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Leila Harborth (ING Deutschland) – Innovation und Regulatorik schließen sich nicht aus

Leila Harborth ist Team Lead Data Protection Advice & Project Lead AI & Innovation Lab bei ING Deutschland. Im exklusiven Confare Bloginterview spricht die IT-Powerfrau über ihren umfassenden Werdegang hin zur IT, die Verknüpfung von Innovation und Regulatorik und vieles mehr.
Du hast im Studium eine Kombination aus Wirtschaft, Finanzen und Informationswissenschaften hinter Dir. Kam das zufällig, oder hat dich die Kombination besonders gereizt?
Die Kombination aus Wirtschaft, Finanzen und Informationswissenschaften in meinem Studium war kein Zufall. Diese Fächer haben mich besonders gereizt, weil sie eine umfassende Perspektive auf die moderne Geschäftswelt bieten. Wirtschaft und Finanzen liefern das notwendige Verständnis für Märkte und finanzielle Entscheidungen, während Informationswissenschaften die Werkzeuge und Methoden bereitstellen, um Daten effektiv zu nutzen und technologische Entwicklungen zu verstehen. Diese interdisziplinäre Herangehensweise ermöglicht es mir, komplexe Probleme ganzheitlich zu betrachten und innovative Lösungen zu entwickeln.
Du konntest viel Erfahrung im Beratungsumfeld sammeln, d.h. Du hattest die Möglichkeit in viele Unternehmen hineinzuschauen, hast ein breites Wissen von den Prozessen und Wirtschaft. Hilft Dir das jetzt als Team Lead Data Protection / Project Lead AI & TECH Innovation bei der ING Deutschland?
Bereits während meines Studiums habe ich meine berufliche Laufbahn im Wholesale Banking/Firmenkunden Geschäft gestartet und Einblicke in Banken wie die Commerzbank und BHF Bank gewonnen. Nach meinem Studium begann ich bei Ernst & Young (EY), wo die Lernkurve sehr steil war. Ich durfte viele unterschiedliche Themen und Unternehmen kennenlernen, von Blockchain über Prozessautomatisierung mit Robotics, Virtual und Augmented Reality bis hin zu BCBS 239, GDPR, IFRS 9 und die Durchführung von Audits oder die Begleitung von großen Transformationsprojekten.
Diese Erfahrungen waren äußerst spannend und haben mir geholfen, flexibel mit neuen Themen umzugehen und anpassungsfähig zu sein.
Das Confare Female IT-Mentoring in Frankfurt bietet Austausch auf Augenhöhe, spannende Keynotes, Praxistipps und den idealen Rahmen, um inspirierende Führungspersönlichkeiten und vielversprechende High Potentials miteinander zu verbinden.
Da falle ich gleich mit der Tür ins Haus: Du hast täglich mit vielen Regulatorik zu tun, KI-gestützten Lösungen sind gerade in eurem Geschäftsbereich ein wichtiger Wettbewerbsvorteil. Wie gehst Du hier mit dem Thema Innovation um? Schließt sich das aus, oder gibt es Spielraum?
Innovation und Regulatorik schließen sich nicht aus, sondern bieten Raum für kreative Lösungen. In meinem täglichen Umgang mit Regulatorik und KI-gestützten Lösungen sehe ich es als meine Aufgabe, diese beiden Aspekte miteinander zu verbinden.
Regulatorik setzen klare Rahmenbedingungen, aber innerhalb dieser Grenzen gibt es viel Raum für Innovation. Es geht darum, die Balance zu finden und Ansätze zu entwickeln, die den regulatorischen Anforderungen entsprechen und gleichzeitig einen Wettbewerbsvorteil bieten.
KI wird eine Schlüsselrolle bei der Gestaltung unserer digitalen Zukunft einnehmen, wird Wirtschaftsethik eine wichtige Matrix sein, oder sollte man eher von Regeln befreien und die Möglichkeiten auskosten?
Künstliche Intelligenz (KI) wird eine Schlüsselrolle in unserer digitalen Zukunft spielen. Dabei ist die Beachtung ethischer Aspekte unerlässlich, um sicherzustellen, dass KI verantwortungsvoll und zum Wohle der Gesellschaft eingesetzt wird. Ohne klare Regeln könnten Risiken und Missbrauchsmöglichkeiten übersehen werden.
Klare ethische Rahmenbedingungen stellen sicher, dass KI-Lösungen effizient, fair und transparent sind. Dies schafft Vertrauen und ermöglicht es, die Potenziale der KI auszuschöpfen, ohne ethische Grundsätze zu gefährden. Es geht darum, Regeln so zu gestalten, dass sie Innovationen fördern und ethische Standards wahren.
Ist Innovation möglich bei strikten Auflagen? Oder ist man im Finanzwesen gut geschult die wirtschaftlichen Interessen und die Interessen des Kunden optimal zu verknüpfen und zu schützen?
Innovation ist auch bei strikten Auflagen möglich. Im Finanzwesen sind wir gut geschult darin, wirtschaftliche Interessen und die Interessen der Kunden optimal zu verknüpfen und zu schützen.
Strikte Auflagen bieten einen klaren Rahmen, innerhalb dessen wir kreativ und innovativ arbeiten können. Diese Regeln sorgen dafür, dass wir verantwortungsvoll handeln und Risiken minimieren. Gleichzeitig erfordern sie, dass wir neue Wege finden, um unsere Ziele zu erreichen und dabei die Vorschriften einzuhalten.
Das Female IT-Mentoring ist Teil des Confare #CIOSUMMIT Salzburg und findet am 18.09.2025 in der Brandboxx Salzburg statt. HIER anmelden.
Das Motto 2025 lautet bei unseren Confare CIO Summits: Balancing in challenging times – Enabling visions. Siehst Du, das man jetzt seine Hausaufgaben sehr gut machen muss, um die Chancen die sich in den nächsten 3-5 Jahren abzeichnen zu nutzen? Wie erlebst Du das?
Das Motto trifft den Nagel auf den Kopf.
Ich erlebe das so, dass eine solide Vorbereitung und strategische Planung entscheidend sind, um zukünftige Möglichkeiten zu erkennen und zu nutzen. Es geht darum, sich flexibel und anpassungsfähig zu zeigen, um auf Veränderungen reagieren zu können. Gleichzeitig müssen wir visionär denken und Lösungen entwickeln, die uns einen Wettbewerbsvorteil verschaffen.
Es ist eine Balance zwischen kurzfristiger Problemlösung und langfristiger Vision, die uns in diesen herausfordernden Zeiten erfolgreich macht.
Die IT-Branche durchläuft in den letzten Jahren eine beeindruckende Entwicklung: Sie wird flexibler, zukunftsorientierter und zunehmend weiblicher. Trotz dieser Fortschritte sind Frauen in der IT nach wie vor unterrepräsentiert – insbesondere in Führungspositionen. Was ist Deine Erfahrung und Einschätzung dazu?
Die IT-Branche hat in den letzten Jahren tatsächlich beeindruckende Fortschritte gemacht und ist diverser geworden. Dennoch bleibt die Unterrepräsentation von Frauen, insbesondere in Führungspositionen, eine Herausforderung.
Aus meiner Erfahrung gibt es mehrere Faktoren, die dazu beitragen. Einerseits sind traditionelle Rollenbilder und Vorurteile immer noch präsent, was Frauen davon abhalten kann, Karrieren zu verfolgen oder Führungspositionen anzustreben. Andererseits fehlen oft gezielte Förderprogramme und Netzwerke, die Frauen unterstützen und ihnen den Aufstieg erleichtern.
Ich habe jedoch auch positive Entwicklungen erlebt. Immer mehr Unternehmen erkennen den Wert von Diversität und setzen sich aktiv dafür ein, Frauen zu fördern. Mentoring-Programme, flexible Arbeitsmodelle und gezielte Rekrutierungsstrategien sind einige der Maßnahmen, die helfen können, die Geschlechtervielfalt zu erhöhen.
Es ist wichtig, dass wir weiterhin daran arbeiten, eine inklusive Kultur zu schaffen, in der Frauen sich unterstützt und ermutigt fühlen, ihre Karriereziele zu verfolgen. Dies erfordert sowohl strukturelle Veränderungen als auch ein Umdenken in den Köpfen der Menschen.
Die Confare Feamale IT Community, mit dem Mentoring und einer großen Wissensplattform und der Vernetzungsmöglichkeit im DACH Raum, soll Frauen einen Boden bieten sich einerseits leichter zu vernetzen, andererseits Wissen weiterzugeben und voneinander zu profitieren. Wie stehst Du zu Mentoring und Netzwerk?
Dieses Jahr hat das Thema Netzwerken für mich einen besonders hohen Stellenwert und ist eines meiner Top-Ziele im beruflichen Kontext. Deshalb organisiere ich diverse Roundtables im Bankenumfeld, sowohl für das Thema Data Protection als auch für das Thema Artificial Intelligence. Es ist erstaunlich, wie wertvoll diese Kontakte sind, und manchmal entstehen daraus sogar neue Freundschaften.
Mentoring und Coaching finde ich ebenfalls super wichtig. Ich hatte das Glück, in der Vergangenheit von beidem profitieren zu dürfen, und ich kann es jedem sehr ans Herz legen. Ein guter Mentor kann nicht nur fachliche Unterstützung bieten, sondern auch als Vorbild und Motivator dienen.
Die Kombination aus Mentoring und einem starken Netzwerk schafft eine unterstützende Umgebung, in dem Menschen ihre Fähigkeiten weiterentwickeln und ihre Karriere vorantreiben können. Initiativen wie die Confare FemaleIT Community leisten einen bedeutenden Beitrag dazu, die Geschlechtervielfalt in der IT zu fördern und Frauen zu ermutigen, ihre Potenziale voll auszuschöpfen.