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Exklusiv im Interview: Jochen Borenich (CANCOM Austria) über die größten Herausforderungen 2025

Jochen Borenich ist Member of the Executive Board / CEO bei CANCOM Austria. In unserem neuesten Blogbeitrag gibt er Auskunft darüber, worauf Sie dieses Jahr besonders achten müssen – von Trends und Chancen, bis hin zu potentiellen Gefahren, die dieses Jahr auf Sie lauern.
Wie schätzt Du die größten Herausforderungen für IT-Unternehmen im Jahr 2025 ein? Wie wirkt sich das auf Euer Unternehmen aus?
Die größten Herausforderungen für IT-Unternehmen im Jahr 2025 werden durch wirtschaftliche Unsicherheiten und geopolitische Spannungen geprägt sein. Europa durchläuft wirtschaftlich schwierige Zeiten, und die Krise ist hartnäckig. Die Hoffnung auf einen Aufschwung im zweiten Halbjahr 2024 hat sich nicht erfüllt, und die Prognosen wurden nach unten korrigiert. Dies hat erhebliche Implikationen für den Markt, insbesondere für den Industriesektor, der stark belastet ist.
Ein weiteres großes Problem ist der Fachkräftemangel in Kernbereichen wie der IT. Dies stellt eine Herausforderung dar, bietet aber auch Chancen für IT-Dienstleister wie CANCOM Austria. In schwierigen Zeiten können wir mit unseren Services und unserem breiten Portfolio helfen, effizienter und krisensicherer zu werden.
Allerdings dürfen wir die Makroebene nicht außer Acht lassen. Wenn Unternehmen Investitionen zurückhalten oder aufgrund der Industriekrise und der schrittweisen Deindustrialisierung den europäischen Raum verlassen, verlieren wir langfristig auch Kunden. Die steigende Gefahr, dass Unternehmen den europäischen Wirtschaftsraum verlassen, hat auch mit der „Regulierungswut“ der EU zu tun. Ein Übermaß an Regulierung und Bürokratie ist nicht förderlich für die globale Wettbewerbsfähigkeit österreichischer und europäischer Unternehmen.
Insgesamt müssen wir als IT-Unternehmen flexibel und anpassungsfähig bleiben, um in diesem herausfordernden Umfeld erfolgreich zu sein. Wir sind jedoch guten Mutes und sehen für uns Wachstum als Zukunftschance mit unserem breiten Portfolio für Österreich und den DACH-Raum.
Gibt es technologische Trends, die Deiner Meinung nach 2025 den Markt besonders prägen werden?
Ich glaube, dass AI und Cybersecurity die beiden wichtigsten technologischen Trends sein werden, die den Markt im Jahr 2025 prägen. AI wird weiterhin die Automatisierung und Optimierung von Prozessen vorantreiben, während Cybersecurity-Lösungen immer ausgefeilter werden müssen, um den wachsenden Bedrohungen durch Cyberkriminalität entgegenzuwirken.
Die zunehmende Digitalisierung und Vernetzung von Unternehmen und öffentlichen Einrichtungen macht sie anfälliger für Cyberangriffe. Daher wird die Nachfrage nach umfassenden Sicherheitskonzepten weiter steigen. Standards wie DORA, NIS-2 und der AI Act setzen Mindestanforderungen, die Unternehmen helfen, sichere Geschäftsprozesse und -modelle zu entwickeln.
AI wird ebenfalls eine zentrale Rolle spielen, da sie Unternehmen ermöglicht, effizienter zu arbeiten und innovative Lösungen zu entwickeln. Kombiniert man beide Themen, dann können AI-basierte Technologien dabei helfen, Bedrohungen frühzeitig zu erkennen und abzuwehren, was die Cybersicherheit weiter stärkt.
Diese Trends bieten für uns große Chancen, da wir mit unseren Services und unserem breiten Portfolio Unternehmen dabei unterstützen können, sich in diesem dynamischen Umfeld zu behaupten und krisensicherer zu werden.
Über die wichtigsten Trends der IT 2025 spricht man am besten beim größten und wichtigsten IT-Management-Treffpunkt Österreichs – dem Confare #CIOSUMMIT Wien. HIER Plätze sichern.
Wie beeinflussen geopolitische Unsicherheiten und wirtschaftliche Turbulenzen die strategischen Entscheidungen in Deinem Unternehmen?
In Zeiten von Instabilität und wirtschaftlichen Herausforderungen müssen wir besonders flexibel und anpassungsfähig sein. Dies bedeutet, dass wir unsere Investitionen und Ressourcen sorgfältig planen und priorisieren müssen, um sicherzustellen, dass wir auch in unsicheren Zeiten wettbewerbsfähig bleiben.
Ein wesentlicher Aspekt ist die kontinuierliche Investition in fortschrittliche Technologien wie AI und Cybersecurity. Diese Technologien helfen uns nicht nur, unsere internen Prozesse zu optimieren, sondern auch, unsere Kunden besser zu schützen und ihnen innovative Lösungen anzubieten.
Darüber hinaus ist es wichtig, dass wir eine Kultur der Innovation und Agilität fördern. Dies ermöglicht es uns, schnell auf Veränderungen im Markt zu reagieren und neue Geschäftsmöglichkeiten zu erschließen, selbst wenn die äußeren Bedingungen herausfordernd sind.
Welche Rolle spielt Nachhaltigkeit in Eurer Strategie für 2025? Gibt es konkrete Projekte oder Ziele in diesem Bereich?
Ja, wir arbeiten an einigen Projekten, wie beispielsweise das im Rahmen des Programms „Horizont Europa“ EU-geförderte RecAL-Projekt (Recycling Technologies for Circular Aluminium). 19 Partner entwickeln hier gemeinsam die zukünftigen Recycling-Use Cases. Wir liefern dafür die dazugehörige Digitaltechnologie. Alle Informationen und Aktivitäten sollen künftig auf einer europäischen Online-Plattform zentral gebündelt werden. Dieser so genannte „Hub“ ist das technologische Herzstück des Projekts und stammt von uns. Wir sehen uns hier als Pionier, der das Potenzial und die Notwendigkeit erkannt hat, eine nachhaltige Metall-Produktion und Aluminium-Wiederverwendung durch Datentransparenz zu ermöglichen. Es ist unsere Verantwortung diesen gesellschaftlichen Beitrag wahrzunehmen.
Quelle: Circular Insider Austria – Circular Economy Forum Austria (Seite 21 im Magazin)
Wie verändert sich die Nachfrage nach Cloud-Lösungen, Cybersicherheit und Datenmanagement im nächsten Jahr? Welche Anliegen haben CIOs an die Zusammenarbeit mit Dienstleistern und Herstellern?
Cyberkriminalität ist ein lukratives, risikoarmes „Geschäft“ mit geringen Einstiegshürden und relativ wenig Konsequenzen für die Täter. Die Folgen für die Unternehmen können hingegen massiv sein. Wenn Cyberkriminelle Schwachstellen in IT-Systemen und Netzwerken nutzen, um sensible Daten zu stehlen und Geschäftsprozesse zu sabotieren, kommt es nicht nur zu finanziellen Verlusten, sondern auch zu schwerwiegenden Image-Schäden. Cybersicherheit gehört zweifellos zu den größten aktuellen Bedrohungsszenarien in der Wirtschaft und ist nicht umsonst eines unserer Kernthemen bei CANCOM Austria.
Wir haben rund 300 zertifizierte Cyber-Security-Spezialist:innen, die in hochqualifizierten Teams an Security-Projekten arbeiten, um Sicherheitsvorfälle zu analysieren, innovative Lösungen zu entwickeln und Unternehmen vor den wachsenden Herausforderungen in der digitalen Welt zu schützen. Und wir betreiben als CANCOM Austria Gruppe mehrere Cyber Defense Center im DACH-Raum, die unsere Kunden mit Security Services rund um die Uhr betreuen können.
AI ist ebenfalls ein strategisches Fokusthema von CANCOM Austria, mit dem wir uns schon seit knapp einem Jahrzehnt intensiv auseinandersetzen – und nicht erst seit dem Ende 2022 mit ChatGPT ein regelrechter Hype rund um die Generative KI entstanden ist. Nach einem Hype, der von einer überzogenen Erwartungshaltung begleitet wird, kommt in der Regel die Phase der Ernüchterung. Bei vielen herrscht Unklarheit, was KI aktuell bereits in einem Unternehmen leisten kann und wo noch Entwicklungszeit notwendig ist.
Deswegen ist Beratung wichtig. Wir verstehen Aufklärung als Teil unserer Serviceleistung. Und wir legen den Fokus auf die Umsetzung von funktionierenden Anwendungsfällen, die auch tatsächlich konkreten Nutzen stiften. Der Erfolg gibt uns bei dieser Strategie recht. Nur ein Beispiel dazu: Für die Entwicklung einer privaten und datensicheren CompanyGPT Lösung für die Raiffeisenlandesbank Oberösterreich wurden wir unlängst von Microsoft mit dem Innovation-Award 2024 ausgezeichnet.
Um KI-Applikationen aufzusetzen, braucht es allerdings die Verfügbarkeit von Daten. Die öffentlich verfügbaren Informationen des Internets sind bereits in den großen Modellen integriert, aber der größte Datenschatz, den es zu heben gilt, liegt in den Unternehmen selbst. Zum Beispiel in Wissensdatenbanken und von Maschinen gesammelt. In der gehypten Diskussion wird manchmal vergessen, dass die Verfügbarmachung von Daten und die Generierung von Plattformen eine Grundbedingung für die Anwendung von KI ist.
Und ich möchte den Themenkomplex, mit dem sich CANCOM Austria in diesem Zusammenhang beschäftigt, noch weiter fassen. Grundsätzlich geht es um die nutzbringende Digitalisierung von Geschäftsmodellen und -prozessen und in diesem Rahmen um die Transformation der IT von einem Kostencenter zu einem Lösungszentrum. Im Fokus steht also die Problemlösung unter Zuhilfenahme von digitalen Tools. Hier spielen auch – aber nicht nur – Anwendungen der Künstlichen Intelligenz hinein.
In welchen Bereichen siehst Du 2025 die größten Investitionspotenziale für Unternehmen in der IT-Branche?
Die größten Investitionspotenziale sehe ich in den Bereichen AI und Cybersecurity. Unternehmen werden verstärkt in AI-Technologien investieren, um ihre Geschäftsprozesse zu optimieren und neue Geschäftsmöglichkeiten zu erschließen. Gleichzeitig wird die Investition in fortschrittliche Cybersecurity-Lösungen unerlässlich sein, um sich gegen die zunehmenden Cyberbedrohungen zu schützen.
Sie sind selbst Neueinsteigerin in die Branche, oder kennen eine Frau, die in die IT kommen will? Dann wäre das Confare Female IT-Mentoring doch genau das Richtige!
Wie wichtig ist es für Dich, Dein Team auf die kommenden Herausforderungen vorzubereiten? Welche Skills sind Deiner Meinung nach 2025 unverzichtbar?
Mitarbeiter:innen müssen lernen AI in ihren Bereichen zu nutzen. Wir sind überzeugt davon, dass die Personen, die AI sinnvoll einsetzen und nutzen, händeringend in Unternehmen gefördert und gesucht werden. Der Mensch sowie sein Know-how und Vertrauen in KI spielen bei der digitalen Transformation eine erhebliche Rolle. Erst durch das Zusammenspiel von Technik, Datenkultur und motivierten Teams wird KI zum Treiber neuer Chancen (Quelle: https://brutkasten.com/artikel/no-hype-ki-folge-3).
Bei Cybersecurity müssen Mitarbeiter:innen auch für neue Attacken, die durch AI immer besser werden, sensibilisiert werden.
Welche Rolle spielen Partnerschaften und Kooperationen bei der Bewältigung zukünftiger Marktanforderungen?
Durch unsere Partnerschaften mit führenden Anbietern wie zum Beispiel Microsoft, HPE und Cisco und seit neuestem auch ServiceNow sind wir für zukünftige Marktanforderungen gewappnet. Wie oben beschrieben arbeiten wir bei unseren Zukunftsthemen auch oft mit Forschungsreinrichtungen und Universitäten immer wieder gemeinsam an Projekten. Dabei geht es um AI in der Medizin ebenso wie Quantenkryptografie in IT-Infrastrukturen.
Was würdest Du anderen Unternehmens-Lenker*innen aus der IT-Branche raten, um 2025 erfolgreich zu sein und gleichzeitig langfristig nachhaltiges Wachstum sicherzustellen?
Lasst uns gemeinsam versuchen durch Lighthouse-Projekte von Österreich aus internationale Nischen zu besetzen. Jedes AI-Projekt, das wir in Österreich umsetzen, bietet die Chance uns im internationalen Wettbewerb zu behaupten. Achten wir dabei aber auf unsere digitale Souveränität und dass wir unsere europäischen Werte nicht aus dem Auge verlieren.