fbpx

«Nicht jedes Experiment muss man selber machen!» Fabian Ringwald, SWICA, über die gesellschaftliche Bedeutung des CIOs und der Schweizer IT

by Yara El-Sabagh

OUT NOW im #ConfareBlog mit  Fabian Ringwald, SWICA, über die gesellschaftliche Bedeutung des CIOs und der Schweizer IT  «Nicht jedes Experiment muss man selber machen!»

2022 war das grosse Jahr des Gesundheitswesens und des öffentlichen Sektors beim Confare Swiss #CIOAWARD.Neben Guru Sivaraman vom Universitätsspital Zürich und Pascal Schär von der Insel Gruppe wurden Hansruedi Born vom Kanton Zürich und Fabian Ringwald von SWICA als TopCIOs des Jahres ausgezeichnet.

Bevor am 26. Juni die Einreichungsfrist für den SWISS #CIOAWARD endet, wollten wir von preisgekrönten IT-Managern wissen, warum es eine gute Idee ist einzureichen oder zu nominieren und wie die Zusammenarbeit zwischen Geschäftsführung, Fachbereichen und IT zeitgemäss gestaltet wird.

Schweizer ITFabian Ringwald ist überzeugt, dass die Rolle des CIOs heute die Bereitschaft für Experimente erfordert. Im Bloginterview erzählt er von seinen Prioritäten und von der gesellschaftlichen Bedeutung der Unternehmens-IT.

Fabian und etwa 150 hochkarätige Schweizer CIOs und IT-Entscheider treffen Sie am wichtigsten Schweizer IT-Management Treffpunkt, dem Confare #CIOSUMMIT Zürich. Sein Sie dabei, wenn die erfolgreichsten Schweizer IT-Manager mit dem Confare Swiss #CIOAWARD ausgezeichnet werden.

IT spielt heute in alle Fachbereiche hinein. Wie weit geht dadurch die Verantwortung des CIO über den eigenen IT-Bereich hinaus?

Die Entwicklung unserer Gesellschaft und damit auch unseres Geschäftsmodells als Gesundheitsorganisation erhöht den Bedarf nach wirkungsvoller Digitalisierung. Damit gehen die Bedeutung und Wirkung der Informatik weit über den ursprünglichen, technischen Bereich hinaus. Als CIO trage ich dabei die Verantwortung, dass die idealerweise horizontal integrierte Digitalisierung einerseits sinnvoll (technisch und prozessual) unterstützt werden kann und andererseits bereichsübergreifend Nutzen stiftet. 

IT-Know-how ist heute viel weiterverbreitet als früher. Eigenmächtigkeiten von Fachabteilungen führen zur berüchtigten Schatten-IT. Wie sollte man als CIO in Zeiten von citizen developers, low- und no-code und Cloud mit diesem Thema umgehen?

Seit Jahrzehnten versuchen wir Organisationen zu bauen, in denen Entscheidungen am Ort der grössten Wirksamkeit gefällt werden können und dürfen. Ich sehe keinen Grund, das mit Blick auf die Digitalisierung oder Informatik anders zu handhaben. Im Gegenteil: Eine Organisation, in der IT-Knowhow nicht nur auf die Informatik beschränkt ist, ist bestens aufgestellt für den kompetenten Umgang mit IT-Mitteln. Bei SWICA profitieren wir von unserer Positionierung von Citizen-Developers möglichst nah in den jeweiligen Business-Einheiten. Und zur Vermeidung von unerwünschten Nebeneffekten wie Schatten-IT sind eine zentrale, erklärbare Governance für Architektur und Security und ein bereichsübergreifender, partnerschaftlicher Umgang Voraussetzung.

Wie sieht eine zeitgemäße Positionierung des CIO und der internen IT heute aus? Wie funktioniert die Zusammenarbeit mit den Fachabteilungen?

Als CIO positioniere ich mich primär mit unbedingtem Fokus auf unsere Kundinnen und Kunden. Damit funktioniert die Zusammenarbeit mit den Fachabteilungen auf Augenhöhe – wir verfolgen gemeinsam das gleiche Ziel: Kundenzufriedenheit. Dazu gehört der transparente Austausch über die Entwicklung der digitalen Bedürfnisse unserer Kundinnen und Kunden genauso wie die Frage nach der Optimierung unserer internen Effizienz durch intelligente Automatisierung. Damit wir uns hier im Zusammenspiel aus Fachabteilungen und Informatik immer besser verstehen, versuchen wir unser Wissen so breit wie möglich in der Organisation zu teilen. Eine Öffnung unserer Business-Analyse und Requirements-Schulungen über die Informatik hinaus ist z.B. als primäre Disziplin einer wirkungsvollen Digitalisierung auf sehr reges Interesse gestossen.

Was bedeutet Führung in einer agilen Organisation?

In agilen Organisationen bedeutet Führung primär loslassen und befähigen. Wir reden in diesem Kontext häufig von Selbstorganisation – das ist für mich zu wenig umfassend. Selbstorganisiert kann ich im schönsten Chaos sein. Erst mit dem Fokus auf Wirksamkeit wird Selbstorganisation sinnvoll und damit zur Selbstverantwortung. Führung strebt in diesem Sinne also ständig danach, die Selbstverantwortung im Unternehmen zu steigern. Sie steht dabei in der Pflicht, einen Rahmen zu schaffen, in dem Einzelne entsprechend wirksame (Teil-)Verantwortung übernehmen können, um ein übergeordnetes Ziel – bei uns die Steigerung der Kundenzufriedenheit – zu erreichen.

Wie bekommt man die steigenden Anforderungen in Bezug auf Resilienz und Cybersecurity mit Agilität und Flexibilität der Digitalen Wirtschaft in Einklang?

Ich sehe darin keinen Widerspruch. Bezüglich Agilität und dem damit einhergehenden Vorteil an Flexibilität scheinen wir aber immer noch dem ein oder anderen Mythos aufzusitzen. Agilität wird z.B. häufig gleichgesetzt mit Chaos und dem Verzicht auf Planung. Das Gegenteil ist der Fall: Die Flexibilität der Agilität erreichen wir, indem wir für kurze Abstände detailliert planen und früher kritischer prüfen, ob wir auf einem wirksamen Pfad unterwegs sind. Das erlaubt ein rechtzeitigeres und damit viel weniger schmerzhaftes Gegensteuern, wenn nötig. Zumal wir in zunehmend komplexen Umgebungen gar nicht mehr in der Lage sind, über längere Zeiträume hinweg den einen grossen Plan aufzustellen und unverändert zu befolgen. Die der Komplexität inhärente Volatilität zwingt uns bereits in klassischen, phasenorientierten Szenarien zu etwas Flexibilität… da können wir es auch gleich richtig agil machen. Und mit Blick auf die Cybersecurity gilt: Wenn sie nicht von Anfang an mitgedacht wird, wird es teuer und häufig wenig wirksam. Cybersecurity begreifen wir darum als die Luft, die wir täglich atmen: sie ist nicht das Ziel unseres Handelns, aber unabdingbare Voraussetzung für alles, was wir tun.

In Zeiten von Personalknappheit und Inflation heißt es Prioritäten setzen. Wie findet man als CIO heraus, wo bei all den upcoming technologies, Hypes und Handlungsfeldern die lohnenden und wichtigsten Aktivitäten liegen?

Hier helfen Experimente weiter. Dabei muss man nicht alle Experimente selber durchführen – meist reicht es aus, anderen bei einem Experiment anderer über die Schulter zu schauen und sich die Frage zu stellen: «Welchen Nutzen haben unsere Kundinnen und Kunden davon?». Die Antwort darauf wird zwar selten klar und eindeutig ausfallen, kann aber helfen, den Fokus auf das eigene Wirkungsfeld nicht zu verlieren. Und bei den grossen potenziellen Gamechangern wie z.B. Generative AI ist eine tiefere Beschäftigung sicher hilfreich, um eine belastbar(er)e Beurteilungskompetenz zu entwickeln. Und nach wie vor ist ein Trendradar ein sehr sinnvolles Werkzeug, das man sich mit wenig Aufwand und massgeschneidertem Fokus für die eigene Unternehmung aufsetzen und nutzen kann.

Was kann man als CIO dafür tun, die IT als Arbeitgeber attraktiv zu machen?

Der am meisten unterschätzte Faktor für die Attraktivität einer IT ist die Betriebsstabilität: Ein stabiler Betrieb ist sicherlich nicht alles, ohne stabilen Betrieb ist aber alles nichts. Es hilft also, als CIO dafür Sorge zu tragen, dass der Betrieb entsprechend aufgestellt ist und der Mannschaft dort den Rücken freizuhalten. Es sind wahrscheinlich die herausforderndsten Jobs der IT – ganz besonders dann, wenn es unter Zeitdruck eben doch einmal schiefgegangen ist. Ich bin meiner Betriebsmannschaft ausserordentlich dankbar für den verlässlichen Job, den jede und jeder dort leistet.

Darauf aufbauend lässt sich dann die Weiterentwicklung gestalten. Hier sind wir attraktiver Arbeitgeber, weil die Gestaltung der Zukunft mit jeder Menge spannender, neuer Technologien einhergeht: Von der Cloud über neue Security-Paradigmen bis hin zu Data-Mesh-Architekturen – bei uns darf und muss man gestalten wollen – das ist für viele attraktiv.

Welche Rolle spielt der Confare #CIOAWARD für Dich persönlich und für die Schweizer IT?

Der Confare #CIOAWARD macht die Beiträge der Informatikerinnen und Informatiker für die Gesellschaft wie auch in den einzelnen Unternehmungen sichtbar. Historisch als reiner Kostenfaktor abgestempelt, zeigen wir als Schweizer IT, dass es auf uns ankommt. Wir sind wesentlicher Teil der allermeisten Marktversprechen vieler Branchen und darauf dürfen wir individuell und gemeinschaftlich stolz sein.

Warum ist es eine gute Idee, eine Einreichung oder Nominierung zu machen?

Von einem unserer Partner nominiert zu werden hat uns letztes Jahr den nötigen Anstupf gegeben, eine Einreichung zu machen. Bereits der Prozess hat uns dabei einen neuen Blick auf unsere Informatik eröffnet: Sich selbst die Frage zu beantworten, was wir Erzählenswertes geleistet haben, wo wir allenfalls Vorbildcharakter haben und stolz sein können und dürfen – eine Reflektion dieser Art führt man selten ohne eine entsprechende Motivation durch. Wer seine (oder eine andere) Informatik also näher kennenlernen möchte – eine Nominierung oder Einreichung ist der perfekte Weg zu reflektierter Weisheit. Und wer weiss… 

[/vc_column_text][/vc_column]

Für Sie ausgewählt

Leave a Comment