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Von der Legacy-IT zum Innovator – Confare #TopCIO des Jahres Thomas Baach, Allianz Technology

by Yara El-Sabagh

Exclusive im #ConfareBlog mit Confare #TopCIO des Jahres Thomas Baach, Allianz Technology:  Legacy-IT zum Innovator

Die Versicherungsbranche ist mitten in einem großen Veränderungsprozess. Von Startups bis zu Online-Giganten wie Google und Amazon reicht das Spektrum an Playern, die in das Geschäft drängen. Gleichzeitig sind die Wünsche und Anforderungen an die etablierten großen Gesellschaften hoch. Kunden erwarten sich Innovation und moderne Dienstleistung gepaart mit höchster Sicherheit und Verlässlichkeit. Diesen Ansprüchen gerecht zu werden, ist die wichtigste Aufgabe der IT im Versicherungsunternehmen.

Thomas Baach ist Managing Director der Allianz Technology GmbH in Wien. Dass er in einer groß angelegten organisatorischen und technischen Modernisierung den Spagat zwischen Transformation und Stabilität meistert, machte Thomas in den Augen der Jury zum aussichtsreichen Kandidaten im Rennen um die Auszeichnung als #TopCIO des Jahres und den Confare #CIOAWARD.

Die Auszeichnung Confare #CIOAWARD ist so ein grosser Erfolg, dass 2023 deren Verleihung bereits zum 12. mal in der Schweiz stattfindet. Kommen Sie zum 12. Confare Swiss #CIOSUMMIT!

Technology

Die Versicherungsbranche war ein Vorreiter der Digitalisierung. Dementsprechend hat man jetzt mit einer umfangreichen Legacy Landschaft zu kämpfen. Wo siehst Du denn die Kernherausforderungen der Branche, und welche Rolle spielen IT und Digitalisierung dabei?

I agree! Das Credo mit Blick auf Legacy Landschaften sollte lauten, kleinere, aber fundamentalere Projekte zu starten und sie schnell in die Umsetzung bringen. Das ist aus unserer Sicht besser als ein Mega-Programm zu designen bei dem allein die Planung zwei Jahre dauert. Wir haben auch gelernt: es ist ok zu starten, ohne zu wissen, wie man danach weiter macht. Wir haben zum Beispiel innerhalb von neun Monaten ein Teil unseres Kernversicherungssystems als Modul herausgelöst, um es in einem Pilot-Land in Produktion zu bringen. Aber dieser eine Businessprozess – und es ist wirklich ein kleiner Teil des Versicherungsprozess-Universums – war für 25% des Infrastrukturbedarfs verantwortlich. Danach haben wir uns überlegt, wo und wie wir weiter machen.

Kleinere, aber fundamentalere Projekte erleichtern auch das Stakeholdermanagement, weil sie risikoärmer sind und die Kunden eine Innovation bzw. das Ergebnis auch schneller erleben und davon profitieren. Das Einbeziehen der Kunden in den Software-Entwicklungsprozess gehört heute ohnehin dazu, sonst greift auch das ganze Konzept der Agilisierung zu kurz.

Darüber hinaus muss man in fundamentalen Veränderungsprozessen die Mitarbeiter*innen aktiv mitnehmen und einbeziehen. Die Teams waren es jahrelang gewohnt, in einer Technologie, in bestimmten Prozessen und in einer Kultur zu arbeiten. In so einer Situation entstehen auch Ängste, denen man sich aktiv stellen muss, um sie abzubauen und die Akzeptanz der Transformation abzusichern.

Welche Rolle spielt denn die Allianz Technology GmbH in Wien im Allianz Konzern?

Die Allianz Technology GmbH in Wien spielt eine wichtige Rolle im Allianz Konzern, da hier der Grundstein für das Allsparten Kernversicherungssystem ABS gelegt wurde. In ABS werden über 70 Millionen aktive Policen in 20 Ländern verwaltet. Heute haben wir drei weitere Standorte, um das System kontinuierlich weiterzuentwickeln und zu betreiben. Zusätzlich haben wir aus Wien heraus das Konzept für eine grundsätzliche Modernisierung von ABS in Richtung Cloud und Microservices vorangetrieben. Neben einem umfangreichen fachlichen Versicherungswissen zeichnet uns immer stärker die Arbeit mit State-of-the-Art Technologie aus. Tägliche Deployments direkt in die Produktion etwa wird bei uns mittlerweile in den Teams praktiziert.

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In den letzten Jahren wurde die IT-Organisation der Allianz Technology auf völlig neue Beine gestellt. Was waren denn die Ausgangslage und das Zielbild dieser Transformation?

Die Ausgangslage war, wie in vielen Konzernen üblich, eine historisch gewachsene, dezentrale IT-Organisation und ein großes Portfolio an Systemen. Mangel an Transparenz, redundante Anforderungen und hohe Kosten waren die Folge. Die IT wurde mittlerweile zentralisiert mit dem Vorteil, dass die Systeme zentral gewartet werden können. Als Beispiel, bei dem weltweiten Log4J-Problem im November 2021 hat mein Team zentral das Upgrade für die ABS-Kernversicherungssysteme durchgeführt, und zwar innerhalb von 24 Stunden.

Die Ausgangslage in meinem Verantwortungsbereich war ein in Wien gebautes Kernversicherungssystem basierend auf einem monolithischen proprietären Framework, welches verschiedene Businessmodelle unterstützt und deshalb sehr generisch gebaut wurde. Mit der Businessharmonisierung der Allianz und der technischen Transformation gelingt es uns immer besser, maßgeschneiderte IT-Lösungen auf Basis einer State-of-the-Art Technologie an unsere Kunden auszuliefern.

Welche Rolle spielen IT und Digitalisierung dabei?

Wenn wir uns die Versicherungsbranche anschauen, dann kommt der Digitalisierungsbedarf sowohl von den Versicherungskund*innen als auch aus den Versicherungsunternehmen selbst etwa aus dem Vertrieb, Betrieb und aus der Unternehmenssteuerung. Bei den Versicherungskund*innen ist die Erwartung, dass ihre Interaktion mit der Allianz einfach, schnell und sicher gestaltet ist – sei es bei Vertragsabschluss, in der Schadenabwicklung, bei Vertragsänderungen oder den vielen an anderen Touchpoints. Dabei vergleichen uns die Kund*innen nicht nur mit anderen Versicherungsunternehmen, sondern zunehmend mit den großen Technologieplayern.

Unternehmensintern ist die Digitalisierung in Verbindung mit Automatisierung ein wichtiger Hebel, um Effizienz und Geschwindigkeit zu verbessern. Hier geht es darum, ganze Prozessketten ende2ende zu digitalisieren. Aus diesem Grund können Insellösungen wie einzelne Apps immer nur der erste Schritt sein. Ganzheitliche Digitalisierung muss weiter gehen, wenn die Arbeit für den Vertriebler oder den Sachbearbeiter im Betrieb leichter werden soll. Auch in der Unternehmenssteuerung wird Digitalisierung gebraucht. Beispiel: predictive AI-Modelle können dabei helfen, Naturkatastrophen besser vorauszusehen und damit wäre es möglich, den negativen Impact besser zu mitigieren. Auch beim Erreichen wichtiger übergreifender Ziele, etwa die Reduzierung des CO2-Ausstosses, spielt Digitalisierung eine Rolle, denn je besser die Skalierung der technischen Systeme unter Last funktioniert, desto weniger Energie wird verbraucht – um nur ein Beispiel zu nennen.

Die Digitalisierung der Versicherungs-Branche kennt aus meiner Sicht kein „fertig“, sondern ist ein kontinuierlicher Prozess und spiegelt ganz klar die wachsende Bedeutung von Technologie weit über die Rolle eines „Enablers“ wieder.

„Leading IT with You“ ist einer der Kernsätze der IT-Vision von Allianz Technology. Was macht denn aus Deiner Sicht moderne IT-Leadership aus?

Modernes IT-Leadership besteht aus mehreren Dimensionen, die zusammenspielen müssen, denn eine allein reicht nicht. Zuerst klare Fokussierung auf die Menschen – seien es Mitarbeiter*innen, Kund*innen oder Stakeholder. Neue Ideen werden von Menschen in die Welt gebracht, auch Kompromisse werden von Menschen ausgehandelt. Das kann man gar nicht oft genug sagen. Aber auch die beste Kooperationsabsicht hilft nichts, wenn sie nicht verstanden wird. Beispiel agiles Delivery Modell: so etwas muss wirklich in der Tiefe verstanden werden, sowohl von den Mitarbeiter*innen als auch den Kunden. Wie arbeiten wir ab morgen konkret zusammen? Darauf braucht es Antworten. Drittens muss IT-Leadership stets ein wachsames Auge auf Stabilität und Sicherheit der IT-Systeme haben. Nur wer die Basics beherrscht kann sich auch als Innovationspartner beim Kunden positionieren. Und schließlich braucht ein geschärftes Bewusstsein für die Balance zwischen Benefits und Kosten. IT-Innovation und Transformation hat ein Preisschild und dem gegenüber muss ein erlebbarer Mehrwert stehen, und zwar aus Sicht der Kunden!

Was bedeutet der Confare #CIOAWARD für Dich persönlich?

Transformation und Veränderungen in unserer Größenordnung sind ein Kraftakt ähnlich einer anstrengenden Berg-Etappe. Diese Auszeichnung zeigt uns, dass wir auf dem richtigen Weg sind und es sich lohnt, neue Wege zu gehen. Außerdem ist es eine Signalwirkung auf dem Arbeitsmarkt für IT-Fachkräfte. Dort werden wir als Versicherer – zu Unrecht – immer noch als ein bisschen „verstaubt“ wahrgenommen.

Kannst Du schildern, wie es Dir beim Verfassen der Einreichung gegangen ist und welche Erfahrungen dabei gemacht hast?

Als ich die Einreichungs-Unterlagen im Jänner 2022 bekommen habe, dachte ich, diese mal schnell übers Wochenende beantworten zu können. Diese Fragen haben dann aber einen Reflektionsprozess getriggert. Insbesondere die Fragen zum Umgang mit Innovation haben mich dazu veranlasst, in meiner Organisation einige Veränderungen vorzunehmen. Dies hatte zur Folge, dass die Fertigstellung der Einreichungsunterlagen über 9 Monate gedauert hat und dass wir gleichzeitig den Umgang mit Innovation verbessert haben (um ein konkretes Beispiel zu nennen). Ich kann daher nur jeden empfehlen, hier mitzumachen. Wenn man sich mit den Fragen ernsthaft beschäftigt, wirkt das auch sehr positiv nach innen.

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