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Harald Keckeis, Kliniken Valens, Zuverlässigkeit und Flexibilität: Zukunftsorientierte IT im Gesundheitswesen
Die IT ist schon lange ein fixer und wichtiger Bestandteil des Gesundheitswesens. Inwiefern sich ihre Rolle in den letzten Jahren verändert hat, warum man im Spitalsbereich besonders auf Cybersecurity achten muss, was das mit Cloud-Lösungen zu tun hat und warum KI niemals einen Arzt ersetzen wird und dennoch aus dem Klinikalltag nicht mehr wegzudenken ist, erklärt Harald Keckeis.
Er ist Direktor Finanzen & IT sowie stellvertretender CEO der Kliniken Valens, seit der Fusion mit den Zürcher RehaZentren im vergangenen Jahr der grösste Rehabilitationsanbieter der Schweiz.
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Wie hat sich die Rolle der IT in der modernen Spitals- bzw. in Ihrem Fall der Rehabilitationslandschaft verändert?
Die IT hat sich in den letzten Jahren rasant weiterentwickelt und vor dem Gesundheitswesen natürlich nicht haltgemacht. Der Digitalisierungsdruck ist heute wesentlich grösser als noch vor zehn Jahren.
Leider muss jedoch gesagt werden, dass noch nicht alle notwendigen Hausaufgaben gemacht wurden. Ein Beispiel: Obwohl noch keine vernünftige IT-Basis geschaffen wurde, springt man bereits auf den nächsten Zug auf, weil die IT eben eine sehr schnelllebige Branche ist, die sich ständig verändert.
Ausserdem hat sich die Rolle der IT verändert: War die IT früher, überspitzt gesagt, lediglich dazu da, Arbeitsmittel bereitzustellen, muss sie heute nicht nur technischen Support bieten, sondern auch prozess- und serviceorientiert agieren. Das fängt bei den Updates an, die früher einfach irgendwann gemacht wurden.
Heute müssen diese schon Tage zuvor angekündigt werden, damit die Mitarbeitenden diese sozusagen in ihren Arbeitsalltag einplanen können. Für manche IT-Mitarbeitenden – bei uns beispielsweise in der Medizininformatik, also in der Applikationsbetreuung – bedeutet Serviceorientierung, dass sie wirklich einen Anwenderblick einnehmen müssen.
Wie meistert man die hohen Anforderungen an Innovation und Modernisierung im Spannungsfeld von Personalknappheit und Budgetengpässen?
Indem man sich auf das Wesentliche konzentriert und das dann auch konsequent verfolgt und umsetzt. Das heisst, dass man versucht, die richtigen Dinge richtig und zur richtigen Zeit zu tun. Das mag banal klingen. Im Prinzip aber geht es um Effektivität und Effizienz. Und dabei ist oft eben weniger mehr. Man muss nicht immer gleich auf jeden neuen Trend aufspringen.
Gerade in einer derart schnelllebigen Branche tendiert man natürlich dazu, zu viel machen zu wollen. Davor sind wir auch nicht gefeit. Umso wichtiger ist es, dass man nichts macht, was nicht unbedingt notwendig ist. Wir beispielsweise müssen uns aktuell auf die Fusion konzentrieren, die ja alleine schon genügend Herausforderungen birgt.
Nun hilft es, dass wir uns in der Vergangenheit stets auf das Wesentliche konzentriert und in den letzten Jahren eine vernünftige IT-Architektur aufgebaut haben. So haben wir eine gute Ausgangsbasis, um die Skalierung des Systems vornehmen zu können.
Welche besonderen Anforderungen ergeben sich in Bezug auf Cybersecurity – generell, aber auch in Bezug auf das Gesundheitswesens und in Ihrem Fall auch im Hinblick auf die Fusion?
Cyberkriminalität ist eine Tatsache, mit der wir mittlerweile leben müssen – da unterscheidet sich das Gesundheitswesen nicht von anderen Branchen. Meiner Meinung nach ist es entscheidend, dass man versucht, immer einen Schritt voraus zu sein, sodass Gefahren frühzeitig erkannt werden können. Ausserdem gilt es, sich mit verschiedenen, branchenspezifischen Stakeholdern zu vernetzen.
Und natürlich braucht es im Unternehmen ein grosses Bewusstsein. Die Mitarbeitenden sollten aufgeklärt und sensibilisiert werden, was Cyberkriminalität ist, welche Auswirkungen sie haben und wie sie erkannt und auch gemeldet werden kann. Bei uns werden die Mitarbeitenden im Rahmen des Welcome Days umfassend über das Thema informiert.
Bei all den Vorkehrungen aber muss einfach auch gesagt werden: Cyberkriminalität ist schlichtweg ein neuer krimineller Sachverhalt, den die weltweite Vernetzung mit sich bringt und den wir nicht abwenden können. Wir können uns lediglich so gut wie möglich davor schützen.
Sie haben vorhin ja bereits Effizienz angesprochen: Inwiefern tragen Cloud-Lösungen zur Verbesserung dieser und auch zur Zukunftsfähigkeit der Krankenhaus-IT bei?
Stimmt, Effizienz ist wichtig. Im Spitalswesen ist man jedoch kein so grosser Freund von Cloud-Lösungen, da sie eben auch einige Gefahren bergen – womit wir wieder beim vorherigen Thema der Cybersecurity wären. Wobei bitte nicht falsch verstehen: Cloud-Lösungen machen auf jeden Fall Sinn, allerdings nur bei unproblematischen Prozesse. Bei sensiblen Daten wie das im Gesundheitswesen nun mal der Fall ist, sind wir eher Befürworter von On-Premise-Lösungen.
Und wie schaut es mit künstlicher Intelligenz aus? Welche Rolle spielt KI in der Entwicklung der Krankenhaus-IT?
KI hat auf jeden Fall grosses Potenzial und zwar überall dort, wo es zu einer Automatisierung und Arbeitserleichterung führen bzw. entscheidungsunterstützend eingesetzt werden kann.
Und damit sowohl im medizinischen, therapeutischen und pflegerischen Bereich, als auch im Verwaltungsbereich. Ein Beispiel wäre etwa die Codierung: Um Rehabilitationsaufenthalte abrechnen zu können, müssen die medizinischen, pflegerischen und therapeutischen Informationen codiert werden. Ein Prozess, der mittels KI wesentlich erleichtert werden kann, da sie (KI) aufgrund der vom Arzt, von der Pflege oder den Therapeuten eingegebenen Leistungen gleich einen Codierungsvorschlag machen kann.
KI sollte nicht als Feindbild betrachtet werden. Einen Arzt oder Therapeuten wird die KI nicht ersetzen. Doch sie kann beispielsweise aufgrund der eingegebenen Daten passende Präparate vorschlagen. KI kann uns auch dabei unterstützen, trotz Personalknappheit die Effizienz zu steigern.
Wie stellt man sicher, dass IT-Systeme zuverlässig funktionieren und gleichzeitig flexibel genug sind, um sich an den medizinischen Fortschritt anzupassen?
Zuverlässig funktionieren heisst, dass man eine gute IT-Basisarchitektur schafft, was natürlich mit Investitionen verbunden ist – sowohl finanziell als auch zeitlich. Gleichzeitig flexibel genug bedeutet, dass die Systemlandschaft möglichst homogen gehalten wird. Sprich: Man sollte nicht jede neue Software implementieren und am Schluss für ein- und denselben Anwendungsbereich vier verschiedene Softwaresysteme im Angebot haben.
Es braucht eine vernünftige, leistungsperformante IT, einen schönen Blumenstrauss an Applikationen, der eine gute Performance ermöglicht und zum Unternehmenserfolg beiträgt.
Am Ende des Tages geht es immer darum, dass die Patientinnen und Patienten die richtige Behandlung bekommen und dass diese in einem effizienten System erfolgt. Die IT kann dabei immer mehr beitragen – vorausgesetzt, sie bietet userfreundliche und sichere Lösungen an.