Barbara Liebich-Steiner ist als CDO und Head of Digital Strategy & Solutions bei der UNIQA Insurance Group nicht nur in einer männlich dominierten Branche und einem männlich dominierten Betätigungsfeld erfolgreich, sie ist auch eine der wenigen Frauen, die den Weg bis ins Top-Management von IT- und Digital Abteilungen geschafft haben. Denn der Anteil an weiblichen CDOs und CIOs liegt in Europa wohl lediglich um die 15%. Sie sieht in der jetzigen Zeit die größten Chancen für Veränderung. Für die Blog-Interviewreihe Frauen in der IT haben wir sie zu ihren Ratschlägen und Erfahrungen befragt.
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Welche Bedeutung hat denn gender diversity für ein Unternehmen? Welche Vorteile bringt ein ausgewogeneres Geschlechterverhältnis?
Gender diversity – so wie diversity insgesamt, ich würde das nicht nur auf Geschlecht einschränken – ist ausschlaggebend für die Zukunft und den Erfolg jedes Unternehmens. Aktuelles McKinsey Research zeigt, dass Unternehmen mit einer hohen gender diversity in ihrem Executive Team, eine 25% höhere Profitabilität ausweisen als Firmen ohne diese Diversität! Es geht also nicht nur um Kultur, besseres Arbeitsklima, unterschiedliche Sichtweisen, die zu einer besseren Performance des Unternehmens führen, sondern ganz klar auch um mehr Profit, der erzielt wird, wenn man das Thema forciert.
Frauen in den Führungsebenen zu haben ist keine „Wohlfühl-“ / Kulturfrage mehr – es ist eine Frage wieviel Profit und welche Performance möchte ich im Unternehmen in Zukunft generieren, d.h. wie zukunftssicher möchte ich mein Unternehmen aufstellen
Die IT-Branche ist immer noch männlich dominiert. Ist es hier besonders schwer, als Frau Karriere zu machen?
Ganz ehrlich, ich hatte in meinen Jobs bisher nicht das Gefühl etwas nicht erreichen zu können, weil ich eine Frau bin – ich kenne aber auch nichts Anderes. Sowohl die Finanzdienstleistungs- als auch die IT-Branche, wo ich meine Erfahrungen gesammelt habe haben einen höheren Männeranteil, aber ich sehe das auch als Vorteil😊, denn man hat sehr oft den Überraschungseffekt. Generell bemerke ich auch bei männlichen Kollegen immer mehr Interesse andere Perspektiven im Team zu haben und auch der Einsatz agiler Methoden bringt hier Fortschritte.
Wie geht es Mädchen in der technischen Ausbildung?
Ich freue mich sehr nun viele junge Kolleginnen, die mit weit mehr Selbstbewusstsein in das Berufsleben einsteigen, zu sehen. D.h. nicht, dass auf einmal alles einfach ist, aber das Rollenverständnis und die Strukturen in der IT sind in Veränderung und daraus ergeben sich viele Chancen für engagierte junge Frauen – und ich hoffe, dass sehr viele sie nutzen werden.
Welche Bedeutung haben Role Models und Vorbilder?
Sehr wichtig – man muss eine Möglichkeit / ein Bild / einen erfolgreichen Manager vor Augen haben um zu realisieren was möglich ist und es auch einzufordern. Das müssen nicht nur Frauen oder Menschen aus der „eigenen“ Branche sein – aber es braucht einfach diese Horizonterweiterung, diesen Blick über den Tellerrand. Mich haben Manager in den Unternehmen in denen ich tätig war genauso geprägt und inspiriert wie Sheryl Sandberg aber auch Michelle Obama.
Was sind denn Ihre 3 wichtigsten Tipps an junge Frauen, die in der IT oder in der IT-Branche Karriere machen wollen?
-> Trau dich Chancen zu ergreifen – immer ausprobieren, du hast nicht zu verlieren. Es gilt immer „either you win or you learn“
-> Sei du selbst und steh zu dir, versuche nicht jemand anderes – und auch kein Mann – zu sein.
-> Höre auch auf dein Bauchgefühl wo und was für dich passt und nimm dir immer wieder Zeit auch deine Erfolge zu feiern und zu genießen.
Wo gibt es denn aus Ihrer Sicht die größten Handlungsfelder in Unternehmen und in der Gesellschaft um diese Situation zu verbessern?
Die größten Handlungsfelder liegen darin:
-> Familie und Beruf vereinbar zu machen – auch Führungspositionen mit „Shared Job“ und/oder Teilzeitmodellen für Frauen (und Männer) möglich zu machen, Männer dazu zu ermutigen in Karenz zu gehen, es normal werden zu lassen, dass beide Geschlechter für die Kinder, Alten und sonstige Betreuung zuständig sind = reale Gleichberechtigung herzustellen
-> es Mädchen von klein auf als Möglichkeiten aufzuzeigen und sie alles ausprobieren zu lassen und sie zu ermutigen ihren eigenen Weg zu gehen und sie bestmöglich auszubilden
Welche Rolle spielen Mentoring und Coaching? Wo kann man sich Unterstützung suchen?
Mentoring und Coaching ist wichtig um sich weiter zu entwickeln, neue/andere Perspektiven zu sehen und ein Netzwerk aufbauen zu können – das wird immer unterschätzt wie sehr die „Kunst“ ein Netzwerk aufzubauen mit dem beruflichen Erfolg verbunden ist.
Man kann Mentoren in der eigenen Firma, in Berufsorganisationen, in Frauennetzwerken aber auch in Initiativen wie Confare finden – auch ohne Organisation dafür, kontaktiert Menschen die euch beeindrucken oder inspirieren und bittet sie um ihre Expertise und Feedback – es hilft!
Frauen in der IT – Weibliche Top-Entscheider der IT-Branche zu Diversity, Gender und Mentoring
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