Um Einfluss zu nehmen, muss man als Manager Wirkung erzeugen. Dabei geht es um fachliches Wissen genauso wie um Charisma und Menschlichkeit. Daher haben wir mit Martina Gleissenebner-Teskey, eine ausgewiesene Expertin auf dem Gebiet des persönlichen Auftretens und des Wirkens in Organisationen, als Keynote Speakerin eingeladen. Vorab gibt sie im Blog Tipps für die Positionierung als IT-Chef.
Der CIO spielt eine wichtige Rolle um die Digitale Transformation voran zu bringen. Was ist entscheidend, um in Zeiten des Wandels Einfluss im Unternehmen auszuüben?
In einer Welt des Wandels wird es umso wichtiger, was immer wichtig war, um Einfluss auszuüben: du musst nicht nur ganz nah an den Themen – in diesem Fall den technologischen und digitalen Entwicklungen – sein, sondern auch an den Menschen. Das ist etwas, das gerade IT-ExpertInnen gerne vergessen. Das Image des „typischen IT’lers“ ist das eines Menschen, der ein technisches Genie ist, menschlich aber ein Einzelgänger und Eigenbrötler, der sich lieber mit Daten abgibt als mit Kollegen oder auch wichtigen Entscheidungsträgern, auf die er Einfluss ausüben könnte. Diesem Image muss man aktiv entgegenarbeiten, wenn man nicht automatisch in dieselbe Schiene gepresst werden möchte.
Wie wichtig ist das persönliche Auftreten dafür?
Auch in der digitalen Welt arbeiten immer noch Menschen miteinander und das Auftreten ist daher essentiell. Der Psychologe, Autor und Einfluss-Experte Robert Cialdini, dessen 1984 erschienenes Buch „Influence: The Psychology of Persuasion“ für viele DAS Standardwerk in Sachen Beeinflussungspsychologie ist, hat genau dieses Thema 2016 unter dem Titel „Pre-Suasion“ in den Fokus gerückt: Bereits wenn du auftrittst, wenn du auf deinen Gesprächspartner zugehst – also noch bevor du deine Argumente ins Spiel bringen kannst (!) – hast du dein Gegenüber bereits von dir überzeugt oder nicht.
Wirksames, erfolgreiches Auftreten ist aber nicht angeboren, sondern kann trainiert werden. Wenn jemand Einfluss nehmen will und sich bewusst ist, dass er diese Kompetenz ungenügend beherrscht, ist das Training der erste Schritt zum Erfolg.
Welche Mittel stehen Führungskräften zur Verfügung um selbst Influencer des Unternehmenserfolgs zu sein?
Führungskräfte sind sich oft nicht bewusst, dass die größte Macht, die sie besitzen, ihr Team ist. Oft scheinen sie ihre Tätigkeit mit jener von Organisatoren zu verwechseln, deren Aufgabe es ist, die Arbeit so effizient wie möglich zu verteilen. Führung hat aber einen ganz anderen Anspruch. Führen heißt ja „jemanden von A nach B zu FÜHREN“, d.h. auch zu „transformieren“. Und wenn Führungskräfte diese Aufgabe erkennen, dann können sie aus ihrem Team nicht nur einen „wie geschmiert“ laufenden Motor machen (auch wenn das für viele schon eine eindeutige Verbesserung wäre), sondern ein Kraftwerk für Leistung und Innovation, das das ganze Unternehmen voranbringt.
Führungskräfte, die aus einer Expertenperspektive kommen, sind daher aufgerufen, ganz bewusst die menschliche Seite ihrer Aufgabe in den Fokus zu nehmen und nicht nur als der „Ober-Experte“ ihres Faches zu agieren. Wenn fachliche Expertise auf menschliche Kompetenz trifft, dann kann sich die Kraft von Führung erst richtig entfalten.
„Talente sind das neue Gold“ – Was bedeutet es Talente und Skills im Unternehmen aufzubauen?
Wenn du etwas entwickeln willst, musst du dem Zeit geben. Das steht im krassen Widerspruch zum modernen Motto von steter Beschleunigung und Effizienzsteigerung. Doch bereits der Managementvordenker Stephen Covey hat in seinem bahnbrechenden Buch „Die effektive Führungspersönlichkeit, Prinzipienorientiert managen“ den wunderbaren Vergleich mit den 6 Tagen der Schöpfung gebracht: du kannst keinen Entwicklungsschritt überspringen. Du musst genau hinsehen können, um zu erkennen, wo die Stärken in deinem Team und den einzelnen Menschen liegen, um dort entsprechende Entwicklungsimpulse setzen zu können.
Heute ist es oft wiederum nicht die technische Kompetenz, die fehlt, sondern die menschliche. Genau aus dem Grund des Zeitmangels. Weil wir meinen, bessere Ergebnisse zu bekommen, wenn wir schneller sind. Weil wir meinen, ein Mitarbeitergespräch führen und gleichzeitig Berichte am Smartphone im Auge behalten zu können. Weil wir Mitarbeiter auf Weiterbildung schicken und erwarten, dass sie trotzdem immer zur Verfügung sind. Weil wir Talente nur aufgabenorientiert und anlassbedingt suchen und fördern und nicht die Menschen selbst als „Ressource“ von Talenten sehen, die wir ZUSÄTZLICH entwickeln können, um auf lange Sicht erfolgreich zu sein. Das ist ähnlich wie in der Grundlagenforschung: da weiß man oft nicht, wozu eine Erkenntnis, eine Entwicklung gut ist, aber mit der Zeit erweist sie sich – eben – als grundlegend für die weitere Entwicklung.
Und hier wird, was anfänglich im Widerspruch zu erfolgreichem Handeln zu stehen scheint, nämlich in etwas zusätzlich Zeit zu investieren, endlich zum Schlüssel für die spätere Möglichkeit Zeit zu gewinnen: Zeit zu gewinnen gegenüber dem Mitbewerb. Und genau das ist doch ausschlaggebend für den nachhaltigen Erfolg eines Unternehmens: dem Mitbewerb einen Schritt voraus zu sein.
IT wird oft nur dann wahrgenommen, wenn etwas schief geht. Was sind Deine 5 wichtigsten Ratschläge an IT-Manager, die die eigene Position im Unternehmen verbessern wollen?
- Sei fachlich am laufenden über die neuesten Entwicklungen und Trends in deinem direkten, aber auch verwandten Bereichen. Es besteht in manchen Unternehmen z.B. immer noch eine Kluft zwischen „IT“ und „Digital“. Wenn sich der IT-Experte aber für nichts anderes interessiert als die Server im Haus oder ein spezifisches Programm, wird er schwer aus seiner Rolle des Feuerwehrmannes herauskommen.
- Erkenne, dass deine menschliche Kompetenz genauso wichtig ist, wie deine fachliche und entwickle sie
- Schau über den Tellerrand deines Aufgabengebietes hinaus und erkenne, worum es in deinem Unternehmen tatsächlich geht. Es geht eben meist NICHT um IT. Um die IT aber aus ihrer „Hilfsdienste-Stellung“ zu befreien, musst du das „Big Picture“ sehen, sehen, wo du und deine Expertise den entscheidenden NUTZEN für das große Ganze liefern.
- Anschließend an Punkt 3: Pflege Kontakt mit deinen direkten Schnittstellen im Unternehmen um zu erkennen, wo du integrativ tätig sein kannst, wo also deine Leistung direkt die Tätigkeit anderer Unternehmenseinheiten erleichtert bzw. du Beratungskompetenz einbringen kannst.
- Sei dir bewusst, dass du bei jeder Projektpräsentation nicht nur das Thema präsentierst, sondern auch dich selbst und bereite dich entsprechend vor. Präsentationen sind DIE Möglichkeit, um deine eigene Marke im Unternehmen zu kreieren und damit deinen Einfluss im Unternehmen zu stärken.
2 comments
Toller Beitrag! – Bring aus meiner Sicht vieles auf den Punkt, das sonst vernachlässigt wird.
Vielen Dank für Ihre Rückmeldung, Herr Bergsmann! Ich freue mich, dass Sie diese “menschliche” Perspektive unterstützen! Haben Sie selbst schon Erfahrungen damit gemacht, die Sie teilen möchten oder Ergänzungen anzubringen?