Neue Generationen kommen von den Unis in die Unternehmen. Sie bringen ein ganz anderes Wertesystem mit, als man es in Konzernen gewohnt ist. Startupkultur trifft auf Mitarbeiter, die sich vor Veränderungen fürchten und Angst davor haben, dass sie per Chatbot wegrationalisiert werden.
Während der CIO in den letzten Jahren an der Zuverlässigkeit und der Verfügbarkeit der IT, sowie der Kosteneffizienz gemessen wurde, erwarten Management und Fachbereiche nun mehr Inspiration, Kreativität und Business Innovation. Über den Dächern Wiens treffen sich bei Confare Innovative CIO am 26.11.2019 Experten und Top-CIOs und diskutieren, wie die Transformation hin zur Innovative IT möglich ist.
Gartner meint, dass HR und IT in Zukunft immer mehr zusammenwachsen werden – auf welche neuen Aufgaben muss sich der CIO dafür vorbereiten?
Der Mainstream der Aufgaben wird zunehmend automatisiert. Für die Menschen bleiben dann die außergewöhnlichen Aufgaben. Dementsprechend wächst mit dem Automatisierungsgrad die Kompetenzanforderung an MitarbeiterInnen. Wenn man z.B. den IT-Support betrachtet: Vieles wo heute Menschen gefragt werden, wird zukünftig durch Chatbots beantwortet. Die können das nur so gut, wie intelligent Menschen vorab die Voraussetzungen dafür geschaffen haben. Knifflige und seltene Fragestellen, bleiben den ExpertInnen vorbehalten. Chatbots werden relativ rasch lernen – an Tonfall und Mimik, aber auch an der Wortwahl – zu erkennen, ob Menschen aufgebracht sind. Konflikte zu kalmieren, ist keine Frage von Automatisierung sondern von hoher sozialer Kompetenz. Durch die Digitalisierung werden also die Soft Skills von MitarbeiterInnen immer wichtiger.
Das Vorhersehbare lässt sich automatisieren. Es wird ja von bekannten bisherigen Mustern auf die aktuelle Situation geschlossen. Intelligent ist die künstliche Intelligenz nicht. Kreativ schon gar nicht. Sie ist nur höchst leistungsfähig im Analysieren des Vergangenen und im Extrapolieren auf die Gegenwart und Zukunft. Disruptives Changes sind mathematische Singularitäten. Da liegt man mit Fortschreiben der Vergangenheit völlig daneben. Sich rasch auf neue Situationen einzustellen, wird daher zu einer Schlüsselkompetenz. Siehe daher auch mein letztes Interview, das du mit mir geführt hast. „CIOs als Talente-Manager: Vom Alten lernen Neues zu machen“
Hans Christoph von Rohr hat treffend gesagt: „Kapital lässt sich beschaffen, Fabriken kann man bauen, Menschen muss man gewinnen.“ Ich bin davon überzeugt, dass Vertrauen UND Daten die entscheidenden Währungen der Zukunft sein werden. Im klugen Zusammenspiel zwischen Automatisierung UND Menschen liegt die zum Erfolg führende Intelligenz.
Man ist sich einig, dass neue Generationen ein neues Arbeitsumfeld erwarten. Wo siehst Du die größten Handlungsfelder in den Unternehmen?
Obwohl ich selbst 1961 geboren und daher eindeutig „Baby-Boomerin“ und digitale Migrantin bin, weise ich mit meinen Einstellungen und Werten mehr Ähnlichkeiten mit den „Digitalen IndividualistInnen“ der vielzitierten Generation Y und Z bzw. Millennials auf als diese mit den gleichaltrigen „Adaptiv-Pragmatischen“ oder „Konservativ-Bürgerlichen“.
Wertschätzendes Miteinander der Generation schlägt die Brücke über die digitale Kluft und führt zum gemeinsamen Erfolg. Siehe auch mein Blog zu diesem Thema. Es braucht einen gesunden Mix zwischen Erfahrungsschätzen UND frischem Wind.
Für die digitalen IndividualistInnen, PerformerInnen und Adaptiv-Pragmatischen können Ansätze von Gamification die Leistungsfreude und -fähigkeit steigern. Tatsächlich kann man sich von lustvoll-erkundenden Kindern höchst kreative, nachhaltig-gesunde High Performance abschauen. Haben Sie sich schon einmal gefragt, wie es kommt, dass selbst hyperaktive Kinder beim Computerspielen „Sitzfleisch“ bekommen und in höchster Konzentration beeindruckende Beharrlichkeit an den Tag legen? Gamification nennt sich der methodische Ansatz, die Faszination von Spielen und die daraus resultierende Einsatzbereitschaft, Ausdauer und Zielstrebigkeit für die Businesswelt zu erschließen. Siehe auch mein Blog: „Gamification Herausforderungen spielerisch meistern“ Die digitalen Möglichkeiten schaffen dafür gute Voraussetzungen.
Wenn Kulturwandel zur Aufgabe des CIOs wird, was bedeutet das für seine Rolle?
Seit meinen Wurzeln im prozessorientierten Qualitätsmanagement ist mir bewusst: die beste Strategie kann nur so gut sein, wie es von allen – bei den Führungskräften beginnend – gelebt wird. Mit den Worten von Peter Drucker: „Kultur verspeist Strategie zum Frühstück.“ Die ausgeklügeltste digitale Strategie kann nicht aufgehen, wenn der kulturelle Nährboden dafür nicht gelegt ist.
Das war seinerzeit die Gründungsidee von meinem Unternehmen Impuls & Wirkung: Nur die parallele Arbeit einerseits auf der Ebene von Organisation & Struktur und andererseits von Menschen & Beziehungen ist erfolgversprechend.
Damit ist die These von Gartner, dass IT und HR gemeinsam Verantwortung für Kulturwandel augenscheinlich. Johann Wolfgang von Goethe bringt es wieder einmal auf den Punkt: „Nichts ist innen, nichts ist außen. Denn was drinnen, das ist draußen.“ Das ist nur auf den ersten Blick trivial. Unternehmenskultur wird sichtbar im Handeln von Menschen. Werte und Einstellungen der Unternehmenskultur prägen das Verhalten sowie die Beziehungen und Zusammenarbeit von Menschen von innen. Automatisierte Strukturen von außen.
Du siehst Humor als einen wichtigen Faktor für kreative Zusammenarbeit und Innovation – Was kann man sich in der Praxis dabei vorstellen?
Innovation beruht auf neuen Ideen. Die entstehen aus Kreativität. Dazu ist unser Hirn unter Druck, Stress und Angst nicht fähig. Da ist unser neuronales Kreativitätszentrum blockiert. Lachen ist das wirkungsvollste Mittel gegen Stress. Weil sich unsere Muskeln beim herzhaften Lachen so entspannen, „zerkugeln“ wir uns ja auch beim Lachen. Das ermöglicht Kreativität. Im Blödeln sind wir unglaublich einfallsreich. Humor und Kreativität entstehen, wenn Widersprüchliches aufeinandertrifft. „Wenn die Schraube locker ist, hat das Leben mehr Spiel.“ ist ein Wortwitz, der es auf den Punkt bringt. Unter vielen „Schnapsideen“ finden sich dann geniale Lösungsansätze. „Die meisten großen Taten, die meisten großen Gedanken haben einen belächelnswerten Anfang.“ Dieser Aussage von Albert Camus stimme ich vollinhaltlich zu. Humor ist ein wundervoller Katalysator für Innovationsgeist.
Digitalisiert kann man eine Witze- und Pointensammlung gezielt nutzen. Spontaner Wortwitz und Situationskomik ist uns Menschen vorbehalten. Übrigens EvolutionspsychologInnen gehen davon aus, dass die Fähigkeit zu Lachen beim gemeinsamen Vorfahren der Menschenaffen mit uns Menschen entwickelt wurde: als Ventil gegen soziale Spannungen im Rudel.
Eine chinesische Weisheit besagt: „Wer nicht lächeln kann, sollte keinen Laden eröffnen.“ Ich ergänze: „Wer nicht lächeln kann, sollte nicht mit Menschen arbeiten. Von KindergartenpädagogInnen über Service-MitarbeiterInnen bis zu Top-ManagerInnen. Es gibt auch eine deutsche Studie, welch gewaltigen betriebswirtschaftlichen und damit auch volkswirtschaftlichen Schaden es verursacht, dass es so viele übellaunige ChefInnen gibt.
Siehe auch: “Etablieren Sie die ‚Raunzfreie Zone”
Was kann eine Führungskraft für eine humorvollere Arbeitsumgebung tun?
- Eine Vertrauenskultur schaffen, in dem Lachen zugelassen ist.
- die eigene gute Laune kultivieren.
- zum geistreichen Blödeln ermutigen.
Wer fröhlich auf Menschen zugeht wird zumeist – zumindest bei psychisch gesunden Menschen mit intakten Spiegelneuronen – wieder Fröhlichkeit ernten.
Die hohe Schule der Souveränität und des Humors ist, über seine eigenen Makel und Hoppalas lachen zu können. Gemäß dem Motto: Bevor die anderen alleine hinter Ihrem Rücken lachen, ist es doch klüger und lustiger gemeinsam zu lachen.
Ich liebe übrigens die Aussagekraft und Doppeldeutigkeit unserer deutschen Sprache. Durch unsere Ecken und Kanten, unsere Marotten und unseren Humor machen wir uns für andere greifbar. Dann können sie Vertrauen in uns fassen. Natürlich machen wir uns damit auch angreifbar. Das signalisiert den anderen, dass wir in friedlicher Absicht kommen. „Vertrauen zu schenken erzeugt einen Verpflichtungssog.“ formuliert es der Motivations-Guru Reinhard Sprenger. Wir wollen das Vertrauen, dass wir von anderen geschenkt bekommen nicht wieder verlieren. Darum ist es klug, etwas von sich, in humorvoller Weise preiszugeben.
Viele Tipps für ernstzunehmenden Humor & intelligentes Blödeln können Sie hier nachlesen: “Führungskompetenz Humor”
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