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IT als Hologramm der Geschäftsrealität – FFG CIO Kellermann: Warum man Technologie und Business nicht mehr getrennt betrachten kann

by Annecilla Sampt

Marco Kellermann, Director Global IT, FFG Europe & Americas hat im Confare Blog den Beitrag von Stefan Bergsmann gelesen, in dem er ausführt, warum im Digitalen Zeitalter die getrennte Betrachtung von Business und IT keinen Sinn mehr macht. In seiner Replik geht er einen Schritt weiter und meint: „Die IT bildet die Geschäftsrealität eines Unternehmens vollständig ab!“

Hologramm – etwas Ganzheitliches

Wenn man über Hologramme redet, meint man rein technisch meist eine dreidimensionale Abbildung ‑ manche haben Bilder von zukunftsweisenden Visionen oder gar Science-Fiction Filme im Kopf. Hier ist es aber im ganz ursprünglichen Sinn gemeint: Hier zielt es auf den eigentlichen Aspekt des Wortes ab, auf das Ganzheitliche und das Beschreibende, das Abbildende. Anders gesagt: IT bildet die Geschäftsrealität vollständig ab. Somit ist das Hologramm nicht nur ein Vergleich, sondern auch die Bezeichnung eines tatsächlichen Zustandes. Noch stärker vereinfacht ist die Formel: IT = Geschäftsrealität.

Warum IT ein Hologramm der Geschäftsrealität ist

Systemische Veränderungen geschehen meist langsam, unbemerkt. Jeder Austausch mit der Umwelt ist eine meist kleine Anpassung an sich langsam aber ständig verändernde Bedingungen. Das betrifft alle Formen von Systemen, auch soziale, wirtschaftliche und in dieser Verbindung auch technische, weltumspannende Strukturen.

Das führt zu Veränderungen, die als solche oft nicht direkt, sondern nur in der Retrospektive, erkannt werden. Selbst dann, wenn sich ein System, so wie das der Informationstechnik, verhältnismäßig schnell entwickelt.

Be CIO Marco KellermannAus dem Abstrakten in ein konkreteres Beispiel: Vor der Internettechnik existierte IT größtenteils in separaten, unhandlichen Kästen und druckte letztlich Papiere aus, welche im richtigen Leben (also manuell) weiterverwendet werden konnten. Es ging größtenteils um Druckertechnik und darum, die Schreibmaschinentätigkeit einfacher zu machen. Heute wurde aus den rein ausführenden, separat-singulären und unhandlichen Geräten ein weltweites interagierendes Netz aus mobilen und komplexen Bestandteilen des gesamten Geschäftslebens. Es gibt kaum mehr ein Produkt im geschäftlichen Alltag, das nicht mit einer Rechnerfunktionalität oder zumindest einer Sensorik oder einer technologischen Registrierung ausgestattet ist. Selbst der trotz allem überdauerte Bleistift und das Papier ersetzen sich langsam durch High-Tech Stifte und Tablets. Doch nicht nur, dass immer mehr manuelles durch digitales abgelöst wird. Die ablösenden Geräte sind auch immer stärker aktiv als Gesamtsysteme. End to end Lösungen, von der Gesamtfunktionalität von Mobiltelefonen, bis zur vollumfassenden ERP-Applikation, sind der neue Standard. Noch mehr: Es gibt eine oft klare Erwartungshaltung, dass das IT-System eine vollintegrierte Lösung bietet. Wie verwundert wäre man, würde heute ein Mobilfunkgerät ohne integrierte Kamera oder ohne App für die Routenführung für den Massenmarkt konzipiert. Wie seltsam wäre ein ERP-System, welches keine CRM- oder Scanner-Integration anbieten könnte? Doch das sind im Gesamten betrachtet immer noch Teilsysteme, welche lediglich in sich sehr verknüpft sind. Die 4.0-Entwicklung lässt die Geräte und Applikationen des einen Systems mit den Bestandteilen anderer Systeme direkt kommunizieren. So wird der persönliche Verkauf an der Ladentheke eines Kleidergeschäftes zu einer direkten Lagerbestandsveränderung im ERP-System beim Kleiderlieferanten und die Bezahlung des Kleidungstückes per mobile App führt zum direkten Buchungsvorgang zwischen den Banken des Kunden und des Ladens. An der Stelle fällt auf, dass nicht mehr nur die Grenzen zwischen Hardware und Applikation verschwimmen, sondern auch die zwischen Mensch und Technologie. Die Kommunikationsformel ist: Hardwaresysteme+ Softwaresysteme+ menschliche Gesellschaft = Kommunikation. Es geht nicht mehr um die reale Welt, welche von der technologischen unterstützt wird, es geht darum, dass die reale Welt durch ein technologisches Abbild seiner selbst stattfindet.

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Wenn man diese Erkenntnis stärker in den Geschäftsabläufen heutiger Unternehmen prüft, stößt man schnell auf Business Consultants in der IT. Diese unterscheiden heute nicht mehr ausgeprägt zwischen betriebswirtschaftlichem und IT-Knowhow. Es gibt für sie die Grenze zwischen realer und technologischer Welt nicht mehr, oder nur noch undeutlich. Wenn dort vom menschlichen Aspekt gesprochen wird, dann im eher negativen Sinne, zwecks persönlichen Befindlichkeiten und unbewussten psychischen Wiederständen auf der Userseite. Und manuelle Vorgänge werden kaum noch vom Begriff Workarounds unterschieden, welche es im Zuge der kontinuierlichen Verbesserung abzustellen gilt. Das soll die Notwendigkeit der Beachtung der menschlichen Bedürfnisse nicht in Abrede stellen, aber letztlich ist der Mensch Teil des sozio-technischen Gesamtsystems geworden, in dem er direkt mit den funktionalen Fähigkeiten der Technik im jeweiligen Prozess betrachtet und abgeglichen wird. Es ist auch zu erkennen, dass vom Business IT Consultant erwartet wird, dass er die prozessualen Bedürfnisse und Anforderungen der User und der Kunden der Unternehmung vollständig versteht, damit er diese auf das IT-System übertragen kann. Somit sitzen zum Beispiel die begnadetsten Controller heute oft in der Business Intelligence Abteilung und programmieren für weitere Controller Auswertungen. Die vom Consultant bedienten Kollegen brauchen dann diesbezüglich nur noch die Fähigkeit, auf einer ERP-Benutzeroberfläche einen automatisierte Berichterstellung per Klick in Gang zu setzen. Wer also heute ein vollständiges Knowhow seines Unternehmens an einem Tisch haben will, der kann oft einfach in die Business IT zu den Consultants gehen. Hier soll nicht die Fähigkeit von nicht-ITlern in Abrede gestellt werden, aber entweder hat man heutzutage Keyuser, welche praktisch nur noch ERP-Konfiguration betreiben und eigentlich IT-Mitarbeiter sind, oder man hat IT-Mitarbeiter, welche über das ERP-System das Geschäft vollständig abbilden können. Unabhängig von den Fähigkeiten anderer Mitarbeiter ist das der übliche Zustand heutiger Unternehmen.

Die Beispiele waren nun stark ERP-bezogen, aber gelten mit fortschreitender Rechenleistung und Sensortechnik auch für Produktions- oder Produktmanagement-Programme. Es gibt kaum mehr konkurrenzfähige Produktionsprozesse, welche nicht vollständig oder hauptsächlich von IT-Systemen abgebildet werden und in denen der Mensch ein protokollierter Prozessbestandteil ist. Das soll den menschlichen Beitrag in Planungsthemen nicht unerheblich machen, aber in Zeiten modularer Konzeptionsmöglichkeiten und der Generierung von Software per Algorithmen, muss man zumindest auch hier vom IT-Hologramm der Businessrealität sprechen.

Nun könnte man an vielen Stellen von Allgemeinplätzen sprechen, wenn man das oben geschriebene beurteilt. Trotzdem hat seine Nennung einen guten Grund. Das heutige Management und die heute erfahrenen Mitarbeiter sind in einer Zeit groß geworden, wo IT eben noch die singuläre oder zumindest nur eine ergänzende Technik war. Zwar haben sich die Anwenderansprüche an die IT mitentwickelt. Aber es findet erst langsam eine innere Transferleistung statt, welche sich mit den Gesamtveränderungen des Wirtschaftens und den damit verbundenen konkreten Risiken aber auch Chancen für die eigene Unternehmung beschäftigt. Um für diesen Transfer einen Aufsatzpunkt zu schaffen, ist diese Entwicklungs- und Zustandsbeschreibung wichtig.

Lesen Sie weiter in Teil 2: Welchen Einfluss die IT auf das Business tatsächlich hat …

Diskutieren Sie den Einfluss der IT auf das Business im Digitalen Zeitalter mit den Top CIOs im DACH Raum auf den Confare Events 2018/2019:

 

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