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Die digitalste Schweizer Bank und der Umbruch in der Finanzbranche

by Michael Ghezzo

Martin Dürst im Bloginterview: Neue Chancen für kleine und agile Banken

War der Bankomat wirklich die letzte wirkliche Innovation des Bankensektors? Bei der Glarner Kantonalbank, die in Medienberichten häufig als die „digitalste Bank“ der Schweiz bezeichnet wird, sieht man das anders. Anlässlich seines Vortrages auf der Confare Konferenz #Digitalize Finance haben wir CFO Martin Dürst gefragt, was man bei der Glarner Kantonalbank anders macht.

Was bedeutet der Digitale Wandel für den Finanzsektor? Wie sind Banken und Versicherungen betroffen?

Der digitale Wandel bricht altbewährte Geschäftsprozesse auf und ermöglicht es neuen Marktteilnehmern, in bisher durch das spezifische Knowhow der Banken abgeschottete Geschäftsfelder vorzudringen. Kleine, agile Banken haben dabei die Chance, ihr Geschäftsvolumen deutlich auszuweiten, da das Potenzial zur Erschliessung von neuem Geschäftsvolumen ungleich höher ist als die Kannibalisierung des bestehenden durch das Filialnetz regional beschränkten Volumen. Die kleinere, aber agilen Unternehmen (Banken, Nichtbanken oder Startups) haben nun bessere Chancen, den grossen, trägen Bankkonzernen Marktanteile abzujagen. Dies gilt für den Versicherungsmarkt genauso wie für Banken.

Welche Anforderungen ergeben sich daraus für Führungskräfte?

Nebst einer Offenheit für Neues braucht es vor allem die Fähigkeit, bei den eigenen Mitarbeitenden gut zu erklären, dass diese Entwicklungen zwar Veränderung bedeuten, aber auch viele Chancen eröffnen. Als Führungskraft muss man in der Lage sein, die Angst vor Veränderungen abzufedern.

Welche Auswirkungen hat der Wandel auf Firmenkultur und die Mitarbeiter?

Im Falle einer Bank wie die Glarner Kantonalbank, die nebst dem angestammten Geschäftsmodell in eine digitale Vorreiterrolle reingewachsen ist, ist eine der Herausforderungen, die unterschiedlichen Geschwindigkeiten der Geschäftsfelder zu steuern. Es braucht aber über die ganze Unternehmung eine Offenheit für Neues, eine Kultur der Neugier. In einer Frühphase eines solchen Wandels besteht immer die Gefahr, dass nach Möglichkeiten gesucht wird, warum die neue Idee nicht umgesetzt werden kann. Wir sind inzwischen soweit, dass die Frage des WIE im Zentrum steht, d.h. auch bei Hindernissen geht es darum, wie wir dieses Hindernis überwinden können.

Welche Bedeutung haben Innovation und Kreativität für die Finanzbranche?

Es gab die ketzerische Aussage im Bankenmarkt, dass die letzte Innovation die Erfindung des Bankomaten (ATM 1939; die heutige Technologie basiert auf Lloyds-Geräte aus dem Jahr 1972). Dank der rasanten Entwicklung der Informatiktechnologie sind in den letzten Jahren verschiedene Fintech-Startups entstanden. Die Schweiz hat sich hierbei als ein guter Nährboden für neue Geschäftsmodelle etabliert, wobei viele Fintechs nach anfänglichen Versuchen, die Banken in ihrer Domaine anzugreifen, eher auf den Pfad der Kooperation mit den Banken umgeschwenkt sind. Etablierte Banken, die selber im eigenen Hause neue digitale Angebote entwickeln und umsetzen, sind aber immer noch die Ausnahme.

Wie kann eine fruchtbare Zusammenarbeit mit Fintechs aussehen?

Es gibt da verschiedene Modelle. Etabliert haben sich Kooperationen vor allem bei Themen wie Crowdfunding oder Roboadvice. Es gibt aber einige wenige Banken wie die Glarner Kantonalbank, die den Weg der Eigenentwicklung bis und mit Storybook, Felder- und Prozessdefinition beschreiten und dann bei der reinen Programmierung mit Fintechs oder IT-Firmen zusammenarbeiten. Wir haben damit sehr gute Erfahrungen gemacht.

 

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