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„Nicht Alles, was nach KI aussieht, ist auch wirklich KI.“ Confare Gründer Michael Ghezzo im Interview – KI-Transformation

by Agnes Hartl

KI-Transformation –  Confare Gründer Michael Ghezzo im Interview: Nicht alles, was nach KI aussieht, ist auch wirklich KI.

KI-Transformation

KI ist ein Thema das bewegt! Für viele Menschen sind allerdings die tatsächliche Tragweite und die alltäglichen Auswirkungen auf Beruf und Leben nur schwer greifbar und verständlich. Das haben sich auch die Autoren des Kneipp Magazins gedacht. Die Publikation des Kneipp-Bundes greift Themen und Fragen rund um Gesundheit und Medizin auf. In ihrem Beitrag „Sprechende Kühlschränke und falsche Politiker“ hat Claudia Weber für die neuste Ausgabe positive und herausfordernde Aspekte der KI beleuchtet. Neben Christoph Holz, der als Speaker und Podcast Host das Thema KI für sein Publikum aufbereitet, kommt als „Sprachrohr der österreichischen IT-Szene“ auch Confare Gründer Michael Ghezzo in dem Beitrag zu Wort.

Eine kostenlose Ausgabe kann man hier bestellen: https://kneippbund.at/unser-magazin/.

Im Confare Blog lesen Sie das vollständige Interview.

Wie kritisch sehen Sie selbst die Dominanz von KI in unserem Alltagsleben?

Persönlich treffen Sie Michael Ghezzo als Gastgeber den wichtigsten IT-Management Treffpunkten im DACH-Raum, den Confare #CIOSUMMITs in Wien, Zürich, Frankfurt und Salzburg.

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Wo findet sich KI jetzt schon in unserem Alltag?

KI ist in unterschiedlichen Ausprägungen sehr tief in unseren Alltag verwoben. Wir kommunizieren mit Chatbots, lassen uns Wunschlisten empfehlen und sehen zielgerichtete Werbung, wenn wir im Internet surfen. Verkehrssteuerung funktioniert auf Basis dieser Systeme genauso, wie die Auswahl, welche Beiträge wir in Sozialen Medien wie TikTok oder Instagram sehen, oder welche möglichen Partner*innen uns auf Dating-Plattformen vorgeschlagen werden. KI ist in Online Games, Drohnen und in Online-Shops verbaut. Ich denke, viel davon wird gar nicht mehr hinterfragt. Dabei kommen je nach Anwendungsfall ganz unterschiedliche Technologien und Methoden zum Einsatz. ChatGPT und Generative AI machen KI nun für viele greifbar und nutzbar. Der Hype täuscht darüber hinweg, wie sehr unser Alltag bereits davor von AI beeinflusst wurde.

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Ist KI auch schon in diversen Geräten verbaut und wenn ja, wo und wie?

KI ist schon jetzt im Alltag omnipräsent, auch wenn sie als solches nicht immer erkennbar ist, oder unter der Wahrnehmungsschwelle der Anwenders bestimmte Aspekte wie Connectivity, Effizienz oder Energieversorgung steuert. KI-Elemente sind in vielen Alltagsinstrumenten zu finden. Insbesondere die Smartphones nutzen KI-Technologie intensiv – zum Beispiel bei der Fotooptimierung in den Kamera-Apps, bei der Videobearbeitung, bei den Sprachassistenten, Autovervollständigung und vieles mehr. Gesichtserkennung nutzt KI-Methoden genauso wie Fitnesstracker und Akkuoptimierung. Voraussetzung dafür war es, dass die Chips und verbauten Rechnerkomponenten eine entsprechende Leistungsstärke aufweisen. Wofür man früher große Rechner mit starker Kühlung und Stromversorgung gebraucht hat, das kann heute in Staubsauger-Robotern, autonomen Rasenmähern, Smartwatches und Spielzeug verbaut werden. Autos sind heute auch schon vollgestopft mit KI, von diversen Assistenz- und Sicherheitssystemen bis zum autonomen Fahren. 

KI wird aber vor allem im Marketing sehr intensiv und manchmal irreführend verwendet. Dabei ist aber nicht Alles, was nach KI aussieht, auch wirklich KI. Traditionelle Software und KI-Systeme können durchaus ähnliche Aufgaben erledigen und für den Laien schwer zu unterscheiden sein. Traditionelle Software basiert einfach gesagt auf festen Regeln und Algorithmen. Sie ist im Gegensatz zu echter KI nicht lernfähig und kann Muster und Situationen nur auf Basis ihrer Vorgaben analysieren. Das kann aber bei aktueller Software und Rechenleistung schon ganz schön intelligent  sein. Darüber hinaus ist moderne Software sehr modular und die Funktionalitäten von KI und traditionellen Software-Elementen miteinander verwoben, so dass man nicht immer merkt, wann KI loslegt und wann man es mit herkömmlichen, aber fortschrittlichen Funktionalitäten zu tun hat.

Es ist wohl noch nicht alltagstauglich, aber von Quantencomputing kann man noch viel disruptives Potenzial erwarten, da die Geschwindigkeit, mit der große Datenmengen verarbeitet werden können, dann noch um einiges höher sein wird.

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Wie abhängig sind wir jetzt schon von der KI?

Im Alltag will kaum jemand auf den Komfort verzichten, den uns Übersetzer, Siri, Alexa und ihre elektronischen Kolleg*innen bieten. Dabei wird oft gar nicht mehr hinterfragt, ob wir es mit Künstlicher Intelligenz zu tun haben. Aber auch in den Unternehmen ist KI schon tief in Prozesse und Methoden integriert. Weitgehende Automatisierung hilft dabei die Produktivität zu steigern. Fehler können vermieden werden, Wartung erfolgt präventiv und Verschwendung wird vermieden. Abhängigkeit zeigt sich immer dort, wo letztendlich bereits das Know-how oder die Fähigkeit fehlt, Aufgaben auch analog zu bewältigen. Ein Beispiel aus dem Alltag: Wie weit kämen moderne Autofahrer*innen, wenn Navigationssoftware und Google Maps nicht greifbar wären? Wer hat noch die Fähigkeit mit einer analogen Straßenkarte von A nach B zu gelangen? Kann man sich Börsen, Banken, Finanzinstitutionen vorstellen, die ohne KI funktionieren würden? Wie gut wären Züge und Schienennetz ohne AI steuerbar? Die Abhängigkeit ist also viel größer, als wir es wahrnehmen. Und fangen wir erst gar nicht über Gesundheitswesen, Diagnostik und Krankenhäuser an, in denen KI zunehmend zum tagtäglichen Handwerkszeug gehört. Dadurch gewinnt aber auch die zugrundeliegende Infrastruktur an Wichtigkeit. Wir sind also nicht nur von der „intelligenten“ Software abhängig, sondern auch von Netzwerken, Rechenzentren (in denen die Cloudlösungen unseres Alltags betrieben werden) und natürlich von der Verfügbarkeit der Endgeräte. Die Frage nach der Abhängigkeit wird dann spannend, wenn man sich vor Augen führt, dass die wichtigsten Akteure im Bereich Cloud und KI nicht unbedingt in Europa zu finden sind. Im Falle geopolitischer Verwerfungen könnte sich dieses Ungleichgewicht sehr ungünstig auf uns auswirken.

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Wie wird die KI unseren Alltag künftig verändern?

Smarte Städte könnten energieeffizienter, sicherer und mobiler sein. Verkehrsprobleme könnten in Zeiten des autonomen Fahrens der Vergangenheit angehören. Krankheiten werden schneller erkannt, Medikamente schneller entwickelt. Innovation und Technologieentwicklung werden schneller sein. Der sogenannte Digital Divide zwischen jenen, die Zugang zu diesen Technologien haben und jenen, die ihn nicht haben, wird eklatant sein.

Tatsächlich ist die Tragweite der Veränderung im Moment noch kaum abschätzbar. Der aktuelle Stand der Technologie bietet jetzt schon eine unglaubliche Bandbreite an Anwendungsfällen. Schauen Sie sich nur die rasante Entwicklung im Bereich von autonomen Robotern und Drohnen an. Da ist auch noch sehr viel rüstungsgetrieben. Neben den zahlreichen zivilen Einsatzgebieten gibt es auch eine große Bandbreite an militärischen Entwicklungen, die der Öffentlichkeit gar nicht bekannt sind.

Neben der Vielfalt an alltäglicher KI, die uns in unseren Smartphones, in den Social Networks und e-Shops begleitet, zeichnen sich viele Anwendungsfälle ab, die große soziale Auswirkungen haben werden. Schon jetzt sind Social Networks „highly addictive“, weil sie die Vorlieben der Anwender*innen sehr gut kennenlernen und nutzen können. Die amerikanischen Wahlen haben aber gezeigt, dass sie darüber hinaus „highly manipulativ“ sein können. Sind Demokratien darauf vorbereitet? Wie verändert unsere Beziehung zu fingierten KI-Persönlichkeiten den Umgang mit Familie und Mitmenschen … wenn zum Beispiel junge Männer in ihren künstlichen Freundinnen wesentlich positivere Resonanz finden, als in wirklichen Frauen? Die Art wie wir Medien und Unterhaltung konsumieren, hat sich bereits völlig verändert. Das wird weitergehen und diese Branchen völlig neugestalten. Aber sicher nicht ohne Opfer. Schon jetzt sind wir im Alltag mit dem Phänomen des Deep Fakes konfrontiert. KI gestützte Simulation wird für Betrug, Manipulation und Fälschung verwendet. Dazu gibt es noch sehr wenig Awareness und schon gar keine allgemeingültige Handlungsanweisung.

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Wie wird die KI unsere Arbeitswelt verändern?

Das passiert gerade vor dem Hintergrund, dass der demographische Wandel selbst einen ziemlich disruptiven Einfluss auf den Arbeitsmarkt hat. In vielen Berufen fehlt es schon an ausreichend Rekruten, während auf der anderen Seite die Babyboomer in Pension gehen.

Die Veränderung durch KI ist in vielen Unternehmen schon angekommen. Schwerpunkte sind dabei dementsprechend Automatisierung und Effizienzsteigerung, so dass mit weniger Personal mehr erreicht werden kann. Routinetätigkeiten eigenen sich hier hervorragend, wobei das schon sehr weit gefasst werden kann und längst nicht mehr nur (intellektuelle) Fließbandarbeit betrifft. Zum Beispiel im Vertrieb: Die Erstellung von Angeboten hat noch vor wenigen Monaten in manchen Unternehmen Top-Mitarbeiter*innen tagelang beschäftigt und braucht durch den Einsatz von GenAI nur mehr wenige Stunden. Im Marketing: Blogtexte und Postings sind schnell geschrieben. Oder in der Instandhaltung, wenn zum Beispiel eine App verrät, wann die Produktionsmaschine voraussichtlich ausfallen wird und was man jetzt tun sollte, um das zu verhindern.

Das geht aber noch weiter. KI ist schon jetzt tief in Entscheidungsprozesse einbezogen. So bestimmt ein großes österreichisches Handelsunternehmen den Standort seines nächsten Lagers mit KI, die dabei Faktoren wie Lieferwege und CO2 Footprint mitberücksichtigt. Mit KI wird auch Lebensmittelverschwendung reduziert, indem Bestellungen und Lieferungen mit dem tatsächlichen Kaufverhalten in Verbindung gebracht werden. Das kann also viel dazu beitragen, dass Unternehmen ihre Nachhaltigkeitsziele erfüllen.

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Die Veränderung hat ein paar noch tiefer gehende Aspekte. Zum einen wird die Interaktion von Mensch und Maschine auf einem hohen Niveau in jedem Berufsbild ein entscheidendes Tätigkeitsfeld. Computer werden mit Computern agieren, es wird mehr und mehr Bereiche geben, in denen gar keine menschliche Intervention mehr benötigt wird. Spannend wird das im Bereich des Arbeitsrechts, des Urheberrechts, im Datenschutz und wenn es um Intellectual Property geht. Im Wettbewerb ist dann nicht mehr der erfolgreich, der die beste Idee zur Lösung eines Problems hat, sondern derjenige, der die richtige Frage an eine KI stellt.

In der Digitalen Transformation gibt es eine Menge klassische Stehsätze – einer davon lautet: Im Digitalen Zeitalter wird jedes Unternehmen bis zu einem gewissen Grad ein Softwareunternehmen. Ich würde sagen, das muss man adaptieren: Bis zu einem gewissen Grad wird jedes Unternehmen ein KI-Unternehmen. Das betrifft ebenso Arbeitnehmer*innen: Du wirst nicht von KI ersetzt, sondern von einem Menschen, der KI smart einsetzt um Deine Aufgabe besser zu erledigen. Im Wettbewerb gibt es dann entsprechend den Digital Divide: Wer im KI-Rennen nicht mitmacht, wer keinen Zugang zu der Technologie hat, läuft in Gefahr obsolet zu werden. Das hat ziemliche soziale Sprengkraft.

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Welche Jobs werden nicht mehr gebraucht? Welche dafür umso mehr?

Es braucht Daten-Fokus und Daten-Affinität in allen Bereichen. Denn KI ist nur dann wirksam, wenn sie mit den richtigen Daten gefüttert wird. Das betrifft aber nicht nur Data Scientists, oder die KI-Flüsterer, die sich darauf spezialisieren aus der KI mit den richtigen Prompts das beste Ergebnis herauszuholen. Ursprünglich sind wir ja davon ausgegangen, dass der Wandel vor allem Jobs betrifft, die keinen hohen Anspruch an Fähigkeiten und Know-how stellen. Aufgaben und Jobprofile, die Empathie und Kreativität erfordern, schienen auch nicht unbedingt von Disruption gefährdet, wie Marketing, Journalismus, Schreiben generell, aber auch Kundenservice, Vertrieb oder Pflege. Software-Entwicklung ebenfalls. ChatGPT hat gezeigt, dass kaum ein Job völlig ungefährdet ist. Ein britischer CEO plant mindestens 30% seiner Arbeitszeit zu reduzieren, in dem er einen Teil seiner Entscheidungen einer KI überantwortet. Auch das Top-Management kann also ersetzt werden.

Schwierig wird es überall dort, wo ein vermeintlich kreativer Prozess inzwischen nur über Standards und Klischees abgewickelt wird. PR-Leute, die eine ähnliche Pressemittelung nach der anderen verfassen, sind ebenso leicht ersetzbar, wie Werbeagenturen, die meinen, es reicht für gute Werbung aus, ein Auto in den Sonnenuntergang fahren zu lassen. Und das Drehbuch von „Fast and the Fourious Teil 0815“ braucht eigentlich auch kein Mensch mehr schreiben.

Rechtsberatung kann die Maschine schon jetzt gut. Aber genauso Software entwickeln, Pläne zeichnen oder Maschinen konstruieren. In so gut wie jeder Aufgabe, in jedem Job und in jeder Dienstleistung wird es in Zukunft eine KI-Komponente geben.

Pflegeberufe, Pädagogik, Gastronomie werden sicherlich an Bedeutung gewinnen, denn hier braucht es den Menschen. Wenn aber der Fachkräftemangel und die Abwanderung aus diesen Segmenten weiter gehen, dann werden auch hier Maschinen Einzug halten, schließlich sind sie schon jetzt recht gut darin, menschliche Interaktion zu simulieren.

Allerdings tun sich Chancen auf, wenn man die richtigen Nischen besetzt. So wie das Antiquariat in der Wiener Innenstadt mit seinem verstaubten Vinyl-Regal sehr gut ein Publikum erreichen können, das nicht im Online-Shop Wegwerfartikel kaufen will. Und die begabte Autorin/der begabte Autor wird Leser*innen begeistern, die nicht an der Variation von Standards interessiert sind.

Der Zug hat Fahrt aufgenommen. Tatsächlich ist die Entwicklung viel schneller gegangen, als es die meisten Expert*innen geahnt haben. Jetzt wird so viel investiert, geforscht und experimentiert, dass wir die weiteren Entwicklungen unmöglich vorhersehen können.

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Fake News, Kriminalität: Jetzt schon wird KI auch dafür eingesetzt. Wie sollen wir damit umgehen?

Die Entwicklung der Sozialen Medien zeigt, dass wir für diese Herausforderungen unzureichend gerüstet sind. Schon jetzt wird im Internet manipuliert, betrogen und geraubt. Das Spannungsfeld wird noch intensiver. Es wird viel Erfahrung brauchen, um gesellschaftlich damit verantwortungsvoll umzugehen und eine ganze Reihe an Maßnahmen und Methoden erfordern. Zum einen gilt es die Menschen darauf vorzubereiten. Awareness, digitale Kompetenzen, Bildung sind dabei Schlüsselfaktoren. Darüber hinaus gibt es natürlich technische Möglichkeiten um Kriminalität zu erkennen und abzuwehren. Technik und Awareness bringen viel – darüber hinaus braucht es aber auch eine Einigkeit über gesellschaftliche Spielregeln und moralische Maßstäbe. Und das am besten global, daher bin ich von den Möglichkeiten einer Regulierung und gesetzlicher Rahmenbedingungen nicht sehr überzeugt. Letzten Endes merken wir, dass alle unsere lebenserhaltenden Systeme unter Veränderungsdruck stehen. Es wird ganz viel gesellschaftlichen Gestaltungswillen brauchen, damit Demokratie, Arbeit, Bildung, Wirtschaft, Gesundheit, Medien etc. so angepasst sind, dass sie den neuen Gegebenheiten gerecht werden. Erschwerend kommt dazu, dass geopolitische Umstände und Klimakrise ebenfalls Aufmerksamkeit brauchen und den Druck weiter erhöhen.

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Wie kann man den Leuten die Angst vor der KI nehmen?

Fear is the mother of violence, hat Peter Gabriel einmal gesungen. Die Ängste unserer Zeit resultieren vor allem aus dem enormen Veränderungsdruck. Dazu gibt es ein mangelhaftes Verständnis von den Funktionsweisen und Methoden der KI-Technologie. Da werden Dinge unter einem Sammelbegriff geschart, die sehr unterschiedlich sind. Leider funktionieren in den Medien Panik-Beiträge mit markigen Schlagzeilen besser, als differenzierte Wissensbeiträge. So sehen auch wir es als unsere Aufgabe, in unserem Medienbeiträgen und Events zu erklären, was dahintersteckt.

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Generell finde ich, dass das ganze Thema samt der zukünftigen Welt so schwer einzuordnen ist, da es ja tatsächlich jeden Lebensbereich betreffen wird. Einige Bereiche hast du schon gut illustriert. Aber wie würdest du den Alltag beschreiben bzw. Das was die KI mit uns machen wird: noch schnelllebiger, noch effizienter, werden wir mehr Zeit für Freizeit haben, werden wir noch mehr Assistenten haben, noch weniger eigeständig denken müssen, mit noch mehr Informationsflut leben müssen. Was kommt da auf uns zu?

Der Grund, warum das Thema so schwer greifbar ist, ist aus meiner Sicht einfach, dass wir erst am Anfang stehen. Nicht einmal die Entwickler selbst wissen, was für Möglichkeiten sich noch bieten. Ein paar generelle Gedanken dazu: Es gibt Einsatzgebiete in ALLEN Lebensbereichen. Das bedeutet auch, dass sich demokratische Entscheidungsfindung verändern wird, dass Medien anders genutzt und Leben anders geführt werden. Ein kleines Beispiel aus dem Alltag. Wenn Dating-Plattformen den richtigen Partner für uns finden, schließen sie bestimmte Faktoren aus und bewerten andere höher – das führt dazu, dass ganz andere Paare entstehen, als in einer Welt, in der zufällig Menschen aufeinander treffen.

Auch in der Geschäftswelt ermöglichen die neuen Anwendungen Revolutionäres. Die Schwelle um in einem Markt mitzuspielen wird für Unternehmen reduziert, disruptive Ideen können von allen Seiten kommen. Dank Cloud und Outsourcing müssen Unternehmen auch nicht mehr alles selbst implementieren oder für Alles eine entsprechende Infrastruktur haben. Nicht mehr die Großen fressen die Kleinen, sondern die Schnellen die Langsamen.

Der globale Erfolg von ChatGPT hat schon eine sehr konkrete Auswirkung gehabt. Global ist die Produktion digitaler Inhalte auf neue Rekordniveaus gestiegen. Bilder, Blogbeiträge, Fachartikel sind in einer Geschwindigkeit und Qualität produzierbar, die 2022 noch undenkbar war. Das zeigt aber auch die Unabwägbarkeit der aktuellen Entwicklung. Wenn jeder unbeschränkt Online-Content produzieren kann, sinkt der Wert einzelner Produktionen. Für den Anwender wird es in der Flut der Produktionen noch schwerer, die richtige Auswahl zu treffen. Umgekehrt wird es für diejenigen, die produzieren, schwerer, für ihre Inhalte Aufmerksamkeit zu schaffen.

Ein paar Themen werden uns noch Kopfweh machen:

  • Der Einsatz von KI für Kriminalität und Betrug, Mobbing, Erpressung etc.
  • Die zunehmende Komplexität der KI-Systeme. Das führt dazu, dass am Ende auch die Entwickler selbst nicht mehr genau verstehen, auf welcher Basis KI autonome Entscheidungen trifft. KI-Systeme lernen von dem, was ihnen an Daten zur Verfügung gestellt wird. Was nicht in den Daten ist, wird nicht berücksichtigt. Daher neigen KI Systeme dazu Bias und Vorurteile zu entwickeln. Wir werden Mechanismen brauchen, um die Urteile der KI trust-worthy zu machen. Das ist eine Frage, die bis ins Philosophische reicht.
  • Urheberrecht und Intellectual Property
  • Digitale Demenz – Wie sehr verlieren wir durch digitale Assistenzsysteme unsere eigenen Fähigkeiten. Wie schädlich kann es sein, dass wir Entscheidungen mehr und mehr Systemen überlassen, deren Funktionsweisen und Methoden wir nicht ausreichend kennen, oder im Alltag hinterfragen können. Wie sehr lassen wir uns dabei manipulieren?
  • Digitale Sourveränität – Die Machtverhältnisse verschieben sich zu Gunsten jener, die diese Technologien in der Hand haben. Das sind im Moment im privatwirtschaftlichen Bereich eher Organisationen und Unternehmen aus den USA und aus Asien. Im militärischen Sektor ist das Ungleichgewicht wohl noch größer.

Es gibt natürlich auch eine Menge Dinge, die uns KI im Alltag ermöglichen wird. Zum Beispiel bieten sich eine Menge Ansatzpunkte im Bereich Inklusion und Chancengleichheit. Lästige Arbeit kann optimiert werden. Spannend sind auch Einsatzbereiche bei Energieeffizienz und den 3 Rs der Nachhaltigkeit: Reduce, Reuse & Recycle.

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Und wie kann man sich darauf vorbereiten?

Krisen entstehen immer dort, wo das bestehende System nicht mehr die richtigen Antworten liefert, aber das neue System noch nicht ausreichend entwickelt ist. Genau da stehen wir heute. Beispiel Schule: Kaum Lehrer oder Direktoren waren auf den Impact von ChatGPT vorbereitet. Daher werden GenAI-Anwendungen als Schummeln 2.0 verteufelt, anstatt dass die Möglichkeiten in das Lernen und Lehren eingebunden werden. Wie immer müssen Gesetze, Regeln und Moral erst nachgezogen werden gegenüber der realen gesellschaftlichen Entwicklung.

Als Unternehmer habe ich gelernt, dass Krisen immer gute Gelegenheiten sind, Dinge anders anzugehen, sich zu verändern und neue Ideen zu entwickeln. Am Ende werden wir eines dabei lernen: Wir entwickeln nicht Technologie um der Technologie willen. Ich bin überzeugt, dass die Unternehmen erfolgreich sein werden, die dabei den Menschen in den Mittelpunkt stellen. Wer trotz aller Technologie nicht vergisst, dass es um Mitarbeiter*innen, Manager*innen, Anwender*innen und Kund*innen geht.

„Der einfachste Weg die Zukunft vorherzusagen, ist es, sie selbst mitzugestalten!“, heißt es jetzt oft. Es braucht nicht Angst, sondern Bewusstsein. Jeder kann ausprobieren, nachdenken, diskutieren, so dass wir gemeinsam als Gesellschaft AI-reifer werden.

Gender-Hinweis:

Zur besseren Lesbarkeit dieses Blogartikels verwenden wir das generische Maskulinum. Die in diesem Blogartikel verwendeten Personenbezeichnungen beziehen sich – sofern nicht anders kenntlich gemacht – auf alle Geschlechter.

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