Gartner Symposium 2019 – Tag 1

Ein kleines persönliches Highlight vorneweg – der IT-Manager eines österreichischen Industriekonzerns hat mir beim Networking Abend ein nettes Kompliment gemacht. Er habe sich nur aufgrund unserer Blogreihe im letzten Jahr für das Gartner Symposium 2019 angemeldet. Es ist schön anhand der vielen positiven Feedbacks zu sehen, dass diese Beiträge gelesen werden und Wirkung haben. Also werde ich mich auch dieses Mal wieder bemühen, meine Eindrücke, Erlebnisse und Begegnungen für den Blog zusammenzufassen.

November in Barcelona

Es ist für mich eine liebe Tradition geworden, einen meiner Lieblingsorte auf dieser Welt einen herbstlichen Besuch abzustatten. Aber getreu dem inoffiziellen Motto von Confare „Wir sind ja nicht zum Spaß hier“ ist nicht Sightseeing angesagt, sondern ich folge dem Ruf des weltweit größten IT-Analysten zu Europas größtem CIO Event, dem Gartner Symposium 2019. Gerade nutze ich die kurze Pause zwischen dem Vortragsprogramm und dem abendlichen Networking Event um die ersten Zeilen meines Konferenztagebuchs zu tippen. Traditionell trifft sich die IT-Community (nach Ländern sortiert) am ersten Konferenzabend zu einem etwas informelleren Netzwerken. Genutzt werden unterschiedliche Locations der katalanischen Hauptstadt, wo bei Tapas und spanischem Wein erste Eindrücke ausgetauscht werden. Die letzten Jahre habe ich den deutschen Kollegen Gesellschaft geleistet zwecks Ausweitung unserer Verbindungen ins riesige Nachbarland. Heute werde ich mir ein Heimspiel gönnen und den Abend mit den Österreichern verbringen.

Da wir so viel  über Digitalisierung schreiben, habe ich natürlich auch über Airbnb ein typisches barcelonisches Apartment gebucht. Man soll ja ein bisschen wissen, worüber man schreibt. Auf der gegenüberliegenden Straßenseite bilden Leuchtbuchstaben das Wort „TRANSFORMER“. Gemeint sind wohl nicht via Hollywood vermarktete Spielzeugroboter. Das Haus dürfte tagsüber als Coworking Space Startups und Jungunternehmern als Arbeitsstätte dienen, während abends Yoga Workshops stattfinden. Eine sehr passende Umgebung finde ich (nicht wegen des Yogas, sondern wegen der kreativen Arbeitsumgebung). Bloß das WiFi im Apartment wird den Anforderungen des Digitalen Wandels nicht gerecht, aber was solls. Umso stabiler und kräftiger ist das WLAN am Veranstaltungsort.

TAG 1

Der erste Tag des Gartner Symposiums ist traditionell der „industry day“, an dem die aktuellen IT-Herausforderungen auf Branchen heruntergebrochen diskutiert werden. Auch diesmal gibt es wieder keinen eigenen Branchentrack für CIOAWARD Veranstalter, also habe ich versucht, möglichst viele unterschiedliche Themen zu besuchen.

Wie wir es beim Confare CIO SUMMIT erleben, gilt auch hier: Die wichtigsten Themen für IT-Manager sind aktuell nicht technologische. Natürlich geht es auch um Hypes wie IoT und Blockchain, aber durch das Programm ziehen sich als roter Faden andere Fragen. Kulturwandel zum Beispiel, den wir uns für 2020 mit dem Slogan „Jetzt.Alles.Anders.“ auf die Fahnen unserer CIO Events geschrieben haben. Die Rolle des CIO als Influencer des Wandels (2019 mit „Talente bewegen … be the influence“ auf den CIO SUMMITs vertreten) oder Digitale Ecosysteme (2018 bei Confare mit dem Motto „Ecosystems.Create.Future.“)

So werden Culture Hacks demonstriert, um Innovationskultur in der Fertigungsindustrie zu etablieren. Die Rolle des IT-Managements in Banken wird hinterfragt, wenn es darum geht Digitale Ecosysteme mit Smart Home Anbietern zu gestalten und so dem Kunden wirklich bei Investitionsentscheidungen helfen zu können. Alles in Allem keine Überraschungen, aber neue Gesichtspunkte, die dazu beitragen können, die Transformation effektiv zu machen.

Ein kleiner Einschub, liebe Leser – es ist kurz vor 1h morgens. Der nette Abend mit den österreichischen Teilnehmern in einem der besten Häuser an einer der bekanntesten Straßen der Stadt hat dazu geführt, dass ich die letzte U-Bahn verpasst und einen wunderbaren Nachtspaziergang durch Barcelona gewonnen habe, zusammen mit einer Gruppe österreichischer Utility CIOs. Das heißt aber, ich werde mich des Weiteren kurzhalten.

Als Absolvent geisteswissenschaftlicher Studien freue ich mich, bei der Abschluss Keynote des Industrietages die hegelsche Dialektik wiederzuerkennen. Der niederländische Autor Fons Trompenaars unterhielt blendend mit seinem launigen Vortrag, der gespickt war, mit Beleidigungen an alle erdenklichen Nationalitäten. Fast müsste man sich beschweren, dass er dabei Österreicher ausgelassen hat. Aber er hat sich schon im Vorfeld bei allen entschuldigt, die er in dem Vortrag nicht beleidigen würde, also Schwamm drüber.

Seine Grundaussage

Unser Hauptproblem sind unsere bipolare Denkweise (entweder, oder) und kulturelle Befangenheit. Das hindert uns daran die Diversität, die in unseren Organisationen durch gesellschaftliche Veränderung strömt, produktiv zu nutzen. Er betrachtet das DILEMMA als Ausgangspunkt – widersprüchliche Ziele, von denen eines scheinbar nur zu Ungunsten des anderen erreichbar ist. Agilität vs. Stabilität zum Beispiel.

Sein Lösungsvorschlag

Mach keinen faulen Kompromiss (ein bisschen agil und ein bisschen stabil) und wirf nicht das eine für das andere über Bord, sondern bilde die Synthese (er nutzt dabei allerdings nicht die hegelschen Begriffe – wofür er sicher seine Gründe hat), die lautet: Schaffe Agilität durch Stabilität (weil man sich in einem sicheren Umfeld freier bewegen kann) und schaffe Stabilität durch Agilität, indem man das Unternehmen durch schnelles Agieren im Wettbewerb absichert. Das lässt sich auf viele weitere scheinbare Widersprüche unserer Welt anwenden – zentrale Organisation vs. dezentrale Organisation, analog vs. dialog usw.

So habe ich es zumindest verstanden. Sollte ich das missverstanden haben, oder spät abends nicht mehr schlüssig formulieren, Widerspruch dazu gerne in den Kommentaren. Das Ganze war besonders amüsant vorgetragen.

Soviel zum ersten Tag des Gartner Symposiums 2019. Morgen sollte ich früh genug aufstehen können, um bei der Opening Keynote einen guten Platz zu ergattern. Bei der Anmoderation zur Keynote wurde außerdem eine New Wave of Social Media angesprochen. Vielleicht finde ich morgen heraus, was gemeint ist.

Nicht scheuen, zu widersprechen, zu diskutieren oder via personal message zum Kaffee in der T-Systems Strandbar zu verabreden, herzlichen Gruß aus der katalanischen Hauptstadt,

Michael

(live vom Gartner Symposium 2019)

Verpassen Sie keines unserer neuesten Videos!