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Warum der Ruf nach einem starken Mann nicht aus der Krise führt und warum es Unternehmer sind, die die Welt verändern, erklärt Zukunftsforscher Erik Händeler

by Yara El-Sabagh

OUT NOW: Confare Blog mit Zukunftsforscher Erik Händeler

„Erik Händeler hat auf Basis einer historischen Analyse eine wichtige Erkenntnis in den Vordergrund gestellt, lange bevor die Bedeutung des menschlichen Faktors in der breiten Öffentlichkeit wahrgenommen wurde: Der Weg aus der Krise ist der Weg zu einem besseren Miteinander! Obwohl sein Denken stark christlich geprägt ist, argumentiert er das weitab jeglicher Romantik sondern auf Basis einer ökonomischen Betrachtung!“ meint Confare Gründer Michael Ghezzo über Erik Händeler, einem seiner erklärten Lieblings-Speaker, den man schon oft auf der Bühne der Confare #CIOSUMMITs erleben durfte.

Zukunftsforscher ist eines der Labels, mit denen Erik Händeler gerne angekündigt wird. Das sind Menschen, die zu Dingen forschen, die noch gar nicht passiert sind. Also vielleicht auch Menschen, die uns Wege aus unserer aktuellen Krise aufzeigen können? Also haben wir ihn kurzerhand gefragt, worauf es in der heutigen Weltlage zu achten gilt, wie er die wichtigsten Hypes und Trends beurteilt und was Führungskräfte und Unternehmer heute zu einer besseren Welt beitragen können.

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Wie fit sind unsere Gesellschaften für die Anforderungen der Zukunft – aus der Sicht eines Zukunftsforschers?

Erik Händeler: Das hängt davon ab, wie nah eine Gesellschaft an der Wirklichkeit dran ist. Wer keine Pressefreiheit hat, der wird auch als Spitzenbeamter den Propagandazahlen folgen und so Fehlentscheidungen treffen. Wo Dinge nicht hinterfragt werden dürfen, werden sie wohl nicht ausreichend durchdacht. Werden Politiker abgewählt oder zur Verantwortung gezogen? Ja, so läuft das bei uns. Wir sind also die Gesellschaft, die sich anpassen kann. Kann sein, dass wir schlecht sind, aber wenn es so wäre, dann sind die anderen noch schlechter. In der Frage, was besser funktioniert – Autokratie oder Demokratie mit sozialer Marktwirtschaft – dann ist ganz klar unsere Gesellschaf anpassungsfähiger für das, was kommt.

Während wir in den letzten Jahren viel über Transformation, Innovation und Fortschritt gesprochen haben, sind heute Krise, Rezession und Konflikte stark in die öffentliche Wahrnehmung gerutscht. Ist der Höhenflug vorbei?

Erik Händeler: Ja, der Höhenflug ist vorbei, nicht aber die “Transformation”. Wir haben seit den 90er Jahren eine Zeit hinter uns, in der uns IT die Kosten gesenkt hat und uns spürbar produktiver gemacht hat. So waren neue Arbeitsplätze rentabel, die Wirtschaft wuchs. Aber jetzt ist der größte Teil der Arbeitsprozesse durchrationalisiert, in denen es um strukturierte Informationsarbeit geht: Robotersteuerung, Datenbanken, Informationen analysieren. Das ist vorbei, deswegen kommt eine Stagnation mit Verteilungskämpfen. Was an Arbeit bleibt und zunimmt, ist die Arbeit am Menschen und mit Wissen zwischen Menschen. Die dafür nötigen Erfolgsfaktoren haben nichts mit Dingenskirchentechnology zu tun, sondern mit Kooperationsfähigkeit, Transparenz, konstruktive Streitkultur. Davon hängt jetzt das wirtschaftliche Überleben ab. Eine nachholende Transformation zur Digitalisierung, wo das bislang verpasst wurde, ist deswegen immer noch nötig, dazu noch die Transformation zu einem nachhaltigen Energiesystem.

Mit Metaverse, Krypto, NFT oder Blockchain sind im Moment eine ganze Menge neuer Hypethemen auf dem Horizont erschienen? Welche Empfehlungen hat der Zukunftsforscher, um die Tragweite solcher Entwicklungen richtig einzuschätzen?

Erik Händeler: Das sind nicht meine Themen, weil sie sehr stark noch auf Technik fokussieren, die wichtig bleibt, aber nicht entscheidend ist. Auch nach dem Ölschock von 1973 wurden mehr und noch bessere Autos gebaut. Aber nicht mehr das Auto war Wachstumstreiber, sondern mit Hilfe des Computers konnten man Autos billiger und besser herstellen. So ist es auch jetzt: Digitaltechnik ist wichtig, aber ausschlaggebend für den Erfolg ist die Frage, wie produktiv ein Unternehmen, ein Land mit unscharfen Wissen zwischen Menschen umgeht.

Was sind aus Ihrer Sicht die Megatrends, mit denen sich Entscheider heute bereits befassen sollten?

Erik Händeler: Kapital kann ein Unternehmer überall in der Welt leihen, und sei es in Saudi-Arabien. Jeder kann eine Maschine weltweit einkaufen, Technik ist austauschbar; jeder kann das Wissen der Menschheit vom Internet ziehen, jeder kann einen Spezialisten in Paris für zwei Stunden mieten, seine Produkte im Internet anbieten. Alle Produktionsfaktoren sind weltweit austauschbar geworden und dieselben. Das Einzige, was ein Unternehmen, ein Land von anderen unterscheidet, ist die Fähigkeit, produktiv mit Wissen umzugehen. Das hört sich banal an, ist es aber überhaupt nicht. Denn Umgang mit Wissen ist Umgang mit anderen Menschen, die ich unterschiedlich gut kennen, unterschiedlich gerne mag, und mit denen wir unterschiedlich viele, berechtigte Interessensgegegnsätze haben. Die Fähigkeit, das auszukarteln, macht den Unterschied aus. Nachdem die Maschinen die materielle Arbeit machen und Computer/KI die strukturierte Wissensarbeit, was bleibt an Arbeit übrig? Sich herumzustreiten. Über die Ziele, die Verwendung der Ressourcen, wer was arbeitet. Das ist doch das, worum es bei Euch bei Confare geht. Wer das am besten macht, überlebt.

Digitalisierung und IT haben enorme Auswirkungen auf die Gesellschaft. Gleichzeitig ist der Zugang zu Internet und Technologie auf der Welt nicht gerecht verteilt – wieviel gesellschaftliche Sprengkraft sehen Sie darin?

Erik Händeler: Der Kleinbauer in Afrika, der über da Handy Zugang zum Internet hat und erfährt, in welchem Dorf die Preise gerade am besten sind, der hat einen großen Vorteil. Und das passiert gerade rasend schnell. Ich sehe eher positiv die Verbesserungen überall in der Welt, gerade in den früheren Entwicklungsländern. Unterschiede gibt es eher innerhalb von Gesellschaften. Und auch da meine ich, ist es eine Frage der Zeit, bis sich das ausgleicht.

Was können CIOs und CDOs für eine bessere Zukunft beitragen?

Erik Händeler: Die Unternehmer haben gegen den Widerstand der Gesellschaft die Eisenbahn gebaut und den Computer durchgesetzt, und auch jetzt werden sie wieder die Gesellschaft verändern. Wenn es aktuell darum geht, mit unscharfem Wissen produktiver zu werden, verändert das nicht nur die Unternehmen, sondern auch die Anforderungen an die Persönlichkeit, die sich bis auf die Familienkultur und die Außenpolitik auswirken werden. Wer im Beruf lernen musste, einen Konflikt nicht unter den Teppich zu kehren, nicht durch Status und Gewalt zu entscheiden oder über persönliche Amigo-Beziehungen, sondern über inhaltliche Fragen, was dem Gesamtprojekt dient, so jemand wird auch seine privaten Konflikte besser austragen und zu versöhnlicheren Resultaten kommen. Ein Land, das hochproduktiv mit Wissen umgeht, wird keine andere Länder überfallen, weil produktiver Umgang mit Wissen nicht die eigene Gruppe betont, sondern das Gesamtwohl aller. Drei Mittelmäßige, die gut zusammenarbeiten, sind viel produktiver, als der Supercrack, bei dem es leider nicht gelingt, die Ergebnisse der Arbeitsteilung zusammenzuführen.  Es geht um systemische Produktivität. Das ist das große Megathema der Zukunft, wir stehen erst am Anfang.

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