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Daniela Petz, Allianz Technology: Überholte Stereotypen aufbrechen und Vorbilder schaffen

by Anthony Torno

Aus Create und Act wird CreACTe, das Motto der Confare #CIOSUMMITs 2023 – es ist Zeit den Stand der Transformation nicht mehr an Visionen und Zielen zu messen, sondern an Maßnahmen und Erfolgen. Das gilt bei der Digitalisierung genauso, wie beim Status von Frauen in IT-Abteilungen.

Daniela Petz ist Head of Business Management | Organization & Processes bei Allianz Technology. Dabei war sie ursprünglich gar nicht so scharf auf die Führungsrolle. Im Bloginterview spricht sie über die Chancen, die IT bietet, warum nicht nur Rollenbilder, sondern auch das Bild der Informatik veraltet sind und was Unternehmen jetzt anders machen sollten.

Im Jahr 2021 feierten wir die Premiere des Confare Female IT-Mentorings im Rahmen des Confare #CIOSUMMIT Wien. Ziel war und ist den Erfahrungsaustausch zwischen erfolgreichen CIOs und Frauen, die Karriereziele in der Unternehmens-IT anstreben, zu fördern.

Mentorinnen und Mentees können sich jetzt anmelden – ZürichFrankfurt Wien.

CIOSUMMIT Frankfurt 2022

Warum ist es eine gute Idee, als Frau eine Karriere in der IT anzustreben?

IT ist mehr

Es gibt viele Möglichkeiten sich im IT-Bereich zu verwirklichen. Viele denken beim Begriff IT in erster Linie an Entwicklerinnen/Programmiererinnen aber die Branche bietet so viel mehr.

Das Beschäftigungsfeld reicht von UI/UX-Design über Service- und Projektmanagement, Risikomanagement, bis hin zu Security oder Produktmanagement um nur einige zu nennen. Es gibt noch viele, viele weitere spannende Themen und Aufgaben.

Ich denke es ist wichtig, sich mit den Möglichkeiten auseinander zu setzen und Vorbilder sichtbar zu machen. Es gibt so viele tolle Frauen in der Branche (mit und ohne Führungsposition), es ist wichtig zu wissen, dass man nicht die Ausnahme ist.

Most wanted

Der Markt und die Nachfrage nach Mitarbeiterinnen ist riesig, frau hat also die Möglichkeit sich das zu suchen, was ihr wirklich Spaß macht und einen Bereich zu finden in dem sie sich wohl fühlt.

Viele Firmen erkennen den Mehrwert den Frauen bieten, sowohl als Mitarbeiterinnen als auch als Führungskräfte. Außerdem gilt natürlich je bunter/diverser ein Team ist, desto kreativer ist es auch und diese Stärke ist gerade für IT-Unternehmen von besonderer Bedeutung.

Konkret kann ich für meinen Bereich in der Allianz Technology sprechen, hier sind aktuell 11 von 37 Führungskräften Frauen. Ein guter Anfang und wir arbeiten weiter in diese Richtung.

Zukunftsorientiert

Die Welt ist ständig in Bewegung und ohne IT funktioniert einfach nichts mehr. In allen Lebensbereichen spielt die IT eine absolut zentrale Rolle und ist aus unserem Alltag nicht wegzudenken.

Wenn wir aktiv mitgestalten wollen und vor allem den Fokus weg von einer Männer-zentrierten Welt hin zu einer gesamt-gesellschaftlich-orientierten Welt entwickeln soll, brauchen wir mehr Frauen in der IT.

Die IT ist so ein spannendes Betätigungsfeld, es wäre schade, es nur den Männern zu überlassen.

Was würden Sie Recruitern und HR-Abteilungen empfehlen um Frauen für IT-Berufe besser zu erreichen?

Viele Unternehmen reduzieren Benefits für Frauen auf das Thema Kinderbetreuung, was natürlich zu wenig ist. Ernst gemeinte Anreize für Mitarbeiter:innen (Karriereperspektiven, Hybrides Arbeiten/HomeOffice Möglichkeiten, Teilzeit Führungspositionen, Vorsorge etc.). Firmen müssen glaubhaft kommunizieren, dass Themen wie Gleichberechtigung, Diversität, Gender Pay-Gap ernst genommen und Maßnahmen gesetzt werden

Einige haben bereits gute Konzepte aber die Informationen darüber sind nur schwer zu finden und reden alleine genügt nicht.

Aktive Suche nach Kandidatinnen, sowohl intern als auch extern (oft sind die richtigen Kandidatinnen für eine Führungsposition längst im eigenen Unternehmen). Ich höre immer wieder, dass sich Frauen auf bestimmte Stellen nicht bewerben, weil sie eines von 15 Kriterien der Ausschreibung nicht erfüllen. Die IT braucht aber genau diese Kandidatinnen, man muss ihnen auch die Möglichkeit geben, sich in diesem Job zu entwickeln und in Rollen rein zu wachsen.

Kooperationen mit entsprechenden Organisationen um die Sichtbarkeit zu erhöhen. Das ist zwar kein reines HR-Thema aber auf jeden Fall sehr wichtig. Manager:innen können viel bewirken, wenn sie ihre Firma auf diversen Events / Communities vertreten um dort sichtbar zu machen, was das eigene Unternehmen tut und welche Möglichkeiten geboten werden.

Was sind konkrete Gründe, dass Frauen im Bereich IT-Leadership so unterrepräsentiert sind? Gibt es Hemmnisse, mit denen Sie selbst konfrontiert waren?

Generell ist der Frauenanteil in der Branche noch gering, eine niedrige Frauenquote in der Führungsebene ist leider die logische Konsequenz.

Es fehlen Vorbilder, es fehlt eine Community – es gibt hier viele tolle Initiativen, bei denen ich überzeugt bin, dass sie gerade für junge Frauen sehr, sehr wichtig sind. Das Spektrum reicht von Vereinen, Podcasts und Netzwerke (wie eben zB Confare Female IT Mentoring) bis hin zu dezidieren Rolemodel Events.

Man muss mit der Bildung von Bewusstsein und Selbstbewusstsein viel früher beginnen. Im Kindergarten oder der Volkschule. Wir müssen aus der rosa-blau Denke raus, und in die Förderung von Mädchen investieren. Im Moment wird von der Gesellschaft leider meist nur suggeriert, was Mädchen alles nicht können anstatt zu vermitteln, dass sie in Wahrheit alles können. Diejenigen, die sich dann ihren Weg zB in der IT suchen, werden als „total mutig“ dargestellt dabei machen sie einfach nur, was Ihnen Spaß macht und das sollte selbstverständlich sein.

Es ist wichtig den Berührungsängsten mit IT-Themen frühzeitig entgegenzuwirken bzw. diese erst gar nicht aufkommen zu lassen.

Es gibt noch viele antiquierte Bilder in den Köpfen der Menschen, die aufgebrochen werden müssen.

Ich denke, dass noch viel getan werden muss, aber es kommt Bewegung rein und ich habe viel Hoffnung für die nächste Generation.

Vereinbarkeit von Karriere und Familie – leider ist es in den meisten Fällen so, dass die Frau nach der Elternkarenz nur Teilzeit arbeitet und der größte Teil der Care-Arbeit von den Müttern getragen wird, damit sind die Karrierechancen in vielen Firmen sehr klein.

Ich wollte eigentlich keine Führungskraft werden. Ich dachte immer, um Führungskraft zu sein, muss ich mich verbiegen, immer alle Antworten kennen und hart sein. Und so habe ich mich selbst nie gesehen.

Als ich mein erstes Team übernommen habe, wusste ich nicht worauf ich mich einlasse und ob ich das wirklich will oder auch „kann“. Als das Team dann größer wurde und ich mich eben nicht verbiegen wollte habe ich gesehen, ich kann mit meiner Art Dinge zu lösen und an Themen heranzugehen führen. Sehr gut sogar. Ich kann in meiner Position genau meine Stärken einsetzen und das können andere auch. Ich bin an und mit meiner Rolle persönlich und professionell sehr gewachsen und weiß, dass der Schritt in die Führung für mich genau der richtige war.“

Worüber frau sich aber im Klaren sein muss, es ist eine männerdominierte Branche, und dementsprechend ist oft der Umgangston oder auch das Klima. Es ist nach wie vor nicht ungewöhnlich in einem Meeting mit 15-20 Leuten die einzige Frau zu sein. Ich verstehe, dass das viele einschüchtert, aber das soll eine Entscheidung für die IT nicht beeinflussen.

Ich selbst war zu Beginn meiner Karriere die erste Frau in der Projektmanagement-Abteilung, dann die erste Teamleiterin und schlussendlich auch die erste Abteilungsleiterin.

Für mich hat das oft bedeutet mich durchzusetzen, mir eine dicke Haut zuzulegen und öfter auch mal über Dinge hinwegzusehen, die nicht ok waren. Ich hoffe, dass es vielen mittlerweile anders geht und denke auch, dass die Awareness hier immer größer wird.

Ich habe das große Glück aktuell einen Chef zu haben, dem das Thema sehr bewusst und wichtig ist, der mich fördert & aktiv unterstützt.

Welche Massnahmen für Geschlechtergerechtigkeit in den Unternehmen haben sich bewährt?

  • Führungsarbeit ist auch in einer Teilzeitbeschäftigung möglich, das muss man sich und seiner Umgebung immer wieder ins Bewusstsein rufen. In der Realität ist es nicht nur möglich, sondern auch sinnvoll und darf nicht mehr als Ausnahme, sondern als Regel vorgesehen werden. Ich bin sehr stolz, dass das in meiner Firma für einige Kolleginnen möglich ist.
  • Aktives Arbeiten mit dem Thema Unconscious Bias und entsprechende Trainings für Führungskräfte und Mitarbeiter:innen.
  • Offen über das Thema reden und weibliche Talente fördern. Das bedeuten nicht, dass männliche Talente nicht gefördert werden oder Frauen, nur aufgrund ihres Geschlechts in die erste Reihe gestellt werden sollen.

Welchen Nutzen bieten Networking und Mentoring konkret?

Ich sehe 3 große Themen bei denen Networking und Mentoring helfen kann:

  • Erfahrungsaustausch

Zu sehen wie andere Ihren Weg gehen, was hat bei einer anderen schon funktioniert und was kann sie mir raten. Oder auch der Austausch über ähnliche Situationen und die Erfahrungen die frau dabei jeweils gemacht hat.

  • Das Wissen, man ist nicht alleine

Wie beschrieben war ich in der Vergangenheit die einzige weibliche Führungskraft und oft bei Themen/Terminen auch die einzige Frau. Zu wissen, ich bin nicht alleine und vor allem, es teilen andere meine Meinung / Empfindungen darüber wie gewisse Dinge laufen, hilft einfach. Es gibt Selbstvertrauen und stärkt die eigene Position.

  • Rolemodels

Als Maturantin oder Studentin hatte ich keine Ahnung, wo mein Weg hinführen soll oder welche Möglichkeiten es für mich überhaupt gibt / geben könnte. Mir hätte es sehr geholfen Rolemodels aus den unterschiedlichen Branchen/Bereichen zu haben, um einfach die Vielfalt der Optionen besser zu verstehen.

Was würden Sie Frauen mit auf den Weg geben, die eine IT-Leadership Karriere vorhaben?

Lasst euch nicht einreden, dass ihr etwas nicht könnt, lasst euch nicht klein reden oder übergehen.

Macht euch sichtbar, seid aktiv und traut euch. Leider bedeutet das immer noch, ein dickes Fell zu haben und sich behaupten zu müssen. Aber die Zeiten ändern sich.

Vertraut darauf was ihr könnt und scheut euch nicht das aktiv zu zeigen.

Es gibt nicht nur einen Weg und es ist ok, unterschiedliche Abzweigungen zu nehmen oder auch mal einen Schritt zurückzugehen. Es gibt kein Richtig und kein Falsch, wenn es um eure Zukunft geht und es ist in Ordnung sich auch nochmals beruflich zu verändern.

Schafft euch privat wie beruflich ein Umfeld, das euch unterstützt und bestärkt.

Was kann jeder Einzelne beitragen um Vorurteilen und antiquierten Rollenbildern entgegenzuwirken?

Awareness schaffen, im beruflichen wie im privaten Umfeld. Es ist ok, wenn sie mehr verdient als er. Mädchen dürfen Autos Puppen vorziehen und Buben dürfen Einhörner toll finden. Es ist nicht selbstverständlich, dass die Mutter nach der Karenz in Teilzeit geht, der Vater aber Vollzeit arbeitet. Ein Vater, der auf sein Kind aufpasst, ist nicht der „Dad of the year“, er kommt seinen Pflichten nach. Das sind nur ein paar plakative Beispiele, aber diese sind immer noch fest in unserer Gesellschaft verankert und es gilt sie wahrzunehmen und aufzubrechen. Je bewusster man diese Stereotypen und Verhaltensmuster wahrnimmt, desto leichter kann man dagegen arbeiten.

Immer und immer wieder über das Thema reden. Es geht nicht darum Frauen ins Rampenlicht stellen zu wollen „nur“ weil sie Frauen sind, sondern den Punkt zu erreichen, an dem eine Frau in der Führung selbstverständlich ist und diese Tatsache keine gesonderte Erwähnung mehr benötigt.

Selbst Vorbild sein. Wir alle, die aktuell unseren Weg in der IT gehen, können Vorbilder für junge Frauen sein, die vielleicht noch an sich zweifeln oder die noch nicht so recht wissen, wohin ihr Weg führen soll. Mir hätte ein Vorbild damals sehr geholfen.

Sich einmischen bzw. aktiv aufzeigen, wenn etwas nicht ok ist. Sei es ein Kommentar einer Kollegin gegenüber oder unpassendes Verhalten. Ich habe als junge Projektleiterin oft erlebt, dass ich belächelt und nicht ganz ernst genommen wurde. Die Begrüßung mit „Küss die Hand“ oder der Hinweis, frau „sei hübsch“ ist nicht charmant, sondern hat in einem professionellen Umfeld absolut nichts verloren. Hier fehlt es an Sensibilität und Bewusstsein.

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Zur besseren Lesbarkeit dieses Blogartikels verwenden wir das generische Maskulinum. Die in diesem Blogartikel verwendeten Personenbezeichnungen beziehen sich – sofern nicht anders kenntlich gemacht – auf alle Geschlechter.

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