Ybbsitz im Bezirk Amstetten in Niederösterreich ist nicht unbedingt der bevorzugte Arbeitsstandort für gefragte IT-Profis. Die IT der Welser Profile allerdings ist dank Werner Kerschbaumer nicht nur ein spannender Arbeitgeber, sondern vereint auch unterschiedliche Generationen in einem schlagkräftigen Team, das aktiv an Innovation und dem Bau eines Digitalen Ecosystems arbeitet, um langfristig den Erfolg des Unternehmens zu sichern. Das macht Werner Kerschbaumer in den Augen der Jury für den zu einem aussichtsreichen Kandidaten im Rennen um die Auszeichnung als #TopCIO und den Confare CIO AWARD 2018.
Wo sind die wichtigsten Handlungsfelder als CIO, um den Erfolg des Unternehmens im zunehmenden Digitalen Wandel zu garantieren?
In der Vergangenheit haben sich viele CIOs darauf beschränkt ihren IT-Bereich vorbildlich, solide und wirtschaftlich zu führen. Ihre Rolle war damit auf die eines „Dienstleisters“ oder „Verwalters“ reduziert, d.h. von der IT sind keine maßgeblichen Innovationen ausgegangen. Maximal technologische Neuerungen, die früher oder später jedes Unternehmen einführt, wurden umgesetzt. Meiner Meinung nach sind diese Eigenschaften auch heute noch gefragt, aber sie sind nicht mehr so wichtig, denn der CIO muss vorrangig die neue Herausforderung annehmen „am Erfolg des Unternehmens maßgeblich beitragen zu wollen“. Dazu verändert sich seine Rolle, er muss einerseits digitale Initiativen mit Hilfe von Innovationen vorantreiben und andererseits neue digitale Konzepte ausprobieren und empfehlen. Die Neuausrichtung zum Berater des Unternehmens ist entscheidend. War es bisher richtig, leistungsstarke technologische Lösungen bereitzustellen, so ändert sich das, indem mehr Zeit für digitale Initiativen und Projekte aufgewendet werden muss. Ich bin als CIO dann -für mein Unternehmen- erfolgreich, wenn es gelingt den Geschäftssinn weiter zu entwickeln, diesen mit der Technologiekompetenz zu kombinieren und daraus eine digitale Leadership-Strategie zu bilden.
Wie wichtig ist dabei der Aspekt der Unternehmens-Kultur? Wie sehr ändert sich dabei auch die Ausrichtung der IT?
Durch die Digitalisierungsinitiativen im Unternehmen erhöht sich die Geschwindigkeit von Veränderungen, die Zyklen, wo Neuerungen eingeführt werden, werden immer kürzer. Diese Herausforderung für alle Mitarbeiter eines Unternehmens muss proaktiv begleitet werden. Dabei hat die Unternehmenskultur einen großen Einfluss. Nur wenn es gelingt, alle Mitarbeiter auf die Veränderung positiv einzustimmen, werden auch die (Digitalisierungs-)Projekte erfolgreich umgesetzt werden können. Für die IT hat dies natürlich ebenso Auswirkungen. Waren früher IT-Projekte eher „Langläufer“, überschaubar in der Anzahl und hauptsächlich getrieben durch die IT, kommen jetzt die Digitalisierungsinitiativen aus allen Bereichen des Unternehmens. Der IT-Mitarbeiter muss verstärkt mit den Fachbereichen zusammenarbeiten und kurzfristig Ergebnisse liefern. Die Unternehmenskultur hilft dabei einen verantwortungs- und respektvollen Umgang miteinander zu finden und zu fördern. Eine große Herausforderung für die IT ist die richtige Zusammensetzung des IT-Teams. Waren bisher Senioritätsprinzip und langjährige IT-Erfahrung Eckpfeiler eines IT-Bereiches, so kommt es jetzt durch Einbindung der Generation X und Y zu grundlegenden Veränderungen. Die „neue“ Generation von IT-Mitarbeitern hat völlig konträre Wertevorstellungen, wie sie sich ihr Berufsleben vorstellt. Dieser Wertewandel muss in der Unternehmenskultur seinen Niederschlag finden, ohne die bewährten Werte grundlegend zu zerstören.
Innovation und Veränderung lösen auch Ängste aus. Wie gehen Sie damit um?
Durch die permanente Durchdringung des Alltags mit Informationstechnologie sind auch „Nicht-IT-“ Mitarbeiter zu kompetenten Sparring-Partner der IT-Mitarbeiter herangewachsen und auch die Innovationsgeschwindigkeit verunsichert so manchen langjährigen IT-Mitarbeiter. Ich denke, am besten kann dagegen angegangen werden, indem eine Mischung aus langjährig bewährten IT-Mitarbeiter und neuen technologisch am letzten Stand befindlichen IT-Mitarbeitern gesucht wird. Mir ist bewusst, dass dies aktuell aufgrund der gespannten Arbeitsmarktsituation nicht leicht ist, darum setzen wir verstärkt auch in die interne Weiterbildung von IT-affinen und IT-interessierten Mitarbeitern aus den Fachbereichen.
Welche Bedeutung hat ein Digitales Ecosystem für Sie? Wo suchen Sie nach Ergänzungen für Ihr Netzwerk? Inwieweit hat sich die Zusammenarbeit mit Herstellern und Lösungsanbietern verändert?
Aus meiner Sicht nimmt die Bedeutung des Digitalen Ecosystems immer mehr zu. Wir sind selbst nicht mehr in der Lage, sämtliche Herausforderungen und Innovationen aus eigener Kraft von innen heraus zu begleiten und zu meistern. Dazu ist die Innovationsgeschwindigkeit zu groß und die Herausforderungen zu vielfältig. Partnerschaften sind wichtiger denn je. Dabei gehen wir den Weg nicht nur auf bestehende langjährige Partner zu setzen, sondern nehmen auch verstärkt an Forschungsinitiativen teil. Neue, teilweise unkonventionelle Ideen setzen wir mit Unterstützung von jungen, dynamischen Unternehmen (auch Start-Ups) um und tragen diese in die bestehende Mannschaft.
Wo sehen Sie die nächsten Schritte? Wo gibt es Bedarf zu Investitionen und Weiterentwicklung?
Ich sehe zwei Säulen für die zukünftigen Entwicklungen: Einerseits dürfen bewährte Methoden, Prozesse und Technologien nicht blindlings „über Bord geworfen“ werden, sondern müssen zielgerichtet nach dem Motto „die Stärken stärken“ weiterentwickelt werden, dadurch ist Kontinuität und Stabilität gewährleistet. Andererseits werden neue Ideen, die auf den ersten Blick sogar etwas „verrückt“ erscheinen dürfen, durch das Digitale Ecosystem erst machbar. Diese Innovationen sind es aber, die ein Unternehmen langfristig erfolgreich bleiben lassen.
Sie kennen den Confare CIO AWARD seit vielen Jahren – Was bedeutet die Auszeichnung und das CIO SUMMIT für Sie?
Das CIO SUMMIT ist für mich ein jährlicher Fixpunkt, da aus meiner Sicht eine ideale Mischung aus Theorie- und Praxisvorträgen geboten wird, aber auch der wichtige Aspekt des „Networkings“ kommt nicht zu kurz.
Der CIO AWARD selbst ist die Chance, die Leistungen der gesamten IT-Mannschaft ins Rampenlicht zu rücken. Der CIO ist wie der Trainer einer Mannschaft, er legt die Zielrichtung gemeinsam mit dem Management fest, bestimmt die Taktik, formt die Mannschaft und steht dieser sowohl in erfolgreichen als auch stürmischen Zeiten vor und bei. Für mich persönlich wäre der CIO AWARD eine große Auszeichnung durch eine unabhängige Stelle und eine weitere Bestätigung, dass der eingeschlagene Weg der Richtig ist.