Die Auswirkungen des neuen Postmarktgesetzes auf Anbieter und Anwender waren Thema der CONFARE Konferenz Postmarkt 2010 – Goldgräberstimmung war nicht spürbar
Am 3. März trafen sich auf unserer Konferenz „POSTMARKT 2010“ hochkarätige Vertreter der österreichischen und deutschen Branche zum Erfahrungsaustausch über das neue Postmarktgesetz und den Status der Liberalisierung. Eine Marktöffnung bedeutet für viele den Beginn goldener Zeiten – Kunden freuen sich über Preis- und Qualitätswettbewerb der in den Markt drängenden Anbieter, als Veranstalter freuen wir uns über zahlreiche Besucher auf unseren Branchentreffs, Journalisten freuen sich über Neuigkeiten und mediales HickHack der Anbieter, weil es ständig etwas zu berichten gibt. So erlebt bei der Liberaliserung des Telekom-Marktes, der Energieversorgung, der Schiene ….
Einen gibt es meistens, der sich weniger freut – der sogenannte Incumbent, in diesem Fall, die österreichische Post AG. Die Liberalisierung des Briefversandes ist allerdings ein Sonderfall. Das marktbeherrschende Unternehmen hat andere Probleme als lästige Mitbewerber. Die zunehmende Substitution des Briefverkehrs durch elektronische Kommunikation führt dazu, dass das Marktvolumen sinkt. Als ehemals staatliches Unternehmen kämpft man mit strukturellen Problemen und zu hohen Personalkosten. Trotz sinkender Nachfrage bleibt der Aufwand für die Diensterbringung hoch.
Dementsprechend gering ist der Drang potentieller alternativer Anbieter sich in diesem schwierigen Markt zu positionieren. Alternativ zu einer teuren Infrastruktur könnten sie nur mit innovativen Produkten und Dienstleistungen punkten. Dazu kommen regulatorische Hemmnisse, die den Markteintritt für neue Dienstleister wenn nicht erschweren, dann zumindest nicht einfacher machen.
Die übliche Goldgräberstimmung und Euphorie bei der Liberalisierung von Märkten war daher auch auf der Konferenz POSTMARKT 2010 kaum spürbar. Post-Stratege Walter Oblin präsentierte eine sehr pragmatische Unternehmensausrichtung, weder die anwesenden internationalen Regulatoren noch die Praxisbeispiele aus liberalisierten Märkten stellten einen massiven Wettbewerb in Aussicht.
Es überraschte, dass die Post AG sich eher verhalten zum Thema elektronische Substituion äußert, ein Bereich in dem viele Postanbieter interessante Geschäftsmodelle sehen.
Auch die tatsächlichen Erwartungen der Kunden halten sich daher in Grenzen. Anton Jenzer, Präsident des Dialogmarketing Verband Österreich fordert aus Versendersicht von den Dienstleistern Preisflexibilität, neue Kosten/Nutzen Modelle (alternative Dienstleistungen) und Konzentration auf Dienstleistungsqualität.
Für uns als Direktmarketing-Unternehmen war die Diskussion auf der Veranstaltung jedenfalls sehr spannend und ich bin gespannt, ob die derzeitige verhaltene Stimmung nicht doch noch Innovativen Geschäftsansätzen und nachhaltigem Wettbewerb weicht. Denn das Goldgräbertum hat sich bei anderen liberalisierten Märkten ohnehin weniger bewährt.