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Exklusiv im Interview: Martina Gaisch, Hochschulforscherin und Studiengangsleiterin „Design of Digital Products“

Martina Gaisch ist Leiterin des Studiengangs „Design of Digital Products“ an der FH Hagenberg an der Fakultät Informatik, Kommunikation und Medien. Gemeinsam mit Barbara Klinka-Ghezzo geht sie unter anderem den Fragen nach, wie eine Führungsperson bereit für AI ist, wo es in Europa noch Handlungsbedarf gibt und welche Akteure dabei einen besonderen Stellenwert haben. Wer Confare Female IT-Mentoring Initiatorin Barbara Klinka-Ghezzo im Gespräch mit Martina Gaisch sehen will, kann sich hier die neue Folge vom Die Frauen von Hagenberg Podcast anhören.
Mit welchen Themen sollten man sich denn heute als Führungskraft im Alltag beschäftigen um KI-ready zu sein? Was wären Deine Empfehlungen?
KI-ready zu sein bedeutet, die Technologie nicht nur zu verstehen, sondern strategisch und mit Weitblick einzusetzen. Führungskräfte müssen Datenkompetenz mit ethischem Bewusstsein verbinden, um KI fair und transparent zu gestalten. Es braucht Mut, Veränderungen im Team zu fördern und KI als Chance für Innovation zu sehen – jenseits von reinen Effizienzgewinnen. Gleichzeitig bleibt der Blick auf regulatorische Entwicklungen essenziell, um Fortschritt mit Verantwortung zu vereinen.
Wo gibt es denn gesellschaftlichen Handlungsbedarf, damit Europa bei KI morgen noch mitreden und eine Rolle spielen kann?
Die USA und China investieren deutlich mehr in KI-Forschung, Start-ups und digitale Infrastrukturen, wodurch sie Innovationen schneller skalieren und globale Standards setzen können. Zudem profitieren sie von großen, zentralisierten Datenpools und flexibleren Regulierungen, die die Entwicklung und den Einsatz neuer Technologien beschleunigen. Europa muss daher dringend mehr in Bildung und Forschung investieren, um den Fachkräftemangel zu beheben und Innovationskraft im KI-Bereich zu sichern. Gleichzeitig sind digitale Souveränität und ethische Standards essenziell, um globale Unabhängigkeit und gesellschaftliches Vertrauen in KI zu fördern. Der Aufbau sicherer Infrastrukturen und eines fairen Datenaustauschs stärkt die Basis für wettbewerbsfähige Entwicklungen. Dabei müssen Diversität, Inklusion und gesellschaftlicher Diskurs gezielt gefördert werden, damit KI nicht nur technologisch, sondern auch sozial gerecht gestaltet wird.
Wer sind dabei die wichtigsten Akteure?
Die Europäische Kommission setzte 2024 mit der weltweit ersten KI-Regulierung einen Meilenstein, der Innovation und Ethik in Einklang bringt und einen klaren Rahmen für die Zukunft schafft. Technologieunternehmen und Start-ups sind die treibenden Kräfte hinter technischen Durchbrüchen, während Forschungsinstitute und Universitäten mit wegweisenden Innovationen und ihrem Wissenstransfer entscheidend zur Verknüpfung von Wissenschaft und Wirtschaft beitragen.
Eine Vielzahl an österreichischen IT-Entscheiderinnen, sowie Frauen in Führungspositionen treffen Sie beim Confare #CIOSUMMIT Wien. Sie sind selbst Neueinsteigerin in die Branche, oder kennen eine Frau, die in die IT kommen will? Dann wäre das Confare Female IT-Mentoring doch genau das Richtige!
Wie wichtig ist das Thema Regulierung? Bremse, Enabler, Treiber?
Die Wahrnehmung von KI-Regulierungen ist vielfältig und oft kontrovers: Einige betrachten sie als Bremse, die Innovation hemmt, indem sie bürokratische Hürden schafft und Unternehmen im globalen Wettbewerb benachteiligt. Andere hingegen sehen in ihnen einen Enabler, der durch klare Spielregeln Orientierung gibt und nachhaltige Entwicklungen ermöglicht. Insbesondere gut durchdachte Regelwerke wie der AI Act der EU setzen internationale Maßstäbe, indem sie Sicherheit, Fairness und Transparenz priorisieren. So fördern sie nicht nur Wettbewerbsvorteile, sondern stärken auch das Vertrauen in neue Technologien. Ich bin überzeugt, dass ethische Grundregeln und eine klare Regulierung unerlässlich sind, um sicherzustellen, dass KI nicht zum Fluch, sondern zum Segen für die Menschheit wird.
Wie verändert die Digitalisierung die Grundlagen unserer Demokratie, und welche Chancen siehst Du, um diesen Wandel positiv zu gestalten?
Die Digitalisierung verändert die Demokratie grundlegend, indem sie neue Möglichkeiten der Partizipation schafft, aber auch Risiken wie Desinformation, algorithmische Manipulation und zunehmende Ungleichheit mit sich bringt. Ihr Potenzial zeigt sich in transparenten Technologien wie explainable AI, gezielter digitaler Bildung und inklusiven Plattformen, die Vertrauen stärken und allen Menschen eine gerechte Teilhabe ermöglichen. Die digitale Transformation wird nur dann erfolgreich sein, wenn sie alle mitnimmt und niemand auf der Strecke bleibt.
Welche Verantwortung tragen IT- und Digitalisierungsprofis, wenn es darum geht, demokratische Werte und Prinzipien in einer zunehmend technologisierten Welt zu schützen?
IT- und Digitalisierungsprofis tragen eine Schlüsselverantwortung, demokratische Werte in einer technologisierten Welt zu bewahren, indem sie ethische Prinzipien wie Fairness, Transparenz und Datenschutz in den Kern ihrer Arbeit integrieren. Sie müssen Technologien so gestalten, dass sie digitale Teilhabe fördern, Desinformation bekämpfen und Barrieren abbauen, um allen gesellschaftlichen Gruppen Zugang zu ermöglichen. Durch die Entwicklung sicherer und inklusiver Plattformen können sie zudem den demokratischen Dialog stärken und die Grundlage für eine gerechte digitale Zukunft schaffen.
Wie können Unternehmen, Bildungsinstitutionen und Politik gemeinsam dazu beitragen, dass unsere Gesellschaft mit der rasanten technologischen Entwicklung Schritt hält?
Alle sollten gemeinsam an einem Strang ziehen und digitale Bildung stärken, damit jeder und jede die nötigen Fähigkeiten für die Zukunft entwickeln kann; dazu zählen grundlegende digitale Kompetenzen, kritisches Denken im Umgang mit Technologie, Kreativität für innovative Lösungen sowie ein Verständnis für Datenschutz, Ethik und nachhaltigen Technologieeinsatz. Das Wichtigste ist, dass niemand zurückbleibt und der technologische Wandel positiv und nachhaltig gestaltet wird.