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Stadt Wien CIO Klemens Himpele: Auf dem Weg zur Digital-Hauptstadt Europas sind Daten die Basis und der Mensch der Mittelpunkt

by Annecilla Sampt

2018 hat Wiens Bürgermeister Michael Ludwig die Richtung offiziell vorgegeben: „Ich will, dass Wien Digital-Hauptstadt Europas wird!“ Dass die Kernausrichtung auf diesem Weg data-driven sein würde, wird auch durch die Entscheidung deutlich, Klemens Himpele im Oktober 2020 als Nachfolger von Ulrike Huemer zum neuen Chef für die Gruppe „Prozessmanagement und IKT-Strategie“ zu machen. Klemens Himpele war davor Wiens Chefstatistiker und leitete die Magistratsabteilung Wirtschaft Arbeit und Statistik (MA 23).

Naheliegend also, Klemens in der Vorbereitung des neuen Factsheets zum Data Driven Business in Zusammenarbeit mit Sphinx IT Consulting um seinen Input zu bitten. Das Ergebnis ist ein Gespräch über Digitalen Humanismus, Corona-Maßnahmen, Daten-Ecosysteme und die menschliche Seite der IKT.

Persönlich trifft man Klemens Himpele und mehr als 400 weitere hochkarätige IT-Entscheider auf Österreichs größtem IT-Management Treffpunkt, dem Confare #CIOSUMMIT, mit Verleihung des Confare #CIOAward.

Herr Himpele, mit welchen Maßnahmen kann man die Awareness für die Chancen von Daten im Unternehmen steigern?

Klemens Himpele: Im Rahmen des Entwicklungsprozesses für die Digitale Agenda Wien wurde ein Partizipationsprozess durchgeführt, bei dem jede Bürgerin und jeder Bürger sowie die Wirtschaftstreibenden und Vertreterinnen und Vertreter der Forschung ihre Ideen einbringen konnten. Eine derartige Einbindung der Betroffenen ist auch eine geeignete Methode, um die Awareness für die Chancen von Daten in Unternehmen zu steigern.

Welche Methoden haben sich bewährt, um das Unternehmen auf dem Weg ins Data Business voran zu bringen?

Klemens Himpele Confare BlogGrundsätzlich muss man sagen, dass Technik nicht neutral ist, sondern sie verändert unser Zusammenleben und unsere Arbeitswelt massiv. Wir wollen Technologie so einsetzen, dass sie uns nutzt. Das ist die zentrale Herausforderung auf dem Weg zu Digitalisierungshauptstadt Europas. Die Stadt Wien ist sich jedenfalls der weitreichenden gesellschafts- und demokratiepolitischen Dimensionen des digitalen Veränderungsprozesses bewusst. Die Technik folgt dem Menschen, und nicht der Mensch der Technik. Um diesem Grundsatz gerecht zu werden – Stichwort „Digitaler Humanismus“ – und um die Bedürfnisse der Menschen in den Vordergrund zu stellen, hat sich die Methode der Einbindung der BürgerInnen und der Sozialpartner bewährt. Denn in Wien heißt es stets: „Der Mensch steht im Mittelpunkt“.

Agilität und Geschwindigkeit sind oft entscheidend, wenn es darum geht aus Daten Nutzen zu ziehen. Welche Rahmenbedingungen sind dafür nötig?

In der Wiener Stadtverwaltung haben wir eine eigene Gruppe gegründet, die äußerst rasch und unkonventionell auf neue IT-Herausforderungen reagiert. Sie trägt auch treffend den Namen „PACE“. Gerade am Beginn der Pandemie war es wichtig, unverzüglich zu reagieren. Dieses Team entwickelte in kürzester Zeit die Corona-App und den Corona-WienBot. Mit der App haben die Gesundheitsbehörden Kontakt zu den Erkrankten bzw. Positiv-Getesten und wissen über deren Gesundheitszustand Bescheid, um abzuleiten, ob eine stationäre Aufnahme bevorsteht. Der Bot gibt den Menschen wichtige Informationen in der ungewissen Zeit über die Pandemie. Aber: In der Pandemiebekämpfung ist auch die gesamte Organisation der IT gefordert, um die inzwischen komplexen Systeme permanent weiterzuentwickeln. Das funktioniert trotz der enormen Dynamik sehr gut.

Dass immer häufiger mit dem Bot gesprochen statt getippt wird, zeigt, dass die Stadt mit der Integration der Sprach-Ein/Ausgabe in der App einen großen Schritt in die richtige Richtung gesetzt hat. Für die Zukunft bedeutet das, dass das Thema Voice bei der Überarbeitung und Neuaufbereitung von Inhalten noch stärker in den Fokus rücken muss.

 

Sindre Wimberger
WienBot Father und ServiceDesigner, Stadt Wien

Legacy Infrastruktur kann ein großes Hindernis auf dem Weg zum datengetriebenen Unternehmen darstellen. Welche Modernisierungsschritte sind erforderlich? Wo beginnt man am besten?

An der Basis: bei den Daten. Daten stellen den stabilen und langlebigen Kern des Informationsmanagements in der Stadt Wien dar, denn der Digitale IQ der Stadt wird durch die Daten erhöht. Sie bilden das Fundament für Information und Wissen und sind für eine smarte, intelligente und digitale Stadt ein wesentlicher Produktionsfaktor. Voraussetzung dafür ist eine definierte Data Excellence-Strategie – eine Datenstrategie, die alle erforderlichen Maßnahmen zur zeitnahen Bereitstellung von verlässlichen Daten in der benötigten Qualität umfasst. Wesentlich dabei ist das Leitprinzip „Open by Default“ für den Zugang zu öffentlichen Daten der Stadt Wien.

Das datengetriebene Business hat viel mit Innovation und Experimentieren zu tun. Was braucht es um die notwendigen Freiräume und Spielwiesen dafür zu schaffen?

Innovation weicht in vielen Fällen von regelgebunden Prozessen ab und benötigt entsprechendes kreatives Potential und entsprechende Freiräume. Aber: Innovation ist kein Widerspruch zu den Regelprozessen, im Gegenteil bedingen sie oft einander. Beides ist für eine Stadt essentiell. Einerseits braucht es Regelprozesse, weil Bürgerinnen und Bürger Leistungen in der gewohnten Qualität zur Verfügung gestellt werden müssen. Andererseits braucht es Innovationen, um hinterher noch besser zu sein.

Im Zusammenhang mit der Digitalisierung sind oft gar nicht so sehr der Einsatz technischer Tools das Innovative, sondern die entsprechende Gestaltung der Abläufe und Prozesse in den Dienststellen. Das ist nämlich die Voraussetzung dafür, dass technische Tools überhaupt innovativ genutzt werden können.

Daten gewinnen an Wert, wenn man sie vernetzt betrachtet. Welchen Stellenwert haben Data-Ecosystems für Sie? Mit welchen Maßnahmen kann man solche Ecosysteme aufbauen?

Zur Datenstrategie gehört nicht nur, die eigenen Daten qualitätsvoll zu verarbeiten, sondern auch zu regeln, wie mit Daten von anderen umgegangen wird und wie diese fair nutzbar gemacht werden können. Dazu gehören die gemeinsame Erarbeitung der rechtlichen, organisatorischen und technischen Rahmenbedingungen durch alle beteiligten Stakeholder in einem solchen Daten-Ökosystem. Besonders wichtig sind dabei naturgemäß Datenschutz und Datensicherheit.

Welche Sicherheitsvorkehrungen sind notwendig, um das datengetrieben Geschäft voran zu bringen?

IT-Sicherheit ist eines der Themen überhaupt – und die Bedeutung wird weiter zunehmen. Das Thema müssen wir auch bei dynamischen und schnellen Umsetzungen immer im Blick haben. Bei all unseren digitalen Angeboten sind die Sicherheitsprüfungen unabdingbar. Denn als Digitalisierungshauptstadt sind strenge Sicherheitsvorkehrungen eine Selbstverständlichkeit und ein Recht der Bürgerinnen und Bürger.

Wichtig auch: Jede und jeder einzelne ist natürlich auch gefordert, mit dem eigenen Verhalten die Datensicherheit zu erhöhen. Beispielsweise durch starke Passwörter, nicht einsehbare Bildschirme usw.

Nebenbei will ich auch erwähnen, dass Wien im Bereich von Security und Safety sowohl im Bereich der Forschung, als auch im Bereich von NGO und im Bereich von Unternehmen sehr gut aufgestellt ist und das sicher zu den Stärkefeldern der Wiener IT-Landschaft gehört.

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