Oliver Gaugg ist CIO der Pappas Holding GmbH. In der Recherche für das kommende Confare Factsheet rund um “Cloud-ERP im Mittelstand” in Zusammenarbeit mit SAP wollten wir von ihm wissen, welche Rolle ERP bei der Digitalisierung des Unternehmens spielt und welche Anforderungen ein modernes ERP erfüllen muss.
Welche Anforderungen haben Sie 2021 an ein ERP?
Die größte Herausforderung stellt für mich die Harmonisierung dar. Und das gilt nicht nur für 2021. Das Thema Transformation hat sich schon mit dem ersten großen Digitalisierungsschub herauskristallisiert und wird uns sicherlich auch noch die nächsten paar Jahre begleiten. Es geht um einen unternehmerisch intelligenten Mix. Alle Unternehmen haben gewachsenen Strukturen und Bestandssoftware, die sich nicht immer so leicht aufbrechen lassen. Gleichzeitig gilt es sich zu öffnen und flexible bzw. mobile Lösungen zu erreichen.
Die Spielregeln in der Automobilbranche ändern sich rasant. Im selben Tempo steigen die Anforderungen an maßgeschneiderte Cloud-ERP Lösungen. Wir bei Pappas haben uns eine privilegierte Position erarbeitet: wir entwickeln unser ERP inhouse und sind so großteils unabhängig von externen Lösungen. Selbstverständlich kaufen wir auch dort, wo es sinnvoll ist, standardisierte Dienstleistungen zu. Wichtig sind mir: Starke Prozess- und Kundenorientierung und ein schnelles time-to-market.
Welche Rolle spielt ERP für Innovation und Digitalisierung im Unternehmen?
Natürlich ist ERP das Herzstück jedes Unternehmens, weil es Informationen und Prozesse im Unternehmen orchestriert. Auch bei uns stellt ERP sowohl das Kraftwerk als auch den Motor für zentrale Innovationsprozesse dar. Der entscheidende Erfolgsfaktor ist die Innovationsbereitschaft und -fähigkeit der Menschen und der steigende Digitalisierungsdruck, welche Rolle dem ERP zukommt.
Digitalisierung, neue Geschäftsmodelle, Data Driven Business – Warum ist es gerade heute wichtig ein modernes ERP System zu nutzen?
Der Einsatz von modernen ERP Systemen ist essenziell, wenn es darum geht wettbewerbsfähig zu bleiben. Kein erfolgreiches Unternehmen kann es sich leisten ohne diese Technologie zu arbeiten.
Für mich sind die wichtigsten ERP Kriterien Funktionalität, Flexibilität und Konnektivität. Viele Unternehmen stehen vor der Herausforderung, gewachsene Strukturen weiter zu nutzen und in Neues bestmöglich zu integrieren. Auch wir bei Pappas streben danach, die richtige Mischung aus traditionell und innovativ zu finden. Wer diese Symbiose schafft, ist in der Lage, neue Horizonte zu erreichen und Geschäftsfelder zu erschließen. So operiert die IT in ihrer Kernaufgabe als organisatorischer, wertschöpfender Hebel für das Unternehmen und gestaltet damit eine tragfähige Zukunft mit.
Wie wichtig ist eine Cloud Strategie als Basis für die Digitale Transformation eines Unternehmens?
Das fällt mir das englische Idiom “Wag the Dog” ein. Das bedeutet, wenn der Schwanz mit dem Hund wedelt. Die Cloud Strategie ist zwar ein integraler Bestandteil der IT- und Unternehmensstrategie, stellt aber nur einen Teilaspekt des Ganzen dar. Somit gibt es für mich keine “eigene Cloud Strategie”. Der Ausdruck ist eher eine psychologische Beruhigungsstrategie für “Non-ITs” der Geschäftsleitungen und Aufsichtsräte. Die digitale Transformation spielt sich zum Großteil in den Köpfen der Leute ab.
Früher war das Unternehmen technisch ein geschlossenes System, wie eine Ritterburg, mit Mauern rundherum. Die einzige Zugbrücke war die Schnittstelle. Sonst ist nirgends etwas rein oder rausgekommen. In vielen Geschäftsleitungen herrscht noch immer die Angst, dass durch die digitale Öffnung Unternehmensgeheimnisse verloren gehen und es nicht mehr sicher ist.
Eine gute „Cloud Strategie“ erklärt diese neue Welt und schafft somit Vertrauen in die neuen Technologien. Allein, wenn sie das erreicht, beschleunigt sie die digitale Transformation.
Was sind die Chancen und Herausforderungen, beim Einsatz eines Cloud-ERP?
Die wirkliche Challenge ist weniger eine technische, sondern die unternehmerische Grundsatzentscheidung für den Einsatz einer Cloud-ERP-Lösung. Für mich ist die größte Herausforderung so, eine Lösung erst einmal an den Start zu bekommen.
Was aus der IT-Perspektive zählt, ist der Faktor Mensch: Mitarbeiter müssen in neue Rollen und Qualifikationen hineinwachsen, sich auch neue Kernkompetenzen erarbeiten.
Wie muss die User-Experience gestaltet werden? Welche Anforderungen gibt es in Bezug auf mobility und remote office?
Don Draper, das Marketing Genie aus der Serie „Mad Men“ hat einmal gesagt: „Make it simple but significant.“ Einfach und bemerkenswert. So soll sich die User-Experience gestalten. Die aktuelle Situation hat uns alle gelehrt, wie schnell Homeoffice und mobile Lösungen zur neuen Normalität geworden sind. Der Ort, wo man arbeitet, ist nicht mehr entscheidend. Mobililty, the „New Way of Work“ ist zum Standard geworden.
Was sind die wichtigsten ERP Trends, die man 2021 im Auge behalten sollte?
Ich sehe ERP als Plattform als einen der wichtigsten Trends der nächsten Jahre. Die Öffnung nach außen mit gleichzeitiger hoher Sicherheit. ERP als SaaS-Lösung, die überall einsetzbar, sicher und leicht konsumierbar ist. Der verstärkte Einsatz von IoT liefert noch mehr wertvolle Echtzeitdaten, die – richtig eingespeist – zu einer Optimierung von ERP führen. Ich bin überzeugt, dass es in der IT-Branche bei der Customer Experience, noch sehr viel Luft nach oben gibt.
Wenn Sie keines unserer Factsheets verpassen wollen, einfach den Confare Newsletter abonnieren. Wenn Sie an unseren Publikationen oder bei den Digital Confare CIO ThinkTanks mitwirken wollen, melden Sie sich bei melanie.vacha@confare.at