Für Aufsehen sorgte der Vortrag von Urs Hübscher und Confare #CIOAWARD Preisträger Patrick Freudiger beim Confare SWISS CIOSUMMIT 2020. Urs leitet die IT Infrastructure Services bei der Schweizerischen Mobiliar. Berichtet hat man von der Transformation in eine Agile Infrastructure Delivery Organisation. Agiles Management ist ja in der Software-Entwicklung beliebt – aber bei der IT-Infrastruktur? Für den Blog wollten wir von ihm wissen, was für ihn die IT-Infrastruktur der Zukunft ausmacht und welche Bedeutung IT-Infrastruktur für die Digitalisierung des Unternehmens hat.
Welche Rolle spielt IT-Infrastruktur für den Erfolg eines Unternehmens in einer Digitalen Welt?
Die IT-Infrastruktur ist das Rückgrat der Digitalen Welt. Ohne die Infrastruktur wird keine Informations- und Kommunikationslösung funktionieren. Ergo wird man auch keine Lösungen an Endkunden verkaufen können und damit nur Misserfolg ernten.
Ohne eine geschützte und je nach Anforderung redundant ausgelegte Infrastruktur wird diese zur Achillesferse, sofern der Ausfall einer Applikation besser abgesichert ist, als dessen Basisinfrastruktur. Die Frage ist wohl auch, wie wir IT-Infrastruktur definieren. Und hier müssen wir uns von der “alten” Definition lösen.
Was macht die Zukunftsfähigkeit einer Unternehmens-IT-Infrastruktur wirklich aus? Was ist entscheidend um auch künftigen Business-Anforderungen gerecht zu werden?
Nur eine stabile und sichere IT-Infrastruktur ist für ein Unternehmen wertvoll, da man sich auch nur auf diese verlassen kann. Grundsätzlich kann IT-Infrastruktur vom Unternehmen selber bereitgestellt oder als Service von Drittanbietern bezogen werden. Wichtig dabei ist aber, dass die Kompetenz über die Technologie und Architektur nicht nur beim Lieferanten vorhanden ist, sondern auch im eigenen Unternehmen selber.
Um zukünftigen Business-Anforderungen gerecht zu werden, muss die Infrastruktur die Applikationsarchitektur unterstützen und darf diese nicht ausbremsen oder verhindern. Es muss aber mit der IT- sowie Business-Architektur zusammen auf einen einfachen “State oft the Art” Standard hingearbeitet werden. Dies fördert auf allen Seiten die Standardisierung und reduziert die Kosten, die eine hohen Komplexität mit sich bringt.
Sicher, performant, flexibel(hybrid) und skalierbar – Vor allem hybrid sieht man mittlerweile “fast” bei allen Herstellern und ist ein klarer Trend. Es ist wichtig sich auch aus einer Cloud wieder zurückziehen zu können (Back out plan).
Fazit:
Flexibel, schnell, unabhängig, egal ob OnPrem, Cloud, gesourced oder Mischformen. Es muss schnell und flexibel auf neue Anforderung reagiert werden können. Dies bedingt klare Zuständig- und Verantwortlichkeiten.
Was sind die Kriterien um in Zeiten, in denen sich Technologie rasend schnell verändert, Investitionsentscheidungen zu treffen?
- Infrastruktur-Komponenten, welche sich eher weniger rasch verändern, können grundsätzlich auch selber gekauft werden. Jene, welche sich rasch ändern, sollten als Service-Dienstleistung eingekauft werden. Auch wenn eingekaufte Service-Dienstleistung etwas teurer wären, würde damit trotzdem dem Investitionsschutz Rechnung getragen werden.
- Markt, Technologie und Konkurrenz beobachten, neue Wege gehen und Risiken abschätzen.
- Weniger Bürokratie, Entscheide sind nicht mehr für die “Ewigkeit” gemacht. Entscheide dort fällen, wo die Kompetenz liegt.
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Wo sind die wichtigsten Handlungsfelder in einer IT-Infrastruktur wenn es um Automatisierung geht?
- Überall da, wo einfache Aufgaben und oder Massenaufträge abgearbeitet werden müssen: z.B. Bereitstellung von Komponenten oder Umgebungen. Mittels standardisierte Komponenten / Lösungen (i.d.R. aus der Cloud) lassen sich mit Unterstützung von AI zu Business-Lösungen zusammen bauen. Es muss nicht immer alles wieder neu entwickelt werden.Eigentlich muss heute alles automatisiert werden um am Markt bestehen zu können und um den Personalkörper effizient einsetzten zu können. AI/ML kann helfen. Es lohnt sich, bei einem gewissen Standard bleiben um möglichst wenig Abhängigkeit zu schaffen.
Wie sieht der IT-Betrieb der Zukunft aus?
- Eine zu heute reduzierte aber kompetentere Mannschaft, welcher die eingesetzte Technologie beherrscht und damit die Lieferanten, ob intern oder extern steuern kann. Nebst der technologischen Kompetenz müssen auch regulatorische, vertragstechnische, ökonomische und kommunikative Fähigkeiten beherrscht werden. Die Anforderungen für den einzelnen Mitarbeitenden werden steigen. Routineaufgaben verschwinden, es wird ein sehr abwechslungsreicher Alltag einziehen und damit die Marktfähigkeit jedes einzelnen garantiert sein.
- Eher Software getrieben. AI/ML wird einiges übernehmen. Services beziehen wo sinnvoll.
- Engineering/Integration wird zu einem grossen Teil bestehen bleiben (wo nicht SaaS)
Wie schafft man die Balance zwischen Wirtschaftlichkeit und Innovationsfähigkeit?
Miteinander anstelle von Jeder für sich. Wir brauchen nicht jedes Tool zu beschaffen und jeden Hype mit zu gehen, um innovativ zu sein. Es bedarf einer klaren und damit transparenten Vorgabe seitens der Verantwortlichen, welcher Anteil der Mittel für Experimente (Förderung der Innovation) investiert werden dürfen. Dabei darf aber auch aus wirtschaftlichen Gründen nie ein sicherer, pannenfreier und performanter Betrieb gefährdet werden.
Kalkulierbare Risiken gilt es bewusst einzugehen. Alte Zöpfe abschneiden, Altlasten loswerden.