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Digitales Bankwesen – Zwischen Innovation und Regulation

by Bianca Bogad-Frey

NEU im #ConfareBlog
Alexander Klinsky (Wiener Privatbank): Digitales Bankwesen – Zwischen Innovation und Regulation

Alexander Klinsky - Digitales Bankwesen - Zwischen Innovation und Regulation

Alexander Klinsky – Bereichsleitung IT, Core Banking & Melderegime der Wiener Privatbank – gibt in seinem Confare Bloginterview Auskunft darüber, wie moderne Banken den Spagat zwischen externen Herausforderungen und Digitalisierung meistern.  

Wie sehr hat die Digitalisierung heute Einfluss auf das Bankengeschäft?

Viele Banken verfügen über eine lange Historie und wurden bisweilen verkauft oder in andere Institute eingegliedert. Hinzu kommen regelmäßige Systemwechsel bis hin zum kompletten Kernbankensystem. In der Regel bleiben Digitalisierung und Automatisierung auf der Strecke. Vielfach wird sie für die Zeit nach Abschluss des Projekts aufgeschoben und durch manuelle Tätigkeit oder Excel ersetzt. In vielen Fällen bleibt die Zeit danach jedoch aus, da neue Themen die Priorität in den Unternehmen in Anspruch nehmen.

Dabei wäre eine grundlegende, in der DNA des Unternehmens verankerte Digitalsierungsstrategie heute wichtiger denn je. Die Geschwindigkeit nimmt auch in der Bankenwelt rasant zu. Die Finanzkrise 2008 und deren Nachwirkungen, die derzeitigen wirtschaftlichen Krisen (Krieg, COVID, Zinsen, Inflation), haben das gesamte Gefüge erheblich in Mitleidenschaft gezogen.

In Verbindung mit den kontinuierlich steigenden regulatorischen Anforderungen im Bereich der IKT-Risikobereiche (Stichwort DORA) sowie den AML-Verpflichtungen und den fortschreitenden Technologien (KI und Blockchain) ergibt sich eine Situation, in der der Marktanteil, der aufgeteilt werden muss, zunehmend begrenzt ist. Die Notwendigkeit, die Ressourcen zu automatisieren und zu digitalisieren, um die Ressourcen der Mitarbeiter effizient einzusetzen, ist für Banken von entscheidender Bedeutung.

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Was bedeutet das auch für kleinere Bankenhäuser?

Es empfiehlt sich, einen goldenen Mittelweg zu finden – zwischen dem Ferrari und dem Trabant. Dies betrifft nicht nur die Kosten, sondern auch die Geisteshaltung. Nur weil eine manuelle Excel-Aktion möglich ist, bedeutet dies nicht, dass sie auf lange Sicht sinnvoll ist. Ebenso ist eine Digitalisierung oder Automatisierung des bestehenden Prozesses nicht immer sinnvoll. Diese Projekte bieten die Gelegenheit, etablierte Praktiken zu reflektieren und Altlasten abzubauen, bevor eine Digitalisierung erfolgt. Skalierung und operationelle Exzellenz sind in diesem Zusammenhang die maßgeblichen Faktoren.

Wer diese Aspekte nicht berücksichtigt und die erforderlichen Ressourcen (Tools, Mitarbeitende) nicht gezielt weiterentwickelt, wird mit der Zeit nicht mehr finanziell erfolgreich agieren können.Eine enge Zusammenarbeit zwischen IT und Fachbereich ist in diesem Bereich von entscheidender Bedeutung, da beide Bereiche als verantwortliche Stakeholder betrachtet werden müssen.

Vom Excel zur Automatisierung – Welche Herausforderungen bringt die Digitale Transformation in Bezug auf Kultur, Mindset und Organisation?

Veränderungen sind stets mit Schwierigkeiten verbunden bei deren Umsetzung. In der Kollegenschaft gibt es Mitglieder, die leichter für Veränderungen zu gewinnen sind, während andere Mitglieder eine größere Herausforderung darstellen. Es ist von entscheidender Bedeutung, die Vorteile einer Veränderung klar herauszustellen und greifbar zu machen. In der Regel führt dies dazu, dass die Veränderung von den Betroffenen ohne große Gegenwehr akzeptiert wird.

Welche Bedeutung hat GenAI dabei? Wo sehen Sie die Einsatzgebiete und Möglichkeiten?

Ich bin der Auffassung, dass wir uns in einer frühen Phase des Entwicklungsprozesses befinden. Täglich werden in den Nachrichten neue LLMs vorgestellt, die nun in der Lage sind, noch präzisere Antworten zu liefern. Es ist mir derzeit nicht möglich, den Überblick zu bewahren und eine klare Vision zu entwickeln. Aus diesem Grund beabsichtigen wir, einen sukzessiven Ansatz zu verfolgen, auch wenn andere diesen Ansatz als MVP bezeichnen. Unser Ziel ist es, sowohl die Bank als auch die Mitarbeiter und Kunden schrittweise mit diesem Prozess vertraut zu machen. Die gewöhnlichen Aufgaben wie das Umformulieren von E-Mail-Texten an Kunden, die Analyse und Übersetzung von Verträgen sowie die Verfeinerung von Marketingbriefen sind schnell ausgeführt.Unser Ziel ist es jedoch, den Mitarbeiter im Rahmen von Richtlinien noch effizienter zu unterstützen.Unser internes Regelwerk ist umfangreich, über die Jahre gewachsen und teilweise nicht optimal formuliert und strukturiert. Zudem ist es in einigen Fällen widersprüchlich formuliert.

Unser Ziel ist es, diese Situation zu ändern, und zwar mithilfe von GenAI. Wir planen nicht nur, eine Suche in den vorhandenen Richtlinien wie einen Chatbot zu integrieren, sondern auch eine KI einzusetzen, die Verbesserungsvorschläge bezüglich des Inhalts und der Struktur der Richtlinien gibt.

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Was sind die Herausforderungen bei der konkreten Umsetzung? Welche Hürden gibt es zu überwinden?

Der AI Act der EU stellt in dieser Hinsicht ein adäquates Rahmenwerk dar, da er klare Kriterien dafür bietet, welche Aspekte der Gesetzgeber als kritisch oder nicht akzeptabel erachtet.Aus dem bisherigen Umfeld der Banken in Bezug auf IT-Sicherheit (wie beispielsweise MaRisk in Deutschland, der EBA-Leitfaden oder nun DORA) lassen sich die Themen Informationssicherheit und Datenschutz effizient bewältigen.Zwei Themen bereiten mir jedoch Sorgen: Einerseits besteht die Herausforderung darin, die Antworten auf die Fragen zu finden, andererseits besteht die Wahrscheinlichkeit, dass die Antworten, die gefunden werden, falsch sind. Das erste Problem kann durch den Einsatz von Tools und eine bessere Organisation gelöst werden, doch das entscheidende Element ist die Einstellung der Mitarbeiter. Denn es ist immer möglich, sich den Regeln zu entziehen, und je mehr Einschränkungen der CISO verursacht, desto eher werden die Mitarbeiter das Thema als lästig empfinden und die Möglichkeiten, die ihnen zur Verfügung stehen, nicht mehr nutzen. Das zweite Thema muss von den Herstellern gelöst werden. Zwar gibt es bereits Ansätze, jedoch ist das Problem noch nicht vollständig gelöst.

Was ist bisher erreicht und was sind die nächsten Schritte und Perspektiven?

Die Medien haben in dieser Angelegenheit bereits umfassende Vorarbeit geleistet. Die Mitarbeiter sind motiviert und interessiert. Unser Ziel ist es nun, bis zum Ende des zweiten Quartals diesen ersten internen Schritt zu setzen. Im Anschluss daran werden wir die Nutzung ausloten und weitere Verbesserungen bzw. neues Potenzial identifizieren.

Welche Rolle spielt die PCG dabei und was waren die Erfolgsfaktoren bei der Zusammenarbeit?

Die Bank wurde von PCG kontaktiert, und es wurde sofort deutlich, dass hier ein kompetenter Partner für die Größe und Bedürfnisse gefunden worden war. AI ist mittlerweile in jedem Unternehmen ein Thema – einen erfahrenen Partner zu finden, ist da schon schwieriger. Aber es wurde schnell eine erste Idee geboren, und innerhalb weniger Wochen hatten wir einen lauffähigen Prototyp. Mir war es wichtig, dass die Flexibilität bei überschaubaren Kosten gewährleistet ist und die Kooperation auch nach dem POC fortgeführt werden kann.

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