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Susanne Schuldt, Berliner Verkehrsbetriebe: Frauen, geht in Führung!

by Yara El-Sabagh

Exclusive im #ConfareBlog mit Susanne Schuldt, Berliner Verkehrsbetriebe: Frauen, geht in Führung!

Susanne Schuldt leitet den Bereichsstab IT-Strategie und Portfoliomanagement in der Informations- und Vertriebstechnologie mit 430+ Mitarbeiter*innen bei den Berliner Verkehrsbetrieben (BVG). Sie hat das Transformationsprogramm von einer Plan-Build-Run in eine Produktorganisation geleitet und in ihrer jetzigen Rolle die IT- Strategie „VI.SION 2025 – Nachhaltig digital“ entwickelt.

Ihr Schwerpunkt liegt auf der langfristigen strategischen Ausrichtung des Bereiches als Innovator und nachhaltige IT-Organisation. Dazu gehören die Weiterentwicklung des Produktportfolios, IT-Architektur und neuer Arbeitsformen. Ihr Herzensthema dabei: Die Stärkung von Diversität! 

Susanne ist eine der Mentorinnen beim Confare Female IT-Mentoring auf dem CIOSUMMIT Frankfurt. Hier kann man sich schon jetzt als Mentorin oder Mentee bewerben.

Warum ist es eine gute Idee, als Frau eine Karriere in der IT anzustreben?

frauenFrauen werden in der IT-Branche dringend gesucht! Und zwar nicht nur, weil Fachkräfte fehlen. Vielfältige Teams – und dazu gehören natürlich noch mehr Dimensionen als das Geschlecht – arbeiten nachweislich kreativer und effektiver. Außerdem ist es wichtig, dass bei der Entwicklung neuer Technologien und Produkten auch die weibliche Perspektive gesehen wird. Teilweise werden sogar Anwendungen FÜR Frauen ausschließlich von Männern entwickelt. Das kann dazu führen, dass diese dann nicht den Bedürfnissen der weiblichen oder diversen Zielgruppe entsprechen und sich langfristig Ungleichheiten und Diskriminierungen fortführen. Denn unsere Gesellschaft besteht nun mal nicht nur aus Männern. Als Frau in der IT-Branche trägt man außerdem dazu bei, Rollenbilder aufzulösen und andere Frauen (und Mädchen!) für MINT-Berufe zu begeistern. Jede Frau sollte den Beruf wählen, der wirklich ihren Interessen und Talenten entspricht – und nicht den, den Klischees ihr vorgeben. Also: Warum ist es keine gute Idee, als Frau eine Karriere in der IT anzustreben?

Was würden Sie Recruitern und HR-Abteilungen empfehlen, um Frauen für IT- Berufe besser zu erreichen?

Zum einen kann ein (IT-) Unternehmen auf jeden Fall dazu beitragen, junge Mädchen für die MINT-Fächer und damit auch für spätere Berufe in der IT-Branche zu begeistern und sie dabei zu unterstützen, hier ihr volles Potential zu entfalten. Das kann zum Beispiel über Aktionstage, Zusammenarbeit mit Vereinen/Netzwerken, Tage der offenen Tür usw. sein. Frauen aus dem eigenen Unternehmen, auch oder vor allem in Führungspositionen, könnten im Sinne der Vorbildrolle einbezogen und sichtbar gemacht werden. Außerdem kann ganz gezielt versucht werden, potentielle Bewerberinnen zum Beispiel an Unis anzusprechen. Hier können tolle Kooperationen mit Hochschulen entstehen. Die Außenwirkung eines Unternehmens ist natürlich auch entscheidend. Wird hier auf den ersten Blick deutlich, nach welchen Werten ein Unternehmen ausgerichtet ist und welche Klischees auf keinen Fall Platz bekommen? Flexibel Arbeitsbedingungen, zum Beispiel Teilzeit oder die Möglichkeit einer Tandem- Führung, sind für viele Frauen mit Blick auf eine eventuelle Familienplanung wichtig. Diese sind also auch in Stellenausschreibungen und Bewerbungsprozessen hervorzuheben. Die Bewerbungsprozesse insgesamt sollten genaustens in den Blick genommen werden, oft spielen hier nämlich unbewusste Vorurteile (unconscious biases) eine große Rolle und beeinflussen die Entscheidungen. Es gibt aber

Mechanismen, die hier ein chancengerechtes Arbeitsumfeld schaffen können, und mit diesen sollte sich ein Recruiting-Team auf jeden Fall auseinandersetzen. Und zuletzt haben sich in den letzten Jahren unglaublich viele, spannende Netzwerke gebildet, um Frauen in der IT zu verbinden und zu fördern. Auch hier kann ein Unternehmen wunderbar ansetzen.

Was sind konkrete Gründe, dass Frauen im Bereich IT-Leadership so unterrepräsentiert sind? Gibt es Hemmnisse, mit denen Sie selbst konfrontiert waren?

Da Frauen generell in der IT-Branche mit einem geringeren Anteil als Männer vertreten sind, stehen natürlich auch für eine Führungsposition prozentual meist mehr und leider manchmal auch nur Männer zur Auswahl. Auch die oft noch fehlende Möglichkeit, Führungspositionen in Teilzeit oder anderweitig flexibel auszugestalten, ist ein Grund dafür. Die fehlende Sichtbarkeit von weiblichen Role-Models in der IT-Branche und auch bei uns im Unternehmen ließ mich anfänglich ebenfalls zögern, mich auf eine Führungsposition in der IT zu bewerben. Als ich anfing, gab es nur eine Frau auf der 4. Führungsebene. Mittlerweile sind wir bei uns nahezu paritätisch im IT- Führungsteam aufgestellt und können einander unterstützen und voneinander lernen.

Welche Maßnahmen für Geschlechtergerechtigkeit in den Unternehmen haben sich bewährt?

Sicher ist hier der erste Schritt, dass Unternehmen verstehen, dass hier ganz aktiv etwas getan werden muss. Um das Ziel der gleichberechtigten Teilhabe aller Geschlechter in Karriere und Erwerbstätigkeit zu erreichen, lassen sich viele Maßnahmen umsetzen. Natürlich muss ein gleichstellungsorientiertes Recruiting stattfinden. Das Geschlecht und andere Dimensionen wie z.B. Religion oder Behinderung dürfen im Recruiting-Prozess keine Rolle spielen. Außerdem müssen attraktive Arbeitsbedingungen geschaffen werden. Das ist natürlich für alle Arbeiternehmer*innen wichtig, aber insbesondere Frauen legen Wert auf die Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben. Dies kann durch flexible Arbeitszeitmodelle, Kinderbetreuung oder Gesundheitsangebote umgesetzt werden. Ganz gezielt sollte zudem darauf geachtet werden, den Anteil der weiblichen Führungskräfte zu erhöhen. Hier können auch Quoten ein hilfreiches Mittel sein. Eine genderumfassende bzw.

genderneutrale Sprache sollte in einem Unternehmen Pflicht sein. Ein unternehmensinternes Frauennetzwerk ist zudem ein einfaches Instrument und kann mit wenigen Aktionen viel bewirken. Und sicher gibt es noch viele weitere, effektive Maßnahmen. Einzig der Stillstand ist keine gute Idee, hier braucht es Mut und Willen zur Veränderung!

Welchen Nutzen bieten Networking und Mentoring konkret?

Zusammenhalt und gegenseitige Unterstützung sind immer hilfreich! Gerade in einer Branche, in der man als Frau manchmal das Gefühl bekommt, allein auf weiter Flur zu sein, ist es toll, sich mit anderen Frauen mit ähnlichen Erfahrungen auszutauschen. Und voneinander zu lernen. Hier können Verbindungen entstehen, die über sehr lange Zeit bestehen und für alle Seiten eine Bereicherung sind, sowohl für die berufliche als auch für die persönliche Entwicklung. Sei es nur durch bestärkende Worte, gegenseitige Inspiration, den Austausch von Tipps und Wissen im Arbeitsalltag oder in Bewerbungsverfahren oder die Vermittlung gezielter Kontakte. Netzwerke schaffen Sichtbarkeit und erleichtern es Frauen an vielen Stellen, sich in einer sogenannten

„Männerdomäne“ wie der IT-Branche zu behaupten.

Was würden Sie Frauen mit auf den Weg geben, die eine IT-Leadership Karriere vorhaben?

Ich würde ihnen empfehlen, mutig zu sein und den Schritt in die Führungsposition zu wagen. Dinge auszuprobieren und sich auch nicht abschrecken zu lassen, wenn Dinge nicht gleich so funktionieren, wie sie sich das vorgestellt haben.

Was kann jeder Einzelne beitragen, um Vorurteilen und antiquierten Rollenbildern entgegenzuwirken?

Sich bewusst mit ihnen auseinandersetzen. Der erste Schritt ist doch, dass wir verstehen, welche Vorurteile in uns allen bestehen. Dann können wir anfangen, ganz bewusst gegen sie anzuarbeiten. Auch hier gibt es schon viele tolle Möglichkeiten (Workshops, Trainings etc.), aktiv zu werden. Dieses Wissen dann gerne teilen, um viele andere Menschen zu erreichen. Und sich stark machen. Laut und sichtbar werden, wenn es um Ungleichheit und Diskriminierung geht.

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