Krankenhäuser gelten zu den kompliziertesten Organisationen, die es überhaupt gibt. Die Anforderungen an Performance und Sicherheit sind enorm. Immerhin stehen Menschenleben auf dem Spiel. Auf allen Ebenen hält IT dabei Einzug. So sieht man sich mit einem enormen Datenwachstum konfrontiert. „Aktuell haben wir allein im Archiv-Bereich einen monatlichen Zuwachs von 3TB.“, beschreibt Christian Neubauer, CIO der Barmherzigen Brüder Österreich die Dynamik.
Dass es der IT gelingt, hier nicht nur das Tagesgeschäft zu bewältigen, Modernisierung und Innovation zu fördern, somdern auch, dass dabei der Patient im Mittelpunkt steht, macht Christian Neubauer in den Augen der Jury zu einem aussichtsreichen Kandidaten für den Confare #CIOAWARD und die Auszeichnung als #TopCIO des Jahres.
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Was macht Krankenhäuser zu einem so komplexen Umfeld?
Christian Neubauer: Krankenhäuser kennen keine Wochenenden und keinen Betriebsurlaub – sie müssen für die Patienten rund um die Uhr das ganze Jahr zur Verfügung stehen. Dies gilt natürlich auch für sämtliche Systeme, die in den Krankenhäusern im täglichen Betrieb benötigt werden. Die IT steht damit vor verschiedenen Herausforderungen, die es zu meistern gilt, wie z.B.:
- Sicherstellung des 7×24-Stundenbetriebes, sowohl technisch mit Hilfe von Redundanzen, als auch organisatorisch durch Bereitschaften und entsprechenden SLAs mit Partnern
- Gute Planung und Abstimmung von Wartungsterminen und Zur-Verfügung-Stellung von Notfallslösungen zur Überbrückung von Ausfällen
- Das immense Datenwachstum. Durch immer bessere bildgebende Verfahren wird die Datenmenge pro Patient immer größer und wir müssen die Daten bis zu 30 Jahre archivieren. Aktuell haben wir allein im Archiv-Bereich einen monatlichen Zuwachs von 3TB.
- Zugriff auf alle relevanten Daten zu einem Patienten muss gewährleistet sein. Somit ist die Digitalisierung nicht nur ein Wunsch, sondern Notwendigkeit.
Dazu kommen natürlich Themen rund um Informations- und Datenschutz. Spätestens seit der Pandemie sollte es für Jedermann klar sein, warum auch Krankenhäuser zur kritischen Infrastruktur gehören. Hier müssen wir auch gegenüber dem Gesetzgeber/den Behörden nachweisen, dass wir NIS-konform arbeiten.
Was sind die wichtigsten Trends im Gesundheitswesen und wo sind dabei die wichtigsten Handlungsfelder für den CIO?
Christian Neubauer: Durch die Pandemie hat es auch im Gesundheitswesen einen Digitalisierungsschub gegeben. Vor allem im Bereich rund um ELGA gab es plötzlich eine Bewegung zu Themen, die zuvor vor sich hingedümpelt sind. Innerhalb kürzester Zeit wurde der elektronische Impfpass eingeführt und Automatismen für die Einmeldung von Impfungen mussten realisiert werden. Auch das elektronische Rezept steht vor der Tür und muss in die Systeme integriert werden.
Allgemein betrifft fast alle Gesundheitsdiensteanbieter auch das Problem des Personalmangels. Dies führt dazu, dass die Digitalisierung vor allem in den Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen immer wichtiger wird. Ziel ist es hier das Personal bei der notwendigen täglichen Arbeit, sei es in der Dokumentation von Tätigkeiten, im Schreiben von Arztbriefen, in der Materialverwaltung usw., derart zu unterstützen, dass durch technische Möglichkeiten der Aufwand dafür minimiert wird und Ärzte und Pflegekräfte wieder mehr Zeit für die Arbeit mit dem Patienten haben.
Ein weiterer wichtiger Punkt ist auch die Verbesserung des Informationsflusses zwischen den verschiedenen Gesundheitseinrichtungen (Krankenhäuser, niedergelassenes Ärzte, Labore, Therapiezentren, Apotheken usw.), aber auch zwischen diesen und dem Patienten selbst. Im besten Fall hat der behandelte Arzt schon im Vorfeld alle benötigten Informationen bzw. der Patient hat im Vorfeld alle notwenigen Informationen für seine nächste Untersuchung und kann schon vorab in Ruhe Informationen lesen und Formulare ausfüllen. Dies wird in Form von Patientenportalen aktuell gerade realisiert – natürlich immer mit dem Patienten im Fokus, der stets über alles informiert ist und selbst auch entscheiden darf, wer auf seine Daten Zugriff haben darf und auch auf welche.
Als CIO muss man all diese Entwicklung stets im Griff haben und in enger Abstimmung mit den Fachbereichen, aber auch mit anderen Anbietern und Behörden stets in engem Kontakt stehen und Lösungen gemeinsam erarbeiten und mit seinem Team umsetzen.
Gerade die Pandemiezeit war für Euch herausfordernd – Was waren die entscheidenden Faktoren, um mit diesen Herausforderungen fertig zu werden?
Christian Neubauer: Aus meiner Sicht waren es vor allem 2 Faktoren die uns dazu befähigt haben:
- Teamarbeit: wir erstellten sofort eine österreichweites IT-„Krisenteam“ in dem alle aufkommenden Themen gesammelt, priorisiert und entsprechend verteilt wurden – somit wurde an keinem Thema doppelt gearbeitet und der Aufwand auf mehrere Schultern verteilt.
- Enge Abstimmung mit den Fachbereichen – mit der Pandemie kamen plötzlich Use-Cases auf uns zu, mit denen wir nie gerechnet hätten, wie z.B. fast 600 User innerhalb weniger Tage ins HomeOffice zu bringen, wäre zuvor nie eine Anforderung gewesen. Hier mussten wir verstehen was genau benötigt wird und wie dies möglichst rasch umzusetzen ist und Bestehendes genutzt bzw. erweitert werden kann.
Das Motto Eurer IT ist: Make IT Good – Was bedeutet das in der Praxis?
Christian Neubauer: Das Motto der Barmherzigen Brüder ist „Gutes tun und es gut tun“. Nach diesem Motto leben wir natürlich auch in der IT und haben das Motto ein wenig an uns angepasst: „Make IT good“, als technischen Part, aber auch „Mach ES gut“, als Form der Zusammenarbeit mit den Fachbereichen.
In der Praxis bedeutet dies für uns, dass wir all unsere Services Business-zentriert und nicht IT-zentriert zur Verfügung stellen. Wichtig ist, was bei unserem Endkunden (beim Arzt, beim Pflegepersonal usw.) ankommt. Wenn eine Abteilung einen „PC“ anfordert, dann möchte sie natürlich nicht nur die Hardware, sondern auch das zugehörige notwendige Equipment, die installierten Programme und auch die notwendigen Berechtigungen für die Arbeit mit den Programmen. Deshalb wird bei uns nicht ein „PC“ angefordert, sondern z.B. ein „Arbeitsplatz Pflege“. Hier unterscheiden wir den Business Service Katalog, mit dem die Anwender arbeiten und anfordern und den dahinterliegenden technischen Servicekatalog, mit dem dann die IT arbeitet.
Wichtig ist uns dabei auch, dies gegenüber dem Endkunden sehr transparent darzustellen, indem man jederzeit bei jeder Störung, Bestellung usw. auch sieht wie weit der Fortschritt ist und bis wann die Erledigung erfolgen wird.
Was sind die wichtigsten Faktoren bei der Gestaltung der Zusammenarbeit – mit Nutzern, Geschäftsführung, Partnern?
Christian Neubauer: In der Zusammenarbeit mit unseren Nutzern und den Führungsebenen unserer verschiedensten Einrichtungen und auch der zentralen Provinzverwaltung haben wir gemeinsam eine Verantwortungsmatrix über alle Bereiche und Ebenen definiert, damit für jeden Rechte und Pflichten klar geregelt sind und damit auch festgehalten ist, wer die zuständigen Ansprechpartner sind. Dies hat viele Unklarheiten ausgeräumt. Das Regelwerk allein würde allerdings nichts ändern – entscheidend ist, wie die Zusammenarbeit tatsächlich gelebt wird. Dazu haben wir auch die Besprechungslandschaft strukturiert und auch definiert was in welcher Besprechung behandelt werden soll und in welchen Gremien welche Entscheidungen getroffen werden.
Wichtig ist aber, dass man sich hier immer auf Augenhöhe begegnet und miteinander Themen bearbeitet und Lösungen sucht. Fachbereich und IT müssen einander verstehen und gemeinsam den Weg zum Ziel gehen.
Die Auswahl vor allem von Outsourcing-Partnern ist bei uns auch wohl überlegt. Diese müssen zu uns passen, unsere Ziele und Wünsche verstehen und gemeinsam mit uns am Strang ziehen. Auch hier ist es wichtig einander auf Augenhöhe zu begegnen und die Zusammenarbeit klar zu regeln.
15 Jahre Confare #CIOAWARD – Welche Rolle spielt die Auszeichnung für IT-Community? Was hat der CIOAWARD in dieser Zeit bewegt? Warum ist es wichtig, IT- und Digitalisierungs-Entscheider vor den Vorhang zu holen?
Christian Neubauer: Ich war schon bei den Confare-Veranstaltungen, bevor es noch den CIOAWARD gegeben hat und kann mich auch noch an die erste CIOAWARD-Verleihung erinnern. Aus heutiger Sicht war dies noch recht unspektakulär und es wurde danach noch recht wenig berichtet. In der Zwischenzeit ist dieser Award nicht nur österreichweit anerkannt, sondern unter den CIOs durchaus heiß begehrt. Michael Ghezzo hat es mit dem Award geschafft die Aufmerksamkeit auf die CIOs zu lenken und aus meiner Sicht damit auch dabei unterstützt, das Verständnis für die Wichtigkeit des IT-Bereiches in Unternehmen zu heben – vom Anhängsel im Finanzbereich hat sich die IT zu einem wichtigen Bereich in jedem Unternehmen entwickelt, welcher nicht nur für jeden Erfolg mit entscheidend ist, sondern von dem oft auch Innovationen ausgehen.
Danke Michael, dass du uns dazu mit Hilfe des Awards dazu animiert hast, aus dem Schatten herauszutreten und vor den Vorhang zu treten!
Was bedeutet der #CIOAWARD für Dich persönlich?
Christian Neubauer: Als ich nominiert wurde, habe ich lange überlegt, was ich alles in die Unterlagen schreiben soll. Schon bei der Zusammenfassung all der Leistungen meines IT-Teams seit Beginn der Pandemie und vor allem im letzten Jahr, wurde mir nochmals durch diese Konzentration der Leistungsaufzeichnung bewusst, was wir hier gemeinsam alles geleistet haben. Ich bin so stolz auf mein Team und würde am liebsten gemeinsam mit meinem gesamten Team diese Auszeichnung entgegennehmen und somit alle vor den Vorhang holen – denn sie alle hätten es mehr als verdient.
Für mich persönlich waren aber auch die Rückmeldungen von Kollegen aus verschiedenen Bereichen, Führungskräften und Mitarbeitern eine großartige Sache – ich hatte sie gebeten aus ihrer Sicht zu erzählen, warum sie mich als geeignet für den CIOAWARD sehen würden. Zu sehen, dass auch andere die Leistungen von mir und meinem ganzen IT-Team sehr würdigen und sich persönlich bedanken, war mehr als Balsam auf die CIO-Seele.
Persönlich wäre der Award also die Krönung der Arbeit der letzten beiden Jahre und ein sichtbares Zeichen nach außen für die großartigen Leistungen der IT-Services der Barmherzigen Brüder Österreich.