OUT NOW im #ConfareBlog: Ayse Özdemir Agirbas, IT-Communications Manager im IT-Systemhaus der Bundesagentur für Arbeit, über Frauen in der IT.
„IT und Digitalisierung sind bei allen wichtigen gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Fragen unserer Zeit ein entscheidender Teil der Lösung. Gender Diversity verbessert die Lösungskompetenz von Gremien, Organisationen und die Gesellschaft enorm. Es wäre fatal, wenn die Digitale Transformation fest in männlicher Hand bliebe”, meint Confare Geschäftsführerin Barbara Klinka-Ghezzo.
Seit vielen Jahren zeichnet Confare Digital Leaders und CIOs im DACH-Raum aus. Doch die Anzahl von Frauen unter den Preisträgern ist erschreckend gering. In Gesprächen wird eines deutlich – es fehlt noch an weiblichen Vorbildern in der IT.
Mit dem Confare Female IT-Mentoring bieten wir die Möglichkeit, sich mit erfahrenen weiblichen IT-Profis aus renommierten Unternehmen über Karriere, Lebensgestaltung und Netzwerk auszutauschen. Unsere Mentorinnen stehen Nachwuchsführungskräften und High Potentials mit Rat und Tat zur Seite – Termine für 2023 sind bereits verfügbar und zwar in Wien, Zürich und Frankfurt!
Ayse Özdemir Agirbas, IT-Communications Manager im IT-Systemhaus der Bundesagentur für Arbeit, hat im Rahmen des Confare #CIOSUMMIT Frankfurt bereits am Female IT-Mentoring teilgenommen. Diversität, moderne Leadership Ansätze und Transformation sind in eine der grössten IT-Landschaften Deutschlands Schlüsselthemen. Wir wollten von Ayse mehr erfahren: über weibliche IT-Karrieren, gesellschaftliche Veränderung und warum es eigentlich so wichtig ist, dass Frauen in der IT präsenter werden.
Warum ist es eine gute Idee, als Frau eine Karriere in der IT anzustreben?
Da wir IT unseren Bedürfnissen anpassen wollen und nicht andersrum, halte ich es nicht nur für eine gute Idee, sondern erforderlich, dass alle Geschlechter mitgestalten! Frauen in der IT können mitgestalten, neue Perspektiven einbringen und Menschen in den Mittelpunkt der Technologien stellen. Die Usability wird umso besser, je diverser die IT-Branche wird. Natürlich gibt es auch auf persönlicher Ebene gute Gründe, eine Karriere in der IT anzustreben! Man kann viele IT-Jobs von überall ausführen und ist nicht an eine Lokalität gebunden, IT wird es auch in Zukunft geben und last but not least: IT ist facettenreich – für jede ist etwas dabei!
Was können Recruiter und HR-Abteilungen machen, um Frauen für IT-Berufe besser zu erreichen?
Wir müssen umdenken und Denkmuster durchbrechen. “Probleme kann man niemals mit derselben Denkweise lösen, durch die sie entstanden sind”, sagte Albert Einstein.
Historische Denkweisen haben dazu geführt, dass junge Frauen eine Karriere in der IT nicht einmal in Erwägung gezogen haben. Ich denke da an meine Schulzeit. Ein Teufelskreis der vielen bekannt vorkommen dürfte: „Mädchen sind schlecht in Mathe“ >Mathe ist essentiell für IT. IT ist nichts für Mädchen.< Schubladendenken! Deshalb sagte ich anfangs „wir müssen umdenken“, damit meine ich nicht nur Recruiter und HR, sondern die ganze Gesellschaft. Ja, primär steht HR vor dieser Herausforderung und muss sich verändern. Aber um Frauen IT näherzubringen, braucht es die Unterstützung von Menschen, die IT nahestehen. Role Models können HR unterstützen, die Tätigkeiten und Herausforderungen sichtbar zu machen. Der Zugang zur IT bzw. Quereinstiege sollten erleichtert werden. Dafür braucht es Fachexpertinnen und -experten, die ihr Wissen in leicht verständlicher Sprache wiedergeben können. In diesem Sinne: HR sollte sich von veralteten Prozessen verabschieden, Silos verlassen und ganz wichtig: vernetzen – mit Techies im Unternehmen, Role Models, Marketing und Bewerber/-innen.
Was sind konkrete Gründe dafür, dass Frauen im Bereich IT-Leadership so unterrepräsentiert sind?
Kein Grund, aber eine Erklärung: Stochastik. Wenn 10 Menschen – davon acht männlich und nur zwei weiblich – für eine Leadership Funktion im Unternehmen in Frage kommen, ist die Wahrscheinlichkeit für männliche Person bekommt die Stelle höher. Wenn die Zahl der Frauen in der IT steigt, wird auch die Wahrscheinlichkeit für Frauen im Bereich IT-Leadership erhöht.
Welche Massnahmen für Geschlechtergerechtigkeit in den Unternehmen haben sich bewährt?
Mein erster Gedanke war Gender-Pay-Gap.
Dass sich das in allen Unternehmen bewährt hat, bezweifle ich: kein Verdienstunterschied bei gleicher Funktion und Qualifikation ist das Mindeste was für Geschlechtergerechtigkeit gemacht werden sollte.
Welchen Nutzen bieten Networking und Mentoring konkret?
Networking und Mentoring erweitern Wissen und Horizont, unterstützen die Karriereplanung und Nachwuchsförderung. Das tolle dabei: Beide Seiten können profitieren. Die Erfahrungen und Ratschläge meiner Mentor/-innen haben mich immer weitergebracht, weil sie praxisnah sind. Da lernt man Dinge, die nicht in Büchern stehen. Es ist wie eine Situation, die man vorher schon einmal erlebt hat – ohne, dass man sie erlebt hat. Und irgendwann kommt man in diese Situation und kann allein durch das Mentoring sicherer Auftreten oder leichter Entscheidungen treffen. Das ist sowohl auf menschlicher als auch fachlicher Ebene goldwert.
Ein aktuelles Beispiel: Ich hatte letzte Woche im Rahmen des Female IT Mentoring von Confare die Chance, Fragen an meine Mentorin Melanie Fichtner, Leiterin Corporate IT bei der BayWa AG, (Gewinnerin bei der Confare #ImpactChallenge, Anm. d. Red.) zu stellen. Ich habe ihr ein Problem geschildert und sehr hilfreiche Tipps zur Bewältigung erhalten. Jetzt fühlt sich das eher wie eine Herausforderung an und nicht mehr wie ein Problem, weil ich weiß wie ich damit umgehen kann, um eine bestimmte Folge zu bewirken. Außerdem gehe ich gelassener mit Herausforderungen um, wenn ich weiß, dass ich damit nicht alleine bin.
Was kann jede/jeder Einzelne beitragen, um Vorurteilen und antiquierten Rollenbildern entgegenzuwirken?
Ganz einfach: hört auf zu sagen, dass Mädchen schlecht in Mathe sind. Hört auf die Eignung für IT-Jobs anhand von Schulnoten in Mathe festzustellen. Denkt auch an Quereinstiege. Schaut euch an was gemeinnützige Organisationen wie die Hacker School machen und wie sie unterstützt werden können. Hinterfragt eure persönlichen Vorurteile. Fragt euch was sie mit Betroffenen machen.