Rudy Felser ist ehem. Chefredakteur des Monitor und hat dem altehrwürdigen IT-Magazin zu neuen Erfolgen verholfen. In Vorbereitung von Confare IDEE 2019, wo wir uns mit dem Digitalen Wandel unterschiedlicher Branchen befassen, haben wir gefragt, wie sich die Aufgabe des Fachjournalisten verändert und was die Rolle von Printmedien ausmacht.
Was bedeutet Fachjournalismus im Digitalen Zeitalter? Wie hat sich die Rolle des Journalisten verändert?
Die Zeiten, in denen Fachmedien die allererste und oft einzige Informationsquelle für den Leser waren, sind lange vorüber. Jeder, der ein Interesse an einem bestimmten Gebiet hat, kann sich im digitalen Informationszeitalter alle nur erdenklichen Informationen über einen Mausklick auf den Schirm holen. Das gilt ganz besonders für alle Themen der IKT, bei denen alle Beteiligten eine außergewöhnlich hohe digitale Kompetenz aufweisen. Durch die hohe Geschwindigkeit der Innovation und Entwicklungen müssen sich Journalisten auch von ihrer Rolle als “Gatekeeper” im klassischen Sinn verabschieden. Keine noch so große Redaktion kann sich anmaßen zu behaupten, einen kompletten Überblick über alle Entwicklungen zu haben und nur die relevantesten, interessantesten zum Leser “durchzulassen”. Was aber jeder Journalist versuchen kann, ist, seine eigene Perspektive auf die Dinge bzw. einen spezifischen Bereich zu entwickeln. Es geht darum, für den Leser einen Mehrwert zu schaffen, den er auf diese Art an anderer Stelle nicht bekommt. Wie dieser Mehrwert aussehen kann, muss jeder für sich selbst herausfinden.
Welche Perspektive haben Printmedien?
Printmedien haben weiterhin einen festen Platz in der Welt, sind aber nur noch ein Kanal in einem stetig wachsenden Channel-Mix. Mit jedem neuen Medium, jedem neuen Kanal wird auch ihre Relevanz sich ändern und wahrscheinlich sinken. Noch kann Print von seiner über Jahrhunderte gewachsenen historischen Bedeutung zehren. Läuft die Entwicklung aber weiter in der Richtung, die sich schon lange abzeichnet, wird Print sich daran gewöhnen müssen, nur noch ein Channel von vielen zu sein. In irgendeiner Form und mit irgendwelchen Inhalten werden Papier oder andere Trägermedien aber auch in der ferneren Zukunft noch bedruckt werden.
Welche Inhalte sprechen die Leser am meisten an?
Meiner Erfahrung nach sind es vor allem praktische und menschliche Themen, die den Leser auch in der IKT-Welt am meisten interessieren. Praxisorientierte Problemlösungen, selbstverständlich Produkttests – also die Erfahrungen anderer Menschen mit Produkten – sowie Texte, in denen Menschen zu Wort kommen und dabei auch ihre menschliche Seite zeigen – auch wenn der Inhalt technischer Natur ist.
Wie lassen sich aus Marktdaten, technischen Produkten und wechselnden Führungskräften interessante Geschichten machen?
Wenn ich dafür ein allgemeingültiges Rezept finde, lasse ich es Euch wissen. Ich versuche mit Gefühl und Gespür an die Sache heranzugehen um herauszufinden, was der wirklich interessante Kern einer Story ist. Das Ergebnis ist oft überraschend und oft geht es auch in die Hose.
Was sind aus deiner Sicht die wichtigsten IT-Trends für 2020?
Meine Blicke in die Kristallkugel haben sich nicht als sonderlich akkurat erwiesen. Zum Beispiel habe ich mich damals gefragt, wer um Himmels willen ein iPad brauchen könnte. Das ist doch nur ein riesiges iPhone. Mittlerweile sehe ich es ein. Ich hoffe, dass ich damit, dass ich jetzt Machine Learning, AI und Augmented Reality aufzähle, diese Technologien damit nicht zum Scheitern verurteile: Natürlich gibt es noch unzählige weitere Buzzwords, die ich jetzt aufzählen könnte. Wesentlich für alle Entwicklungen wird aber sein, dass wir sie nicht als Selbstzweck betrachten, sondern herausfinden, wie und wo sie die Menschen wirklich am allerbesten unterstützen können. Auch dabei könnten wir noch die eine oder andere Überraschung erleben.