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Gesellschaft und Transformation: Die Politikwissenschaft befasst sich zuwenig mit Digitalisierung

by Annecilla Sampt

Mit welchen Fragen befasst sich der wissenschaftliche Diskurs rund um die Transformation?

Der Masterlehrgang “Digitalisierung, Politik und Kommunikation“ an der FH Campus Wien hat das Ziel, Absolventen auszubilden, die einen Beitrag zur Realisierung der digitalen Potenziale leisten können und auch über die technischen und kommunikativen Fähigkeiten verfügen, um den Menschen den Zugang zur Politik, Verwaltung oder Unternehmen zu erleichtern. Paul Schmidinger gestaltet den Lehrgang federführend.

Als Mitglied der Jury für den Confare IDEAward hilft er dabei, digitale Leuchtturmprojekte vor den Vorhang zu holen. Gelegenheit zum persönlichen Kennenlernen gibt es bei seinem Vortrag auf der Confare Konferenz #IDEE am 4. November 2020 in Wien.

Confare #IDEE 2020
am 4. November in Wien

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*Eine kostenfreie Teilnahme ist möglich für: Leiter aus den Bereichen Vertrieb, Marketing und HR sowie Geschäftsführer, CIOs, CDOs und IT-Manager

Was sind die wichtigsten gesellschaftlichen Fragen, die die Digitale Transformation Deiner Meinung nach bringt?

Es gibt keinen Lebensbereich in unsere Gesellschaft, der nicht von der Digitalisierung betroffen sein wird. Alte Geschäftsmodelle brechen weg und neue Chancen entstehen. Wenn wir unseren aufgebauten Wohlstand und unsere gesellschaftlichen Errungenschaften behalten wollen, dann müssen wir Antworten auf die Fragen der Digitalisierung finden. Die Geschwindigkeit und die Radikalität mit der Veränderung stattfindet ist einzigartig in der Geschichte.

Die zentrale Frage ist, wie gestalten wir den digitalen Wandel. Er passiert – ob wir wollen oder nicht. Wie verteidigen wir unsere moderne Gesellschaft? Insbesondere, wenn in anderen Erdteilen Wandel einfach angeordnet wird.

Die Debatte beginnt schon bei der Namensgebung. Meinen “Digitale Transformation”, “Vierte industrielle Revolution” und “Digitale Revolution” dasselbe? Wir sind gesellschaftlich nicht in der Lage uns auf eine gemeinsame Bezeichnung dafür zu einigen. Schon daran erkennt man, dass wir hier vor einem massiven Problem stehen. Wir können noch gar nicht absehen wo uns diese aktuell stattfindenden Veränderungen hintreiben und haben es zeitgleich schon jahrelang übersehen uns damit zu beschäftigen. Die bisherigen Denkmuster, die auch in der Politik Anwendung finden, abzuwarten bis eine Entwicklung absehbar ist und dann zu reagieren, funktionieren nicht mehr. Eine der großen gesellschaftlichen Herausforderungen ist es, unsere Denkweisen, Routinen und unser Mindset anzupassen. Hand in Hand damit geht ein Fehler, den wir leider beständig machen, zu glauben, dass die Digitale Transformation – um im Wording der Frage zu bleiben – eine technologische Herausforderung ist. Das ist eine massive Fehleinschätzung. Aber es braucht technologisches Know-How, um das notwendige Mindset zu erlangen. Damit hängt auch eine weitere der großen gesellschaftlichen Fragen zusammen: der Umgang mit dem Digital Divide. Wie sorgen wir als Gesellschaft dafür, dass jene Menschen, die mit dieser Veränderung nicht mitkommen, unter die Räder kommen.

Gleichzeitig verliert die Menschheit den Glauben an die liberale Erzählung, welche die Weltpolitik in den letzten Jahrzehnten bestimmte, genau in dem Augenblick, da die Verschmelzung von Informationstechnologie und Biotechnologie uns vor die größte Herausforderung stellt, mit denen die Menschheit je konfrontiert war. Diese Verschmelzung bedroht die zentralen Werte unserer Gesellschaft. Darauf müssen wir gesamtgesellschaftlich reagieren. Der Aufstieg künstlicher Intelligenz macht Daten zur wichtigsten Ressource unserer Zeit, auch wenn ich den oft verwendeten Vergleich mit Öl für falsch halte. Big Data könnte durchaus die Entstehung von Diktaturen fördern. Die Möglichkeiten der Überwachung sind schon heute groß. In Zukunft könnten Systeme durch die Verknüpfung von Informationstechnologie und Biotechnologie besser über uns Bescheid wissen als wir selbst. Solche Systeme könnten die Menschen mit beispielloser Effizienz kontrollieren und manipulieren. Zugleich ermöglicht uns die Technologie aber auch Teilhabe, Transparenz und Partizipation in einer nie gekannten Intensität zum Einsatz zu bringen und größere Teile unserer Gesellschaft als je zuvor direkt einzubinden.

Sind unsere politischen und gesellschaftlichen Institutionen für die digitale Transformation gut aufgestellt?

Wir sehen es bereits in der Wirtschaft, alle versuchen so viel wie möglich Know-How und Kompetenz in diesem Bereich für sich zu gewinnen. Der Kampf um die besten Talente ist in vollem Gange. Jede gesellschaftliche Institution ist gut beraten hier nicht den Anschluss zu verlieren. Die Gefahr hier ins Hintertreffen zu gelangen sehen wir leider sehr stark.

Die nächsten Jahrzehnte werden die Welt vermutlich stärker verändern, als die vergangenen drei Jahrhunderte. Darauf müssen unsere politischen und gesellschaftlichen Institutionen reagieren. Leider wird der Themenkomplex Digitalisierung auch hier viel zu sehr als technische Aufgabe verstanden und nicht als gesellschaftspolitische. Die Komplexität steigt stetig und verlangt vielfach nach neuen Lösungen. Das politisch-administrative System gerät zusehends unter Druck. So entscheiden etwa politische Mandatare kontinuierlich über die Rahmenbedingungen unseres Zusammenlebens. Aber die Hintergründe und technische Details sind oft so komplex, dass die handelnden Personen überfordert wirken. Das war besonders plakativ beim Hearing des Facebook-Chefs Mark Zuckerberg im EU-Parlament oder dem US-Senat ersichtlich. Hier müssen wir ansetzen.

Wo gibt es Handlungsbedarf?

Wie bei allen Entwicklungen in unserer Gesellschaft steht und fällt es mit der Aus- und Weiterbildung der der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Sie sind die wichtigste Ressource im politisch-administrativen System. Es wird in Zukunft Personen brauchen, die in der Lage sind den Graben zwischen Technologie und Organisation (Unternehmen, Verwaltungseinheit, Politik, etc.) zu überbrücken und damit eine “Übersetzerfunktion” zu IT-Experten einzunehmen. Diese Verbindung ist notwendig, um zentrale Probleme in konsistenter Weise zu identifizieren, zu analysieren sowie entsprechende Handlungsoptionen aufzuzeigen. Sie müssen auf der anderen Seite in der Lage sein, Technologie auch zu kommunizieren – sei es im Rahmen der internen Kommunikation oder via Medien nach außen. Die Aufgabe technologischen Fortschritt zu erklären betrifft vom Pressesprecher über den internen Kommunikator bis zu den Mitarbeitern eines Chief Digital Officers verschiedenste Berufsgruppen.

Was kann man sich als Teilnehmer des Masterlehrgang “Digitalisierung, Politik und Kommunikation” erwarten?

Ziel ist es, Experten zur Verfügung zu stellen, die einen Beitrag zur Realisierung der digitalen Potenziale leisten können und auch über die technischen und kommunikativen Fähigkeiten verfügen, um den Menschen den Zugang zur Politik, Verwaltung oder Unternehmen zu erleichtern. In einer zunehmend digitalen Gesellschaft braucht es Personen die über die technischen Grundlagen verfügen, um die Zukunftsfragen beantworten zu können. Der Lehrgang bildet Menschen aus, die diese Diskussionen sachlich fundiert führen können. Der Start des österreichweit einzigartigen Studienangebots ist im Herbst 2019.

Um mit der aktuellen Transformation professionell umgehen zu können, müssen bisher beinahe ausschließlich getrennt gedachten Bereiche zusammen strategisch gedacht, entwickelt und geplant werden. Das gilt für die Privatwirtschaft aber insbesondere für das politisch-administrative System. Wir haben darauf reagiert und ein neues Studienangebot entwickelt, das einer veränderten Arbeitswelt Rechnung trägt. Dabei beschäftigen sich die Teilnehmer einerseits auf Basis einer soliden technischen Grundausbildung mit Trends wie Künstlicher Intelligenz, Blockchain und Big Data und andererseits mit einem modernen Ansatz für externe und interne Kommunikation bis zum datengetrieben Campaigning vor dem Hintergrund des politisch-administrativen Systems. Die Studierenden setzen sich zudem mit Bürgerbeteiligung und dem Spannungsfeld zwischen Technik und Gesellschaft auseinander, um ihren Beitrag zur Realisierung digitaler Potenziale zu leisten. Ethik und Recht nehmen einen zentralen Stellenwert im Curriculum ein und liegen allen Themenfeldern zugrunde.

Confare #IDEE 2020
am 4. November in Wien

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