CIOs und IT-Manager machen die Welt zu einem besseren Ort. Sie leben neue Führungsprinzipien vor, schaffen die Voraussetzungen für Nachhaltigkeit und Umweltschutz oder helfen gesellschaftlichen Herausforderungen mit Digitalisierung und Technologie erfolgreich zu begegnen. Sie verändern Unternehmen oder sogar ganze Branchen, helfen Menschen, die in Not sind und leben gesellschaftliche Verantwortung vor. Wir stellen Ihnen die Nominierten im Confare Blog vor: Franz Hillebrand und Eric-Jan Kaak.
Eine Idee entsteht … und macht die Runde. Krieg in Europa und neue Flüchtlingsströme lassen niemanden unbeeindruckt. Confare #ImpactChallenge Nominees Franz Hillebrand und Eric-Jan Kaak waren sich schnell einig: angesichts der menschlichen Nöte der Betroffenen wolle man nicht untätig bleiben: auf Basis der Confare CIO-Community ließe sich Positives bewirken. Mit Alex Kucera von Agencylife gab es auch bald einen Umsetzungspartner und Jobs for Ukraine wurde aus der Taufe gehoben. Und wofür andernorts Millionen-Budgets und Heerscharen an Beratern benötigt werden, gelang mit Hirn und Herz innerhalb weniger Tage eine Non-Profit Initiative, die Flüchtenden aus der Ukraine neue berufliche Perspektiven ermöglicht: The Initiative – Jobs for Ukraine (jobs-for-ukraine.at)
Im Gespräch mit Confare Gründer Michael Ghezzo sprechen die beiden Initiatoren über die Idee, die rasche Umsetzung und wie jeder dazu beitragen kann, die Welt ein wenig besser zu machen.
Das Beispiel Jobs for Ukraine zeigt, wie wirkungsvoll Community und Ecosystem heute sein können.
Bei der DACH-weiten Confare CIO #ImpactChallenge zeichnen wir sie aus, diese Weltverbesserer und Verantwortungsträger. Die Gewinner werden beim Confare #CIOSUMMIT Frankfurt gekürt. Wollen Sie persönlich die besten Beispiele erleben? Melden Sie sich jetzt hier an.
Im Juni 2022 geht es los: Beim täglichen Publikumsvoting zur Confare #ImpactChallenge können zahlreiche hochkarätige IT-Entscheider mit Impact unterstützen. Die Gewinner treffen Sie persönlich beim Confare #CIOSUMMIT Frankfurt am 6. Oktober.
Warum sollten CIOs sich ihrer gesellschaftlichen Verantwortung bewusst sein? Wie können IT-Manager zu einer besseren Welt beitragen?
Eric-Jan Kaak:
Die Frage soll doch eher sein: „Wie können wir als Menschen zu einer besseren Welt beitragen?“ Wir als Mensch haben eine gesellschaftliche Verantwortung, egal wo jemand tätig ist. Mache Deine Welt jeden Tag 1% besser, damit Du sie besser verlassen wirst, als Du sie vorgefunden hast.
Franz Hillebrand:
Heruntergebrochen aber auf den CIO: IT-Manager sind selten isoliert, sondern haben ein gutes Netzwerk aus CIO-Kollegen, Partnern und Herstellern. Gemeinsame Initiativen dieser Netzwerke haben mehr Chancen auf Impact als Einzelaktionen. Mit Mut, Weitsicht und Engagement lässt sich da viel erreichen.
Jobs For Ukraine hilft Betroffenen der jüngsten kriegerischen Auseinandersetzung beruflich Fuß zu fassen. Wie kam es zur Idee?
Eric-Jan Kaak:
Am Samstag, den 5. März hat Franz Hillebrand eine WhatsApp Nachricht geschrieben, er bräuchte „einen Partner in Crime“. Die erste Idee war, etwas speziell für IT-Fachkräfte zu machen, das wurde dann aber schnell erweitert auf alle Branchen.
Franz Hillebrand:
Was uns sicherlich dabei half, war unsere gemeinsame Grundeinstellung: Einfach tun. Das hat uns zu dem gemacht was wir sind und es hat dieses Projekt in dieser Geschwindigkeit ermöglicht.
Es musste rasch gehen und gab nicht unbegrenzte Mittel – wie habt Ihr das auf die Reihe gebracht?
Eric-Jan Kaak:
Ohne Dir jetzt Honig ums Maul zu schmieren 😉 – Franz und ich waren uns darüber einig, dass der Schlüssel im bestehenden Confare Netzwerk lag. Wir haben gleich am Montag CIO-Kollegen angeschrieben, die dann meistens sofort und positiv reagiert hatten. Somit hatten wir innerhalb von fast 24 Stunden Partner an Bord für die Website, die alle mit dem Firmennamen für die Ernsthaftigkeit und Seriosität der Initiative gerade standen. Franz hatte Kontakt zu der Agentur Agencylife von Alexander Kucera, mit deren Hilfe dann die technische und inhaltliche Gestaltung schnell feststand.
Am Freitag hatten Kolleg:innen der SPAR-ICS die Grundfunktionalität getestet, am Sontag konnten erste Jobs eingepflegt werden, am Mittwoch waren wir startklar und ging die Presseaussendung raus, der Rest ist Geschichte. 11 Tage von der Idee bis zum Start.
Franz Hillebrand:
Wir finanzieren dieses Projekt privat. Jedoch haben wir mit sehr überschaubaren Kosten was Wunderbares geschaffen. Unser finanzieller Aufwand beträgt derzeit rund 400,– €. Natürlich ohne die ehrenamtliche Arbeitszeit von uns dreien. Es wäre uns aber nicht möglich gewesen, hätten uns nicht einige Personen ehrenamtlich zugearbeitet. Uns war von vornherein klar, dass wir das zwar schnell, aber auch professionell machen wollen. Unser Netzwerk hat super funktioniert. Rechtliche Prüfung bezüglich Gewerbeberechtigung und Impressum, DSGVO check, Security Check und PenTests, PR-Unterstützung, usw. konnten wir schnell, unkompliziert und kostenfrei organisieren. Das mag den einen oder anderen Kritiker der Plattform dann doch überrascht haben. Wir hörten das Wort „hemdsärmelig“ öfters in den letzten Tagen. Ich muss dabei immer etwas lächeln, den wir haben bewiesen, dass hier Profis mit Ihrem Netzwerk am Werk sind und keine Laien. Auch die Medienarbeit hat mit unseren PR-Abteilungen, unseren Netzwerken und dem Wissen der Agencylife top-top funktioniert. Auf die ORF.at Startseite schafft man es nicht jeden Tag .😊
Eric-Jan Kaak:
Warum ging das so rasch? Wir hatten eine Mega-Motivation, wir fokussierten uns nur auf die wesentlichen Funktionalitäten, frei nach den bewährten Produktmetriken: acquire, activate, retention, referral, revenue (wobei wir keinen Umsatz machen, sondern Wirkung erzeugen wollen).
Also erreiche die Zielgruppe (acquire) – in unserem Fall zuerst die Arbeitgeberseite, Flüchtlinge waren kaum da und die wollten wir daher erst später erreichen.
Dann aktiviere die Zielgruppe (activate) – wir bekamen viel Zuspruch, Logos, erste Jobs wurden gepostet, usw. Das war der Beweis, dass wir einen Nerv getroffen hatten.
Danach ist es wichtig, dass die Leute zurückkommen (retention) – auch hier sahen wir am Traffic in den ersten Tagen, dass wir am richtigen Weg waren.
Das wichtigste in unserem Fall war die „Digitale Mundpropaganda“ – Partner wie PALFINGER haben die Industriellenvereinigung hineingebracht, ich selbst habe um 5:00 in der Früh Walter Veit, Präsident der der Hoteliervereinigung angeschrieben, wo ich dann relativ schnell eine Rückmeldung bekam. Der Verband der Österreichischen Softwareindustrie hat sich beteiligt, der Handelsverband ist auf uns zugekommen. Ebenso die International Advertising Association IAA. Diese alle haben in Sondernewslettern ihre Mitglieder über die jobs-for-ukraine Initiative informiert. Dann haben sämtliche Print- und Elektronikmedien berichtet, sowie Ö3.
Franz, Alex und ich haben uns extrem gut ergänzt, wir hatten einen totalen Fokus, haben uns nicht ablenken lassen, trafen uns jeden Tag um 12:15 zu einem schnellen virtuellen Standup und tauschten Infos in einer Whatsapp-Gruppe. Alex berichtet darin regelmässig über Zugriffszahlen, Verlinkungen auf unsere Website, Franz kümmert sich im Hintergrund um die Technik, ich textete die FAQs, schrieb die englischen Texte, und wir alle springen ein, wenn etwas gebraucht wird. Das geht sich – neben unseren Full-Time Jobs – gerade noch aus. Franz und ich sind beide schon 50 bzw 50-plus – da braucht man nicht mehr so viel Schlaf.
Eine Sache ist schon noch wichtig zu betonen: ohne die Unterstützung unserer Arbeitgeber und unserer Familien wäre das alles nicht machbar gewesen.
Die Initiative passt sehr gut zu unserem Motto – Gemeinsam.Besser.Machen. – Was sind die Herausforderungen solcher Unternehmens-übergreifenden Initiativen? Wie seid Ihr damit umgegangen?
Eric-Jan Kaak:
Fokus – Fokus – Fokus. Versuche nicht alle Ideen sofort umzusetzen, sondern fokussiere auf das Wesentliche, mache das fertig und mache dann das nächste.
Wichtigster Punkt: Vertraue darauf, dass alle am Ende das Gleiche erreichen wollen – und dann „just do it!“.
Franz Hillebrand:
Wir Verständigten uns gleich zu Beginn auf unsere Grundsätze:
- Die Plattform ist und bleibt KOSTENFREI für die Firmen und die Bewerber. Die Plattform wird keinen Cent verdienen und bleibt IMMER Werbefrei und auch andere Monetarisierung findet nicht statt.
- Wir sind NIEMANDEN verpflichtet und betreiben das EHRENAMTLICH.
- Kooperationen werden nur auf AUGENHÖHE eingegangen.
- MVP Ansatz, aber professionell.
Für mich war es total schön zu sehen wie eine Idee wächst, wie 3 Menschen unterschiedlichster Backgrounds hier binnen kurzer Zeit zusammenwachsen, wie schnell wir Kompromisse aus verhandelt und uns in unseren Arbeitsweisen abgestimmt haben. Wir glaubten gemeinsam an das Ziel und wir wollen Perspektive geben. Perspektive den Menschen die hier unverschuldet in Österreich stranden. Arbeit, das Gefühl gebraucht zu werden und das Gefühl willkommen zu sein, das sind eine starke Motivation. Die Jobplattform adressiert diese Hoffnungen. Die beteiligten Firmen signalisieren ganz klar und zielgerichtet an die vertriebenen Ukrainer: Ihr seid willkommen, ihr seid willkommene Arbeitskräfte und wir haben keine Angst vor euch. Nach der Flucht die Möglichkeit einen Job zu finden, wieder eigenes Geld zu verdienen und ein Teil der Gesellschaft zu werden und nicht von Spenden und staatlichen Unterstützungen abhängig zu sein ……. Ich nenn das Perspektive und Freiheit. Die Freiheit sein Leben wieder selbst in die Hand nehmen zu können.
Wie kommt die Initiative an? Wie zufrieden seid Ihr mit dem, was Ihr erreicht habt?
Eric-Jan Kaak:
Wir haben eine Rundmail an die Firmen und Organisationen geschickt, ob sie schon erfolgreiche Bewerbungen bekommen haben. Darauf haben wir am Donnerstag, den 24.3 erfahren, dass eine Ärztin sich erfolgreich über die Plattform beworben und Aussicht auf einen Job hat. Damit haben wir unser Ziel erreicht. Wir haben einer einzelnen Person eine Perspektive bieten können. Somit hat sich es schon ausgezahlt. Damit sind wir schon mehr als zufrieden.
Mit Stand heute (Freitag 25.03) – also nach einer Woche – haben wir über 850 Jobs auf der Website, gepostet von fast 500 Betrieben und Organisationen. Wir haben über 25000 Zugriffe auf der Webseite und es wurden bereits unzählige Bewerbungen vermittelt.
Franz Hillebrand:
Aber kann man zufrieden sein, solange dieser sinnlose und unnütze Krieg vor den Toren der EU stattfindet? Zufrieden sind wir erst, wenn es diese Seite nicht mehr braucht, weil der Krieg vorbei ist.
Wie sehen die nächsten Schritte aus?
Eric- Jan Kaak:
Wir müssen die Leute erreichen um die es geht. Die Kommunikationschefin einer grossen Firma aus Kiev ist in Graz untergekommen, zusammen mit ihrer 14-jährigen Tochter. Sie hat sich bei uns gemeldet und Ihre Hilfe angeboten. Freiwillig. Sie betreut jetzt die Facebookseite und stellt Kontakte in die Ukrainische Community her. Sie sprudelt nur so von Ideen. Eine zweite Ukrainerin übersetzt die Texte für die Website. Wir überlegen jetzt, wie wir die Betreuung der Inhalte etwas auslagern können, sowie einige weiteren Optimierungen im Hintergrund. Da helfen die Partner inzwischen gut mit. Es gilt jetzt die längerfristige Betreuung der Plattform zu sichern. Aber mit diesem, so hilfsbereiten Netzwerk machen wir uns darüber wenig Sorgen.
Was kann man beitragen? Wie können sich Unternehmen einbringen oder mitmachen?
Franz Hillebrand:
Wir bauen gerade die längerfristige Operation der Seite auf. Wenn uns jemand dabei unterstützen will – ihr seid jederzeit herzlich willkommen uns hier zu unterstützen. Euer Investment ist Zeit. That´s all.
Was suchen wir konkret:
- Leute für die Portalbetreuung. Das bedeutet Mail Anfragen beantworten und eingestellte Jobs zu screenen und freizugeben.
- Dann suchen noch einen Partner fürs Hosting. Bei dem aktuellen Wachstum kommen wir mittelfristig hier an die Grenzen.
- Wordpress Spezialisten die unsere Entwicklungsroadmap gemeinsam mit uns umsetzen.
- Ideengeber und Impulsgeber
Das Ganze ist ehrenamtlich und privat finanziert. Wir suchen daher immer Leute und Kooperationen die möglichst kein finanzielles Investment erfordern.