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IT in Afrika: Leidenschaft trifft auf Perspektivenlosigkeit – Wie Jungunternehmer für soziale Gerechtigkeit und gemeinsame Chancen eintreten

by Agnes Hartl

IT in Afrika: OUT NOW im #ConfareBlog  mit Camsol Technologies CIO Tobias Braun: Perspektiven für Young Talents

Das Ziel der Camsol Technologies UG ist es, Young Talents aus Kamerun die Möglichkeit zu geben, sich bei spannenden Innovationsprojekten von Top-Unternehmen einzubringen. Denn während man in Europa dringend nach Fachkräften sucht und wichtige Projekte einfach liegen bleiben, weil sich niemand findet, der sie auch umsetzen kann, verzweifeln gut ausgebildete und leidenschaftliche Experten an der Perspektivenlosigkeit in ihrer afrikanischen Heimat. Gründerin Selina Scherer-Braun ist überzeugt: Daraus lässt sich etwas machen, das alle gemeinsam voran bringt.

IT und Digital haben das Potenzial zu Nachhaltigkeit und sozialer Gerechtigkeit beizutragen. Beim Confare CIOSUMMIT Frankfurt zeichen wir daher bei der Confare #ImpactChallenge CIOs und CDOs aus, die die Welt verändern. Die Teilnahme ist für IT-Entscheider nicht mit Kosten verbunden. Wer bei der Konferenz mit spannendem Programm und der Preisverleihung dabei sein möchte, kann sich hier anmelden: Confare #CIOSUMMIT Frankfurt mit Verleihung des Impact Awards

Wie sieht denn die Situation der IT-Branche in Afrika und im Speziellen in Kamerun aus?

Die jungen Generationen haben eine unglaubliche Energie und Leidenschaft für das Thema IT. Gleichzeitig führen nicht genug ausgebaute wirtschaftliche Infrastrukturen zu Perspektivlosigkeit. Junge Menschen lernen moderne Technologien, können diese aber praktisch nicht anwenden. Bei einer sehr hohen tatsächlichen Jugendarbeitslosigkeit bei über 90% schaffen es nur sehr wenige, die begehrten und schlecht bezahlten Arbeitsplätze im Land zu ergattern und müssen dann fachfremde Hilfsarbeiten nachkommen.

Wie gut ist denn die IT-Ausbildung in Kamerun?

Die französischen und britischen Verwaltungen haben nach dem Versailler Vertrag ein universitäres Bildungssystem etabliert. Die landesweit 34 Universitäten bieten Bachelor-, Master- und PhD-Programme in zum Beispiel Software Engineering, Information and Communication Technology oder Cyber Security nach europäischem Vorbild an. Es werden wesentliche IT-Kenntnisse vermittelt und im Rahmen von Praktika angewandt. In akademischen Abschlussarbeiten werden die Kenntnisse vertieft. Nach dem Studium besteht der Wunsch, diese Kenntnisse in der Praxis zu festigen – was leider häufig nicht von Erfolg gekrönt ist.

Während Unternehmen bei uns händeringend nach IT-Talenten suchen, sind viele Absolventen in Afrika ohne Jobs. Daraus ließe sich doch etwas machen?

Wir haben die positive Erfahrung gemacht, dass, wenn man jungen Menschen eine Perspektive bietet, sie selbstbestimmt und verantwortungsvoll ihre Zukunft gestalten. Wie junge Menschen weltweit träumen auch die Talente in Kamerun davon, verschiedene Erfahrungen zu sammeln, Verantwortung zu übernehmen, andere Kulturen kennenzulernen und ihre Lebensplanung selbst in die Hand zu nehmen. Natürlich brauchen Young Talents ein forderndes und förderndes Arbeitsumfeld, um ihr Potential zu entfalten. Aufgrund der hohen Verfügbarkeit von Talenten und der hohen Leistungsbereitschaft in der jungen Generation ist eine aktive Entwicklung der Teams viel einfacher umsetzbar. Wir können auf Basis der Interessen und der Leistungsbereitschaft Mitarbeiter aufbauen und durch ein Miteinander auf Augenhöhe langfristig zusammenarbeiten. Auch in den Projekten können wir Kollegen bewusst nach Interesse und Leidenschaft entwickeln und so eine hohe Identifikation mit den Produkten erzielen.

Welches Potenzial haben IT und Digitalisierung, um Gesellschaft und Wirtschaft gerechter zu machen?

Technologie hat eine disruptive Wirkung. Nicht nur direkt, sondern auch indirekt verändert Technologie unsere Arbeitswelten, sozialen Strukturen und unser Miteinander. Und diese Auswirkung können positiv wie auch negativ sein. Wir müssen uns diesem Potential bewusstwerden und es richtig einsetzen. Zuallererst schafft Technologie Arbeit. Bezahlte Arbeit ist notwendig für ein selbstbestimmtes Leben. Weitergedacht schafft Technologie aber auch Gemeinschaft, Erkenntnisse, gesellschaftliche Mehrwerte und Effizienz und birgt somit in sich Wandel. Wenn wir uns den Möglichkeiten des Fortschritts öffnen und in einem respektvollen und gleichwertigen Kontext mit anderen Kulturen und Menschen gemeinsam Technologie schaffen, können wir die Welt gerechter gestalten.

Welchen Beitrag wollt Ihr mit Eurem Unternehmen dabei leisten?

Wir haben uns dazu entschieden Arbeit und Innovation auf Augenhöhe zu verbinden. In europäischen Intrapreneur- und Entrepreneur-Projekten arbeiten wir gemeinsam mit Talenten aus Kamerun und Deutschland an der Umsetzung. Die Talente aus Kamerun arbeiten in den Bereichen Full Stack Development, Data Science, Cyber Security und Design. Durch die gemeinsame Arbeit ergeben sich Perspektiven. Konzerne wie die Sparkassen-Finanzgruppe wollen in den Intrapreneurship-Projekten nicht auf das Talent aus Kamerun und multikulturellen Teams verzichten, sondern wünschen sich langfristige Modelle zur Zusammenarbeit. Start-Ups wie GasVisor oder Friendzone schätzen die nachhaltige und unkomplizierte Zusammenarbeit, die rasche Skalierung und den kosteneffizienten Einstieg, um früh in eine intensive Zusammenarbeit zu starten.

Wie ist denn die Idee entstanden?

Durch familiäre Bezüge haben wir schon früh das Thema Entwicklungszusammenarbeit aus einem sozialen Aspekt verfolgt. Für uns stellte sich dabei heraus, dass allein mit caritativen Vorgehensweisen kein nachhaltiger Wandel erzeugt werden kann. Aufgrund dessen haben wir uns im letzten Jahr stärker mit der sozioökonomischen Struktur im Globalen Süden, im Speziellen in Kamerun, auseinandergesetzt. Wir waren erstaunt über das Potential der Hilfe zur Selbsthilfe – sehr viele junge, leidenschaftliche Menschen mit akademischer Bildung und einem Talent im Tech Bereich wollten keine Charity, sondern Perspektiven. Der Wandel der Arbeitswelten durch die anhaltende Gesundheitskrise schien diese Perspektiven möglich zu machen. Allerdings erkannten wir in ersten Vermittlungsversuchen im Rahmen eines dazu durchgeführten IT-Programms schnell strukturelle Hürden. Also entschieden wir, selbst als Unternehmer in eine gerechtere Welt zu investieren und Hürden abzubauen.

Was steckt hinter dem Firmennamen?

Wir durften lernen, dass Solidarität nachhaltiger ist als reine Wohltätigkeitsarbeit. Um diese Erkenntnis im Unternehmen zu manifestieren, haben wir uns für den Firmennamen „Camsol“ als Abkürzung für „Cameroon Solidarity“ entschieden.

Welche Perspektive habt Ihr mit Eurem Unternehmen? Was sind die nächsten Pläne?

Nachdem wir im Juli die Unternehmensgründung abschließen konnten, konnten wir diesen Monat unternehmerisch nachhaltig werden und schwarze Zahlen schreiben. Wir konnten innerhalb von zwei Monaten vierzig Talente in Kamerun und zahlreiche Innovations-Projekte im deutschsprachigen Raum akquirieren. Gerne möchten wir weitere Innovationsprojekte im Konzern- und Start-Up Umfeld umsetzen und damit Hürden abbauen. Wir wollen unser Portfolio im Bereich Company Building erweitern und unser Engagement im Globalen Süden intensivieren.

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