Confare Geschäftsführer Michael Ghezzo besucht das Gartner Symposium in Barcelona und berichtet von seinen persönlichen Eindrücken und Erlebnissen für uns im Blog – Mehr finden Sie hier!
Der Moment ist gekommen! In der Opening Keynote des heutigen Tages werden von Gartners führenden Köpfen die Parolen für 2018 ausgegeben. Der Saal ist brechend voll und in ebenfalls voll besetzten kleineren Sälen verfolgen weitere Zuschauer die Brandrede. Volle Multimedia Unterstützung, perfekte Animationen, Eventtechnik und Sound, die Hollywood zu Ehre gereichten, reißen das Publikum mit. Und jenes Thema, auf das die etwa 7000 Besucher des Gartner Symposiums 2018 eingeschworen werden, lautet …
Aber zuerst noch ein paar Beobachtungen. Das Networking des Vorabends hat so manchen ganz schön beansprucht und so werden sich einige die Keynote wohl nur als Aufzeichnung oder Facebook Stream angesehen haben. Die meisten aber, haben es sich nicht nehmen lassen, den Moment live zu erleben. Was Gartner sagt, hat Gewicht. Immerhin sind hier die führenden Köpfe der europäischen IT versammelt, die diese Information mitnehmen, und zu Handlungsmaximen für die nächsten Monate erklären. Hier wurde vor Jahren der Begriff „nexus of forces“ geprägt, genauso wie die bimodale IT. Doch die Zeiten der eingängigen Slogans sind vorbei. Je mehr der digitale Wandel spürbar für jeden wird, umso komplexer werden die Herausforderungen und Antworten. Mir scheint, wir stecken zu schon zu tief drin, als dass man jedes Jahr etwas wirklich bahnbrechend Neues zu präsentieren hätte. Dass es den Experten von Gartner trotzdem immer wieder gelingt, die Köpfe zu bewegen, zeigt, wieviel Wissen und Kreativität in dieser Organisation steckt.
„Continous Next“ ist der Slogan, der für 2018 ausgegeben wird. Alles um uns verändert sich, daran müssen wir uns gewöhnen. Organisationen, die bisher viel darin investiert haben, Überraschungen zu vermeiden und Kontrolle über alle Aspekte der Wertschöpfung zu haben, müssen lernen dynamisch zu agieren, im Ecosystem zusammenzuarbeiten und immer weiter zu lernen. Kleinere Schritte, schnelles Denken und Agieren sind gefragt.
Für sich genommen, wirkt es mal ein bisschen dünn, aber dahinter steckt ein Konzept, das auf fünf Pfeilern aufbaut:
- Privacy: Auch wenn die DSGVO lästig ist, das Bewusstsein für Datenschutz und der Wunsch auf einen vertrauensvollen Umgang mit Daten ist seit vielen Jahren jetzt erstmals größer als der Wunsch nach einfacher Bedienung und Kundennutzen. Wer glaubhaft das Vertrauen der Kunden wertschätzt, hat einen echten Wettbewerbsvorteil.
Ich muss an Clemens Wasner von EnliteAI denken, der in unseren Gesprächen rund um den Einsatz von Künstlicher Intelligenz mal gesagt hat, unser europäisches Verständnis von Datenschutz kann ein internationales Vorbild und ein Wettbewerbsvorteil für die europäischen Unternehmen werden. Clemens, Gartner bestätigt Deine Ansicht! - Digital Product Management: das betrifft unmittelbar das Operating Model der IT-Abteilungen. Schluss mit riesigen Projekten, die nie in time und in budget bewältigt werden, hin zu einem agilen Produktverständnis. Das bedeutet aber auch, dass das Skillset des Produktmanagers stark nachgefragt wird, und es hier zu einem Engpass an Talenten kommen wird. Produktmanager haben den Kunden im Fokus, arbeiten mit Methoden wie Design Thinking und gehen von einem Minimum Viable Product über Fehlschläge und Lernkurven weiter bis zu einem Produkt, das den Kunden wirklich begeistert.
- Culture Hacks: Unternehmenskultur ist entweder die fruchtbare Basis für den Wandel oder ein unüberwindbares Hindernis. Kultur lässt sich auch nicht ändern, in dem man Tools implementiert oder sie von oben verordnet. „Seid endlich kreativ“ hat noch nie so richtig funktioniert. Kleine Culture Hacks können mit wenig Aufwand große Wirkung erzielen. Die richtigen Fragen stellen, Erfolge und Fehler teilen, um gemeinsam zu lernen, das sind einfache Wege.
- Augmented Intelligence: Das wiederum ist etwas, womit ich etwas anfangen kann. Es ist die intelligente Zusammenarbeit von natürlicher und künstlicher Intelligenz, von Menschen und Maschine, auf die wir uns vorbereiten müssen.
- A new kind of Digital Twins – So und da bin ich etwas ratlos. Es geht um die digitale Abbildung der Organisation zur besseren Steuerung – bis hin zu Vorhersagen über das Verhalten der Menschen und des Marktes … hmmm, ich weiß nicht! Klingt nach altmodischen Kontrollmechanismen. Ich nutze den Rest des Tages alle meine guten Bekannten unter den CIOs, die ich hier treffe, danach zu fragen, was sie damit anfangen können. Aber mir scheint, so richtig ist die Aussage nicht angekommen. Vielleicht finde ich in den verbleibenden Tagen mehr heraus. Es klingt nach altem Weltbild mit neuer Technologie. Oder doch nur „mehr Automatisierung“ statt echtem Wandel??? Mal sehen, was ich herausfinde.
Dazu noch ein leicht verstörendes Werbevideo, das auch keine Fragen beantwortet. Macht nichts, dafür war der Kulturteil sehr unterhaltsam.
Die Kernaufgabe des CIO als Digital Leader – und jetzt sagen wir es alle gemeinsam: SHAPE – SHIFT – SHARE – also in unseren Worten: be the influence!
Das gibt mal eine Menge Stoff zum Nachdenken. Ich habe ein ambitioniertes Vortragsprogramm geplant, das ich bis zum Nachmittag schlicht schmeiße, denn an allen Ecken und Enden treffe ich Bekannte. Jeden frage ich zum DTO – dem Digital Twin of Organisations, aber so recht konnte wohl niemand der Idee folgen. Inzwischen auch der obligatorische Besuch bei der T-Systems Strandbar – aber heute ist es ausnahmsweise kalt und windig. Nach einer geschäftlichen Besprechung gibt es einen Vortrag, den ich nicht verpassen mag. „One of 13 %“ ist der Titel – es geht um Frauen in der CIO-Rolle. Weit weniger als 13 % ist der Anteil an Männern im Publikum. Mich interessiert das Thema sehr. Wir haben es auf unseren CIO Summits in Österreich, Deutschland und der Schweiz jeweils geschafft, Panels zu organisieren, die ausschließlich weiblich besetzt waren und in Wien sogar eine Doku zum Thema Frauen in der IT gedreht. Nicht zu vergessen unser Infocenter zu dem Thema, mit zahlreichen Interviews mit weiblichen CIOs.
Die Gartner Daten sprechen eine deutliche Sprache. Es sind tatsächlich durchschnittlich 13 % der IT-Manager Frauen. Wenigstens steigt die Anzahl. Vor vier Jahren waren es immerhin nur … naja, 12 %. Erst bei 30 % wäre der Punkt erreicht, wo ein echter Wandel der Rollenbilder in Gang käme. Ein Wert, der nur in Südafrika und annähernd in Dänemark erreicht ist. Dem gegenüber stehen Länder wie Japan mit 4% oder eine glatte Null in Saudi-Arabien. Besser als Japan sind wir im DACH-Raum wohl schon, denk ich mir, aber nicht viel! Analystin Jenny Beresford gibt Tipps für die Anwesenden IT-Managerinnen. Man muss die eigene Karriere planen und aktiv verfolgen – denn die Daten zeigen, dass der echte Wandel auf sich warten lässt. Und dass, obwohl Diversity nachweisbar den Erfolg von Unternehmen steigert. Da der Wandel nicht schnell genug geht, lässt sich sogar ein Rückschritt befürchten, denn wenn es kein Wachstum gibt, passiert meistens das Gegenteil.
Nach der spannenden, aber ernüchternden Session geht es wieder ans Networking in der ITXpo. Ich treffe wieder liebe Bekannte mit denen ich ein paar Bierchen trinke und versuche im Gegenzug bei den Partnerständen trotzdem keine Software im großen Ausmaß bestellen zu müssen. Dann durch das verregnete Barcelona an den Computer. Morgen gibt es wieder ein volles Vortragsprogramm. Vielleicht finde ich mehr über diesen Digital Twin heraus … der wurmt mich. Und dann ist morgen auch noch das große Get2Gether der DACH-Region … ich denke, da kenne ich den einen oder anderen. ?
Ich sende einen herzlichen Gruß aus Barcelona und habe übrigens immer noch keine Mitbringsel für die Familie,
Michael