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Datenschutz als USP der öffentlichen Verwaltung in Europa

by Bianca Bogad-Frey

Harald Joos – Datenschutz als USP der öffentlichen Verwaltung in Europa

Harald Joos (Deutsche Rentenversicherung Bund) – Datenschutz als USP der öffentlichen Verwaltung in Europa

Harald Joos – Cloud-Beauftragter der Deutschen Rentenversicherung Bund – spricht im exklusiven Confare Bloginterview über die Chancen der öffentlichen Verwaltung, wie die Verwaltung der Zukunft aussehen könnte und vieles mehr.
Wer sich zum Thema IT in der öffentlichen Verwaltung weiterbilden und mit Top-IT-Entscheider*innen über die Zukunft der Verwaltung sprechen will, meldet sich am besten kostenfrei zum Confare CIOSUMMIT Pre-Event Dinner am 25.03.2025 an.

Welche Rolle spielen KI und Automatisierung in der Verwaltung – und wo sind die Grenzen der Technologie?

Vor dem Hintergrund der altersbedingten Fluktuation in diesem Jahrzehnt als auch den steigenden Anforderungen bei zunehmend knapperen Ressourcen müssen Effizienz und Effektivität in der Verwaltung weiter erhöht werden. Cloud, KI, mehr Automatisierung, die ganzen technologischen Möglichkeiten schneller nutzen können, ist dabei unverzichtbar.

Wir sollten nicht im Voraus in Grenzen denken, vor allem nicht in technologischen Grenzen. Die Technologien entwickeln sich in einem rasanten Tempo weiter. Die (geo)politischen Ereignisse und Entscheidungen aus den USA führen uns allerdings gerade täglich vor Augen, wie sich Rahmenbedingungen sehr schnell ändern können. Damit verschieben sich auch Handlungsspielräume in unterschiedliche Richtungen und können sich zukünftig wieder schnell auch wieder in eine andere Richtung entwickeln. Ziel sollte es weiterhin sein, dass wir – schneller als bisher – alle Lösungen nutzen können, aber nicht nutzen müssen, Abhängigkeiten reduzieren können.

Wir halten uns an Recht und Gesetz; auch dies sind keine Grenzen. Es kommt immer auf den use-case und die jeweiligen Rahmenbedingungen an, was möglich ist.

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Was braucht es, um digitale Plattformen erfolgreich zu implementieren, ohne an bürokratischen Hürden zu scheitern?

Ein gemeinsames Zielbild ist wichtig. Wie sollen diese hochleistungsfähigen Plattformen aussehen? Und vor allem: Von wem werden sie bereitgestellt? Was ist unsere europäische Antwort auf die Marktmacht der großen Tech-Unternehmen. Die drei großen US-Anbieter dominieren den Cloud- und IT-Markt mit einem Marktanteil von mehr als zwei Dritteln. Wenn wir es nicht schaffen, unsere Nachfrage mehr zu bündeln wird es schwer werden, dass Europa einen signifikanten Marktanteil bei Cloud-und KI-Lösungen und am gesamten „Tech-Markt“ gewinnt.

Mit einer stärkeren Bündelung und Nachfrage könnten auch deutsche/europäische Unternehmen mehr in innovative Lösungen investieren. Ebenso wichtig ist die Zusammenarbeit der großen nationalen und europäischen Anbieter, offene APIs sind unverzichtbar, um Risiken durch Vendor-Lockins zu reduzieren. Die „Willigen“ gehen hier bereits in Europa voran. Einige Beispiele dazu sind 8ra und SECA (Sovereign European Cloud APIs) und auch bei uns im Cloud-Reallabor auf dem GovTech Campus ist die Stärkung und Vernetzung der deutschen und europäischen Anbieter ein wichtiger Schwerpunkt.

Wie kann man als CIO oder IT-Entscheider den Spagat zwischen Effizienzsteigerung und Bürgerfreundlichkeit meistern?

Das schließt sich nicht aus. Mehr Effizienz ist im gemeinsamen Interesse der Bürgerinnen und Bürger und der Verwaltung und bessere, schlankere, Prozesse, die die Bürger entlasten und es für die Beschäftigten der Verwaltung leichter machen sind ebenso im gemeinsamen Interesse.

In der Verwaltung werden enorme Mengen an Daten verarbeitet. Wie kann sichergestellt werden, dass Datenschutz und Datensicherheit nicht zum Innovationskiller werden?

Nicht nur die Risiken diskutieren, sondern auch die Chancen im Blick zu haben und dann abzuwägen ist wichtig. Datenschutz ist unverzichtbar und wir können damit in Europa einen starken USP für unsere Produkte und Services schaffen. Unverzichtbar ist es, den Datenschutz und alle Beteiligten von Beginn an einzubinden und ein gemeinsames Verständnis zu schaffen. Mit einer vertrauensvollen Zusammenarbeit lassen sich auch gute Lösungen finden. Der Datenschutz ist auch eine große Chance für Europa.

Oftmals liegt der Schlüssel zum Erfolg nicht nur in der Technologie, sondern in der Organisation und den Menschen dahinter. Wie gelingt der Kulturwandel in der Verwaltung?

Die Einstellung der Menschen, das Mindset ist eine der wichtigsten Voraussetzungen und Herausforderungen für die Transformation. Die Welt um uns herum verändert sich immer schneller und damit müssen auch wir uns und unsere Organisation laufend anpassen. Dieser „Kulturwandel“ gelingt nicht von heute auf morgen. Es bedarf guter Vorbilder, Stakeholder, die offen und transparent erklären, warum etwas gemacht wird. Dinge erlebbar machen und den Nutzen selbst erkennen, Experimentierräume schaffen, damit schneller eigene Erfahrungen gemacht werden können, ist ebenso wichtig. Die Fähigkeit, sich immer wieder zu verändern muss erlernt werden. Mit diesen „Softskills“ sollte man bereits in der Schule, der Ausbildung, dem Studium beginnen und sie zu einem festen Bestandteil des Lehrplans machen.

Welche Fähigkeiten und Kompetenzen braucht die nächste Generation von CIOs und IT-Entscheidern im öffentlichen Sektor?

IT wird noch mehr Commodity. Die Kompetenzen, die benötigt werden, verändern sich weiter. Ein CEO benötigt auch ein gutes Verständnis der technologischen Möglichkeiten, deren Chancen und Risiken. Und ein CIO muss gut das Business verstehen und die grundlegenden Anforderungen und Herausforderungen des Unternehmens kennen. Alle müssen sich besser verstehen und eine gemeinsame „Sprache“ nutzen. Kommunikation, zuhören und beitragen Grenzen zwischen IT und Business aufzuheben, das sind Kompetenten, die man sicher gut gebrauchen kann. Mal schauen, wie sich die C-Rollen verändern werden.

Was wäre für dich die ideale digitale Verwaltung der Zukunft – welche Vision hast du?

Government as a Platform (GaaP), alle nutzen hochleistungsfähige standardisierte Plattformen. Datenaustausch, Skalieren von Lösungen, Innovationen schneller nutzen können, Aufwände zur Erhöhung der Informationssicherheit und zum Betrieb der Infrastruktur reduzieren, Absicherung der Rechenzentren nicht mehr redundant wahrnehmen zu müssen, damit erhöhen wir die Wirtschaftlichkeit, werden resilienter und wirken dem Fachkräftemangel entgegen. Die Entkopplung von der Infrastruktur ist wichtig. Die knappen Ressourcen in der Verwaltung können mehr für die wertbringenden Lösungen und Services eingesetzt werden, zum Vorteil der Bürgerinnen und Bürger und der Beschäftigten.

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