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ImpactAward Nominee Bernd Preuschoff (CodeCamp:N) – Vom Cost Center zum Profit Center: Wenn ein Digital-Inkubator sich neu erfindet

Der Confare ImpactAward sucht auch dieses Jahr wieder nach den IT-Entscheider*innen, die die IT im letzten Jahr besonders geprägt haben. Wer gewinnt, entscheiden Sie! Am 15.05.2025 startet das Voting via Voting-App. Hier können Sie täglich für Ihre Favoritin/Ihren Favoriten abstimmen. Wenn Sie sich selbst dem Rennen stellen wollen, können Sie HIER einreichen. Der Confare ImpactAward wird am Confare CIOSUMMIT Frankfurt am 30. September 2025 verliehen. Holen Sie sich Ihr Ticket.
Heute mit dabei – Bernd Preuschoff (CEO von CodeCamp:N). In seinem Nominee-Blog spricht er über den Wandel von CodeCamp:N vom Cost- zum Profit Center, wie die Digitalisierung bei Versicherungen gelingen kann und vieles mehr.
Wie verändert sich die Versicherungsbranche? Welche Ansprüche gibt es an Innovation in Versicherungsunternehmen?
Die Versicherungsbranche steht schon seit einiger Zeit vor großen Herausforderungen. Um nur zwei Themen zu nennen: Der Klimawandel verursacht immer häufiger Schäden in bislang unbekanntem Ausmaß. Gleichzeitig wird die Regulierung von Schäden aufgrund der Energiekrise und anderer makro-ökonomischer Effekte immer teurer. Obwohl Versicherungen als Produkt immer noch ein wichtiges Lebenselement von Menschen sind, ist doch gleichzeitig das „Geschäftsmodell Versicherung“ momentan sehr unter Druck.
Wenn man nun noch dazu bedenkt, dass eine Versicherung gleichzeitig ein sehr sensitives & vertrauensbasiertes Produkt ist, das zudem sehr wenig und meist sehr weit auseinanderliegende Touchpoints mit dem Kunden hat, wird klar, dass Versicherungen sich überlegen müssen, mit welchen Produkten und vor allem mit welchen Prozessen sie zukünftig noch Ertrag generieren können. Digitale Innovation ist also ein „Muss“ – sei es z.B. in Form von Prozessautomation (Dunkelverarbeitung), KI für Schriftverkehr und Belege, aber natürlich auch durch moderne digitale Kundenfrontends und Plattformen, die einem GenZ-Nutzerverhalten entsprechen. Der Weg, den hier die NÜRNBERGER Versicherung in Richtung Präventionsversicherung einschlägt, birgt natürlich darüber hinaus nochmals viele Innovationspotentiale, z.B. durch Integration in andere Datensysteme oder Gadgets.
Wie weit ist die Digitalisierung in Versicherungsgesellschaften vorangekommen?
Ich denke, hier sehen wir über die Branche hinweg unterschiedliche Stände. Natürlich basieren viele Landschaften im Versicherungs- und Finanzbereich noch auf dem Mainframe, mit allen Effekten, aber auch Herausforderungen, die damit einhergehen. Die Arbeit mit und der Ersatz von Legacy-Landschaften wird also noch lange ein Thema bleiben. Gleichzeitig bedeutet dies, dass natürlich Prozessautomatisierung schon lange einen hohen Stand erreicht hat – im Vergleich zu anderen Branchen sieht man hier natürlich schon viel in Systemen und ohne Papier abgebildet. Gleichwohl bietet natürlich gerade KI in Form von GenAI oder noch besserer Bilderkennung noch viel Potential, um noch mehr Bescheide, Anträge, Schadensprüfungen oder Kundeninteraktionen zu optimieren.
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Welche Rolle war für CodeCamp:N im Konzern gedacht? Wie hat sie sich verändert?
CodeCamp:N wurde als Produkt- & Talentinkubator im Jahr 2017 gegründet und diente für die NÜRNBERGER Versicherungsgruppe zum einen als Vehikel, um digitale Services und Geschäftsmodelle für das Versicherungsgeschäft zu vertesten, zum anderen auch als zweite Arbeitgebermarke im Konzern, die junge Talente ansprechen sollte. Wie viele Inkubatoren wurde das CodeCamp:N als 100%ige Tochter der NÜRNBERGER sowie als Cost Center des Konzerns geführt.
Aufgrund der globalen Ereignisse wie z.B. der Corona-Krise und dem Ukraine-Krieg, sowie den zunehmenden Effekten des Klimawandels war die NÜRNBERGER gefordert, stärker als in der Vergangenheit auf Kosten zu steuern.
Die erforderlichen Einsparmaßnahmen im Konzern führten dazu, dass mit dem CodeCamp:N vereinbarte Projekte einseitig abgekündigt wurden, was in 2023 zu einem knapp siebenstelligen Verlust für das CodeCamp führte. Als reines Cost Center stellte sich für das CodeCamp:N die Existenzfrage. Als Lösung wurde das CodeCamp:N beauftragt, sich innerhalb von 2 Jahren vom konzerninternen Cost-Center zu einem marktorientierten Profit-Center zu transformieren und aus sich selbst heraus profitabel zu werden. CodeCamp:N war dadurch gezwungen, sich einerseits für neue Kunden außerhalb des NÜRNBERGER Konzerns am Markt auszurichten und sich gleichzeitig von vielen Crew-Mitgliedern trennen zu müssen.
Was bedeutet das für Euer Geschäftsmodell?
Die Neuausrichtung vom Cost- zum Profit-Center, sowie der Aufbau eines strukturierten Vertriebs für neue Kunden (der bislang nicht erforderlich war, weil Aufträge nahezu ausschließlich innerhalb des NÜRNBERGER Konzerns generiert wurden) waren eine enorme kulturelle Herausforderung für die überwiegend aus jungen Talenten bestehende Belegschaft des CodeCamp:N. Nicht nur, dass man sich von der Produkt- zur Kundenzentrierung verändern und entsprechend auch die Organisation anpassen musste, erforderte die Umstellung auf das effiziente Be- und Umsetzen von Projekten auch die Einführung einer echten datengetriebenen Management-Kultur, die strategische Entscheidungen anhand einer zuverlässigen Datengrundlage trifft und sich wöchentlich mit den wesentlichen KPIs auseinandersetzt. Gleichzeitig musste natürlich aus der Arbeitgeber- eine Partnerbrand werden, die nicht mehr nur innen, sondern auch außen gefallen und begeistern muss – und dazu auch einen People-Mix brauchte, der heute aus „jungen Wilden und alten Hasen“ besteht, die begeistert das Versprechen der Marke einlösen.
Vom Cost Center zum erfolgreichen Transformationstreiber – Was war für den erfolgreichen Turnaround des Unternehmens ausschlaggebend?
Aus dem knapp siebenstelligen Verlust in 2023 haben wir einen siebenstelligen Gewinn in 2024 gemacht – dabei haben wir den Umsatz trotz reduzierter Mannschaft gesteigert und zudem die niedrigste Fluktuationsquote der letzten sechs Jahr gehabt.
Entscheidend für die Transformation waren die Faktoren Geschwindigkeit und Klarheit, sowie die eindeutige Ausrichtung am Markt zw. den potentiellen Kunden: Unter dem Namen „CodeCamp:N RE:INVENT“ launchten wir ein 2-monatiges Transformationsprogramm, in dem durch die Crew jeder Aspekt des Unternehmens, von Sales bis Service, von Aufbau- bis Ablauforganisation, begleitet von transparentem KPI-Controlling, neu gedacht und in Folge umgesetzt wurde. Begleitet wurde das ganze Programm von einem Kultur-Stream, in dem besprochen wurde, was die Crew an vorhandener DNA erhalten, was verlernen und was neu erlernen musste, sowie durch Events, welche die Leistungskultur unterstrichen, z.B. eine Schritte-Challenge für das gesamte Team (in der ich als Wetteinsatz meine Bartfarbe aufs Spiel gesetzt habe 😉).
Sie wollen vorab schon einmal durch die ersten Nominees des Confare ImpactAwards schmökern? HIER finden Sie eine Liste der Nominees.
Wie sieht die unternehmerische Perspektive für Euch aus? Was sind die nächsten Ziele?
Die Marke „CodeCamp:N RE:INVENT“ platziert sich heute als Beratungs- und Umsetzungspartner für Unternehmen, die sich selbst neu erfinden wollen – in der Versicherungs- und Finanzbranche, aber auch im Mittelstand, der von uns für seine Lernkurve profitieren kann – wie ich finde, eine sehr authentische Positionierung des Unternehmens vor dem Hintergrund unserer eigenen Geschichte. Mit unserer Erfahrung betreuen wir Kunden, die wissen wollen, wie Prozessautomatisierung, KI und komplexe Cloud-Themen in einem hochregulierten Umfeld funktionieren können – und trotz unserer überschaubaren Größe stemmen wir wichtige Projekte mit Kunden wie z.B. der DATEV oder der BNP Paribas.
Für die NÜRNBERGER Versicherung ist das Camp heute ein Vorreiter für die eigene Transformation und als Beteiligung ein echter Wertbringer im Portfolio.
Auch 2025 hat mit einem sehr positiven ersten Quartal begonnen und das Camp wird seinen Profitabilitätskurs noch ausweiten. Mittelfristig streben wir so die „Unabhängigkeit“ von der NÜRNBERGER als Kunde an, indem wir mehr als 50% unseres Umsatzes außerhalb der Gruppe realisieren – und dabei gleichzeitig eine stabile Rendite erwirtschaften. Aktuell sieht alles danach aus, dass uns das auch gelingt.
Wieviel gesellschaftliche Verantwortung trägt man als Führungskraft? Was bedeutet das für Dich in der täglichen Praxis?
In der Rolle als Führungskraft allgemein, aber natürlich nochmal mehr als CEO, der ich heute bin, sind wir nicht nur verantwortlich für die Mitarbeitenden und ihre Familien, sondern insbesondere auch für die Werte, mit denen und für die das Unternehmen arbeitet. Für mich bedeutet das, mich innerhalb, aber auch außerhalb des Unternehmens zu Entwicklungen zu äußern und klar zu positionieren.
Ich halte es beispielsweise für dringend geboten, dass wir uns als Digital Leader zu den Möglichkeiten, aber auch den Gefahren von digitalen Lösungen klar äußern – und uns auch politisch zeigen, indem wir z.B. auf die Notwendigkeit von KI-Kompetenz in Politik und Gesellschaft hinweisen. Auch die aktuellsten Entwicklungen durch die neue Regierung in den Vereinigten Staaten erfordern unser Wort und unsere Tat, um dafür zu sorgen, dass Europa und Deutschland, sowie seine Unternehmen, eine freiheitliche und wirtschaftliche Zukunft haben. Wenn wir als „Profis“ für diese Werte nicht eintreten, wird es niemand für uns tun – und so engagiere ich mich gemeinsam mit vielen tollen Kolleginnen und Kollegen in diesen Themen, damit man uns zuhört und wir Dinge nicht erdulden, sondern sie aktiv gestalten.
Welche Bedeutung hat der Confare ImpactAward für Dich persönlich?
Für mich persönlich ist es natürlich eine große Ehre und Freude, nach 2021 und 2022 nun mittlerweile zum dritten Mal nominiert worden zu sein – es beweist mir, dass meine Arbeit über all die Jahre relevant geblieben ist. Dieses Mal ist es aber noch einmal etwas anderes: Ich würde mich so sehr freuen, wenn wir diesen Award für die CodeCamp:N-Crew gewinnen würden – denn sie hat ihn in meinen Augen mehr als verdient.
Es gab Momente in der Geschichte, da hätte niemand den berühmten „Pfifferling“ auf die Zukunft des Camps gegeben und wir haben in den vergangenen Jahren ja gesehen, wie nach der großen Digital-Euphorie sukzessive all die Digital-Inkubatoren leise geschlossen wurden. Dass wir mit unserer RE:INVENT-Transformation nun gezeigt haben, dass das nicht immer so sein muss und man sich selbst neu erfinden kann, und in Folge miteinander ein Unternehmen geschaffen haben, dass heute nachhaltig und gegen den Markttrend Wert erwirtschaftet und für Firmen zum wertvollen Beratungs- und Umsetzungspartner, treu dem Motto „Big enough to deliver, small enough to care“, geworden ist – für all diese Arbeit und die damit verbundenen Anstrengungen wäre der Impact Award eine wunderbare Anerkennung für unsere Crew, den ich gerne im September gemeinsam mit meinem Team in die Luft halten würde.