NEU im #ConfareBlog
Maria Kreimer, Miduca AG, Von Debatten zu Taten: Wie wir die IT-Branche geschlechtergerecht gestalten
Maria Kreimer war Head of Digital Transformation bei Miduca AG und spricht im Interview mit Confare über die Herausforderungen und Chancen für Frauen in der IT-Branche. Sie betont die Bedeutung von Authentizität, Diversität und konkreten Maßnahmen zur Chancengleichheit. In einem offenen Gespräch teilt sie ihre Erfahrungen mit patriarchalen Strukturen, Quotenregelungen und der Rolle von Quereinsteigerinnen in der digitalen Transformation.
Machtstrukturen / Patriarchat im Unternehmen – Wie geht man damit um? Welche Empfehlungen hast du an Frauen in der IT?
Die Navigierung durch patriarchale Machtstrukturen in Unternehmen ist eine Herausforderung, die viele Frauen in der IT bewältigen müssen. Auf meinem Weg, der mich vom Tourismus über die Finanzwelt bis in die IT geführt hat, habe ich gelernt, wie entscheidend es ist, auf die eigene innere Stärke zu vertrauen. Selbstvertrauen und Authentizität sind dabei nicht nur Begriffe, sondern essenzielle Werkzeuge, um in einem oft männlich dominierten Umfeld bestehen zu können. Es reicht nicht, sich den bestehenden Strukturen anzupassen; vielmehr ist es wichtig, die eigene Identität und die individuellen Fähigkeiten bewusst einzusetzen.
Ein starkes Netzwerk kann dabei unterstützen, doch letztlich ist es das selbstbewusste Auftreten und das Vertreten der eigenen Ideen, die den Unterschied machen. Frauen in der IT sollten keine Angst haben, ihre Einzigartigkeit zu zeigen, denn Authentizität ist keine Schwäche, sondern eine unschätzbare Stärke. Durch klare Kommunikation und die feste Überzeugung in die eigene Expertise können Frauen nicht nur Respekt gewinnen, sondern auch den Raum für ihre Ideen schaffen, in dem sie gehört und geschätzt werden.
Was macht eine erfolgreiche Führungskraft in einem diversen Team aus?
In einem diversen Team ist es die Aufgabe der Führungskraft, einen sicheren Raum zu schaffen, in dem Vielfalt nicht nur existiert, sondern aktiv gefördert wird. Offenheit für neue Ideen und Perspektiven ist dabei der Schlüssel. Als Führungskraft in einem sich ständig wandelnden Umfeld habe ich die Erfahrung gemacht, dass es nicht ausreicht, lediglich eine Vision zu haben – man muss auch die Fähigkeit besitzen, Strukturen zu bieten, die den Mitarbeitenden Orientierung und Sicherheit geben.
In Zeiten, in denen sich Rahmenbedingungen schnell ändern, ist es unerlässlich, eine Balance zwischen Stabilität und Flexibilität zu finden. Klar definierte Ziele geben dem Team die Richtung vor, während flexible Strukturen ermöglichen, auf unvorhergesehene Herausforderungen zu reagieren.
Ein erfolgreiches Team erkennt die Stärke in seiner Vielfalt und nutzt diese aktiv. Es ist die Aufgabe der Führungskraft, ein Umfeld zu schaffen, in dem sich jeder Einzelne sicher und wertgeschätzt fühlt, damit jeder ihr/sein volles Potenzial entfalten kann. Denn in einem solch unterstützenden Umfeld gedeihen nicht nur innovative Ideen, sondern auch der Zusammenhalt und die Motivation, die es braucht, um gemeinsam erfolgreich zu sein.
Maria ist eine der engagierten Mentorinnen, die im Rahmen des Confare Female IT-Mentorings in Zürich ihre Erfahrungen teilen. Für Mitarbeiterinnen aus der Unternehmens-IT ist die Teilnahme am Mentoring nicht mit Kosten verbunden und inkludiert den Besuch des wichtigsten IT-Management Treffpunkts in der Schweiz, dem Confare #CIOSUMMIT Zürich. Hier geht’s zur Anmeldung.
Umorientierung / Neuorientierung / Quereinstieg – Welche Perspektiven kann die IT bieten? Welche Erfahrungen hast Du mit Quereinsteiger*innen?
Die IT ist eine der dynamischsten und facettenreichsten Branchen unserer Zeit, die ständig im Wandel ist und sich immer wieder neu erfindet. Diese Eigenschaften machen sie besonders attraktiv für Quereinsteigerinnen, die bereit sind, ihrer Neugier zu folgen und sich neuen Herausforderungen zu stellen. In meiner eigenen beruflichen Reise, die vom Tourismus über das Finanzwesen in die IT führte, habe ich hautnah erlebt, wie wertvoll unkonventionelle Ansätze und frische Perspektiven sein können. Quereinsteigerinnen bringen oft eine einzigartige Sichtweise mit, die bestehende Denkmuster aufbrechen und Innovationen fördern kann.
Die IT bietet nicht nur vielfältige Möglichkeiten, sondern auch eine Plattform, auf der kreative Ideen und unkonventionelle Lösungsansätze willkommen sind. Wer den Mut hat, in diese Branche einzutreten, kann nicht nur eigene Impulse setzen, sondern auch die digitale Zukunft aktiv mitgestalten.
Besonders in Zeiten, in denen sich Technologien rasant entwickeln, sind es oft Quereinsteiger*innen, die durch ihre unterschiedlichen Hintergründe neue und wertvolle Impulse in die Projekte einbringen. Dies ist insbesondere im Kontext der digitalen Transformation von unschätzbarem Wert.
Welche Bedeutung haben Quoten für Chancengleichheit?
Die Debatte über Quoten ist vielschichtig und polarisiert oft. Auf der einen Seite können Quoten als notwendiges Instrument dienen, um den Zugang zu Führungspositionen für Frauen in Branchen wie der IT zu erleichtern, in denen sie traditionell unterrepräsentiert sind. Auf der anderen Seite bleibt die Frage, ob Quoten allein ausreichend sind, um echte Chancengleichheit zu gewährleisten. Meiner Erfahrung nach schaffen Quoten zunächst den notwendigen Raum für Veränderung und stellen sicher, dass Frauen überhaupt erst einmal die Möglichkeit erhalten, sich zu beweisen.
Doch damit der Wandel nachhaltig ist, muss er von einer tiefgreifenden Veränderung in der Unternehmenskultur begleitet werden. Es reicht nicht aus, Frauen in Positionen zu bringen – es muss auch ein Umfeld geschaffen werden, in dem sie langfristig erfolgreich sein können. Eine Kultur, die Diversität als Bereicherung versteht und fördert, ist der Schlüssel zu echter Gleichberechtigung.
Quoten können ein wichtiger erster Schritt sein, aber sie müssen in einen ganzheitlichen Ansatz eingebettet werden, der darauf abzielt, eine inklusive und respektvolle Unternehmenskultur zu etablieren, in der Vielfalt gelebt wird und nicht nur toleriert.
Mit welchen Fragen sollten sich Unternehmen befassen, um für gerechte Chancenverteilung zu sorgen?
Unternehmen, die Chancengleichheit ernst nehmen, müssen den Mut haben, tief verwurzelte Denkmuster zu hinterfragen und aktiv neue Wege zu gehen. Insbesondere in der IT, einer Branche, die von Innovation lebt, ist es entscheidend, dass unterschiedliche Perspektiven nicht nur geduldet, sondern aktiv gefördert werden. Frauen in der IT bringen oft andere Denk- und Lösungsansätze mit, die in einer zunehmend komplexen und digitalisierten Welt von unschätzbarem Wert sind.
Es geht dabei nicht darum, traditionelle männliche Verhaltensmuster zu imitieren, sondern die eigene, oft differenzierte Denkweise als Stärke zu begreifen und selbstbewusst einzubringen. Unternehmen sollten den Mut aufbringen, diese Unterschiede nicht nur zu akzeptieren, sondern als wertvolle Bereicherung zu sehen und zu fördern. Dazu gehört, dass sie Frauen ermutigen, ihre authentische Art in Führung und Zusammenarbeit einzubringen, ohne sich dem Druck anzupassen oder zu verändern. Nur so kann eine Unternehmenskultur entstehen, die wirklich inklusiv ist und in der jede*r die gleichen Chancen hat, unabhängig von Geschlecht, Hintergrund oder Denkweise.
Wie sehr darf die Diskussion rund um „Frauen in der IT“ polarisieren? Was kann man für ein konstruktives Miteinander tun?
Die Diskussion über Frauen in der IT ist zweifellos wichtig, doch sie sollte nicht Selbstzweck sein. Dass diese Gespräche noch immer geführt werden müssen, zeigt, dass es noch viel zu tun gibt. Natürlich ist es gut und richtig, diese Debatten zu führen, um auf Ungleichheiten hinzuweisen und Bewusstsein zu schaffen. Doch der eigentliche Fokus sollte auf konkreten Maßnahmen liegen, die eine echte Veränderung bewirken. Es ist an der Zeit, dass wir über das Stadium hinausgehen, in dem Gleichberechtigung nur ein Thema von Diskussionen ist. Statt uns in endlosen Debatten zu verlieren, sollten wir entschlossen handeln und die IT-Branche aktiv zu einem Ort machen, an dem Geschlecht keine Rolle mehr spielt.
Nur durch konkrete Taten kann eine Kultur entstehen, in der Gleichberechtigung nicht nur ein idealistisches Ziel, sondern gelebte Realität ist. Wenn wir das erreichen, wird der Tag kommen, an dem solche Diskussionen überflüssig sind, weil Gleichberechtigung in der IT-Branche selbstverständlich geworden ist.
Maria und viele weitere Top-CIOs und IT-Entscheider*innen treffen Sie beim Confare Swiss #CIOSUMMIT. Anmeldungen sind hier möglich.