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Scrum und Kanban sind nur Methoden: Es sind die Menschen, die den Unterschied machen

by Annecilla Sampt

Nahed Hatahet ist Transformationsexperte, Speaker und Autor: www.nahedhatahet.eu

Er ist CEO der HATAHET productivity solutions GmbH und VÖSI Vorstand. Als erfolgreicher Unternehmer weiß er, dass es der menschliche Faktor ist, der über den Projekterfolg entscheidet. Als Digitalisierungsvordenker kennt Nahed Hatahet aber auch die Bedeutung von Software für die Digitale Transformation. Sein Ziel ist es, Software und Menschen durch User Experience und Mehrwert zusammen zu bringen.

Herr Hatahet, welche Rolle spielt Software auf dem Weg des Unternehmens zu Digitaler Reife? Wie sehen Sie die unterschiedliche Bedeutung von Standard vs. Individual Software?

Nahed Hatahet: Ohne Software geht in der Digitalisierung heute fast nichts mehr, das hat sich aber schon 1982 gezeigt, als ich meinen ersten Computer bekommen habe und mir das Programmieren beigebracht habe – die Digitalisierung und Software ist eine der wenigen Konstanten, die mich bis heute in meinem Leben begleiten. Software ist u.a. einer der großen Treiber der Digitalisierung. Der Unterschied zu damals ist, dass die meisten Unternehmen ohne Software und ohne einer Digitalisierung mit Software es wohl sehr schwer haben und haben werden – alleine die COVID Pandemie hat uns gezeigt, wie wichtig Digitalisierung für das Überleben unserer Unternehmens Ökosysteme geworden ist – ohne Software die zum Beispiel unsere Kommunikation digitalisiert hat, hätten wir jetzt noch ganz andere Probleme in Zeiten von COVID. Software ist dabei der Schlüssel und die Lösung – haben wir in der Vergangenheit sehr viel auf Standard Software gesetzt, ermöglicht uns heute Künstliche Intelligenz diese nun zu individualisieren, d.h. Software wird anpassungsfähig.

Ich glaube, dass es ohne Standardsoftware, die sich autonom nun auf die Gegebenheiten der Unternehmensumwelt einstellen kann, nicht mehr gehen wird. Für mich ist das kein „Wettbewerb“ von Standard Software vs. Individual Software, für mich ist es vielmehr eine Symbiose, die zum eigentlichen Mehrwert für uns Menschen führen wird und dies bereits tut.

Herr Hatahet, es heißt, dass im Digitalen Zeitalter jedes Unternehmen zu einem Teil auch Software-Unternehmen wird. Welche Ressourcen, welches Wissen und welche Menschen braucht es dazu, um diesen Wandel erfolgreich zu meistern?

Der Meinung bin ich persönlich nicht, wenn ich an die vielen Menschen im Kunstumfeld oder Autoren von spannenden Büchern denke oder gar Bildhauer, Theaterschauspieler, Sänger, Musiker und den vielen so wertvollen anderen „nicht digitalisierten“ Berufen. Diese machen doch unser Leben erst so richtig lebenswert und das teilweise ganz ohne Software. Ich bin mir also sehr sicher, dass z.B. Kunstschaffende keine Software-Unternehmen sein werden und ich bin fest davon überzeugt, dass es da noch sehr viele andere gute Beispiele gibt. Ich finde das ist auch gut so, man kann nämlich nicht jedes Handwerk durch Software ersetzten, das ist das besondere an uns Menschen. Was ich aber sehr wohl glaube, dass jeder von uns direkt oder indirekt mit Software zu tun haben wird und hat. In einer Welt die zunehmend durch Software digitalisiert wird, haben auch Kunstschaffende, um bei diesem Beispiel zu bleiben, indirekt mit Software zu tun – denken wir nur an die vielen Webseiten im Internet oder gar die sozialen Medien für Werbemöglichkeiten.

Wir Menschen kommen um das Thema Software nicht herum. Für Software Hersteller hingegen wird Software natürlich essenziell sein und sicherlich auch für viele Unternehmen, die Software benötigen, um Ihre Businessmodelle zu digitalisieren – aber selbst da bin ich anderer Meinung. Nicht jedes Unternehmen muss eine Softwarte Schmiede werden, wir leben heute in einer Zeit der Services und es reicht doch, wenn man sein Businessmodell digitalisiert und Software Hersteller als Dienst bezieht, um dieses Ziel zu erreichen. Vielmehr sollte man im digitalen Wandel das Thema Software neu denken, jedoch unbedingt bei seinem Kerngeschäft bleiben und Software dann von jenen Unternehmen beziehen und umsetzen lassen, die sich genau darauf spezialisiert haben. Das ist doch das schöne heute, dass man eben nicht mehr alles selber wissen und programmieren muss. Es wird aber essenziell sein, dass Unternehmer digital denken und innovative Software Ideen haben, die diese dann umsetzen lassen. Natürlich kann es auch sein, dass ein Businessmodell verlangt, dass aus einem Unternehmen eine Software Schmiede gemacht werden muss – im Bedarfsfall kann auch dass Sinn machen, auch wenn das wohl eher seltener der Fall sein wird – es kommt eben konkret auf den Business-Case an.

Wie sehen die Anforderungen an Technologie und Infrastruktur aus, um diese Transformation zu ermöglichen?

Unternehmen, die anhand Ihrer Business-Strategie entscheiden, selbst zu einer Software Schmiede zu werden, müssen natürlich die Voraussetzungen für Technologie und Infrastruktur schaffen, um eine erfolgreiche Transformation des Unternehmens herbei zu führen – aber müssen diese nicht unbedingt selbst schaffen oder betreiben. Gerade im Zeitalter der Digitalisierung und Cloud liegt genau darin auch schon die Lösung: Man bezieht Technologie und Infrastruktur und muss diese nicht mehr selbst betreiben. Vielmehr geht es heute darum, was man mit diesen Diensten machen will und wie man diese im Sinne seiner Kunden so einsetzt, dass gute Momente entstehen. Software ist zwar bei einer erfolgreichen Digitalisierung fast immer die Lösung, diese muss aber immer im Sinne seiner Benutzer einen Mehrwert liefern. Man muss vielmehr daran arbeiten, dass Kunden sich bei der Benutzung von Software wohlfühlen – es geht nun mal immer um den Menschen, der eben Software benutzt. Deswegen sprechen wir ja alle von Design-Thinking und User Experience. Wer also an einer guten User Experience arbeitet, wird Software erfolgreich für seine Digitalisierung verwenden können, völlig unabhängig wie die Technologie und Infrastruktur betrieben wird und vor allem von wem.

Welche Herausforderungen und Chancen bringt die Zusammenarbeit mit externen Software-Entwicklern dabei?

Wie bereits ausgeführt glaube ich persönlich eben nicht daran, dass man zum Beispiel als Unternehmen, dass von Software Herstellung keine Ahnung hat, dann morgen ein professioneller Software Hersteller sein wird. Die Herausforderung für solche Unternehmen, liegt also darin, zu verstehen, dass man sich überlegen muss, für wen und für welchen Zweck und welchem Mehrwert man Lösungen schafft. Dazu gibt es viele Transformationsexperten, die einem dabei sehr gut begleiten. Wenn man sich diese Anforderungen in der Digitalisierung angesehen hat und weiß, was man wirklich benötigt, um seiner Zielgruppe einen echten Mehrwert zu liefern – erst dann geht es eigentlich darum den geeigneten Software Hersteller zu finden. Dabei geht es nicht mehr darum, den besten Software Entwickler am Markt zu finden, sondern jene Software Hersteller zu finden, die diese Digitalisierung wirklich verstanden haben, sich einbringen, kreativ mitdenken und mitgestalten. Diese Unternehmen haben sich sowieso schon längst darauf spezialisiert, die richtigen Software Entwickler und Software Plattformen zu finden oder zu betreiben. Neu denken ist hier ganz stark angesagt und das bedeutet eben genau nicht, das Rad neu zu erfinden und als nicht(!) Software Experte die richtigen Software Entwickler zu suchen und einzustellen.

Genau das ist es, was Unternehmen in der schnellen Digitalisierung dann träge macht, weil sie sich mit Dingen beschäftigen, die nicht mehr Ihr Kernbusiness sind – nämlich Software zu entwickeln. Man sollte vielmehr Software Hersteller wählen, die im Sinne einer User Experience und mit einem hohen Maß an Kreativität das Business Modell mit professioneller Software begleiten und umzusetzen können. Software ist zwar der Motor der Digitalisierung, aber Software alleine löst nun mal auch keine Probleme.

Was sind die organisatorischen Voraussetzungen für die Zusammenarbeit zwischen IT, Kunden und Externen? Welche Methoden haben sich dabei bewährt?

Wie sich bereits herumgesprochen hat, leben wir in einer sehr agilen Zeit und dies verlangt auch eine agile Denkweise und Vorgehensweise. Das Zeitalter der Wasserfall-Methode ist vorbei und viele Unternehmen versuchen die Agilen-Methoden zu leben. Leider gelingt das sehr oft nicht, da Agilität mit Chaos oder gar Anarchie verwechselt wird, wenn ich das so extrem formulieren darf – daran scheitern aktuell viele Projekte und Vorhaben. Auch agile Projekte haben ein Ziel, das verfolgt werden muss und brauchen eine gute Projektplanung – eine agile Projektumsetzung muss angestrebt werden. Die größere Herausforderung dabei ist auch hier die Schwierigkeit sich von alten Denkmustern zu befreien, um neu denken zu können. Es macht wenig Sinn mit einer einher gebrachten Erfahrung die Digitalisierung zu denken, wir brauchen viel mehr den Mut zum neu denken. Wenn man einen bestehenden gut funktionierenden analogen Prozess digitalisiert, hat man meist keinen digitalen Mehrwert geschaffen, außer, dass der Prozess nun digital läuft. Das habe ich wie erwähnt bereits 1982 gemacht, als ich meinen ersten Computer bekommen habe. Agilität verlangt heute das Denken in neuen Methoden, wie z.B. Scrum oder Kanban – aber auch Scrum und Kanban sind nicht die Antwort aller Fragen, es sind nun mal auch nur eine Methoden – es hängt also immer von den handelnden Menschen ab, ob Projekte dann erfolgreich sind, oder nicht.

Meiner Meinung nach muss man agile Teams mit agiler Denkweise im eigenen Unternehmen schaffen. Ich persönlich würde das genau nicht extern abgeben, denn hier liegt der Erfolg solcher Projekte. Die Herausforderung liegt einfach darin, neue Digitalisierungsbereiche zu schaffen, die als Brücke zwischen IT, Fachbereiche, Kunden und externen Software-Herstellern agieren können. Man muss als Unternehmer schon seine Hausaufgaben machen, bevor man agile Projekte umsetzen will – leider passiert das sehr oft nicht und man versucht bestehen Abteilungen damit zu beglücken. Wir brauchen einfach mehr Menschen mit Mut bei den Unternehmern, die eben neu denken und auch neue Strukturen schaffen, um erfolgreich zu digitalisieren. Nur so kann Software der Motor für die eigene Digitalisierung werden.

Was sind die entscheidenden Meilensteine dieser Transformation? Woran kann man Erfolg messen?

Viele Unternehmen wissen schon, dass Software ein Schlüssel zu einer erfolgreichen Digitalisierung sein kann und dass es darum geht, gute Digitalisierung-Use-Cases zu schaffen, die Kunden langfristig an Unternehmen und deren Dienste und Produkte bindet. Als Berater stelle ich sehr oft die Frage, wie Unternehmer Ihren Digitalisierungserfolg nun konkret messen und welchen Nutzen Sie denn daraus ziehen wollen – und erhalte leider sehr oft keine Antwort darauf. Es ist aber prinzipiell sehr einfach, denn jeder Digitalisierungs-Meilenstein oder Use-Case muss entsprechende Messparameter liefern und wer diese Erfolgsmessung nicht liefern kann, hat wohl dann auch seine Hausaufgaben nicht richtig gemacht oder gar den falschen Berater im Boot. Erfolg kann man dann messen, wenn man das von Anfang an beachtet und plant. Insofern ist das der wichtigste „Meilenstein“ von Transformationsprojekten, der in jedem Projekt nicht fehlen darf. Die Kunst ist es, den Erfolg sichtbar zu machen, ohne mit Benutzern, Kunden oder Fachbereichen sprechen zu müssen – auch wenn ich dies ebenfalls in jedem Projekt mit einbeziehen würde. Denn was wir niemals vergessen dürfen – es geht nun mal um uns Menschen in der Digitalisierung!

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