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Ulrike Holzhammer, Head of Baloise IT Services, Baloise Group: Die IT braucht Quereinsteiger

by Anthony Torno

Mit dem Confare Swiss #CIOAWARD ist das Confare #CIOSUMMIT der wichtigste IT-Management Treffpunkt der Schweiz. Neben Preisverleihung, einer spannenden Fachmesse und einem umfangreichen Vortragsprogramm startet 2023 das zweite Confare Female IT-Mentoring startet und bietet die Gelegenheit zum Austausch auf Augenhöhe. Erfahrene und erfolgreiche Top-Managerinnen geben aufstrebenden Frauen, die eine Karriere in der IT vorhaben, Ratschläge, Hilfestellungen und Rückenwind. „Schliesslich passiert es einem immer wieder, die einzige Frau in einem Meeting zu sein.“, meint Ulrike Holzhammer, Head of Baloise IT Services bei der Baloise Group. Sie ist eine der Mentorinnen des Female IT-Mentoring. Im Blog erzählt sie von den eigenen Erfahrungen. Für das Confare #CIOSUMMIT kann man sich hier registrieren. Für die Mitwirkung und Teilnahme beim Female IT-Mentoring kann man sich hier als Mentorin oder als Mentee bewerben: Confare Female IT-Mentoring beim #CIOSUMMIT Zürich.

11. CIOSUMMIT Zürich

Welche Bedeutung hat denn gender diversity für ein Unternehmen? Welche Vorteile bringt ein ausgewogeneres Geschlechterverhältnis?

Es geht ja eigentlich nicht um Gender Diversity – es geht um diverse Teams. Diversität in Teams fängt an bei Alter, Ausbildung/ Werdegang, Hobbies, Vorlieben, Arbeitsweisen… es war schon immer spannender in einem Team zu arbeiten, indem es eine Vielfalt an Persönlichkeiten, Erfahrungshorizonten und Fähigkeiten gibt. In der heutigen Unternehmensrealität stehen Teams zunehmend vor komplexen Aufgaben – diverse Teams tun sich in der Regel einfacher mit komplexen Problemstellungen und kommen zu kreativeren Lösungen. Persönlich finde ich die Diskussion um Gender Diversity völlig überholt – wir wissen gerade in der IT längst, dass wir zunehmend einem IT-Fachkräftemangel ausgesetzt sind, wir können es uns gar nicht leisten, nicht in (Gender) Diversity zu investieren. Umso schlimmer die traurige Realität, dass wir in der IT bislang überschaubar erfolgreich waren, Frauen für IT-Karrieren zu begeistern. Ohne (Gender) Diversity zu wenig Fachkräfte, zu wenig Talente, zu wenig Problemlösung, zu wenig Kreativität.

Die IT-Branche ist immer noch männlich dominiert. Ist es hier besonders schwer, als Frau Karriere zu machen?

Ich persönlich fand es nie in der IT „besonders schwer“, ich glaube nicht, dass es schwerer ist als in anderen Branchen oder Funktionen. Man gewöhnt sich schnell daran, meist die einzige Frau im Team zu sein, ich nehme es nicht mehr wahr. Erschreckend ist die geringe Veränderung in den letzten Jahren. Ist aber kein Wunder, wenn wir uns die Frauenanteile in technischen Ausbildungen und Studiengängen anschauen. Daher brauchen wir noch mehr QuereinsteigerInnen – in der IT hat vieles mit gesundem Menschenverstand zu tun und viele Fähigkeiten kann man sich durch Schulungen aneignen und muss es nicht schon in Studium oder Ausbildung gelernt haben. Es gibt inzwischen IT-Recruiting Firmen, die sich komplett auf das Vermitteln von Quereinsteigern in die IT fokussieren. Wir in der IT suchen gute Leute mit Begeisterung und Ideen und wir brauchen viel mehr als das was ausgebildet aus Lehre und Hochschulen kommt. Ich glaube es war noch nie leichter in der IT Karriere zu machen – gerade für Frauen.

Wie geht es Mädchen in der technischen Ausbildung?

Nicht anders als Jungs, aber es gibt zu wenige. Mir fehlt jegliches Verständnis, warum Mädchen im Teenager Alter Aussagen treffen wie zB „für mich kommt ein technischer Beruf nicht in Frage, ich möchte in einem Beruf arbeiten, wo ich kommunizieren kann und mit anderen Menschen in Kontakt bin“. Woher kommt die Vorstellung dass ein technischer Beruf Stillarbeit im Keller bedeutet? Dabei haben IT-Unternehmen und IT-Abteilungen meist die coolsten Büros…

Welche Bedeutung haben Role Models und Vorbilder?

Eine sehr grosse. An „das eine“ Role Model glaube ich allerdings nicht. Man trifft im Beruf auf unterschiedliche Kollegen, Chefs, von denen man lernt, die einen inspirieren. Von diesen übernimmt man Werte und Verhaltensweisen. Egal ob Frau oder Mann. Und ja, solche Begegnungen können einen Job attraktiv oder weniger attraktiv machen. Clever ist es sich zu überlegen, was müsste ich denn in diesem Job anders machen, als der Kollege, der ihn heute macht, damit ich Spaß an dem Job hätte. Dann hat man auch eine gute Antwort parat, wenn man das Jobangebot bekommt.

Was sind denn Ihre wichtigsten Tipps an junge Frauen, die in der IT oder in der IT-Branche Karriere machen wollen?

Mädels, lasst Euch nicht davon beeindrucken, was und wie andere in der IT ihren Job machen und wie das auf Euch wirkt. Geht Euren eigenen Weg. Der ist wahrscheinlich der bessere. Ihr werdet Nachahmer finden.

Female IT-Mentoring Zürich

Wo gibt es denn aus Ihrer Sicht die größten Handlungsfelder in Unternehmen und in der Gesellschaft um diese Situation zu verbessern?

Die fehlende Begeisterung für IT und Digitalisierung. Es kann doch nicht sein, dass alle mit Apple Watch und iPad aufwachsen und wir keine Begeisterung „für das da drin“ entfachen können. Unternehmen und wir ITler können viel dazu beitragen IT aus der Ecke rauszuholen. Wir müssen schon an uns selbst arbeiten. Aber Schule und Ausbildung muss auch Lust auf Technik machen und bitte keine Nerd-Comics zeigen und Vorurteile verfestigen.

Welche Rolle spielen Mentoring und Coaching? Wo kann man sich Unterstützung suchen?

Mentoring ist wichtig und hilfreich. Man muss es aber ergebnisoffen angehen und sollte sich vorher überlegen, was man vom Mentoring erwartet. Frauen setzen meiner Meinung nach zu oft ausschliesslich auf Frauen als Mentor und sind auch eher defensiv unterwegs in der Hierarchie. Warum nicht einen Mentor suchen, der 2 Ebenen höher ist anstatt gleiche Ebene oder 1 höher? Es gibt in vielen Unternehmen Mentoring-Initiativen. Mentoring kann man aber ohne weiteres ganz individuell vereinbaren, man sollte nur die gegenseitigen Erwartungen abklären. Zu Coaching nur so viel – wertvoll investierte Zeit, aber nur mit dem richtigen Coach der persönlich passt und ausgebildet ist. Bei HR fragen, ob es Empfehlungen für interne oder externe Coaches gibt. Wichtig in beiden Fällen: Vertrauen und Vertraulichkeit. Wenn das nicht gegeben ist, Finger weg.

Gender-Hinweis:

Zur besseren Lesbarkeit dieses Blogartikels verwenden wir das generische Maskulinum. Die in diesem Blogartikel verwendeten Personenbezeichnungen beziehen sich – sofern nicht anders kenntlich gemacht – auf alle Geschlechter.

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