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Im Schweizer Technologieunternehmen: Die Persönlichkeit macht den Unterschied, nicht die Hierarchie

by Katharina Konstacky-Degasperi

HUBER+SUHNER CIO Urs Widmer im Bloginterview über Digitalen Wandel, die Rolle des CIO und was der CIO tun kann um einen Impact zu haben.

Das weltweit tätige Schweizer Unternehmen HUBER+SUHNER entwickelt und produziert Komponenten und Systemlösungen der elektrischen und optischen Verbindungstechnik. Das Unternehmen schafft so nicht nur die Voraussetzung für Digitale Transformation für seine Kunden, es muss sich auch selbst an moderne Marktbegebenheiten anpassen. Eine Schlüsselrolle dabei spielt die IT, berichtet Urs Widmer, CIO des in 60 Ländern aktiven Unternehmens im Blog Interview anlässlich des 6. Confare Swiss CIO SUMMIT.

Welche Auswirkungen hat die Digitalisierung auf Ihre Branche?

Für uns hat die Digitalisierung dreierlei Auswirkungen, erstens als Lieferant von entsprechenden Produkten, zweitens auf die Geschäftsbeziehungen mit unseren Partnern und drittens auf unsere internen Prozesse.

Erstens profitieren wir sehr stark, indem wir Produkte anbieten, welche die Digitalisierung unterstützen. Durch den stetig wachsenden Bedarf an Bandbreite, die zunehmende Vernetzung und Mobilität ist die Nachfrage nach unseren Produkten sehr gross und vielfältig. Die Herausforderung hier ist, frühzeitig mit innovativen Produkten am Markt zu sein.

Zweitens sind wir in der Zusammenarbeit mit Kunden und Lieferanten herausgefordert. Wir müssen es schaffen, unsere Produkte effizienter in den Markt zu bringen. Dazu ist es nötig, die ganze Supply Chain zu digitalisieren inkl. Anbindung an die Systeme unserer Geschäftspartner. Wir müssen die elektronische Geschäftsabwicklung automatisieren und über unterschiedliche Kanäle anbieten können.

Drittens wird die Digitalisierung von internen Abläufen zu einer Verschiebung von Tätigkeiten und der Anpassung von bestehenden Rollenbildern führen. Die höhere Automatisierung wird uns als Menschen ermöglichen, uns wieder vermehrt auf das konzentrieren zu können, was wir immer noch besser machen als Computer, nämlich in unserer täglichen Zusammenarbeit unsere Sinne einsetzen. So bleibt unsere Arbeit trotz Digitalisierung und Automatisierung menschlich.

Verändert sich auch die Rolle der IT?

Natürlich. Der künftige Wettbewerb wird noch intensiver als bisher zu einem Wettbewerb der Informationen und der Zugang zu Daten wird zu einem entscheidenden Faktor. Es werden diejenigen Unternehmen vorne mitspielen, die in der Lage sind, den Mitarbeitenden zur richtigen Zeit und am richtigen Ort die richtigen Informationen im richtigen Format auf jedem Gerät und auf sicherem Weg zur Verfügung zu stellen, um sie unternehmensübergreifend für die Weiterverarbeitung effizient nutzen zu können.

Die IT ist der Bereich mit dem besten Überblick, was die Geschäftsprozesse angeht. Sie ist seit jeher im stetigen Austausch mit allen Anspruchsgruppen und betrachtet die verschiedensten Bedürfnisse der Geschäftsbereiche immer aus gesamtunternehmerischer Sicht. Die fortschreitende Digitalisierung verstärkt das zusätzlich und die zunehmende Automatisierung braucht noch mehr Integration. Wenn sich mehrere Geschäftsbereiche oder Funktionen ohne die IT miteinander integrieren wollten, ergäbe das eine unbeherrschbare Komplexität. Deshalb kommt ihr als Bindeglied künftig sogar eine noch grössere Bedeutung zu.

Darüber hinaus sind die heutigen technologischen Möglichkeiten immens und einfach zu nutzen. Entsprechend gross sind die Begehrlichkeiten von allen Seiten im Unternehmen. Wir sollten jedoch tunlichst vermeiden, neue Technologien lediglich aufgrund des Wettbewerbsdrucks einzuführen. Stattdessen ist es oft angebrachter, zuerst die Hausaufgaben zu erledigen und Bestehendes erst einmal zu verdauen und richtig anzuwenden, anstatt das Heil in immer noch neueren Technologien zu suchen. Um eine Verzettelung zu vermeiden, kommt hier der IT die Rolle eines Filters zu. Das ist oft undankbar, aber im Sinne des Unternehmenserfolgs notwendig.

 

Was sind die wichtigsten 3 Aspekte, die den CIO zu einem entscheidenden Faktor für den Unternehmenserfolg machen?

Ist der CIO zum entscheidenden Faktor für den Unternehmenserfolg geworden, dann

  • hat er einen ganzheitlichen Überblick über das Unternehmen und die Märkte und kann so das Unternehmen nach innen und nach aussen mitgestalten
  • vertritt er die Gesamtinteressen des Unternehmens und bestimmt mit bei der Strategie und Prioritätensetzung
  • arbeitet er mit den Daten, auf denen er „sitzt“ und nutzt sie als wichtiges Asset für einen nachhaltigen Unternehmenserfolg

Am meisten profitieren diejenigen Unternehmen, bei denen der CIO in die Geschäftsführung eingebunden ist!

Welche Tipps haben Sie für Nachwuchsführungskräfte in der IT? Welche Skills sind entscheidend, um in der Rolle erfolgreich zu sein?

Die Persönlichkeit öffnet Türen – nicht die hierarchische Stellung. Um voranzukommen, braucht es Ambitionen. Um diese zu erreichen, muss man permanent die Extrameile gehen. Wenn Ihnen etwas nicht passt, dann gehen Sie raus und ändern es. Wenn Sie nicht mehr weiterkommen, schauen Sie immer zuerst in den Spiegel. Lernen Sie aus Rückschlägen und gehen Sie gestärkt daraus hervor.

Der Mensch nimmt den wichtigsten Platz und den größten Raum ein. Er ist das Bindeglied zwischen Organisation und Technologie. Damit bestimmt er, ob eine Initiative erfolgreich wird oder nicht. Nur wenn sich die Menschen zurechtfinden in der Organisation und verstehen, weshalb das Unternehmen bestimmte Ziele verfolgt, sind sie in der Lage, die IT im Unternehmen effektiv und effizient zu nutzen.

Die moderne Führungskraft ist nicht Experte für alles. Das ist aufgrund der Schnelllebigkeit in Verbindung mit der steigenden Komplexität des Geschäfts nicht mehr zweckmäßig. Sie braucht kompetente Leute in ihrem Team und muss einen Schritt zur Seite machen, um den Mitarbeitenden die Möglichkeit zu geben, sich eigenständig vorwärts bewegen zu können. Dieses Vertrauen werden sie mit entsprechend guten Ergebnissen X-fach zurückgeben.

Sie müssen Unternehmer und hervorragender Netzwerker sein. Kommunikation ist das A und O. Der Mensch hat zwei Ohren und nur einen Mund, damit er mehr zuhören kann als reden. Sie müssen als Leader gewinnend überzeugen können und sich nicht als Manager mit Macht durchsetzen wollen. Nur so können Sie notwendige Veränderungen in einem guten Klima effizient und nachhaltig umzusetzen.

Last but not least, die Technologie ist auch für den CIO nur Mittel zum Zweck. Es geht nicht darum, Infrastruktur und Applikationen zu betreiben oder Geschäftsprozesse mit den neusten Technologien zu unterstützen. Es geht ganz alleine darum, zur nachhaltigen Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens beizutragen.

Welche Rolle spielt die interne IT für Innovation, Produktentwicklung und Geschäftsmodell?

Inhaltlich eine gleich wichtige Rolle wie die anderen Geschäftsbereiche oder -funktionen auch. Da darf sich die IT nicht überschätzen oder wichtiger nehmen. Insofern muss die IT ebenfalls zu den treibenden Kräften werden wenn es um die Gestaltung und Umsetzung von Innovationen, Produktentwicklungen und Geschäftsmodellen geht. Sie muss raus aus der reinen Dienstleister- und Enabler-Mentalität und über den eigenen Bereich hinaus unaufgefordert und selbstbewusst Mitverantwortung übernehmen für den Unternehmenserfolg. Voraussetzung dafür ist, dass sich die IT verstärkt mit den Märkten und Kunden auseinandersetzt. Nur so kann sie gegenüber den Geschäftsbereichen die richtigen technischen Lösungen empfehlen. Diese Rolle muss sich die IT jedoch selbst hart erarbeiten.

Treffen Sie Urs Widmer von Huber+Suhner und rund 150 hochkarätige Teilnehmer auf dem Confare Swiss CIO Summit, am 26. September 2017 in Zürich. Im Rahmen der Konferenz wird der begehrte Swiss CIO Award verliehen. Sichern Sie sich Ihre Teilnahme! Die Teilnahme ist für Anwender, CIOs und IT-Manager kostenlos.

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