NEU im #ConfareBlog
Kathrin Schillinger – Female-IT Leadership – in der Authentizität liegt die Kraft

Heute im Confare Blog Interview: Kathin Schillinger – Bereichsleiterin IT Products for Users & Business. Mit ihr gemeinsam gehen wir den Fragen nach, wieso Frauen in der IT immer noch die zweite Geige spielen müssen, wieso Authentizität unabdingbar ist und wie sie das Motte der diesjährigen Confare CIOSUMMITS auslegt – Balancing in Challenging times – Enabling visions.
Du hast ein Wirtschaftsstudium hinter Dir, viel, viel Erfahrung in Deinem Berufsleben gesammelt, jetzt bist Du in der IT in einer sehr hohen Führungsposition angekommen. Wie war Dein Weg, was ist Dein Mindset?
An oberster Stelle steht für mich meine Neugier. Schon immer wollte ich Ziele erreichen, die zuvor als unmöglich galten, und das in möglichst vielen Bereichen. Mein Antrieb ist es, Dinge zum Besseren zu verändern, und in den letzten Jahren hatte ich glücklicherweise oft die Gelegenheit dazu.
Mein beruflicher Weg begann bei Accenture. Die Beratungstätigkeit eröffnete mir zahlreiche Wege und Möglichkeiten, die ich nicht missen möchte. Ich habe die MitarbeiterInnen, das Mindset und das Umfeld bei Accenture sehr geschätzt und konnte viele unterschiedliche KundInnen und deren Herausforderungen kennenlernen.
Anschließend führte mich mein Weg von der Strategieberatung zu Microsoft, wo ich in die Geschäftsführung wechselte. Dort tauchte ich tief in die Welt des Vertriebs ein. Teil einer beeindruckenden Firma in einer Zeit des Übergangs von „on-premises“ zur Cloud zu sein, war faszinierend, wenn auch nicht immer einfach. Diese Zeit war eine prägende Erfahrung. Auch hier waren die MitarbeiterInnen ein entscheidender Faktor, der die Zeit neben den großartigen Veränderungen, bei denen wir unseren KundInnen helfen durften, äußerst interessant machte.
Heute bin ich als Betriebswirtin in der IT angekommen und darf auch hier Teil einer großen Veränderung sein. Für mich ist meine aktuelle Firma ein tolles Unternehmen mit hochmotivierten und engagierten MitarbeiterInnen. Ich vertraue auf die technischen Fähigkeiten meiner MitarbeiterInnen und konzentriere mich darauf die Ziele und Zusammenhänge zu verstehen. Mein Fokus liegt darauf, eine klare Richtung vorzugeben, ohne ins Micromanagement zu verfallen- denn am Ende zählt das Zusammenspiel. Dies gibt meinen MitarbeiterInnen das Zutrauen und die Eigenverantwortung, was wiederum zu Wachstum und einem großartigen Miteinander führt.
Das Confare Female IT-Mentoring bietet Austausch auf Augenhöhe, spannende Keynotes, Praxistipps und den idealen Rahmen, um inspirierende Führungspersönlichkeiten und vielversprechende High Potentials miteinander zu verbinden.
Die IT-Branche durchläuft in den letzten Jahren eine beeindruckende Entwicklung: Sie wird flexibler, zukunftsorientierter und zunehmend weiblicher. Trotz dieser Fortschritte sind Frauen in der IT nach wie vor unterrepräsentiert – insbesondere in Führungspositionen. Was ist Deine Erfahrung und Einschätzung dazu?
Die IT Branche hat sich definitiv in eine offenere, dynamisch Richtung entwickelt, aber der Anteil der Frauen, insbesondere in Führungsrollen, bleibt hinter den Möglichkeiten zurück. Dies liegt nicht an fehlenden Kompetenzen, sondern oft an fehlenden Strukturen und Netzwerken in Kombination mit wenig eigenem Zutrauen. Unternehmen, die aktiv eine diverse Kultur fördern, profitieren langfristig von besseren Entscheidungen und innovativeren Lösungen. Es braucht gezielte Maßnahmen, um mehr Frauen für eine IT Karriere zu begeistern und Ihnen den Aufstieg zu erleichtern. Meine aktuelle Firma bietet hier meiner Meinung nach tolle Möglichkeiten.
Du bist ja in Deiner Führungsrolle sehr proaktiv, bietest Deinen Mitarbeiter*innen Coachings und Unterstützung in der persönlichen beruflichen Entwicklung an. Warum? Welcher Gedanke treibt Dich hier?
Ich habe selbst wertvolle Erfahrung mit Coaching sammeln dürfen und gesehen, wie viel Potenzial in uns schlummert und darauf wartet weiter entwickelt zu werden. Die Möglichkeit möchte ich meinen Führungskräften ebenso geben, sodass sie ihr Potenzial wirklich entfalten können. Letztlich profitieren alle davon: Die MitarbeiterInnen, die sich weiterentwickeln und wachsen können, und das Unternehmen, das von motivierten und kompetenten Teams getragen wird. An der Stelle darf man auch festhalten, dass meine aktuelle Firma meiner Meinung nach einen tollen Rahmen dafür bietet und die Möglichkeiten unterstützt.
Wir haben über Authentizität gesprochen. Warum ist sie wichtig? Und vielleicht die Zusatzfrage, warum sollte man sich vielleicht gerade als Frau nicht verbiegen?
Wir sind immer dann am besten und können unser volles Potenzial entfalten, wenn wir authentisch und wir selbst sind. Ich habe oft die Erfahrung gemacht, dass ich meinte, mich verbiegen zu müssen. Reflektierend muss ich sagen, dass hierbei selten die besten Ergebnisse rausgekommen sind und ich mich dabei auch nicht wohl fühlte. Deshalb würde ich jede/m empfehlen, sich, wenn möglich, das Umfeld zu suchen, bei dem er/sie das Gefühl hat, authentisch er/sie selbst sein zu dürfen und so das volle Potenzial entfalten zu können.
Das Motto 2025 lautet bei unseren Confare CIO Summits: Balancing in challenging times – Enabling visions. Sind es nicht gerade Frauen in der IT die Balance schaffen und Visionen ermöglichen?
Ein wahnsinnig tolles Motto das ihr euch dieses Jahr ausgesucht habt. Ich glaube, dass in der Balance viel Kraft liegt. Eine Balance entsteht aus dem Zusammenspiel verschiedener Systeme. In diesem Kontext wäre es auch das Zusammenspiel verschiedener Eigenschaften, Charaktere und Kulturen. Da sind wir Frauen auch ein unabdingbarer Teil des Erfolgsmodells. Ich erlebe mittlerweile viele Unternehmen, die damit begonnen haben, ihre Führungskräfte und Teams gemischt aufzustellen. Ich habe noch niemanden gesehen, der diese Entscheidung bereut hat. Die Entwicklung in Europa wird weitergehen, aber wir können alle dafür sorgen, dass diese Entwicklung schneller voranschreitet.
Das Female IT-Mentoring ist Teil des Confare #CIOSUMMIT Wien und findet am 26.03.2025 in der METAStadt Wien statt.
Die Zukunft der IT liegt in der Hand all jener, die bereit sind, mutig voranzugehen und neue Wege zu beschreiten – Frauen spielen dabei eine unverzichtbare Rolle. In Zeiten der notwendigen Transformationen bringen Frauen aus meiner Sicht viel Talent, Perspektiven, Lösungsansätze und Resilienz mit, um das richtige Gleichgewicht zu schaffen. Wie siehst Du das?
Der eine denkt fokussierter und betrachtet vielleicht naheliegendere Dinge, die andere denkt breiter und unkonventioneller. Wir sollten über Wege und Möglichkeiten nachdenken, die davor noch niemand probiert hat. Kreativität ist gefragt. Meiner Erfahrung nach haben Frauen einen großen Anteil daran, genau das tun zu können. Und in der Zusammenarbeit mit allen ergeben sich die wunderbarsten, innovativen Ergebnisse. Ich erlebe es gerade direkt in der Zusammenarbeit mit sehr lieben und klugen Kollegen. Wir schätzen uns gegenseitig mit all unseren vielfältigen und unterschiedlichen Eigenschaften und begegnen uns auf Augenhöhe. So entstehen wundervolle Ergebnisse, wenn jede/r seine Stärke mit einbringen kann.
Es gibt 3 Schlüsselpunkte, die eine weibliche Karriere braucht in der IT: MUT, weniger Perfektionismus und Marketing. Fehlt Dir etwas?
Authentizität und Leichtigkeit. Dinge gelingen am besten, wenn man sie mit Leichtigkeit und Freude angeht. Ich erlebe oft, dass Menschen angestrengt versuchen, Ziele zu erreichen, aber hierbei bleiben oft Möglichkeiten und Spaß auf der Strecke.
Ich würde Mut eher durch Zutrauen ersetzen wollen.
Wir könnten uns gegenseitig noch viel mehr den Rücken stärken und gönnen. Somit potenzieren sich Freude und Erfolg.
Nicht zu vergessen, braucht es auch immer Menschen, die an einen Glauben und einem dabei helfen, die eignen Potenziale zu entfalten. Dabei kommt es nicht darauf an, ob Mann oder Frau. Ich hatte das Glück, dass ich bisher einige dieser wunderbaren Menschen habe treffen dürfen.
Was hast Du für Visionen für die Zukunft der IT. Was kann sie schaffen, verändern, gestalten?
Ich sehe IT immer in Bezug auf den Nutzen, die sie bringen soll. Die IT muss sich eng angelehnt an der Geschäftsstrategie aufstellen. Diesen Teil sehe ich bei vielen Unternehmen immer noch zu wenig stark ausgeprägt. Bei vielen Unternehmen ist die IT immer noch ein „Kostenfaktor“, dabei könnte es so viel mehr sein. Die IT ist ein starker Enabler für Innovation und kann somit den künftigen Erfolg von Unternehmen unterstützen. Je eher Unternehmen das Erkennen und auch die richtigen Investitionsentscheidungen in Richtung Ausbau treffen, desto stärker stellen sie sich für die Zukunft auf.
In wie weit wird Technologie Arbeit und Gesellschaft verändern? KI bring ja eine Menge Möglichkeiten auf der einen Seite und Herausforderungen auf der anderen Seite mit sich.
KI ist die nächste technische Revolution, in der wir uns bereits befinden. Wie bei jeder Revolution gilt es abzuwägen und durchdachte Entscheidungen, im Idealfall gemeinsam zu treffen. Die KI wird in nahezu allen Branchen/Bereiche unumgänglich.
Besser, wir versuchen die KI richtig zum Einsatz zu bringen, es als Werkzeug zu verstehen und dessen Möglichkeiten richtig zu nutzen. Hierbei gilt auch, übermäßige Reglementierungen zu vermeiden, was leider des Öfteren in Europa geschieht.
Wir müssen sicher, aber auch innovativ, mutig und wettbewerbsfähig bleiben oder wieder werden. Der Rest der Welt stellt sich hier meiner Meinung nach deutlich besser auf, als wir es derzeit tun. Wir sollten aufpassen, dass wir nicht den Zahn der Zeit verpassen. Finden wir allerdings das richtige Maß, wird uns die KI in vielen Bereichen Wachstum bringen und Einiges enorm vereinfachen. Wir dürfen nur das eigenständige Denken dabei nicht vergessen. 😉