraus resultieren müssen. Vor allem weil das die Dinge sind, die dann auch den einzelnen Mitarbeiter bewegen und schlussendlich motivieren.

Eine Vision ist der Leuchtturm, an dem sich eine Organisation ausrichtet. Die Maßnahmen definieren den Weg dorthin. Die Mitarbeiter müssen den Weg kennen und auch das Gefühl haben diesen beschreiten zu können. Und das nicht alleine, sondern als Team.

Wieviel Einfluss hat der CIO auf Business-Strategie und Produktinnovation?

Im Prinzip beeinflusst der CIO die Business-Strategie auf zwei Arten: einerseits kennt er den digitalen Markt und die entsprechenden Technologien, um Innovation zu treiben oder neue Businessmodelle zu ermöglichen. Hier gilt es als digitaler Scout eine Vorreiterrolle einzunehmen, um Potentiale zu eröffnen und heben.

Andererseits müssen die digitalen Leitplanken auch klar kommuniziert werden. Hier ist entsprechende Transparenz unumgänglich. Eine Legacy Systemlandschaft bietet oft nicht die Möglichkeiten den progressiven Wachstumsvorstellungen der Unternehmensführung zu folgen und Erweiterungen dürfen nicht zu Lasten der Stabilität oder Sicherheit fallen.

Im Allgemeinen gilt es eine feine Balance zwischen bedingungsloser Transformation und Innovation sowie reiner Betriebstätigkeit zu halten. Für den CIO eine extreme Herausforderung mit einer sehr hohen Erwartungshaltung unterschiedlichster Stakeholder.

Wieviel gesellschaftliche Verantwortung trägt man als Führungskraft? Was bedeutet das in der täglichen Praxis?

Ein essentieller Teil betrifft die Aus- und Weiterbildung von Mitarbeitern. Vor allem wenn es um technische Berufe geht, kann der aktuelle Bedarf kaum bis gar nicht abgedeckt werden. Hier gilt es vielfältige Maßnahmen zu setzen, um den eigenen Nachwuchs heranzuzüchten. Das reicht von entsprechenden Nachwuchsakademien bis hin zu transparenten und umsetzbaren Entwicklungsplänen.

Weiters spielt das Thema Diversity eine extrem wichtige Rolle. Viel zu viele Unternehmen, vor allem in Österreich, tun sich mit dem Thema nach wie vor sehr schwer. Die Themen sind vielfältig: Frauenquote, Englisch als Unternehmenssprache, fremde Kulturen … Um als Standort Österreich weiterhin eine Rolle zu spielen, darf dieses Thema kein Thema mehr sein.

Auch das Thema Nachhaltigkeit muss gelebt und forciert werden. Fragen wie „Wo bestelle ich meine Dienstleistung?“ oder „Wer produziert meine Hardware?“ müssen Bestandteil jeder Ausschreibung sein. Nur gemeinsam können wir hier die dringend notwendigen gesellschaftlichen Änderungen herbeiführen.

Welche Bedeutung hat die Confare CIO Impact Challenge für Sie persönlich?

Zu allererst freut mich die Nominierung, vor allem in der Sparte „Social Impact“. Viel zu oft geht es bei der Führung nur um Prestige, hohe Vergütung oder Karrierismus. Den sozialen Aspekten, die Führung mit sich bringt, ein Forum und einen Raum zu geben, ist eine sinnvolle und wichtige Sache.

Bei all dem Wunsch nach Wachstum und dem Zug Richtung digitaler Transformation geht es im Grunde genommen doch immer um Menschen. Jeder Mitarbeiter will und kann einen Beitrag zu einer besseren und nachhaltigen Zukunft leisten. Dies gilt es zu 150 % durch Führungskräfte zu unterstützen.

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