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Startups kopieren oder den Hausverstand einsetzen? Veränderung und Kreativität möglich machen

by Annecilla Sampt

Johannes Jahn von ITdesign unterstützt Unternehmen bei ihrer Digitalen Transformation. Er legt dabei den Schwerpunkt auf die Organisationsentwicklung, Unternehmenskultur und den Innovationsprozess. Denn ein Tool einzuführen, macht nicht aus einem Unternehmen, das nach dem Vorbild der preußischen Armee organisiert ist, ein Startup mit Innovations-Mindset. Die Experten von ITdesign können dabei Wissen aus erster Hand weitergeben, denn im Unternehmen sind Holokratie und Open Innovation gelebte Praxis.

Im Vorfeld der Confare Konferenz #IDEE2020 haben wir Johannes gefragt, warum Kreativität in Unternehmen so schwer zu nutzen ist und wie eine Innovationsplattform in der Praxis aussehen kann.

Treffen Sie Johannes Jahn und das Holokratie erprobte Team von ITdesign persönlich bei #IDEE2020 – Der Confare Konferenz zum Digitalen Wandel.
Praxiserprobte Life Hacks für eine innovationsfreundliche Unternehmenskultur? Der Confare CIO ThinkTank hat dazu gearbeitet:  10 Culture Hacks aus der Praxis

Von KVP über betriebliches Vorschlagswesen bis zum Innovationsmanager – es gibt zahlreiche Modelle, wie man im Unternehmen die Kreativität der Mitarbeiter für Innovation nutzbar machen kann. Warum ist es trotzdem so schwierig?

Confare Johannes JahnLassen Sie mich ein wenig spitzfindig sein. Es geht nicht darum die Kreativität für Innovation zu nützen, sondern die Kreativität der Mitarbeiter für den Erfolg des Unternehmens nutzbar zu machen.

Warum muss man so achtsam sein mit der Sprache? Ganz einfach: Kreativität ist eine Gefühlssache. Die Gefühlswelt der Mitarbeiter hat das Management bis vor wenigen Jahren nur dann interessiert, wenn die Führungskraft wirklich gut war und erkannt hat welchen Wert ein zufriedener MA darstellt.

 

Sonst stand ausbeuten und ausnützen zum Vorteil der Führungskraft oder des Unternehmens im Vordergrund. Beispiele gefällig: Wie will man einem Mitarbeiter erklären, dass es leider heuer keine Gehaltserhöhung gibt, welcher zeitgleich im Radio von Rekordgewinnen des Unternehmens hört? Wenn dasselbe Unternehmen jetzt ohne weitere begleitenden Maßnahmen den Mitarbeiter einlädt kreativ zu sein und seine Ideen dem Unternehmen „zum gemeinsamen Wohl“ übergeben soll, dann muss man schon verstehen, dass das nicht vorbehaltlos funktioniert.

Hier kommt dem Management die zentrale Bedeutung zu. Verändere Dich selbst, dann verändert sich Dein Umfeld. So ein altes Sprichwort, dem ich viel abgewinnen kann.

Wir sehen abseits vom dafür verwendeten Tool vier Faktoren bei der erfolgreichen Einführung und Verankerung von erfolgreichem Innovationsmanagement, unabhängig von der Methode:

  • Ehrlichkeit und Klarheit des Managements beim Einladen des Mitarbeiters. Runter vom hohen Ross und das Gewünschte vorleben. Ist doch schwierig oder?
  • Das Ziel des Unternehmens/ des Innovationsmanagements und der gewünschten Organisation transparent und für die Mitarbeiter verständlich erarbeiten.
    Was ist das Ziel der Organisation und welcher Nutzen muss eintreten, damit jede betroffene Person erkennen kann, dass auf dieses Ziel hingearbeitet wird? Dieses Ziel gibt den Betroffenen einen Anlass zu Beteiligten zu werden.
  • Die langfristige Perspektive des Unternehmens für Innovationsmanagement
    Antwort auf die Frage: Warum um Gottes Willen soll der MA mitmachen? Jeder tut nur das, wovon er selbst einen Nutzen hat. Dieser Nutzen muss transparent werden. Schon mal daran gedacht, dass man dem Mitarbeiter sagen kann, dass Innovationsmanagement den A… des Unternehmens rettet. So und dann hätten wir noch was Wichtiges: Wenn an einer Innovation gearbeitet wird (das gab es und wird es immer geben), wie reagiert das Management darauf? Wird der Versuch wertgeschätzt als Beitrag für die Zukunft, wird ein Scheitern mit der erforderlichen Fehlerkultur gefördert oder fragt man eher nach, wie viel Ressource durch diese „Spielerei“ verloren geht und überhaupt soll das in der Freizeit stattfinden. (Ja. tatsächlich wollen viele Verantwortliche damit die Zukunft des Unternehmens in die Freizeit der Mitarbeiter delegieren)
  • Die konkreten Ressourcen für das Innovationsmanagement
    Sagen Sie dem Topmanagement, dass man jetzt 3-4 Leute braucht, um Innovationsmanagement im Unternehmen zu verankern. Beim Management, das diese nicht genehmigt, ist es schwierig, die Kreativität der Mitarbeiter für Innovation zu entfachen, sodass diese Kreativität für das Unternehmen nutzbar wird.

Wie sehen die kulturellen Voraussetzungen aus? Welche Rolle spielt Kreativität?

Das ist ganz einfach:

    • Wertschätzung und Vertrauen
    • Kreativität
    • Sprechen und Handeln sind schlüssig
    • Eine belastbare Fehlerkultur
    • Wenn das eigene Ego den Raum verlässt, ist Platz für Kreativität – das ist ein in vielen Richtungen verwendbarer Satz

Alle wollen Startups kopieren, dabei brauchen sie nur ihren Hausverstand einsetzen und nachdenken, warum jemand bereit ist, gerne an etwas mitzuarbeiten und wie.

zB.: Zeit hat man nicht, Zeit nimmt man sich. Und wenn man sie für etwas nimmt, was man gerne macht, ist es meist auch noch produktiv.

Oder auch das Dranbleiben: wenn ich einen Fehler als Schritt zum Erfolg sehe und so behandle, dann werden Menschen nicht aufgeben, bis sie eine Lösung haben. Wenn es anders ist, werden sie meist gar nicht anfangen.

Und jeder Chef, der sich mehr Unternehmertum seiner MA wünscht, braucht sie nur so behandeln und beispielweise am Erfolg beteiligen.

Welche Elemente muss eine Plattform mitbringen, die den Innovationsprozess aktiv unterstützt?

Aus unserer Sicht sind folgende Elemente enorm wichtig.

    • Gamification: ich muss gewinnen können, mein Platz muss ersichtlich sein, ich muss mich aber anstrengen, um meinen Platz zu behalten, gleich wie bei einem Spiel.
    • Integrationsmöglichkeit in das New Place to Work: Eine Innovationsplattform, die als Insel existiert, ist zum Scheitern verurteilt. Einbindung von Rankings, Banner, usw. in die Kommunikationskanäle des Unternehmens
    • Einfache simple Prozesse mit möglichst wenig Medienbrüchen
    • Transparenz!!!! Was ist mit meiner Idee geschehen? In welchem Stadium befindet sich eine Idee? Was passiert als nächstes. Wer hat gewonnen? Wie sehen die Rankings aus? Was wird umgesetzt?
    • Einfache Kommunikation und Interaktion: Fragen an den Moderator, die Crowd oder anderen Teilnehmern, informiert werden, wenn sich etwas getan hat – einfach alles, was mich interessieren könnte, bekomme ich so, wie ich es gerne möchte – per Email, in einer Zusammenfassung, in meinem Dashboard, was auch immer,…
    • Ganz klar sind heute selbsterklärende Bedienbarkeit und ansprechendes Design erforderlich: perfekte User Experience und User Erlebnis, liken, kommentieren, ergänzen, einfache schnelle Eingabe von wo immer der Benutzer mag. Und das natürlich im CI des Unternehmens.
    • Kommunikation über Firmengrenzen hinweg. Speziell wenn man mehrere Jobs hat, kann es doch nicht sein, dass ich zuerst in jedes Tool der Firma einsteigen muss, um deren Innovationsmanagement zu nutzen.

Aber nochmal: die Plattform ist NIX ohne Prozess, klare Ziele, Rollen, klare Kommunikation und die erforderliche Kultur.

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Veränderungen rufen mitunter Ängste hervor. Wie kann man diese mildern?

Eine Organisation besteht aus den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern – Veränderung verursacht immer hohe Aufmerksamkeit, die in Angst umschlagen kann, wenn die Veränderung in Verbindung mit der eigenen Hilflosigkeit wahrgenommen wird.  Wenn die Betroffenen herausfinden dürfen, was SIE verändern wollen, dann wollen sie die Veränderung und werden als Beteiligte zu Treibern dieser Veränderung. Dh. sollte man, nachdem das Ziel feststeht, alle einladen mitzumachen (wie auch immer die Intervention dafür aussieht).

Mit welchen Hürden wird man konfrontiert, wenn man die ersten Schritte wagt? Wie kann man mit ihnen erfolgreich umgehen?

Eine Hürde ist die Ernsthaftigkeit: Organisationen investieren nicht genug Zeit. Innovation ist nicht nur eine fesche Rubrik auf der Website. Es erfordert Ressourcen, Fachwissen, Zeit und eine fördernde Kultur. Aber das wollen viele nicht wahrhaben. Und eine andere Kultur bedingt anderes Verhalten. Wie wir wissen, ist das eine der schwierigsten Aufgaben, Verhalten zu ändern. Aber es ist möglich über die Veränderung der Kultur im Unternehmen und über die Art, wie mit dem Thema Führung umgegangen wird. Dafür ist aber wieder ein klares Ziel und der Nutzen erforderlich und auch der will erarbeitet und klar formuliert werden.

Wir brauchen uns aber um die Unternehmen, die das nicht wollen, keine Sorgen machen: wie die Vergangenheit zeigt, überlebt keiner, der nicht ernsthaft in die Zukunft investiert.

Die Hürde Nummer 2 ist die gewünschte Geschwindigkeit: „Sei kreativ, aber rasch“! Innovation zum Bestandteil einer Organisation zu machen erfordert Zeit. Rasche Ergebnisse sind möglich, sind aber nicht nachhaltig, wenn danach die Anstrengungen einer ernsthaften und Nachhaltigen Implementierung nachlassen.

Die Hürde Nummer 3 ist es, ganz unreflektiert mit dem Thema zu starten und es rein intern zu staffen. Das muss nicht immer ein Problem sein. Aber stellen Sie sich vor, dass ein Kollege, der bisher immer brav und still gearbeitet hat, heute der Innovationsverantwortliche wird. Wie gehen die Kollegen damit um? Die Person hat für sie ein (eingespeichertes) Profil, das weiterhin unverändert wirkt. Wir denken daher, es braucht eine gut geeignete Person und dazu die Unterstützung von einem Organisationsentwickler, der von extern kommt. Ein Außenstehender erfasst schneller die Eigenarten einer Organisation und kann diese geeignet zurückspiegeln. Das macht diese Entwicklung wirksamer und nachhaltiger.

Am Ende ist immer klar. Eine Organisation kann nur überleben, wenn sie sich an die Anforderungen der Umwelt und der Kunden anpasst. Wer da ewig auf Bewährtes setzt, lernt schnell, wie vergänglich der Erfolg von gestern ist. Stabilität ist ein Balanceakt ständiger Veränderung, denn das einzig Konstante im Universum ist nun mal die Veränderung.

Confare #IDEE 2020
am 4. November in Wien

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