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IT/OT Alignment – Teams, Transparenz und Timing

by Bianca Bogad-Frey

NEU im #ConfareBlog
Exklusiv im Interview: Michael Nussbaumer über IT/OT Alignment – Teams, Transparenz und Timing

Michael Nussbaumer - IT/OT Alignment – Teams, Transparenz und Timing

Michael Nussbaumer, CIO der Regionalwerke AG Baden teilt uns in seinem Blogbeitrag mit, was für ihn unerlässlich ist, um IT/OT Alignment zu gewährleisten, was sich andere Energieversorgungsunternehmen bei ihm abschauen können und wieso er es schaffen könnte, zum fittesten EVU der Schweiz zu werden.

Ihr habt in den letzten Jahren einen Quantensprung in der digitalen Transformation erreicht. Was waren aus Deiner Sicht die wichtigsten Treiber dieses Fortschritts und welche Meilensteine sind Dir besonders in Erinnerung geblieben?

Einer der entscheidenden Erfolgsfaktoren für unsere digitale Transformation war der gezielte Aufbau eines starken und hochqualifizierten Teams. Heute können wir auf echte Top-Experten zählen, die mit vollem Einsatz an der Umsetzung unserer Strategie arbeiten. Der Teamgeist ist aussergewöhnlich – wir haben ein High-Performance-Team, das nicht nur in der Lage ist, die täglichen Herausforderungen eigenständig anzugehen, sondern sich auch gegenseitig enorm unterstützt. Alle wissen, wo wir hinwollen, und das sorgt dafür, dass wir auch in schwierigen Situationen gemeinsam die richtigen Entscheidungen treffen. Besonders beeindruckend ist, wie das Team bei der Transformation neue Systeme aufbaut und gleichzeitig bestehende Systeme weiter betreibt – eine echte “Operation am offenen Herzen”, die eine besondere Expertise erfordert.

Ein weiterer wichtiger Treiber war die Transformation der IT selbst. Früher war die IT hauptsächlich für das Verwalten von Assets verantwortlich, oft mit begrenzten Ressourcen. Heute haben wir uns zu einem Service-Provider entwickelt, der unsere Fachbereiche proaktiv unterstützt und ihnen hilft, ihre eigenen digitalen Initiativen voranzutreiben. Das hat nicht nur unsere Effizienz gesteigert, sondern auch das Vertrauen und die Zusammenarbeit zwischen IT und den Fachabteilungen erheblich gestärkt.

Ein Meilenstein, der mir besonders in Erinnerung geblieben ist, war der Aufbau unserer neuen Server-, Netzwerk- und Sicherheitsinfrastruktur für die OT-Systeme (Operational Technology). Hier haben wir sehr eng mit den Fachbereichen zusammengearbeitet um sicherzustellen, dass IT und OT perfekt aufeinander abgestimmt sind – ein Novum für ein Unternehmen unserer Grösse und Struktur. Dieser IT-OT-Alignment-Prozess war ein grosser Schritt nach vorne, der uns nicht nur technologisch, sondern auch organisatorisch stark vorangebracht hat.

Nicht zuletzt haben wir auch in puncto IT-Sicherheit erhebliche Fortschritte gemacht. Dabei ging es uns nicht nur um technische Massnahmen, sondern auch um die Sensibilisierung der Mitarbeitenden. Denn am Ende ist es das Bewusstsein jedes Einzelnen, das den Unterschied macht, wenn es um den Schutz unserer digitalen Infrastruktur geht.

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Kleinere Energieversorgungsunternehmen (EVUs) haben ganz eigene Herausforderungen in der digitalen Transformation? Wie hast Du bei der RWB den Wandel vorangetrieben und welche Best Practices würdest Du anderen EVUs empfehlen?

Die Anforderungen an die digitalen Lösungen steigen. Damit auch die Komplexität für die User und für die IT. Wir arbeiten heute mehr auf unternehmensweite Lösungen und schaffen so bereichsübergreifend Synergien, auch bezüglich Betriebskosten.

Wir haben die Basis modernisiert und könne jetzt darauf aufbauen. Dazu das Team für einen stabilen Betrieb aufgebaut und externe Spezialisten punktuell dazu geholt.

Von Anfang an auch Fokus auf die Kommunikation gelegt. Eine zielgruppengerechte und verständliche Kommunikation ist essentiell wichtig. Wenn die IT erwartet, dass die Fachbereiche bei der digitalen Transformation mitmachen, sollten sie ja auch verstehen um was geht. Der Fokus liegt auf Business Impact und Mehrwert.

Empfehlen würde ich mal mit einer IST-Analyse zu starten und die richtigen Experten an den Tisch zu holen. Es braucht digitale Brückenbauer, die zwischen IT und Business vermitteln können. Weiter auch mit anderen EVUs zusammenzuarbeiten. Wir sind offen für einen Austausch und Zusammenarbeit. Gemeinsam erreichen wir mehr.

Die Zusammenarbeit zwischen IT und OT war in vielen Unternehmen lange Zeit ein schwieriges Thema. Wie hast Du es geschafft, die Silos bei RWB aufzubrechen und eine enge Kooperation zwischen diesen Bereichen zu etablieren?

Zuhören, erklären und gegenseitiges Verständnis zu schaffen, ist enorm wichtig.

IT und OT sind zwei unterschiedliche Welten – könnte man meinen. Aber sie haben mehr Überschneidungen und Synergiepotential als man meinen könnte. Darum braucht es gegenseitiges Verständnis.

Wir sind schrittweise vorgegangen und haben aus der IT heraus den OT-Kollegen ein Service nach dem anderen angeboten und eingeführt. Das schafft Vertrauen und die Basis für die nächsten Schritte.

Gleichzeitig braucht es auch viel Aufklärung, dass einiges, was heute als OT betitelt wurde, heute Standard IT Lösungen sind. Es braucht nicht immer teure Industrielösungen. Oft können die Anforderungen mit IT Mitteln gelöst werden.

Es braucht jedoch in der IT auch Verständnis, dass OT-Systeme und die entsprechenden Mitarbeitenden andere Bedürfnisse haben.

Ein zentrales Ziel von Dir ist es, dass digital fitteste EVU der Schweiz zu werden. Was bedeutet das konkret für die IT-Strategie von RWB, und wie setzt Ihr diese Vision in die Praxis um?

Digital fit bedeutet für uns:

Punkt 1: „digital fit“ = was wir machen haben wir auch im Griff. Wir müssen auch nicht alles machen.

Punkt 2: „EVU“ = wir müssen als RWB digital fit sein, und nicht nur als IT. Wir wollen dazu unseren proaktiven Beitrag leisten.

Wie erwähnt, gehört auch dazu, zu konsolidieren und Altlasten abzubauen. Unternehmensweite Lösungen ersetzen Silolösungen.

Weiter nicht auf den User zeigen, sondern Eigenverantwortung übernehmen und alle Arbeitskollegen*innen digital fit mache z.B. mit Hilfe von eLearning.

Die IT-Support-Abteilung war bei Deinem Einstieg wenig beliebt und überlastet. Heute erfreut sie sich großer Beliebtheit. Wie hast Du diesen Wandel herbeigeführt, und warum ist ein starker IT-Support so essenziell für die digitale Transformation eines Unternehmens?

Der IT-Support ist das Gesicht der IT im Alltag der Kunden. Sie sind die erste Anlaufstelle für sehr viele Themen.

Wir haben den IT-Support personell aufgestockt mit dem Ziel, dass die IT-Kollegen mehr Zeit haben für die Anliegen der Kolleginnen und Kollegen aus den Fachbereichen und sie noch mehr unterstützen können.

Es war mir auch wichtig, dass wir konsequent und zeitnah auf ihre Tickets reagiere können.

Weiter haben wir Öffnungszeiten des IT-Support Desks angepasst, eine 24/7 Tel-Nr eingeführt, die vor Ort Präsenz verstärkt, die Präsenz am 2. Grossen Standort ausgebaut und das immer wieder „versüsst“ und mit Schokolade kommuniziert.

Das Ganze wurde kommunikativ (Wartungen, Unterbrüchen, Projekte usw.) begleitet, so dass die Arbeiten der IT den Usern verständlich und näher gebracht werden.

Nur wenn wir von den täglichen Anliegen unserer User wissen und spüren wo der Schuh drückt, können wir daran arbeiten. Für die digitale Transformation ist es wichtig, dass sich die User ernst genommen fühlen und nicht die Angst aufkommt, dass sie im Regen der vielen neuen digitalen Tools stehengelassen werden.

Im Bereich IT-Security konntet Ihr erhebliche Fortschritte erzielen und die ISO27001-Zertifizierung erreichen. Welche Maßnahmen waren dafür entscheidend, und wie stellst Du sicher, dass IT-Sicherheit kontinuierlich auf hohem Niveau bleibt?

Früh starten. Der Weg war das Ziel. Die Zertifizierung die Krönung.

Es brauchte einige Optimierung der Security in der IT und OT, gepaart mit viel Verständnis in der IT aber auch bei den Usern, d.h. eine verständliche, zielgruppengerechte Kommunikation die das WHY aber auch den Business Impact erklärt.

Dann viel Durchhaltewille, wenn man so viel erreichen will. Der Weg lohnt sich auf den jeden Fall.

Die Zertifizierung ist aber nicht das Ende, sondern der Anfang eines neuen Levels, das wir halten wollen.

Wir haben aber auch noch ein paar Hausaufgaben zu machen und bauen die IT-Security etwas weiter aus.

Wir halten das Niveau, indem wir das Thema in der IT fest verankern. Konkret haben wir Rollen im Team geschaffen, Weisungen / Richtlinien / Prozesse erstellt, in den Projekten ist es ein Bestandteil.

Wir machen es weiter auch sichtbar mit einem Quartalsreport, Mitarbeiter-Awareness Trainings und div. Kommunikativen Massnahmen. IT Security ist ein Thema das alle im Unternehmen betrifft.

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Du sprichst von einer „kleinen kulturellen Revolution“ bei RWB, insbesondere durch die verstärkte Zusammenarbeit zwischen IT und OT. Was waren die größten Hürden in diesem Prozess, und welche Erfolge konntest Du gemeinsam mit Deinem Team feiern?

IT/OT Alignment ist ein grosses Thema in der Branche und darüber hinaus. Es treffen zwei Kulturen aufeinander mit unterschiedlichen Bedürfnissen und unterschiedlichen Erfahrungen.

Eine Hürde dabei ist, dass gegenseitige Verständnis zu schaffen. IT und OT waren lange stark getrennt, dann braucht es eine Annäherungsphase. Wer braucht was? Was steckt dahinter? Wer setzt was für Techniken ein? Wie können die zusammengeführt werden für mehr Synergien?

Wir haben als RWB dieses Jahr ein top modernes Netzwerk, Sicherheit und Server-Umgebung live gebracht, auf der ein sehr wichtiges OT System läuft. Dies ist ein Novum. Es ist es ein grosser Erfolg für mein Team, dass sie es so erfolgreich umgesetzt haben und ebenso ein grosser Erfolg für das ganze Projektteam für das Zusammenwachsen und die tolle Zusammenarbeit über die IT-OT-Grenzen hinweg.

Welche Rolle spielt der Mensch in der digitalen Transformation, und wie sorgst Du dafür, dass Deine Mitarbeiter sich in dieser sich schnell verändernden IT-Landschaft weiterentwickeln und mit den Veränderungen Schritt halten?

AI ist mächtig, aber selber einführen tut sich die Technologie noch nicht. Es sind Menschen, die Technologie einführen bzw. die digitale Transformation tagtäglich vorantreiben.

Technologie ist faszinierend und begeistert mich tagtäglich. Aber mit ihr kommen viele Aufgaben und Herausforderungen. Dann braucht es Menschen, die Expertise haben, wie sie welche Technologie wann wo mit der richtigen Dosis für das Unternehmen einsetzen.

Auch Angst hört man oft im Zusammenhang mit der digitalen Transformation. Verständlich, aber auch wichtig, dass wir daran arbeiten, um diese Ängste stetig abzubauen. Dies kann der Mensch sehr gut.

Das setzt aber ein hoch motiviertes Team voraus, dass diese digitale Transformation vorantreibt. Diesen Marathon auch gehen will. Ich setzte viel auf den engen Austausch mit den Mitarbeitenden. Was bewegt sie als Menschen? Wo stehen sie an? Was brauchen sie? Alles Fragen, die über die Technik ausgehen aber einen grossen Einfluss auf ihre tägliches Engagement und Arbeit hat.

Wir leben in einer VUCA (Volatility, Uncertainty, Complexity, Ambiguity) Welt, nicht nur die Unternehmen sondern auch die Mitarbeitenden. Alles wird schneller und komplexer. Dem müssen wir als Leader Rechnung tragen und die Mitarbeitenden auch unterstützen. Sprich es braucht mehr 1:1 Gespräche mit den Mitarbeitenden auf einer persönlicheren Ebene. Als Leader sehe ich mich als Enabler meines Teams. Sie sind die Spezialisten. Ich helfe ihnen das bestmöglich leisten zu können.

Dann ist das Team auch offen und ready für die vielen Veränderungen und Herausforderungen.

Wie sieht eine moderne Auslegung der CIO-Rolle aus und was macht den Erfolg als CIO aus?

Der CIO wird vom IT-Asset-Verwalter und Service Anbieter zum Unternehmensentwickler. Viele Unternehmen setzen so stark auf IT bzw. sind so von deren Technologie abhängig, dass sie ein fester Bestandteil der Unternehmensentwicklung ist bzw. auch sein sollte. Der moderne CIO entwickelt das Unternehmen proaktiv weiter. Die Technologie ist „nur“ das Arbeitsmittel, der Fokus liegt auf der Unternehmensstrategie und wie er diese bzw. davon abgeleitet, die Fachbereiche in der Zielerreichung unterstützen kann.

Die Technik verändert sich so rasant, da ist es wichtig, dass der CIO die Brücken zwischen Technik und Business baut und vermittelt. So wie z.B. der COO der Experte und Unternehmensentwickler bei z.B. Kraftwerksturbinen ist, so ist es der CIO bei IT.

Unternehmen, die sich einen solchen modernen CIO suchen, müssen dafür aber auch offen sein. Denn oft sind die Unternehmen gewöhnt, dass der CIO bzw. die IT Services mehrheitlich auf Abruf liefert.

Ein Moderner CIO wird mit seinem Team aber mehr Einfluss auf die Fachbereiche nehmen als früher. Natürlich im engen Austausch und unter Berücksichtigung der Bedürfnisse. Aber wie der COO, der bei Kraftwerksturbinen der Spezialist ist und die Entwicklung im Sinne der Unternehmung steuert, sollte es auch der CIO bei IT machen bzw. zugelassen werden. Jeder CIO kennt den Spruch „Jeder ist ein Marketer und ITler“.  Auch wenn ich eine Photovoltaik-Anlage auf meinem Haus habe, bin ich noch kein Photovoltaik-Spezialist, geschweige denn ein Spezialist der Stromversorgung. Das gleiche gilt für die IT. Die IT Themen sind heut so vielfältig und breit, dass es Experten braucht, die sich damit tagtäglich auseinandersetzen. Denn oft sieht der Kunde/Anwender nur die Spitze des IT-Eisberges und, wie oft, wurde dann schon darüber geurteilt? Das hatte auch mal ein Kapitän über ein Eisberg gemacht…

Setzen sie auf einen modernen unternehmensentwickelnden CIO und vertrauen sie ihm. Geben sie ihm das Vertrauen und Möglichkeit, damit er das Unternehmen aus der 1. Reihe heraus auch mitentwickeln kann. Denn er befasst sich täglich mit dem ganzen Eisberg und nicht nur mit der Spitze.

Welche Rolle spielt der Confare Swiss CIOAWARD für Dich persönlich?

Es ist immer wieder schön die Kollegen*innen zu treffen und mich über aktuelle Themen austauschen zu können. Wir kochen alle mit Wasser und oft haben wir überschneidende Themen, wo wir uns gegenseitig unterstützen.

Der Award war eine schönes Geschenk für das gesamte Team und für die geleistete Arbeit. Es freut uns natürlich, wenn dies von einer so hochkarätigen Jury gesehen und belohnt wird. Es motiviert aber auch so weiter zu machen und weiter Energie für diesen Marathon aufzubringen. Und wer weiss, vielleicht reicht ja mal für einen 2. Award.

Mehr zum Thema – digitale Transformation in Energieunternehmen finden Sie in diesem Blogbeitrag.

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