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Die Herausforderungen der Digitalisierung für Banken. Confare #CIOAWARD Preisträger Philipp Hämmerle im Interview

by Anthony Torno

Kaum ein Geschäftsmodell ließe sich heute ohne IT betreiben. Bei Banken gilt das in einem besonderen Maße. Sie zählen zu den Pionieren der Datenverarbeitung. Trotzdem birgt die Digitalisierung gerade in dieser Branche eine Menge Herausforderungen. Es gilt umfangreichen Regulierungsanforderungen Folge zu leisten, steigende Kundenanforderungen zu erfüllen, und sich neuen Mitbewerbern zu stellen. Dabei darf man dann natürlich auch die Kosten nicht aus den Augen verlieren.

Als COO hat sich Philipp Hämmerle bei der Hypo Vorarlberg Bank AG der Digitalen Transformation verschrieben. Das er erfolgreich an der Zukunftsfähigkeit des Unternehmens arbeitet, macht ihn zu  einem aussichtsreichen Kandidaten für den Confare #CIOAWARD und die Auszeichnung als #TopCIO des Jahres.

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Wie sehr verändert sich die Banking-Branche gerade? Was bedeutet das für Ihr Unternehmen?

Die schneller werdende Digitalisierung stellt eine große Herausforderung für regionale Universalbanken wie die Hypo Vorarlberg dar. Zum einen gibt es regulatorisch immer mehr zu erfüllen (ZaDiG, Basel III & IV, EBA Guidelines etc.), zum anderen treten neue globale Player (Google, Apple, Amazon) mit gut gefüllten Kassen in den Markt ein und erhöhen den Innovationsdruck enorm.

In den letzten Jahren (verstärkt durch die Pandemie) hat sich das Verhalten der Kundinnen und Kunden zusätzlich verändert. Waren früher noch häufigere Filialbesuche die Regel, besucht heute eine Kundin, ein Kunde durchschnittlich nur mehr 10-mal im Jahr eine Filiale, verwendet aber über 300-mal Online Banking Dienste (Handy und Computer), Tendenz stark steigend.

Um diese neuen Herausforderungen als Bank erfolgreich meistern zu können ist die konsequente Digitalisierung ein Teil der Lösung, die weiter geht als wie nur Apps und IT Tools und sich umfassend mit der gesamten Organisation befasst sowie damit, wie Innovationen und Optimierungen identifiziert und umgesetzt werden. Betroffen ist die gesamte Bank, also IT und Fachbereiche und durch eine enge (agile) Zusammenarbeit stellen wir uns gemeinsam den Herausforderungen. Dabei halten wir an unseren Stärken des Filialnetzes als umfassende Kompetenzzentren fest und bieten somit die Wahlmöglichkeit zwischen digitaler und analoger Beratung.

Wie ist die Rolle der IT dabei?

IT bzw. elektronische Datenverarbeitung (EDV) waren für Banken schon sehr früh wichtige Tools für die Abwicklung des Bankgeschäfts. Viele Kernbankenlösungen haben ihren Ursprung in den 1980er und 1990er. Diese frühen IT-Anwendungen und daraus gewachsenen Strukturen bedeuten für uns heute eine größere Herausforderung in der Modernisierung. Die IT wurde früher oft nur als Entwickler bzw. als Feuerwehr für Adhoc-Lösungen gesehen. Dies galt es zu ändern.

Für eine erfolgreichen Umsetzung der Digitalisierung wird die IT zum Enabler für das Bankgeschäft. Die IT ermöglicht die Etablierung neuer, digitaler Geschäftsmodelle, die auf Basis innovativer Technologien zusätzliche Geschäftspotenziale erschließen. Wichtig dabei ist eine enge, kontinuierliche Zusammenarbeit von IT und Fachbereichen auf Augenhöhe.

Im Unterschied zu früher gibt es für IT und Fachbereiche die gleiche Anspruchsgruppe (die Kunden der Bank) zu bedienen. Innerhalb der Bank werden die Fachbereiche nicht als Kunden der IT gesehen, sondern als wichtige Partner auf dem gemeinsamen Weg, den Kunden der Bank optimale Service und Produkte anbieten zu können.

Seit 2020 hat sich die interne IT bei Ihnen stark gewandelt. Was waren die wichtigsten Aspekte der Veränderung? Warum war diese notwendig?

Die letzten beiden Jahre waren sehr ereignisreich für uns. Es ist uns gelungen aus gewachsenen, traditionellen (sehr Adhoc lastigen) IT-Strukturen den Turnaround zu schaffen und sich gemeinsam als eine IT auf den Weg zu machen, um Schritt für Schritt eine moderne, auf Augenhöhe mit den Fachbereichen der Bank stehende, IT zu kreieren. Dies im Bankenbereich, der in den Prozessen und Abläufen sehr stark reguliert ist. Zusätzlich in der Zeit einer Pandemie, wo Kontaktbeschränkung und Abstand den Austausch und die Zusammenarbeit vor neue Herausforderungen gestellt haben.

Wichtig ist die IT als Enabler und Innovationsbringer für die Bank und nicht nur als Erfüllungsgehilfe/ Implementierungspartner zu sehen. Das neue Verständnis der Hypo Vorarlberg IT ist es, konstant das Ohr an neuen Entwicklungen zu haben (unterstützt durch externe Beratung und Forschungseinrichtungen) um daraus neue Möglichkeiten in die Bank zu bringen.
Ein agiles Vorgehen in kleinen Schritten vorwärts mit regelmäßigen Reflexionen, sowie ein kontinuierlicher und enger Austausch zwischen den einzelnen Bereichen und der IT sind dabei wesentliche Erfolgsfaktoren auf dem gemeinsamen Weg.

Unser Erfolg der Neuaufstellung spiegelt sich auch in einer sehr niedrigen Fluktuation innerhalb der IT wider. Durch den neuen Stellenwert der IT in der Bank gelingt es uns auch, Menschen anzuziehen, die aktiv im Unternehmen mitgestalten und wirken möchten.

Wie gestalten Sie die Rolle des CIO? Was sind heute die wichtigsten Faktoren für den Erfolg als CIO?

Ich sehe mich als Wegbereiter für die IT, damit sie in der Hypo Vorarlberg ihre volle Wirkungskraft entfalten kann. Als Vorstand vertrete ich die (neue) starke Stimme der IT, welche nicht nur ausführt bzw. Erfüllungsgehilfe ist, sondern auf Augenhöhe als wichtiger Enabler in der Bank agiert. Dabei stelle ich als Sponsor des IT Innovationboards sicher, dass stetig an neuen Innovationen und Denkweisen für die Bank gearbeitet wird.

Ich sehe mich als Initiator, Unterstützer, Motivator und Coach der IT, aber auch als ihr größter Challenger. Es bereitet mir viel Freude gemeinsam mit den Kollegeninnen und Kollegen an unserer neuen IT zu arbeiten. Für mich ist wichtig, dass ich als Vorstand greifbar bin für die Teams. Wir sind gemeinsam auf dem Weg und da ist enger Austausch essenziell.

Wichtig für den Erfolg ist dabei, dass auch die Führungsebene sich als Teil des Prozesses sieht und nicht nur als Auftraggeber. Die agile Vorgehensweise bedeutet auch für mich als CIO kontinuierliches Lernen und gemeinsam Schritt für Schritt mit den Teams zu gehen, mit regelmäßigen Retrospectives, Lessons Learned, etc. Es darf nicht einfach ein Plan über die IT „drüber gestülpt“ bzw. verordnet werden, sondern die Menschen in der Organisation müssen befähigt werden zu wirken und selbständig den Weg zu beschreiten (natürlich mit einem definierten Ziel und in einem gewissen Rahmen). Damit wächst die Motivation und es können auch auftretende Irrwege gemeinsam schneller bemerkt und korrigiert werden.

15 Jahre Confare #CIOAWARD – Welche Rolle spielt die Auszeichnung für die IT-Community? Was hat der CIOAWARD in dieser Zeit bewegt? Warum ist es wichtig, IT- und Digitalisierungs-Entscheider vor den Vorhang zu holen?

Zusammenfassend kann man sagen „Tue Gutes und rede darüber“. Viele CIOs und IT-Entscheider*innen stehen vor ähnlichen Herausforderungen. Regelmäßige Austausche und Best-Practice Inputs sind dabei sehr wertvoll. Wichtig ist aber auch, dass es kein Schema F gibt, was von einer Organisation einfach so auf die andere kopiert werden kann. Man kann aber von den Erfolgen und Misserfolgen anderer Organisationen vieles lernen.

Durch die immer bedeutendere Rolle der IT in den Unternehmen und der Gesellschaft, kommen den IT-Bereichen/Communities auch eine immer wichtigere Rolle zu. Damit ist auch die Verantwortung von IT-Entscheider*innen massiv gestiegen. Entscheidungen in der IT können weitreichende Folgen haben und daher ist es wichtig diese IT-Entscheider*innen auch vor den Vorhang zu holen, als Würdigung für die jeweiligen IT-Bereiche und um sicherzustellen, dass die IT eine Stimme in jeder Organisation auf oberster Ebene hat. IT ist mit der immer stärker voranschreitenden Digitalisierung weggerückt vom reinen Entwickler bzw. Umsetzer, und ist ein aktiver Partner und Enabler in jeder erfolgreichen Organisation geworden.

Was bedeutet der #CIOAWARD für Sie persönlich?

Ich sehe den #CIOAward als eine Auszeichnung stellvertretend für die herausragende Leistung der gesamten IT. Für mich ein sichtbares Zeichen, dass vor allem auch in mittelständischen IT-Strukturen sehr viel Innovationskraft liegt und eine aktive und agile Herangehensweise in der Digitalisierung die richtige Antwort auf die neuen Herausforderungen ist.

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