Vier grosse Vorteile, von denen Unternehmen und Abteilungen mit hoher (Gender-) Diversity profitieren
Diversität ist mehr als nur das Geschlecht
Der Begriff Diversität kommt aus dem Lateinischen und hat seinen Ursprung im Wort diversitas. Das steht für Verschiedenheit und Unterschied. Je diverser eine Gruppe an Menschen ist, umso mehr Vielfalt entsteht. Die Sozialwissenschaften behandeln und erforschen dieses Thema gerade im Arbeitskontext sehr intensiv. Vielfalt hat viele Vorteile. Meist wird Diversität mit dem Geschlecht in Verbindung gebracht. Das ist prinzipiell richtig, jedoch meint Diversität viel mehr. Neben dem Geschlecht werden das Lebensalter, die ethnische Herkunft, die Hautfarbe, die sexuelle Orientierung, die Religion und Weltanschauung sowie die körperlichen und geistigen Fähigkeiten betrachtet. Fast alle Länder der Europäischen Union haben eine eigene diversity charter, die lokale Organisationen unterzeichnen können. Sie verpflichten sich damit freiwillig zur Förderung von Vielfalt und Chancengleichheit am Arbeitsplatz.
Zu Diversität gibt es so viele Artikel, sehr gut hat mir eine vor Kurzem entdeckte Passage aus dem Buch “The Diversity Bonus” von Scott E. Page gefallen. Dabei erzählt er von einem Experiment, bei dem man aus einer langen Liste von zufälligen Buchstabenkombinationen möglichst viele prominente Persönlichkeiten mit den entsprechenden Initialen finden muss. Wenn man dafür einen Fussball-Fan gegen einen Judoka Fan antreten lässt, dann wäre der Fussball-Fan klar im Vorteil – es gibt einfach mehr bekannte Fussballerinnen und Fussballer als Judokas. Der Clou: wenn man statt Individualisten zwei Teams gegeneinander antreten lässt, ist das Ergebnis nicht mehr so eindeutig.
»Ein Team, das nur aus Fussball-Fans besteht, wird immer zu denselben Antworten innerhalb der Gruppe kommen. Fügt man dem Judo-Team aber eine Expertin für Filme aus den 1970er-Jahren, einen Spezialisten für Kunstgeschichte und eine Religionswissenschaftlerin hinzu, ergänzt sich ihr Wissen. Der individuelle Vorteil der Fussball-Expertinnen und Experten schwindet. Die diverse Gruppe hat gemeinsam eine deutlich bessere Chance, für mehr Kombinationen entsprechende bekannte Personen zu finden. Ihre unterschiedlichen Fachgebiete, Hintergründe und Erfahrungen werden zum entscheidenden Wettbewerbsvorteil.“
Astrid Wieland & Doris Schlaffer Founder von #TheNewITGirls
Vielfalt hat sehr viel Potential und steigert die Kreativität. Unterschiedliche Perspektiven fliessen ein und prägen Entwicklungen auf allen Ebenen der Gesellschaft.
Diversität ist die Grundlage für erfolgreiches, kreatives Wirken in Wirtschaft, Politik und Gesellschaft. Dahinter stecken verschiedenste Aspekte: Persönlichkeitsmerkmale, Geschlecht, Alter und Lebensphase, berufliche Erfahrungen, Denkmuster, Sozialisierung, Glaubenssätze. Umso ausgewogener Teams zusammengestellt werden, umso innovativer und kreativer sind die Ergebnisse. Daher sehe ich Diversität als Erfolgsgaranten. Es wirkt jedoch einseitig, nur Gender Diversität ins Auge zu fassen. Das Geschlecht ist ein Merkmal, das wichtig ist, aber auch nicht überstrapaziert werden darf.“
Denise Baidinger, Manager IT-Strategy: Data Governance bei Deutsche Bahn
Frauen und Männer sind nicht nur biologisch unterschiedlich, zeigen oft auch ungleiche Verhaltensmuster in bestimmten Situationen. Werden die Qualitäten beider Geschlechter zusammengebracht, ergibt sich eine vorteilhafte Kombination gerade im Arbeitsumfeld.
Dort, wo es gemischte Teams gibt, wo Frauen und Männer gemeinsam im Team arbeiten, funktioniert die Arbeit besser, kommen bessere Ergebnisse zustande. Das wissen wir auch aus vielen Studien. Dort, wo Frauen als Team-Leader agieren, Führungsrollen einnehmen oder gar als CEO an der Spitze eines Unternehmens stehen, läuft die Arbeit meistens sogar ausgezeichnet.“
Christine Wahlmüller-Schiller, Marketing & Communications Lead Initiatorin WOMENinICT AIT Center for Technology Experience
Ein Unternehmen, das Vielfalt lebt, besitzt einen wahren Schatz, den es zu heben und zu nutzen gilt.
Ich sehe das Kultivieren der Gedanken- und Ideenvielfalt in einem Unternehmen für dessen Erfolg unabdingbar.“
Ilona Simpson, CIO EMEA bei Netskope
Wichtig ist, Diversität nicht nur aus dem Blickwinkel des Geschlechts zu betrachten. Menschen sind vielseitig unterschiedlich und gerade das bringt bei einer professionellen Orchestrierung viele Vorteile für das Unternehmen.
Ich glaube es kommt nicht nur auf gender diversity, sondern auch auf kulturelle Hintergründe, Herkunft etc. an. Dazu zähle ich auch Sekundärdimensionen wie Arbeitsstil, Werte, Kenntnisse, Erfahrungen und Fertigkeiten von Menschen uvm.“
Vanessa Tudor, Senior Projekt Manager & SCRUM MASTER bei Palfinger AG
Diversität zu leben ist mit einem gewissen Engagement verbunden. Doch es lohnt sich. Die Vorteile beispielsweise für das Unternehmensklima, die Unternehmenskultur, die Innovation und die Kommunikation nach innen und aussen sind schnell sichtbar.
Wir sehen in allen Bereichen, dass Diversity vielleicht nicht immer bequem ist, aber ein deutlich besseres Gesamtergebnis hervorbringt, als wenn man sich im Arbeitsumfeld auf ein Geschlecht beschränkt. Gleiches gilt auch für die Altersstruktur in Unternehmen. Das Einbeziehen von verschiedenen Sichtweisen in eine Problemstellung und -lösung bringt immer ein positives Produkt auch für die Endverbraucher:innen hervor und berücksichtigt diverse Facetten.“
Dr. Julia Freudenberg, CEO bei Hacker School
Jede Organisation profitiert von einzigartigen Menschen, die Vielfalt mitbringen. Die Kunst ist, ein Klima zu schaffen, in dem sich alle Potentiale entfalten können und jede(r) die eigenen Stärken im Sinne der Unternehmensziele einbringen kann.
Vorteil 1: Höhere Lösungskompetenz
Vielfalt im Denken und Handeln sowie Vielfalt in der Betrachtung von Herausforderungen sind gerade in einer so schnelllebigen Welt wie unserer ein grosser Vorteil. Teams, die aus unterschiedlichen Menschen bestehen, haben in Summe eher einen ganzheitlichen Blick auf Problemstellungen.
Aus CEO-Sicht muss ich sagen: Wäre doch schlimm, wenn alle so denken würden wie ich, denn dann hätten wir als Gruppe klare blinde Flecken. So gleicht sich das mehr aus – und die Perspektiven werden viel weiter.“
Prof. Dr. Katja Nettesheim, CEO bei Culcha
Männer und Frauen verfolgen oft verschiedene Ansätze bei der Lösungsfindung. Schon allein diese Tatsache kann eine Fülle an Möglichkeiten zur Bewältigung von Aufgaben, Krisen oder Kundenanfragen liefern.
Frauen gehen zum Beispiel anders an Themen und Herausforderungen heran. Gender diversity bringt Vielfältigkeit – im Alltag und in der Lösungsfindung.“
Melanie Fichtner, Leitung Operations IT bei BayWa IT
Ähnliche Menschen, die sich Gedanken zu einem Problem machen, binden einen bunten Blumenstrauss an Lösungen. Setzen sich Menschen zusammen, die schon aufgrund ihrer Verschiedenheit unterschiedlichste Perspektiven einnehmen können und arbeiten gemeinsam an demselben Problem, so entsteht eine riesige Blumenwiese voller Lösungen.
Diese Vielseitigkeit findet schlussendlich auch in einer Vielzahl von Lösungsansätzen ihren Ausdruck.“
Anna Berger, Team Leader Project Management IT & Operations bei TTTech
Stellen wir uns vor, ein fünfköpfiges Team sitzt vor einer besonderen Aufgabe. Wenn nun der Lebenslauf dieser Teammitglieder mehr oder weniger identisch ist, dann wird die Herangehensweise zur Lösung der Herausforderung sehr ähnlich ausfallen. Je diverser das Team aufgestellt ist, aus umso mehr Blickwinkeln wird die Aufgabe betrachtet und die Lösung erarbeitet.“
Ulrike Meyer, CIDO bei Willenbrock Fördertechnik
Vorteil 2: Mehr Resilienz
Resilienz ist ein Begriff, der sich gerade im Arbeitskontext in den letzten Jahren so richtig eingenistet hat. Es geht um die Fähigkeit, mit Herausforderungen umzugehen und Lösungsstrategien zu erarbeiten. Betrachten wir die Resilienz von Teams, so ist zu beobachten, dass allein ein ausgewogenes Geschlechterverhältnis zu mehr Stabilität und zu höherem Erfolg führt. Das liegt einerseits an den unterschiedlichen Problemzugängen und andererseits an verschiedenen sozialen Kompetenzen, die die Teamstabilität positiv beeinflussen können.
Das klischeehafte Bild vom männlichen Computer-Nerd-Stereotyp ist in der Gesellschaft noch tief verankert: Der Einzelgänger, der bis spät in die Nacht unaufhörlich in die Tastatur hämmert und auf mehrere Bildschirme mit dunklem Hintergrund und grüner, kryptischer Schrift starrt. Die Wirklichkeit sieht jedoch anders aus. Das technische Knowhow macht durchaus einen wichtigen Teil der Software-Entwicklung aus, jedoch sind organisatorische und kommunikative Fähigkeiten ebenso essenziell. Software-Entwickler und Software-Entwicklerinnen müssen vielseitig und integrativ denken. Teamwork ist gefragt. Jeder und jede hat woanders seine Stärken. Gender Diversity führt zu einem resilienten Team, da Probleme aus verschiedenen Sichtweisen angeschaut werden.“
Nadine Felicioni, Full Stack Applikations-Entwicklerin bei Zürcher Kantonalbank
Auf den ersten Blick scheint es leichter zu sein, ein Gleichmass in der Mitarbeiterstruktur zu haben. Alle sind ähnlich, ticken einheitlich und sind vielleicht vorhersehbar. Doch trägt das wirklich zur Stabilität des Unternehmens bei?
Im Rahmen der Resilienzdebatte, die im letzten Jahr wieder besonders gross geworden ist, fällt auf, dass Heterogenität und Vielfalt der Homogenität in vielen Fällen langfristig überlegen sind. Das erfordert Individualität wahrzunehmen und damit umzugehen, Respekt, Anerkennung und Zuhören, um Mitarbeitende als Individuen zu schätzen und nicht nur als Arbeitskräfte.“
Sylvia Resetarits, CEO bei Expleo Group
Vorteil 3: Zufriedenere Mitarbeiter
Wer Diversität lebt und gleichzeitig eine Unternehmenskultur schafft, die Diskriminierung ausschliesst, profitiert automatisch von einer hohen Mitarbeiterzufriedenheit. Letztendlich kommt es darauf an, wie Menschen ihre Stärken einbringen (können) und sich als Teil des Unternehmenserfolgs sehen (können).
Weil jede Form der Diskriminierung mittlerweile ein No-Go ist, braucht diversity gar keinen Business Case mehr. Aber am Ende des Tages kommt es darauf an, was man kognitiv mit an den Tisch bringt, das Geschlecht spielt dabei nur eine nebensächliche Rolle.“
Laura Hauser, CTO bei der Österreichischen Kontrollbank CSD GmbH
Ein angenehmes Arbeitsumfeld mit Vertrauen und Wertschätzung lässt Menschen zu Höchstleistungen auflaufen. Das wirkt sich auf verschiedenen Ebenen positiv auf das Unternehmen aus und vor allem: es spricht sich herum.
Allen voran: Fairness! Unternehmen, die für ein gerechtes Arbeitsumfeld sorgen, haben erwiesenermassen zufriedenere Mitarbeiter:innen. Zufriedenheit sorgt für mehr Engagement, führt zu einer höheren Loyalität und verringert Fluktuation. In Zeiten von Fachkräftemangel ein nicht zu unterschätzender Faktor.“
Prof. Dr. Katja Nettesheim, CEO bei Culcha
Vorteil 4: Bessere Kundenbeziehungen
Wir kennen das alle: bestimmte Mitarbeiter können besser mit bestimmten Kunden als andere. Die Gründe sind vielfältig. Eines ist jedoch sicher, auch in der Kundenstruktur begegnen wir einer Vielfalt an Menschen. Um dieser gerecht zu werden, ist es hilfreich, unterschiedlich talentierte Mitarbeiter zu haben, die die gleiche Vielfalt abbilden. Damit wird Kommunikation mit den Kunden lebendiger und erfolgreicher.
Being gender inclusive and having a more balanced gender ratio at its heart provides a wider pool of talent – why would we want to focus on only half the population when recruiting? Actively pursuing gender diversity in the workplace also means that the company is most likely better reflecting its client base – if the organization better represents the customers and clients who use them, communication is often higher.”
Lianne Riches, NAV/BC Consultant bei Brookland Solutions Ltd