Marco Bösch über die neuen Rollen in der Business-IT Integration: Die klassische Trennung zwischen IT und Business verliert im Digitalen Business an Bedeutung. Die Integration der beiden Silos wird zu einem entscheidenden Erfolgsfaktor für jegliche Transformation. Lesen Sie dazu mehr in unserem Beitrag: 7 Schritte um den Digitalisierungsschub Corona für nachhaltige Veränderung zu nutzen.
Marco Bösch von T-Systems begleitet dabei zahlreiche IT-Chefs, diese Integration Realität werden zu lassen.
Persönlich treffen Sie die Experten von T-Systems Switzerland, sowie 200 hochkarätige IT-Entscheider, beim Confare CIOSUMMIT Zürich. Für unseren Blog wollten wir von Marco wissen, welche Rollen die IT-Business Integration erfordert und warum Agilität nicht beim Software entwickeln aufhört.
Was ist dran am Digitalisierungsschub Corona? Wie sehr haben sich Unternehmen tatsächlich verändert?
Die Frage nach dem „Warum brauche ich Digitalisierung“ hat sich grundlegend geändert. Wo vorher lange Argumentationen dafür und dagegen geführt wurden, musste in den letzten 18 Monaten einfach und schnell gehandelt werden.
Das erleichtert die weiteren Fortschritte beim Etablieren von datengetriebenen Automatisierungen und Innovationen und der entsprechenden Unterstützung des Business.
Was sich nicht geändert hat, ist ein positiver Business Case als Grundlage. Ein Digitalisierungsvorhaben wird auch künftig nicht zum Selbstzweck umgesetzt, sondern muss den entsprechenden Mehrwert bieten.
Was braucht es nun, um daraus eine nachhaltige Transformations-Bewegung zu schaffen?
Eine nachhaltige Transformation entsteht, wenn die Veränderung tief im Unternehmen verankert wird und damit die Unternehmenskultur weiterentwickelt. Transformationen in Richtung Agilität, BizDevOps, etc. müssen darauf achten, dass kein „Agiles Theater“ oder „Papiertiger“ statt einer echten Transformation stattfindet. Das geht nur, wenn die Transformation an der Basis stattfindet und von allen Ebenen des Managements getragen und vorangetrieben wird. Modelle wie Citizen Developer setzen die Transformation an der Schnittstelle Business und IT an, die ohnehin immer mehr verschwimmt. Diese Konzepte setzen das Orchestrieren von Technologie und Transformation mit Governance, Target Operating Model und intensiver Zusammenarbeit mit Fachbereichen voraus. Das bedeutet für viele Unternehmen eine Kulturveränderung. Meine Erfahrung ist, dass eine pragmatische, Hands-on-Transformation die nachhaltigsten Veränderungen erzeugt. Das ist jedoch eine sehr intensive Transformationsarbeit, die an der Basis geleistet werden muss.
Wie verändern datengetriebene Geschäftsmodelle und Digitalisierung die Anforderungen an die IT-Infrastruktur?
Insbesondere datengetriebene Geschäftsmodelle setzen eine agile IT-Infrastruktur voraus. Agilität von der Entwicklung bis Betrieb – CI-CD – wird dabei auf alle Ebenen angewandt: Applikationen, Daten mit Analytik und AI wie auch auf die Infrastruktur.
Dazu kommt, dass viele datengetriebenen Geschäftsmodelle auf exponentielles Wachstum und Skalierbarkeit ausgerichtet sind. Dies muss bereits beim initialen Setup berücksichtigt und kontinuierlich angepasst werden.
Beides führt dazu, dass „Public Cloud First“ bzw. generell „Cloud First” die klare Wahl bei der IT Infrastruktur ist – meist sogar PaaS und nicht nur IaaS als Basis, weil das die Entwicklungsgeschwindigkeit und Skalierbarkeit weiter erhöht.
Bei der Digitalisierung von bestehenden Business Modellen und Prozessen liegen die Anforderungen meist nicht so hoch. Hier lässt sich vieles auch auf Basis bestehender IT-Infrastrukturen umsetzen. Wenn damit jedoch künftig auch Digitale Innovationen und vor allem die Beschleunigung der Digitalisierung erreicht werden sollen, dann würde ich auch hier auf einem Cloud-First-Ansatz und wo immer möglich auf SaaS oder PaaS aufsetzen.
Hier bieten gerade die Low- und No-Code Plattformen in all ihren verschiedenen Facetten eine optimale Basis, um Flexibilität, Standardisierung aber auch Innovationsgeschwindigkeit zu erhalten.
Inwieweit verändert sich die Zusammenarbeit zwischen IT und Business?
Eine grosse Welle der Veränderung hat uns bereits die agile Transformation bis hin zu BizDevOps gebracht. Business Stakeholder arbeiten inzwischen viel enger und regelmässiger mit Software-Teams zusammen. Die Basis dafür haben über viele Jahre Methoden wie Lean Management, Scrum, SAFe, etc. gelegt
Einen Schritt weiter gehen die oben erwähnten Citizen Developer-Konzepte.
Die Grundlage bilden hier die technischen Innovationen in Richtung Low- und No-Code. Sie bringen vor allem Geschwindigkeit und Flexibilität, kombiniert mit der Möglichkeit, schnell Entwickeltes auch unternehmensweit und darüber hinaus zu nutzen, wiederzuverwenden und die Integration sicherzustellen.
Die Technologie macht die Entwicklung also einfacher als bisher. Aber nicht alles, was einfach gemacht werden kann, ist auch sinnvoll.
Genau hier setzt das Citizen Developer-Modell an.
Eine Studie der Outsystems hat gezeigt, dass Unternehmen, die das erfolgreich einsetzen, eine starke bis rigorose Governance etabliert haben bezüglich freigegebener Werkzeuge, mit denen Citizen Developer arbeiten. Sie unterstützen diese aber auch intensiv mit Training, Guidance und vorbereiteten Templates und erleichtern ihnen damit die Arbeit und tragen dazu bei, dass eben kein neuer Wildwuchs mit Komplexität bei Daten, etc. entsteht.
Eine wichtige Basis dafür ist auch ein professionelles Datenmanagement zu etablieren.
Der Grundgedanke des „Empowerment“ und „Self-Service“ ist jedoch auf jeden Fall empfehlenswert: „helfe den Leuten, sich selbst zu helfen“ ist ein wichtiger Schritt, damit die IT von Fachbereichen als Digitaler Enabler wahrgenommen wird.
Das Ergebnis ist eine beschleunigte digitale Transformation im Unternehmen.
Welche neuen Rollen braucht es dafür?
- Governance der IT und die entsprechende Führung der Transformation
- Data Management
- Multiplikatoren und Gilde-Orchestrier, die die Veränderung in die Organisation tragen
- Citizen Developer in den Business Bereichen
- Alle Rollen einer agilen Organisation mit viel Selbstverantwortung bei den Mitarbeitern und Führungskräften auf allen Ebenen, welche diesen Weg selber vorleben und vorantreiben.
Wie wichtig ist Automatisierung für den Fortschritt in der Business Transformation?
Automatisierung ist die Grundlage der digitalen Transformation. Angefangen von CI-CD über die Optimierung von Business Prozessen bis hin zu exponentiell skalierbaren Geschäftsmodellen. Ohne Automatisierung gäbe es weder Amazon, noch Spotify oder Netflix oder so etwas einfaches.
Wie wichtig sind Cloud und SaaS dabei?
Cloud liefert die automatisierte Infrastruktur und Plattform auf der diese digitalen Innovationen effizient entwickelt und betrieben werden können. Sie ermöglichen die Skalierung, aber auch die Resilienz der Applikationen und Geschäftsmodelle und -prozesse.
SaaS wiederum erlaubt Start-ups, in kürzester Zeit als Unternehmen operativ zu funktionieren. Genauso können etablierte Unternehmen davon profitieren, wenn sie in neue Geschäftsmodelle vorstossen möchten. Ganz im Sinne von „für jedes Problem eine App“.