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Silvia Peer-Noic (KTM Informatics): Zweifel am eigenen Leadership – wieso sich Frauen mehr zutrauen sollten

Silvia Peer-Noic ist Lead IT Service Desk bei KTM Informatics und eine waschechte IT-Powerfrau. In diesem exklusiven Bloginterview spricht sie über ihren Werdegang in der IT, ihre Erfahrungen als Frau in einer IT-Führungsposition und vieles mehr.
Du hast einen spannenden Werdegang, würdest Du diesen kurz skizzieren?
Mein Werdegang hat mich erst im zweiten Anlauf in die IT geführt.
Meine Anfänge hatte ich in einem geisteswissenschaftlichen Studium (Politikwissenschaft). Obwohl ich nebenbei immer in einem Internetcafé gearbeitet und mich viel mit IT beschäftigt habe. Ab 2013 habe ich mich hauptberuflich in die IT gestürzt.
Gestartet habe ich bei dm im Support mit Schwerpunkt im Identity-&Access Management, dann bin ich zu den Salzburger Festspielen als IT Systems Engineer (Schwerpunkt AD & Gruppenrichtlinien, Drucker-und Dokumentenmanagementsystem, konnte aber auch meine ersten firmenweiten Projekte leiten –> Einführung Intranet) weitergezogen und dürfte dadurch kulturellen Hochgenuss miterleben.
Seit Dezember 2019 bin ich bei KTM in Mattighofen und seit April 2024 als Teamleiterin vom IT Service Desk.
Dich fasziniert IT, Warum?
Weil jedes IT-System viele kleine Einheiten benötigt um zu funktionieren. Und nur wenn diese Einheiten perfekt aufeinander abgestimmt sind, kann ein IT-System schnell und effizient arbeiten. Und diese Zusammenarbeit find ich extrem faszinierend. Und auch das IT-System an sich, wenn man bedenkt das 0 und 1 die Basis aller Systeme ist.
All das zeigt mir, wie wichtige auch die scheinbar kleinen Einzelteile eines Systems (oder auch einer Organisation) sind.
Ein weiterer Punkt der mich an der IT fasziniert ist, dass es hier nie einen Stillstand gibt. Alle Systeme (sei es Hardware oder Software, aber auch Prozesse) entwickeln sich stetig weiter. Dadurch hat man es auch fast nur mit Menschen zu tun, die Neuem oder Veränderung positiv gegenüber stehen.
Du hast in Deinem beruflichen Umfeld mit Technik und Menschen zu tun, eigentlich die perfekte Kombination. Meinst Du, dass Kommunikation ein wesentlicher Faktor ist um Mensch und Technik zu verbinden?
Gerade in unserem Team (IT Support) merkt man, wie wichtig die Kommunikation ist und wir spüren auch immer sehr schnell ob unsere Informationen auch beim Empfänger angekommen sind. Ich persönlich glaube dass wir Technik nur dann userfriendly an unsere Kunden bringen, wenn wir uns sehr viel mit Kommunikation beschäftigen. Und hier den wichtigsten Aspekt von Kommunikation nicht vergessen: Zuhören. Nur so kann IT kundenfreundlich um- und eingesetzt werden.
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Du hast eine Führungsposition inne. Ist es aus Deiner Sicht schwerer sich als Frau durchzusetzen?
Aus meiner Erfahrung ist es für uns Frauen in der IT generell eher so, dass wir uns einmal beweisen müssen. Wenn dieser Schritt allerdings einmal gemacht wurde, habe ich nicht den Eindruck, dass es schwerer ist sich als Frau durchzusetzen.
Meiner Erfahrung nach helfen überlegte und rationale Argumente immer.
Per se habe ich aber eher ein Problem mit dem Begriff “durchsetzen” – für mich macht es mehr Sinn zu überzeugen oder sich auch überzeugen zu lassen, wenn die Argumente des Gegenübers valide und durchdacht sind. Am Ende sollte man immer zu einer Lösung finden, die das Beste für das Unternehmen ist und das muss nicht zwangsläufig der eigene Vorschlag sein.
Obwohl ich natürlich unglaublich gern Recht hab.
Würdest Du sagen, dass wir in Österreich im Moment genug tun, um Frauen in ihrer Karriere in der IT zu unterstützen? Das hängt natürlich stark vom Unternehmen ab, aber hast Du einen Eindruck?
Absolut nicht. Ich finde aber, dass wir Frauen generell für den technischen Bereich zu wenig begeistern. Viele Dinge fangen da aber bereits in der Kindheit hat. Es gibt hier leider immer noch sehr starke Stereotype und damit mein ich jetzt nicht, dass Frauen und Männer gleich sind oder gleich sein sollen. Sondern im Gegenteil man müsste hier den Mehrwert von weiblichen Einflüssen hervorheben. Also weniger der Entweder-Oder-Gedanke, sondern ein hin zu einem Miteinander.
Und da müsste man vermutlich auch in der Schule schon ansetzen und sagen, dass gerade auch weibliche Fähigkeiten bei der Führung unterstützen können. Wir Frauen ebenfalls gute Führungskräfte sein können.
Und wenn ich hier auch von mir persönlich ausgehe, habe ich selbst auch gezweifelt, ob ich die passenden Qualitäten mitbringe (eben genau diese Definition des “Leaders” – der auch strategisch andere Leute über den Tisch zieht, um seine Ziele zu erreichen) – aber weil ich hier ein falsches Bild hatte.
Es hat definitiv einen großen Schubs von meiner aktuellen Führungskraft gebraucht, um diesen Schritt zu gehen. Und erst dann habe ich gemerkt, dass ich mich in dieser Rolle sehr wohlfühle.
In den letzten Monaten hattest du in deiner Führungsposition mit Unsicherheiten zu tun. Wie bist du damit umgegangen?
Die letzten Monate waren für uns alle sehr fordernd. Und gerade hier glaub ich, dass Frauen als Führungskräfte sehr glänzen können. Meiner Meinung nach haben viele Frauen das Potential zu Krisenmanagerin. Zum einen weil es in solchen Umständen, die man selbst nicht beeinflussen kann, viel Empathie braucht – jedes Feedback an Mitarbeiter muss mit dem idealen Fingerspitzengefühl und Timing kommuniziert werden. Damit will ich nicht sagen, dass ich das perfekt beherrsche, es gibt immer viel Potential zur Weiterentwicklung.
Und zum anderen ist es für Mitarbeiter hier oft einfach sehr wichtig ein Ohr zu haben – einfach Zuzuhören, welche Themen diese Situation bei den Personen auslöst.
Was mir selbst auch geholfen hat, war die Kreativität zu sehen, dass man auch ohne Geld sehr tolles Teambuilding organisieren kann und wie sehr man dadurch den Zusammenhalt im Team stärken kann.
Das Motto 2025 lautet bei unseren Confare CIO Summits: Balancing in challenging times – Enabling visions. Sind es nicht gerade Frauen in der IT die Balance schaffen und Visionen ermöglichen?
Wie oben geschrieben, denke ich, dass es genau in diesen herausfordernden Zeiten weibliche Fähigkeiten braucht, um eine Perspektive zu bieten, Mitarbeiter und Teams zu motivieren, trotz allem täglich ihr Bestes zu geben.
Es freut uns, jedes Jahr einen immer höheren Frauenanteil beim Confare CIOSUMMIT Frankfurt zu verbuchen. Mehr Infos zum IT-Management-Kongress finden Sie HIER.
IT ist bei uns immer noch stark männlich geprägt, obwohl ich immer wieder auf Technikerinnen treffe, die außergewöhnlich großes Technik und Prozess Verständnis haben. Hast Du eine Einschätzung, warum sich Frauen hier oft weniger zutrauen? Ist oft zu viel Supportgedanke und sich um die Allgemeinheit kümmern im Spiel?
Ja, leider trauen sich Frauen hier oft viel weniger zu, als sie könnten. Die Hemmschwelle ist daher für viel oft groß. Dabei braucht es im Bereich IT genauso das diverse Bild auf die Welt, wie in anderen Bereichen.
Es gibt 3 Schlüsselpunkte, die eine weibliche Karriere braucht in der IT: MUT, weniger Perfektionismus und eigenes Marketing. Fehlt Dir etwas?
Das fasst die wichtigsten Punkte sehr gut zusammen. Der Mut ist definitiv der wichtigste Punkt. Nur wenn man den Mut für die “Ungewissheit”, die mit neuen Rollen und Verantwortungen einhergeht aufbringt, kann man wirklich wachsen und sich entwickeln.
Beim eigenen Marketing haben viele Frauen etwas aufzuholen – man stell sich nicht gern in den Mittelpunkt und ist auch irgendwie so erzogen “Bescheiden zu sein”. Und hier kommt es natürlich auch auf die richtige Dosis an – man kann sich hier aber gut rantasten.
Was hast Du für Visionen für die Zukunft der IT. Was kann sie schaffen, verändern, gestalten?
IT ist mittlerweile überall angekommen, in jeder Waschmaschine, jedem Kühlschrank und aus Firmen sowieso nicht mehr wegzudenken. Wenn man einmal einen kompletten IT-Ausfall erlebt hat, dann sieht man sehr schnell, dass es da zu einem kompletten Stillstand der Firma kommt. Nachdem es so ein zentraler Bestandteil des Lebens, privat und beruflich ist und auch immer schon als Vorreiter unter Innovationstreiber gegolten hat, kann man aus diesem Bereich auch gesellschaftlich viel voran treiben. Wenn man hier viele engagierte Fachkräfte haben will, muss man sich auf Dauer mit dem Thema Diversität beschäftigen und gerade das bietet auch das größte Potential. Viele verschiedene Blickwinkel und Perspektiven bringen ein Team und/oder ein Projekt erst zum bestmöglichen Ergebnis. Diese Vielfalt ist sicher nicht immer einfach – aber es lohnt sich auf jeden Fall hier Energie zu investieren.