Zukunftsforscher Erik Händeler wird bei dem Confare Event IDEE 2018 Vorhersagen für die Zukunft treffen. Ein bedingungsloses Grundeinkommen, wie es viele fordern, macht seiner Ansicht nach, trotz Digitalisierung und Angst, dass uns die Arbeit abhanden kommt, keinen Sinn. Sichern Sie rechtzeitig Ihre Teilnahme und melden Sie sich gleich an!
Vorab lesen Sie im Blog, was von Unternehmern, Führungskräften und Mitarbeitern verlangt wird, um nachhaltig eine bessere Zukunft und Arbeitswelt zu gestalten.
Geht uns im digitalen Zeitalter die Arbeit aus?
Nein, denn Arbeit ist, Probleme zu lösen. Und weil wir immer Probleme haben werden, wird uns auch niemals die Arbeit ausgehen. Sie ändert sich: Weniger wie früher mit den Händen die materielle Welt direkt bearbeiten wie am Fließband, außer im Handwerk; sondern in der gedachten Welt: Planen, organisieren, das Wissen suchen, das man braucht, um eine Aufgabe zu lösen. Die Wirtschaft wächst in die gedachte Welt hinein. Und dort gibt es keine Grenzen des Wirtschaftswachstums. Ob jemand arbeitslos zu Hause herumsitzt, oder ob jemand zu Hause für mich Folien designt oder recherchiert, ist vom Ressourcenverbrauch jetzt nicht der große Unterschied, für die Wertschöpfung aber sehr wohl.
Du kritisierst das bedingungslose Grundeinkommen, das so heiß diskutiert wird – Was spricht dagegen?
Wir müssen jetzt die Wertschöpfung in der gedachten Welt erschließen. Das Grundeinkommen hält die Menschen davon ab, das zu lernen und das zu tun, was gerade für die Allgemeinheit Notwendig ist; es würde die Funktion des Preises außer Kraft setzen. Die Hardcore-Liberalen wollen den Staat abschaffen, statt “unbürokratisch” würde es in Wirklichkeit “ungerecht” zugehen. Die ostdeutschen Links- und AfD-Wähler wünschen sich eine idealisierte DDR zurück, und Unternehmer wie Siemens-Käser entziehen sich ihrer Verantwortung. Die Grundlagen dafür stimmen nicht: Nämlich die Annahme, dass uns wegen der Digitalisierung die Arbeit ausgeht. Die historische Wahrheit ist, dass eine Innovation die Produktivität steigert und so erst recht neue Arbeit rentabel macht. Sonst wären wir heute bei 80 Prozent Arbeitslosigkeit, so wie bei Beginn der Industrialisierung. Damals arbeiteten 80 Prozent aller Menschen in der Landwirtschaft, und die wurden ja auch nicht arbeitslos, als sie durch Feldfruchtwechsel und Dünger produktiver wurden.
Welche Bedeutung hat das Unternehmertum in dieser Zeit?
Chancen erkennen, Ressourcen effizient verwenden, die Bedürfnisse erkennen, Kompetenzen und Probleme zusammenbringen, also alles so wie immer. Nur dass wir jetzt in der Wissensgesellschaft viel mehr erkennen müssen, was meine/unsere Kompetenzen sind, wo ein Problem besteht und was man tun kann, um es zu lösen. Wir werden alle diese Fähigkeiten etwas mehr brauchen.
Was empfiehlst Du Chefs, die ihr Unternehmen fit für die Zukunft machen wollen?
Die Aufgaben werden so komplex, dass sie der Einzelne nicht mehr überblicken kann: Wir sind viel mehr angewiesen auf das, was andere können. Deswegen müssen wir mehr um die bessere Lösung ringen, über Ziele und Verwendung der Ressourcen streiten. Die Art, wie Konflikte ausgetragen werden, machen den ökonomischen Unterschied aus. Denn Maschinen kann ich überall kaufen, Geld überall leihen, Wissen vom Internet herunterziehen – nur das Sozialverhalten entscheidet den Wohlstand im Umgang mit Wissen. Da geht es auch um die Frage, ob man dem Chef fachlich widersprechen kann, ob er klar die Linie vorgibt, damit nicht die Kraft in den Grabenkämpfen zwischen Gleichrangigen verschwendet werden, aber dennoch die Entscheidung des Chefs diskutiert und auch korrigiert werden kann. Es braucht Transparenz, Versöhnungsbereitschaft, die Demut, in schwankender Wichtigkeit seinen Platz zu finden. Das Sozialverhalten hängt selbst in säkularisierten Ländern von den vorherrschenden kulturellen, religiösen Wurzeln ab, welchen Stellenwert der einzelne hat, ob er sich frei entfalten kann oder von der Gruppe unterdrückt wird, ob man andere Gruppen bekämpft oder universalethisch einen Ausgleich sucht.
Was sind die wichtigsten politischen und gesellschaftlichen Handlungsfelder, damit die Zukunft besser wird?
Der Angst entgegentreten, die von nassforschen Ellenbogenpropheten der Digitalisierung verbreitet werden, also dass uns nicht die Arbeit ausgeht, sondern wir die neue Arbeit erschließen müssen. Es geht um Streitkultur, um Gemeinsinn, um Gesunderhaltung. Nullzinsen wie jetzt samt dem Ruf nach dem starken Mann, abwehrenden Handelsgrenzen sowie Populismus, hat es in der Geschichte immer gegeben, wenn ein technisches Netz wie Eisenbahn nach 1873 oder Elektrifizierung ab 1929 sich weitgehend ausgebreitet hatten, aber es nichts mehr gab, was die Kosten senkte. Jetzt, nachdem der Computer uns die strukturierte Wissensarbeit weitestgehend abgenommen hat, geht es um die unstrukturierte Wissensarbeit zwischen Menschen und im Menschen. Wenn sich dann der Staub der Veränderung gelegt hat, wird die Welt eine bessere sein, so wie die Welt übrigens schon immer besser geworden ist.