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Von der Übersetzerin zur Digitalisierungsexpertin: Ein Gespräch mit Céline Solenthaler

by Bianca Bogad-Frey

NEU im #ConfareBlog
Exklusiv im Interview: Von der Übersetzerin zur Digitalisierungsexpertin: Ein Gespräch mit Céline Solenthaler (Stadtpolizei Zürich

Von der Übersetzerin zur Digitalisierungsexpertin: Ein Gespräch mit Céline Solenthaler

Als Digitalisierungsverantwortliche der Stadtpolizei Zürich gestaltet Céline Solenthaler heute die digitale Transformation einer Organisation mit über 2200 Mitarbeitenden. Ihr Weg in die IT-Welt begann jedoch ganz woanders, nämlich als Übersetzerin. Ein Gespräch über Quereinstiege, weibliche Vorbilder und die Bedeutung von Diversität in der Tech-Branche.

Du bist eigentlich eine „klassische” Quereinsteigerin in die IT. Was war Deine Ausbildung und wie kommst Du in die IT?

Nach meinem Abschluss als diplomierte Übersetzerin arbeitete ich mehrere Jahre als Übersetzerin in Irland und England. Zurück in der Schweiz arbeitete ich als Technical Writer in einer Software-Firma und schrieb Handbücher für deren Produkte. Dabei fiel mir auf, dass ich oft Konzepte erklären musste, die für Entwickler klar, für durchschnittliche Benutzer jedoch alles andere als intuitiv waren – etwa, dass ‘True’ schlicht ‘Ja’ bedeutet. Mir wurde klar: Eine bessere Software-Gestaltung könnte viele komplizierte Erklärungen überflüssig machen.

Diese Erkenntnis motivierte mich, berufsbegleitend ein Informatikstudium mit Fokus auf User Experience und Usability zu absolvieren. Dank dieser Ausbildung kann ich eine wichtige Brückenfunktion einnehmen und zwischen Kunden und Entwicklern vermitteln.

Du bist jetzt Digitalisierungsverantwortliche. Eine herausfordernde Aufgabe, wie gehst Du es an?

Wir digitalisieren nicht um der Digitalisierung willen, sondern mit dem klaren Ziel, unseren Mitarbeitenden mehr Zeit für ihre Kernaufgaben zu geben. Der Schlüssel zum Erfolg liegt im Zuhören und im Verständnis dafür, wo der Schuh wirklich drückt.

Viele denken bei Digitalisierung sofort an Technologie. Dabei ist Digitalisierung in erster Linie ein Change-Prozess: Man kann nicht digitalisieren, ohne die bestehenden Prozesse zu hinterfragen. Zudem gelten im Behördenumfeld andere Rahmenbedingungen als in der Privatwirtschaft (Stichwort Datenschutz) – auch das gilt es hin und wieder zu erklären.

Du bewegst Dich eher in einem männerdominierten Umfeld, gehen Dir Frauen in der IT ab?

Mittlerweile bin ich es gewohnt, oft die einzige Frau im Raum zu sein, aber das sollte sich ändern. Digitale Produkte halten in immer mehr Lebensbereichen Einzug: Wir kommunizieren über WhatsApp, erledigen unsere Zahlungen im eBanking, lösen unser ÖV-Ticket auf dem Handy. Diese digitalen Produkte werden von allen genutzt und entsprechend wichtig ist es, mehr Diversität in die Teams zu bringen, die diese Produkte entwickeln.

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Ab wann glaubst Du sollte man besonders Mädchen für Technik begeistern?

Je früher, desto besser! IT ist kreativ und vielseitig – das sollten Mädchen früh erleben. In der Schweiz findet immer im November der sogenannte Zukunftstag statt. Das finde ich eine grossartige Gelegenheit, um Einblick in die Welt der IT zu erhalten. In meiner Zeit bei der Edorex war dieser Event immer ein voller Erfolg: Zukunftstag 2024: Mädchen, Kreativität, Technik und Teamwork – Edorex

Neben solchen Initiativen braucht es auch Vorbilder: Kinder sollten sehen, dass IT keine Männerdomäne ist und dass Frauen in der Branche erfolgreich sein können.

Was kann man tun, um Frauen für Jobs im IT Umfeld zu begeistern?

Wir müssen unbedingt die Vielfalt der IT-Berufe besser kommunizieren. Es geht längst nicht mehr nur ums Programmieren, sondern um kreative Lösungsfindung, Kommunikation und die Gestaltung digitaler Produkte. Es geht darum, Bedürfnisse zu erörtern, Workshops zu leiten, Prototypen zu bauen, Ideen zu testen – all das macht unglaublich viel Spass! Und weil Digitalisierung überall hochaktuell ist, kann man über Berufe in der IT in ganz viele Branchen Einblick erhalten.

Nicht zuletzt bieten gerade Berufe im IT-Umfeld oft sehr attraktive Arbeitsbedingungen – mit flexiblen Arbeitszeiten und der Möglichkeit, Beruf und Privatleben zu vereinbaren.

Was rätst Du Frauen, wie sie ihre Position in einem eher männerdominierten Umfeld festigen und Karriere in der IT machen?

Netzwerken ist absolut zentral – innerhalb der Organisation und darüber hinaus. Ich nenne es “strategisches Kaffee trinken” mit Entscheidungsträger*innen. Solche informellen Gespräche sind unglaublich wertvoll für die eigene Karriereentwicklung.

Und manchmal braucht es auch einfach Selbstvertrauen und eine dicke Haut. Einfach mal hinstehen und machen, auch wenn man nicht 100% sicher ist, ob mans kann oder obs andere gut finden. Nur so entwickelt man sich schliesslich weiter.

Wie stehst Du zum Thema Mentoring, Austausch und Netzwerk?

Mentoring ist super wichtig: Warum sollte man selber alle Fehler machen, wenn andere bereits Erfahrungen gesammelt haben? Mentoring bietet wertvolle Einblicke und neue Perspektiven.

Auch Netzwerken finde ich wahnsinnig wichtig. Das liegt nicht allen gleich gut, ist aber auch Übungssache. Und Tatsache ist, dass viele spannende Stellen über diese Kontakte vergeben werden.

Reine Frauennetzwerke haben durchaus ihre Berechtigung, aber ich finde es wichtig, in verschiedenen Netzwerken aktiv zu sein.

Brauchen Frauen weibliche Vorbilder?

Unbedingt! Role Models machen Karrieren greifbarer und zeigen unterschiedliche Wege auf. Gerade als Quereinsteigerin war es für mich wichtig zu sehen, dass auch andere Frauen diesen Weg erfolgreich gegangen sind.

Das Motto 2025 lautet bei unseren Confare CIO Summits: Balancing in challenging times – Enabling visions. Sind es nicht gerade Frauen in der IT, die Balance schaffen und Visionen ermöglichen?

Ich glaube nicht, dass es ausschliesslich die Frauen sind, die Balance bringen und Visionen ermöglichen. Aber ihre Perspektiven sind essentiell, um die Balance zu erreichen und eine Vision zu schaffen, die breiter abgestützt ist. Diversität in Teams führt gemäss Studien – und auch in meiner Erfahrung – zu besseren Entscheidungen und innovativeren Lösungen.

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